individuelles Beschäftigungverbot?

Sorry, aber warum würdest du ein komplettes BV bekommen, wenn aus med. Sicht alles okay ist???

Ich bin 18. SSW und arbeite in der Pflege im Altenheim...Und obwohl man mich bisher nicht dem Gesetz entsprechend einteilen konnte, was erst seit ca. 1 Woche besser funktioniert, bekomme ich kein BV. Und ich war bei 4!!!!!! Ärzten und obwohl ich ebenfalls psychisch am Ende bin, stellt mir keiner ein BV aus.

Hallo,

also ich habe ein ind. BV und arbeite im Büro. Reine Arbeitszeit ist normal 8,4 Std. Jetzt mache ich nur noch 4 Std pro Tag. Das ist eine sehr große Entlastung.

Ich habe eins bekommen nachdem ich zuerst alle meine Üstd verbraucht habe weil ich so starke Rückenschmerzen (Bandscheibe) und einfach nicht sitzen kann.

Alles Gute

Wenn aus medizinischer Sicht kein BV notwendig ist, dann ist dein AG der Ansprechpartner für ein induviduelles BV.

Ich möchte dich nicht angreifen,bitte nicht falsch verstehen. Ich finde es nur absolut unfair,das eine Bürokraft ein Beschäftigungsverbot bekommt und Hanniela und ich müssen uns in der Pflege weiter den A*** aufreissen und müssen uns noch sagen lassen vom Arzt,Pflege ist doch nicht schwer stellen sie sich nicht usw...
Das ist der Knaller. Du kannst natürlich nichts dafür,du hast einfach den richtigen Arzt

Ich wünsche dir ne schöne Schwangerschaft,OHNE Druck von der Arbeit. Und genieß es
Wäre zu schön wenn ich das auch könnte

Lg. Lothorella mit 18+0

*** Eines vorneweg, ich möchte niemanden angreifen oder zu Nahe treten***

Also, ich finde es ein unding, das Pflegekräfte die physisch und psychisch stark belastet sind kein BV bekommen, denke aber das ist ein Problem der Ärzte. Mir ist ein Fall im Freundeskreis bekannt, da gab es keine Indikatoren wie drohende FG etc, und die Freundin wurde in der 10. SSW in ein BV vom Arzt geschickt. Alleine weil der Arzt die gesamte Belastung für eine Schwangere zu hoch ansah. (Mein Kenntnisstand)

Anderseits kann ich mich grade darüber aufregen, das es hier teilweise so rüber kommt das man im Büro ja kein BV bräuchte weil alles ganz easy. JEDER (!) Beruf hat seine stressigen Seiten, das sollte man doch bitte nicht vergessen.

Bei mir hat die Arbeit (Büro) so Negative Auswirkungen gehabt das ich jetzt mit einer massiven Hyperemesis zu kämpfen habe. Und wie die TE schon schrieb, hat sie ANGST zur Arbeit zugehen. Finde das kann das Baby gefährden, wenn es der Mami nicht gut geht, spürt das Würmchen es auch. Und sie will ja auch kein volles BV sondern ein Teil-BV, bitte nicht vergessen.

Zu mir, bin au und hoffe das ich um ein BV herum komme, aber wenn es so sein sollte, ist das so.
Übrigens auch im Büro hat man je nach Aufgabenlage Kundenkontakt, persönlich, telefonisch oder schriftlich. Und Kunden müssen nicht immer freundlich sein.

Letztendlich will man ein BV doch nur zum Schutz des Babys und einem selbst, finde das sollte man versuchen zu verstehen.
UND bei jedem ist die individuelle Leidensgrenze anderes.

Ach ja und übrigens, Psychologen sind auch berechtigt ein BV wegen emotionale und stressbedingter Belastung auszustellen, mal so Rande bemerkt.

LG

Habe bei meiner 1. ss auch ein BV ausgestellt bekommen. Musste dann nur noch 5 Stunden arbeiten. mein FA stellte es mir aus, weil mein Chef mir das leben zur hölle machte nachdem er erfahren hatte, das ich ss bin. ausserdem war sie auch der meinung das das ständige sitzen dem babý auch nicht gut tut. sag es deinem fa das du gerne halbtags arbeiten möchtest, um nicht ganz aus dem Berufsfeld raus zurutschen. vielleicht sieht er es dann ein.

