Paracetamol: Aktuelle Warnung vor der Einnahme in der Schwangerschaft
Publiziert am 20. Januar 2011 von Prof. Dr. Hartmut Göbel
Paracetamol: Aktuelle Warnung vor Anwendung in der Schwangerschaft
Paracetamol galt bisher als das sicherste Schmerzmittel in der Schwangerschaft. Aufgrund der früheren Datenlagen schien die Sicherheit außer Zweifel zu sein. Schwangeren wurde die nahezu bedenkenlose Einnahme dieses Schmerzmittels bei Schmerzen in der Schwangerschaft empfohlen. Aufgrund aktueller Studien ist jedoch ein sorgfältiges Umdenken bzgl. dieser Empfehlung erforderlich. Neue Studien beschreiben einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Kontakt mit Paracetamol vor der Geburt und erhöhtem Risiko für Asthma, anderen Atemwegserkrankungen und gestörter Hodenentwicklung. Entgegen früheren Empfehlungen wird daher bei möglicher oder bestehender Schwangerschaft von der Einnahme von Paracetamol in Mono- und insbesondere Kombinationspräparaten abgeraten.
Prof. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel (www.schmerzklinik.de): „Bis Klärung des genauen Zusammenhanges muss der Grundsatz gelten: Im Zweifel für das ungeborene Leben und gegen die Einnahme von Paracetamol, insbesondere in Kombination mit anderen Schmerzmittel. Kurzer Nutzen und langfristige lebenslange Risiken stehen bei möglicher oder bestehender Schwangerschaft aufgrund der neuen Datenlage nicht mehr im ausgewogenen Verhältnis zueinander.“
Die Einnahme von Paracetamol durch die Schwangere und Kontakt des Ungeboren mit dem Arzneimittel scheint später bei den Kindern zu einem bedeutsam erhöhten Risiko für die Entwicklung von Asthma und Atemwegserkrankungen, sowie möglicher Unfruchtbarkeit bei Jungen zu führen. In den letzten Jahren hat sich global ein deutlicher Anstieg der Häufigkeit von Asthma eingestellt. Paracetamol ist in Deutschland das am häufigsten eingesetzte Schmerzmittel. Es steht auf Platz 1 der am häufigsten verwendeten Arzneimittel. Gleichzeitig wurde in den letzten Jahren in der Bevölkerung ein bedeutsamer Anstieg von Asthma festgestellt. Paracetamol kann zu einer Reduktion von Glutathion in der Lunge führen. Es wird angenommen, dass Glutathion für die Entstehung von Asthma eine wichtige Rolle spielt.
Besonders bedenklich ist der begründete Verdacht eines signifikant erhöhten Risikos für die Entwicklung der Lageanomalie des Hodens bei Jungen (Kryptorchismus) nach neuen Studienergebnissen. Bei den Betroffenen kann dies später zu einer verminderten Zeugungsfähigkeit und erhöhtem Risiko für das Auftreten von bösartigen Hodentumoren führen. Die Spermienanzahl und Spermienvitalität im späteren Leben können reduziert werden. Die kombinierte Einnahme von zwei Schmerzmitteln bei Schwangeren war mit einer siebenfach erhöhten Rate eines Kryptorchismus der neugeborenen Jungen verbunden. Es wird der Verdacht geäußert, dass die Auswirkungen von einer Tablette Paracetamol zu 500 mg für das ungeborene Kind schädlicher sein könnte, als die zehn häufigsten Umweltschadstoffe. Den Studien wurde Kritik entgegengehalten, ein ursächlicher Zusammenhang sei noch nicht definitiv bewiesen.
Paracetamol galt bisher in therapeutischen Dosierungen als sicheres, harmloses, verträgliches und auch preiswertes Schmerzmittel. Die Gefahr, dass bei Überdosierung über 150 mg pro kg Körpergewicht irreversible Leberzellschädigungen bis zum Leberversagen ausgelöst werden kann, führte bereits zu einer Limitierung der Packungsgröße im Rahmen der Selbstmedikation. Die neuen Studien begründeten ein bedeutsames Umdenken für die Anwendung bei möglicher, geplanter oder bestehender Schwangerschaft.
