Wie kommt der Opa in die Urne?

Hallo liebes Forum,

Mein Vater ist gestorben und am Freitag wird die Urne im Friedwald beigesetzt. Meine Kinder, 4 und fast 8 werden dabei sein. Es geht auch nicht anders, da wir aus dem Ausland anreisen und auch sonst keine Betreuung haben. Meine ältere Tochter ist etwas nervös, sie will den Opa nicht tot sehen usw. Ich habe ihr erklärt, dass das nicht der Fall sein wird und ein bisschen die Zeremonie beschrieben, damit sie weiß, was auf sie zukommt. Aber oben genannte Frage wurde noch nicht konkret beantwortet. Ich denke, dass auch meine kleine Tochter sie stellen wird.
Wir sind nicht religiös und ich habe den Kindern auch nichts vom Himmel erzählt. Im Prinzip sage ich immer die Wahrheit, aber habt ihr vielleicht Anhaltspunkte, wie ich die Wahrheit in diesem Fall verpacken kann, damit es nicht ganz so grausam kl;ingt?

Liebe Grüße!

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Zuerst einmal: herzliches Beileid. Es ist immer schlimm, ein Elternteil zu verlieren. Ich hoffe, dass du liebe Menschen in deinem Umfeld hast, die sich um dich kümmern.


Wir gehen hier zu Hause, sehr offen mit dem Thema Tod um. Wir reden sogar recht häufig darüber. Einfach so mitten am Tag.
Ich bin selber auch so aufgewachsen, dass man das Thema nicht unter den Tisch kehrt und der Tod wie nichts anderes zum Leben gehört.Insofern habe ich mit meinen Kindern schon des Öfteren darüber gesprochen, dass man verbrannt werden kann, oder eben beerdigt.

Ich glaube als Erwachsener stellt man sich das für die Kinder immer extrem traumatisierend vor. Ist es gar nicht. Unsere Lebenserfahrung macht daraus immer viel mehr Bilder, als die Kinder sich tatsächlich selber ausmalen. Wenn man den Kindern sagt: „die Menschen werden verbrannt.“ stellen sie sich keinen brennenden Menschen vor. Für die meisten Kinder reicht diese antwort einfach aus.

Wir haben in dem vergangenen Jahr auch einige Trauerfälle in der Familie gehabt. Und im Freundeskreis. Leider auch die Mutter einer Freundin meines Kindes. Viel zu jung. Absolut tragisch. Ganz schlimm.
Aber selbst als der Opa unseres Kindes starb, habe ich festgestellt, dass die Kinder mit ihrer Trauer ganz anders umgehen, als wir Erwachsenen. Ich glaube Astrid Lindgren hat mal gesagt: Kinder trauern so, wie sie in Pfützen springen. Direkt rein, aber auch wieder raus. Und das mehrfach.
Kinder sind meistens nicht komplett am Stück traurig. Sondern eben plötzlich, aber dann „volle Kanone“.

Bei uns war es so, dass das Reden über die verstorbene Person und das Nicht-vergessen, ganz viel geholfen hat. Ich habe zum Beispiel auch die Kinder fantasieren lassen darüber wo jetzt Opa ist.
Für die beiden steht fest, er ist im Himmel. Ich bin zwar auch nicht religiös, aber wenn das für die beiden passt, dann ist das doch schön. Dann ist er eben im Himmel.
Dass auf dem Friedhof ein verwesender Körper liegt, ist da dann für sie völlig nebensächlich. Denn wie gesagt: das können die sich ja nicht bildlich vorstellen. Das ist unsere Lebenserfahrung, die uns dieses Bild als Erwachsener aufdrängt ..


Ich wünsche dir alles Gute. Und viel Kraft für die kommende Zeit.

Bearbeitet von HimmelSterneSchoki
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Erstmal mein Beileid!


Ich hab meinen Jungs letztes Jahr mit 5 und 8 einfach erklärt das man entweder im Sarg beerdigt wird oder der Körper verbrannt wird und die Asche in die Urne kommt.
Das dich die meisten vorher schon überlegen was man gerne möchte.

Wir hatten die Urne vorher zuhause und die gemeinsam schön bemalt. Also wussten sie schon wo Opa reinkommt.

