Hallo zusammen,
wir sind momentan in einer wirklich traurigen Situation. Meiner Schwiegermama ist bereits seit 2 Jahren an Knochenkrebs erkrankt. Somit wussten wir, dass ihr nicht mehr viele Jahre bleiben würden. Nun hat sich ihr Zustand seit etwa 1, 2 Monaten rapide verschlechtert und sie hat durch den Krebs mehrere gebrochene Knochen und ist seit fast 3 Wochen schon im Krankenhaus.
Letzte Woche kam dann die Info, dass sie ins Hospiz kommen wird und gestern kam dann die Info, dass sie heute endlich einen Platz im Hospiz bekommt und wurde heute früh dorthin verlegt. Sie selbst ist 70, war immer super selbstständig und hat sich schon lange mit dem Sterben auseinander gesetzt und ist da SEHR rational und logisch bei der Sache. Sie sagt, sie bereut nichts, hatte ein schönes Leben und wenn es nach ihr ginge, dürfte es auch schneller gehen. Sie hat keine Lust mehr, da sie sich auch nicht mehr bewegen kann/darf seit der Knochenbrüche. Nur noch eine Hand kann sie ein bisschen bewegen, das war's.
Gestern als sie noch im Krankenhaus war, haben wir sie endlich besuchen können/dürfen. Wir sind zu dritt hingefahren, also mein Mann, meine Tochter (8, die ein sehr gutes Verhältnis zur Oma hat) und ich. Natürlich ist es für uns alle sehr schwer, aber es war schön, sie nach rund 2 Monaten endlich wiedersehen zu können und sie ist mental auch noch voll da, sodass wir uns auch normal mit ihr unterhalten konnten. Das war auch für meine Tochter schön. Aber natürlich ist sie schon sehr traurig. Wir gehen sehr offen mit dem Thema Tod um, schon immer. Nur diesmal ist es eben so, dass es der erste Tod im nahen Umfeld ist und somit schon auch eine neue Situation für uns alle drei.
Wir möchten meine Schwiegermama gerne am Freitag nochmal besuchen. Vor allem meine Tochter will UNBEDINGT hin, hat sie mehrfach gesagt. Gestern wollte sie am liebsten auch nicht weg von Oma aus dem Krankenhaus. Nun habe ich ein bisschen Angst/Bedenken. Wie gesagt, gestern hatte sie einen "guten" Tag, war also nicht so müde wie sonst und konnte ja auch noch normal sprechen. Jedoch verweigert sie seit Freitag Mittag jegliches Essen (kriegt Kalorien höchstens über ein Gläschen Limo, sonst will sie nichts). Ich gehe also davon aus, dass es wirklich nicht mehr lange dauert und frage mich halt, ob sie so überhaupt noch eine Weile "durchhält" und wie es ihr dann geht, wenn wir sie das nächste Mal besuchen. Habe da etwas Angst, dass sie sicherlich dann deutlich abgebaut haben wird und vielleicht auch gar nicht mehr ansprechbar sein wird und das für meine Tochter dann ein größerer Schock sein wird.
Habt ihr vielleicht Tipps/Erfahrungen, wie man am besten damit umgeht? Besuchen mit Kind nur wenn sie noch "voll da ist" und sonst nicht? Raubt das meiner Tochter nicht eher den "finalen Abschied"? Meine Tochter sagt selbst, sie möchte nicht, dass Oma genau dann stirbt wenn sie da zu Besuch ist. Am liebsten will sie einfach, dass Oma gar nicht stirbt und wenn dann friedlich im Schlaf. Ich möchte einerseits, dass meine Tochter gut mit der Situation abschließen & sich verabschieden kann, andererseits soll sie natürlich auch kein Trauma davon tragen. Es ist echt so schwierig, wie man es am besten machen soll... Zumal in dem Alter mit 8 versteht sie das alles ja schon sehr gut.