Bin durch Zufall auf diese Diskussion gestoßen. Ich habe als Betriebsratsmitglied mit dem Thema der psychischen Belastungen zu tun. Aber oft meine ich, dass wir Betriebsräte einen besseren Job machen müssten. Dass die Arbeitnehmer hier ihre Rechte so gut wie überhaupt nicht kennen, liegt wohl auch daran, dass sich immer noch zu wenig Betriebsräte mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Es ist ja auch nicht einfach.

Wenn man wegen von der vom Arbeitsplatz ausgehenden psychischen Belastung (die dann im Menschen eine psychische Beanspruchung bewirkt) nicht mehr arbeiten kann und krank wird, dann ist das eine Fehlbelastung. Seit 1996 hat der Arbeitgeber Gesundheitsgefährdungen zu vermeiden. Dazu gehören auch Gefährdungen der Psyche (der Seele).

Theoretisch müsste man sich dann zum Beispiel an einen Betriebsrat wenden können oder in guten Firmen direkt an (vom Arbeitsschutz unterwiesene) Vorgesetzte. Denn seit 1996 muss schon vor dem Auftreten von arbeitsbedingten Erkrankungen erst einmal versucht werden, zu begreifen, ob etwas mit den Arbeitsbedingungen nicht stimmt. Individuelle Maßnahmen sind nach dem Arbeitsschutzgesetz nachrangig zu anderen Maßnahmen.

Diese Vorbeugung nennt man "Verhältnisprävention", d.h. der Arbeitgeber hat zunächst gesunde Arbeitsverhältnisse zu schaffen. So steht's im gesetz, aber was passiert? Die meisten Arbeitgeber betreiben, wenn überhaupt, "Verhaltensprävention", z.B. Stressmanagement durch die einzelnen Mitarbeiter anstatt Stressvermeidung durch vernünftige Arbeitsgestaltung.

Wie gesagt: theoretisch...

Praktisch kennt Arbeitnehmer hier ihre Rechte überhaupt nicht. Noch schlimmer: Die meisten Betriebs- oder Personalthema trauen sich bei dem Thema auch nichts zu. Das hier in der Diskussion überhaupt nicht an den Arbeitsschutz gedacht wird, ist auch nicht Euer Fehler, dann nach Arbeitsschutzgesetz und Rechtsprechung hättet ihr schon längst über arbeitsbedingte psychische Arbeitsplatz unterwiesen werden sollen, aber in Deutschland können auch heute noch etwa 70% der Arbeitgeber die Vorschriften des Arbeitsschutzes missachten und lassen ihre Belegschaft uninformiert.

Das ist also keine Kritik an den Leuten, die hier diskutieren. Ihr badet alle eine schlechte Gesetzgebung und die Überforderung der Betriebsräte, Arbeitsschutzfachkräfte, Betriebsärzte, Gewerbeaufsichten und der Berufsgenossenschaften aus.

Wenn's wieder einmal zu viel wird mit der psychischen Belastung, versucht trotzdem mal, mit der Arbeitnehmervertretung zu sprechen oder mit kommunalen Beratungsstellen. Und obwohl Gewerkschaften nicht jedermanns Sache sind, manchmal hilft die Mitgliedschagft doch. In großen Städten gibt es bei den Kirchen auch Betriebsseelsorger. (Was die dann bei für Angestellte in kirchlichen Einrichtungen z.B. im Gesundheitsbereich ereichen können, ist allerdings schon wieder ein anderes und trauriges Thema...)

Wichtig ist: Psychische Erkrankungen haben viele Ursachen. Es geht nicht darum, nur dem Arbeitgeber die Schuld zuzuschieben, aber es ist natürlich auch nicht richtig, die "Schuld" ausschließlich bei den Erkrankten zu suchen. Letztere Schuldzuweisung ist aber oft der Normalfall. Auch viele Kranke suchen die Ursache für ihre Erkrankung zunächst bei sich selbst und meinen, sie seien einfach nicht stark genug. (Die Eso-Literatur, bei der Manche dann Rat suchen, geht sogar oft soweit, Erkrankungen als Strafe darzustellen.) Das kann's aber doch nicht sein.

Wichtig: Alleine könnt ihr z.B. eine Erschöpfungsdepression nicht gut durchstehen. Sucht Euch gute Arbeitsmediziner. Was die denken, kann man in einer gemeinsamen Erklärung von Betriebsärzten und der IG Metall nachlesen: http://blog.psybel.de/2009/08/10/position-von-betriebsaerzten-und-gewerkschaft/

Es ist einfach traurig, wie heute Schutzgesetze immer noch ignoriert werden und Arbeitnehmer krank gemacht werden können. Da konnte ich mich halt nicht bremsen.

Entschuldigung fúr die Predigt
Götz