Wie bringe ich es meinem vater schonend bei, das meine Mutter im Sterben liegt?

Hallo,

meine 91-jährige Mutter liegt seit 1,5 Wochen in der uni-Klinik und die Ärzte haben mir mitgeteilt, daß die Vitalwerte meiner Mutter täglich sinken und mit ihre Ableben zu rechnen ist.

Nun komme ich zu meinem Problem:
Mein 92-jähriger Vater hatte im November 2023 einen Schlaganfall und ist seitdem halbseitig links gelähmt und bettlägerig.
Er liegt zur Zeit alleine zu hause und wird 4x täglich durch einen ambulanten Pflegedient versorgt. Alle 3-4 tage schaue ich dann abends nach dem Rechten.

Wie bringe ich meinem Vater nun auf schonende Weise bei, daß Mutter im Sterben liegt? Ich zermartere mir den Kopf, ob ich ihn darauf vorbereiten soll oder ihn auf Grund seiner geschwächten Konstitution schone.

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Hallo!

Ist dein Vater noch adäquat? Wenn ja, dann wird er sich sowieso seinen Teil denken. Meist muss in solchen Situationen nur noch ausgesprochen werden, was alle eh schon wissen.

Ich weiß nicht, ob "Schonung" der richtige Ansatz oder Gedanke ist. In solchen Situationen finde ich es wichtig, dass man ehrlich ist und vor allem authentisch. Für dich ist die Tatsache, dass deine Mutter in absehbarer Zeit sterben wird, auch keine leichte. Da kann man dem Vater die Nachricht nicht schonend beibringen. Man kann ihn aber mit der Nachricht begleiten und Raum lassen für seine Reaktionen. Er darf doch traurig sein und du auch.

Ich würde ihm mit wenigen Sätzen erläutern, wie die Lage ist, und nicht um den heißen Brei reden.Du kannst ihn zu Beginn auch fragen, was seine Gedanken momentan zu dem Zustand deiner Mutter sind. Es ist nämlich auch möglich, dass er dann versuchen wird, DICH auf das Kommende vorzubereiten. Ich würde ihm auch sagen, dass es dir schwer fällt, ihm das zu sagen, weil du selbst so betroffen bist und dich auch um ihn sorgst.

Dein Vater ist 92 und selbst hinfällig. Es ist möglich, dass er ziemlich bald hinterher stirbt und das auch so will. Auch für diesen Gedanken würde ich ihm Raum lassen. Es ist alles erlaubt, wenn es nur aufrichtig ist.

LG

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Dem ist, finde ich, eigentlich nichts hinzuzufügen.
--@Dosti: ich denke auch der Ausdruck "mit der Tür ins Haus fallen" passt hier nicht. Es geht einfach um das nun zeitnahe, transparente und ehrliche Informieren darüber, dass seine Frau im Sterben liegt, verbunden mit der Frage, ob er sie noch einmal sehen möchte. Die Chancen sind hoch, dass ihm dies ohnehin alles bewusst ist und wahrscheinlich hat er im Vorfeld auch bereits mit seiner Frau gesprochen und die zwei haben sich vielleicht auch schon voneinander verabschiedet oder anderweitig alles geklärt.

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Hallo!

Wäre ein Hospiz-Platz für euch eine Lösung, so dass dein Vater und deine Mutter die verbleibende Zeit
zusammen verbringen könnten?

Ich würde da beim örtlichen Verein nachfragen. Die würden dann auch alle Beteiligten mental unterstützen.

Alles Gute,
Gruß
Fox, die letzten Herbst 2 Angehörige gehen lassen musste

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Hallo foxglove,

vielen Dank für deine Antwort.
Das mit dem Hospiz wäre eine gute Sache, aber wie mir die Ärzte in der Uni-Klinik mitgeteilt haben, steigen die Entzündungswerte wieder an und sie liegt seit Tagen nur noch mit geschlossenen Augen im Bett. Seit vier Tagen nimmt sie auch keine Verpflegung zu sich. Auf Schmerzreize reagiert sie auch nicht mehr. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich verabschiedet.

Mir ging es eher darum, meinem (wie beschrieben) auch angeschlagenem Vater es möglischt schonend beizubringen, also die richtigen Worte zu finden und nicht direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Ich merke, daß ich selber psychisch am Anschlag funktioniere. Seit dem Schlaganfall meines Vaters dreht sich alles nur noch um seine Pflege, Krankenhausaufenthalte meiner Mutter, deren durch beginnende Demenz verbal agressives Verhalten gegenüber der kurzzeitig dagewesenen 24-Std.-Pflegekraft, Schwiegermutter mit Parkinson im Pflegeheim. zusätzliche Versorgung des elterlichen Haushaltes. dazu der eigene Job und die eigene Familie mit ihren eigenen Problemen.

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Hallo!