Danke euch schon mal für eure Tipps und Erfahrungen! Traurige Grüße...
Oma kommt ins Hospiz - wie damit umgehen?
Besucht sie eher!
Im Hospiz gibt es keine vorgeschriebenen Besuchszeiten!
Wieso liegt so viel Zeit zwischen euren Besuchen?
Nehmt eure Tochter ruhig mit ins Hospiz. Es gibt da auch viele Räume in denen eure Tochter warten kann, falls ihr sie doch nicht zur Oma lassen wollt.
Das Hospizpersonal ist in der Regel sehr nett, einfühlsam .
Vielleicht könnt ihr vorher miteinander reden und besprechen wie der Besuch ablaufen kann und ob sie nach eurer Tochter ggf für eine Zeit lang schauen.
Ich glaube die besten Ansprechpartner sind das Personal im Hospiz.
Viel Kraft
Wir haben eine etwas längere Fahrt dorthin und müssen irgendwie auch planen. Natürlich würden wir auch irgendwie früher fahren, wenn sich ihr Zustand jetzt plötzlich noch deutlich verschlechtern sollte. Man steckt halt nicht drin und es ist schwierig, da irgendwie "zu planen". Und wie gesagt, ich weiß halt nicht, wie es für meine Tochter dann ist, falls Oma eben nicht mehr mental so auf der Höhe ist wie jetzt aktuell noch :-/.
Ruft im Hospiz an!
Sie werden euch bei euren Fragen und Ängsten weiterhelfen können.
Sie sind dort wirklich nett.
Du selber hattest noch keine Berührung mit einem Hospiz, oder? Es ist ein wunderbarer Ort, an dem gelacht, geweint, verwöhnt und geflucht wird.
Es herrscht dort eine ganz ruhige Stimmung, keine Hektik.....alles kann, nichts muß.
Bevor man das erste Mal dort über die Schwelle tritt, da hat denke ich jeder Kopfkino. Wenn man es aber als Angehöriger/Freunde schafft, dort emotional einzutauchen, dann wird man auch selber auf dem letzten Weg aufgefangen, ohne das es dort jemand bewußt macht.
Also ja, ich bin ganz klar dafür, das deine Tochter dorthin mit kann. Ist kein guter Tag, dann wird der Besuch eben nicht so lang. Dort kann sie mit der Oma aber auch noch viel Zeit verbringen....selbst wenn sie nur ganz still kuscheln.
Wie lange der Sterbeprozeß dauert, das kann keiner sagen. Meine Mutter brauchte 4 Wochen, bis sie es geschafft hatte. Sie durfte zuhause sterben, von daher waren auch ihre Enkelkinder und sogar das Urenkelchen anwesend.....sie haben ihr vorgelesen, gekuschelt, die Nägel gemacht, einfach nur still Zeit mir ihr verbracht. Wieviel sie davon mitbekommen hat, das wissen wir nicht. Aber ich weiß, das ihre Enkel mit einbezogen werden wollten und das haben sie bis heute nicht bereut.
Mach dir nicht so viele Gedanken und laß deine Tochter entscheiden, wie sie damit umgehen möchte. Es wird keinen finalen Abschied geben, die existieren nur in Filmen. Das Hospiz ist jetzt das neue Zuhause der Oma, für wie lange, das weiß keiner. Also nutzt die Zeit die noch bleibt.
Nein, tatsächlich hatte ich selbst noch keinerlei Berührungspunkte damit, ebenso wenig wie mein Mann. Den "größten" und auch emotionalsten Verlust, den wir bisher miterlebt haben, war der Tod meines Hundes vor 8 Jahren, mit dem ich aufgewachsen bin. Als meine eine Oma und mein Opa starben (beide vor 15 Jahre) war das nicht so schlimm, da ich kaum eine Verbindung zu ihnen hatte bzw. eine neutral/negative. Und in all den Fällen war ich selbst bereits erwachsen, habe also als Kind keine Erfahrungen mit dem Tod im direkten Umfeld gemacht.