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Danke! Die Möglichkeit haben wir zwar nicht, aber die Kinder werden Holzherzen bemalen, die man dann mit der Urne mitgeben kann, als Abschiedsgeschenk sozusagen. Ihnen zu sagen, dass der Opa sich das so gewünscht hat, ist ein guter Ansatz. Er war sehr naturverbunden und wollte deshalb in den Friedwald.

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Ich weiß ja nicht woher du kommst und wieviel Zeit noch ist. Ich habe eben beim Googeln einige schöne Kinderbücher zum Thema gesehen, vielleicht ist da ja etwas dabei.

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Das ist leider zu spät. Danke trotzdem für deine Antwort!

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Kannst du ihnen denn emotional die Frage gut beantworten? Immerhin geht es hier um deinen Vater. Es wäre also auch total okay, wenn das jemand erklären könnte, der etwas mehr emotionale Distanz hat.

Ich bin daher die Fraktion, die das kurz und prägnant durchzieht....manchmal kommen dann Fragen auf, oft eben auch nicht.
"Es ist nur die die Asche vom Opa in der Urne, nicht sein Körper." und dann schauen, ob es der Kleinen reicht, das kann nämlich gut sein.

Mit der Großen würde ich wirklich über unterschiedliche Bestattungsarten sprechen und eben auch Opas Wunsch, dort im Freidwald beerdigt zu werden, erläutern.

Es ist nicht grausam, aber deine eigene Trauer, bzw emotionale Verfassung, wird maßgeblich dazu beitragen wie frei du selber bei dem Thema sein kannst. Besonders von der Kleinen könnten da Fragen kommen, die ihrer kindlichen Logik entspringen und evtl. für dich schwer zu ertragen sind. Zumindest ist das meine Erfahrung in dem Alter gewesen.

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Hallo,

als mein Grossvater starb, war meine Tochter 4. Bei der Trauerfeier / der Urnenbeisetzung war sie dabei.
Wir haben ihr den Ablauf vorher erklärt. Und ihr gesagt, wenn es ihr zu viel wird oder sie es komisch findet, geht ihr Vater mit ihr raus. Sie solle keine Scheu haben, das dann zu sagen.
War alles kein Problem, sie blieb die ganze Zeit dabei.
Die Frage, was mit dem Opa passiert, wurde auch gestellt.
Ich habe erklärt, das er seinen Körper nicht mehr braucht und das dieser verbrannt wurde und in der Urne ist.
Das, was den Opa ausgemacht hat, also seine Seele, seine Persönlichkeit, ist am Himmel (nicht im Himmel, religiös sind wir auch nicht). Der hellste Stern, den sie sehen kann, das ist der Opa.
Ansonsten wäre der Opa immer bei uns; wenn wir an ihn denken, wenn wir über ihn sprechen.

LG N.

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Hallo, hatten auch einen Todesfall letztes Jahr der sehr plötzlich und schlimm war, meinen Sohn hat das Buch "Radieschen von unten" sehr geholfen!

Da werden auch alle Fragen kindgerecht beantwortet.

GLG!

Bearbeitet von Sajih
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Liebe goeson4417,

wir hatten jetzt kürzlich 2 Todesfälle im nahen Umfeld - unsere Kinder sind 9 und 11.
Beide sind jedoch mit der Vorstellung aufgewachsen, dass es den Himmel gibt und nur der Körper stirbt. Wir sind nicht religiös, jedoch finde ich persönlich diesen Gedanken ebenfalls sehr tröstlich. Daher konnten wir mit Ihnen gut darüber sprechen, dass der tote Körper wieder in den ewigen Kreis des Lebens zurückgeführt wird während die Seele nicht stirbt sondern im Himmel auf andere Seelen treffen wird, die sie liebevoll in ihren Kreis aufnehmen.

Während unser 11 jähriger bei der Beerdigung ganz gut alles verarbeitete bekommen hatte, hatte unser 9 jähriger schon in der Kirche zu kämpfen und wollte nicht mehr mit auf den Friedhof. Er fand es zu belastend mit den vielen weinenden Menschen.

Solltet Ihr keine Betreuung haben wäre es super wenn vielleicht Dein Mann dann mit den Kindern bei Bedarf die Beerdigung verlässt. Bietet den Kindern eine Ausweichmöglichkeit an.
Manche Kinder verarbeiten es ganz gut, andere gar nicht. Informiert sie gut über den Ablauf aber zwingt sie nicht dabei zu bleiben.

LG shealove