Okay, habe das Problem noch weiter verstanden, es geht um das Vermitteln der schlechten Nachricht an sich. Seid ihr in einer Kirche? Ich würde mir in dem Fall die Unterstützung meiner Pastorin holen, die uns auch bei der Option Hospiz für meinen Schwiegervater sehr unterstützt hat. Leider wollte es mein Schwiegervater nicht und ist letztendlich auf der Palliativstation des KH verstorben. Aber die Pastorin hätte mich beim Übermitteln der schlechten Nachricht unterstützt und uns alle begleitet.

Hospiz-Vereine unterstützen aber auch bei der Palliativ-Begleitung, also auch wenn ihr die Option gemeinsamer Aufenthalt nicht mehr wahrnehmen könnt, dann können die Mitglieder des Hospiz-Vereines auch ambulant helfen,
wenn ihr keine persönliche Verbindung zur Kirche habt.
Das haben wir bei meiner an ALS verstorbenen Mutter gehabt, die bis zum Schluss von meinem Vater und der Diakonie zu Hause gepflegt wurde.

Alles Gute für die schwere Zeit,
viele Grüße
Nina Deneke

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Ich gebe da mal zu bedenken, das den beiden sicherlich klar ist und war, das ihre Zeit nur noch begrenzt ist. Wozu also schonen? Es ist die Realität und die ist Menschen mit Ü90 sicherlich durchaus bewußt.

Die Frage, ob man es ihm überhaupt sagt, die stellt sich gar nicht...natürlich muß er davon erfahren, es geht hier um seine Frau!

Eine andere Frage und deren Umsetzung würde mich daher viel mehr beschäftigen: Möchte er sie nochmal sehen, sich verabschieden und wie kann man das umsetzen? So wie es klingt drängt die Zeit und ich finde den Vorschlag mit dem Hospiz, wo er dann auch mit versorgt wird für die verbleibende Zeit, einen guten Ansatz. Falls die zeit nicht mehr reicht, könnte man einen Liegendtransport für deinen Vater organisieren, das er sie wenigstens nochmal sehen kann....wenn er denn möchte.

Deinen Vater schonen zu wollen, das ist der komplett falsche Ansatz.

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Hallo Butterstulle,

vielen Dank für deine Antwort.

[...]Die Frage, ob man es ihm überhaupt sagt, die stellt sich gar nicht...natürlich muß er davon erfahren, es geht hier um seine Frau![...]
[...]Deinen Vater schonen zu wollen, das ist der komplett falsche Ansatz.[...]
Deshalb ja meine Frage, wie ich es ihm schonend beibringen kann. Ihm wird auch klar sein, wie dir und mir, daß die Lebenszeit begrenzt ist. Trotzdem braucht man doch nicht mit der Tür ins Haus fallen, wenn der Vater ebenfalls gesundheitlich angeschlagen ist.

Alles Weitere steht in der Antwort an foxglove.

Bearbeitet von Dosti
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Hallo!

" So wie es klingt drängt die Zeit und ich finde den Vorschlag mit dem Hospiz, wo er dann auch mit versorgt wird für die verbleibende Zeit, einen guten Ansatz"

Nein, das ist kein guter Ansatz!
Die Mutter ist schon präfinal, wie wir das nennen. In diesem Zustand sollte man niemanden mehr irgendwohin verlegen. So ein Transport bedeutet Stress, ein Ortswechsel mit neuen Menschen bedeutet Stress. Das Risiko, dass sie unterwegs verstirbt oder schon nach wenigen Stunden im Hospiz, ist groß und davon hätte niemand was.

Und, nein, der Vater würde in einem Hospiz nicht mitversorgt. Wie kommst du darauf? Angehörige können bleiben, das stimmt, aber sie müssen sich selbst versorgen können. Bei alten Leuten gucken wir durchaus mit hin und begleiten sie mal von A nach B oder sorgen dafür, dass sie was zu essen bekommen, aber gepflegt werden Angehörige von uns nicht. Die Kapazitäten haben wir gar nicht. Der Vater ist nicht mobil und dass er seine Frau regelmäßig besuchen könnte, ist weder im Krankenhaus noch im Hospiz möglich. So ist die Situation.

Die Frage war, wie man den Vater informiert. Alles andere scheint mir gut organisiert und die Eltern sind der Situation gemäß bestmöglich untergebracht und versorgt. Ein Hospiz ist ein guter Ort, aber es ist nicht immer die Universallösung.

LG

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Hey du!
Keine einfache Situation!

Ich möchte nur zu bedenken geben, dass Menschen im hohen Alter sehr wohl bewusst ist, dass ihre Zeit begrenzt ist. Und das man sich vielleicht auch manchmal ein friedliches Ende wünscht.

Möglicherweise ist dein Vater schon viel weiter mit seinen Gedanken in Richtung Tod, als du es dir vorstellst. Ich würde meiner Angst und Verunsicherung Ausdruck verleihen. Das diese Situation ein Ausnahmezustand ist und du eben nicht weißt, wie du mit ihm darüber sprechen kannst.

Vielleicht kannst du für dich selbst auch noch die Seelsorge kontaktieren. Schließlich stirbt gerade deine Mutter. Da ist Rücksicht auf deinen Vater lieb, aber du kannst dich selbst auch versuchen liebevoll zu begleiten.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!