Ich muss auch sagen, dass ich manche Kommentare, die hier auf meine Sorgen hin kamen, sehr befremdlich und auch etwas überschreitend finde. Auch den von der "Sterbebegleiterin" über mir. Es klingt sehr danach als wolle sie mir irgendwas unterstellen, was ich als SEHR pietätlos empfinde. Wenn ich schreibe, dass wir mit unserer Tochter SEHR offen und ehrlich über die Oma und den bevorstehenden Tod spreche, dann meine ich das auch so. Und nein, ich möchte eben nichts "umschiffen", absolut NICHT! Ich möchte nur nicht, dass sie am Ende ein Trauma davonträgt, wenn sie ihre Oma an verschiedenen Dingen angeschlossen sieht oder dergleichen. Hintergrund ist, dass ich mehrere Menschen im Freundeskreis habe, die das bereits erlebt haben und sich schwerlich davon erholt haben und bis heute noch darunter leiden. Wobei die meisten davon tatsächlich zu der Zeit ein bisschen älter waren als meine Tochter jetzt und man mit ihnen nicht so intensiv über die Situation gesprochen hat wie wir das jetzt tun. Wie gesagt, wir besprechen ALLES mit unserer Tochter, natürlich kindgerecht. Aber sie versteht das schon alles sehr gut.
Danke jedenfalls Butterstulle, dass du da so liebevoll und wirklich unterstützend geschrieben hast. Wir werden morgen zu ihr hinfahren. Wir wollten heute schon, aber sie hatte Besuch von ihrer ältesten Freundin, die sie schon seit Grundschulzeiten kennt, da wollten wir dann nicht "stören" und die Mädels lieber ihre alten Geschichten untereinander bequatschen lassen .
Ich bin auch froh, dass sie immer noch mental fit ist. Mal sehen, wie lange dann morgen der Besuch geht. Am Montag waren wir bei ihr im Krankenhaus, das war der letzte Tag vor der Verlegung. Da hatten wir 1,5 Stunden bevor sie doch wieder sehr müde war. Schauen wir mal. Danach fahren wir von dort dann noch zu meinem Schwiegerpapa rüber, der wohnt im Nachbarort vom Hospiz.
Ich finde Golms Antwort überhaupt nicht pietätlos, im Gegenteil......sie sieht den Tod mit anderen Augen, eben weil sie sehr viel Erfahrung hat. Ich teile da, aufgrund meiner Erfahrungen, vollumfänglich ihre Ansichten und Worte. Ich kann in ihrem Beitrag auch keine Unterstellungen oder ähnliches erkennen. Man kann aber klar rauslesen, das sie eben diese Berührungsängste (die ja bei uns gesellschaftlich tief verankert sind) abgebaut hat.
Sie stellt ja die Frage, ob es deine Ängste sind oder die deiner Tochter.....auch die finde ich ganz wichtig, das man das für sich selber klärt.
Mach dir bewußt, das nur die Menschen traumatisiert wurden, die niemanden hatten, der sie da begleitete. Darauf bist du ja auch schon selber gekommen. Und ja, vielleicht hat sie dann für immer Bilder im Kopf.
Ach so, es kann auch sein, das deine Tochter gar nicht sprechen will....auch das ist okay.
Du kannst ja nach dem Besuch mal berichten, was er mit euch gemacht hat. Und 1,5 Stunden sind sehr viel Zeit, die ihr da Montag schon hattet.
Zum Thema „sie verweigert das Essen“:
Die Oma stirbt nicht, weil sie nicht isst - sie isst nicht, weil sie stirbt!
Das ist mir absolut bewusst und ich finde es schade, dass in den Kommentaren irgendwie so seltsam auf diesem Thema bzw. der Formulierung rumgeritten wird! Genau, weil mir bewusst ist, dass dies ein Teil des Prozesses ist, der eben gegen ENDE stattfindet, habe ich natürlich Angst, dass es nun doch viel schneller gehen könnte als ursprünglich gedacht und wir vielleicht kaum mehr Zeit mit ihr haben werden.
Ich machte den Fehler, auch noch den Rest zu lesen...
Wenn deine Schwiegermutter im Hospiz angekommen ist, werdet ihr merken, dass die Wortwahl enorm wichtig ist.
Niemand "verweigert" erwas, weil das impliziert, der oder diejenige lässt ja nicht zu, dass man hilft. Unsere Gäste lehnen ab. Meist lehnen sie sogar freundlich ab. Dann weiß jeder: Aha, dieses oder jenes Angebot wurde gemacht. Es wurde abgelehnt, weil...." je nach Grund kann man dieses Angebot wiederholen oder man lässt es einfach, weil sich der Gast/die Gästin (Ja, es wird gegendet!) sonst bedrängt fühlen würde.
Die Oma wird auch nicht "einschlafen", sie wird sterben und dann für immer tot sein.
"habe ich natürlich Angst, dass es nun doch viel schneller gehen könnte als ursprünglich gedacht und wir vielleicht kaum mehr Zeit mit ihr haben werden. "
Richtig: Es sind deine Ängste, nicht die deiner Tochter. Das ist nichts Schlimmes. auch du darfst Angst haben udn es wäre sogar irgendwie creepy, wenn du sie nicht hättest. Das Ding ist, dass du sie nicht wahrhaben willst und die Angst auf deine Tochter schiebst.
Jetzt kannst du auf mich schimpfen oder auf die KollegInnen im Hospiz, auf die du demnächst treffen wirst. Es ändert aber nichts daran, dass die Oma sterben und ihr Trauer erleben werdet. Die Frage ist, wie kommt ihr als Familie da gut durch?
Bloß besuchen, gerade wenn Oma nicht mehr fit ist.
Ich habe meine Mutter als unheimlich fitte, lebensbejahrende Person in Erinnerung. Dass ihr Tod "eine Erlösung" gewesen sein soll, wie mir die Personen, die in den letzten Monaten ihres Lebens noch mit ihr Kontakt hatten, versicherten, kommt in meinen Kopf nicht wirklich rein und ja, das macht es im Vergleich zu den Großeltern, wo ich eben gesehen habe, das Leben wurde gelebt und irgendwann ist da halt Punkt erlebt, wo es immer noch traurig ist, aber eben der Lauf der Dinge weil nicht mehr wirklich Lebensqualität da ist, deutlich schwerer.
Mein Sohn war da 6 und auch für ihn ist es viel schwerer zu verstehen als bei den Großeltern die man schon vorher nicht mehr fit gesehen hat.
Dass deine Tochter nicht sehen möchte wie die Oma stirbt, ist ja absolut nachvollziehbar, hat aber nichts mit ihrem Abschied zu tun.
Schwierige Frage. Meine Oma wollte zum Schluss gar keinen Besuch mehr. Das haben wir respektiert. Meine Tochter kommt damit bis heute nicht klar, weil sie ihre Oma gern nochmal sehen wollte. Das ist jetzt schon fast zwei Jahre her. Mir war es wichtig den Patientenwillen zu achten, heute frage ich mich, ob ich es nicht lieber hätte überhören sollen. Andererseits wurde meine Oma zum Schluss sehr ausfallend und vulgär (sie hat selber nichts mehr mitbekommen, zu Lebzeiten war sie die herzensbeste Frau der Welt), berichtete meine Tante, die sie bis zum Schluss begleitet hat. Das hätte ich meiner Tochter wiederum auch nicht antun wollen. Bitte fragt daher im Hospiz nach. Es wird dort auch professionelle Trauerbegleiter geben, die euch das beste in eurem Fall raten können.