Grundsätzlich sollte auf die Einnahme von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft und Stillzeit verzichtet werden. Im Einzelfall kann bei besonders schweren Schmerzen nach ärztlicher Beratung eine Akutmedikation erwogen werden. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass insbesondere sog. einfache Schmerzmittel wie Paracetamol nur eine schwache und kurze Wirkung auf den schweren Schmerzanfall haben, jedoch gleichzeitig nachhaltige lebenslange Risiken für das ungeborene Kind bewirken können.
Entgegen früherer Empfehlungen wird daher bei möglicher oder bestehender Schwangerschaft von der Einnahme von Paracetamol in Mono- und insbesondere Kombinationspräparaten abgeraten.
Literatur:
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Paracetamol: Alt, bewährt – und harmlos? Ärzte Zeitung online, 31.12.2010
Schmerzmittel in der Schwangerschaft können Hodenanomalien fördern. Ärzte Zeitung online, 09.11.2010
Analgetika in der Schwangerschaft begünstigen Kryptorchismus. Deutsches Ärzteblatt 9. November 2010
Paracetamol in der Schwangerschaft erhöht Asthmarisiko beim Kind. Deutsches Ärzteblatt Donnerstag, 18. November 2010
Falls es Interessiert neue Studie Paracetamol :-)
Ich danke dir für diesen post - mein FA hat mir das auch letzte Woche gesagt (KEIN Paracetamol nach SSW 20!!) und ich wurde hier ziemlich nieder gemacht von wg. nicht erwiesen, ach Quatsch, doch Para darf man nehmen...
Und ich hatte die Studie natürlich nicht PARAt....
Danke!
Singa (die ihre Migräne jetzt anders in den Griff kriegen muss und sich endlich, endlich zur Akupunktur aufgerafft hat)
Versuche es sonst mal mit Globoli... ich schwöre drauf Alles Gute
Thalidomid galt ja schließlich auch lange als "harmlos", wurde Schwangeren sogar verschrieben.
Gründing hat sich erst jetzt - nach mehr als 40 Jahren! - bei den Opfern von Contergan entschuldigt...
"Neu" ist die nicht wirklich, bald 2 Jahre alt...
Und das Problem ist, dass keine Alternative zu Paracetamol genannt wird -bzw. es meines wissens noch keine Studie zu alternativen (Aspirin/Diclo/Ibu...) gibt.
Naja, sie ist immerhin so neu, dass viele Ärzte und Hebammen sie NICHT kennen... mein Arzt und meine Hebi meinten unisono als ich von meinen Kopfschmerzen und Para erzählte "Nein... besser nicht"...
Es gibt Alternativen. Sie wirken vielleicht nicht so schnell und auch nicht so gut, aber sie zwingen uns, unser Schmerzverhalten bzw. den Umgang mit Schmerz zu überdenken.
Ich bin seit 25 Jahren eingestellter Migränepatient - in der ersten SS hatte ich das Glück, keine Attacke zu haben - aber JETZT bin ich gezwungen, mich nach Alternativen umzuschauen... mal abgesehen davon, dass Para mir nur am Anfang geholfen hat, mittlweile hilft das nicht mehr...
Singa
Stimmt genau! Und vorallem macht die Menge einfach immer das Gift. Egal alles was man überdosiert schadet uns Menschen früher oder später!
Muss außerdem jeder selber wissen ob er lieber "Zuckerkügelchen" nehmen will die aus ein paar Tröpfchen wirklichen Gift (wie Arsen und Co.) bestehen, die dann mit der 50 - 200fachen Menge an Wasser verdünnt werden..dazu sag ich "Plazebo-Effekt", aber solange es hilft ist ja alles bestens ;) ..am besten kloppen wir die ganze Schulmedizin in die Tonne u behandeln uns gegenseitig mit Kräuterumschlägen, zurück in die Steinzeit :p . Dass Homöopathie wirklich hilft dazu gibt es übrigens noch keine wissenschaftlichen Studien im Gegenteil zu Medikamenten wie Paracetamol.
Hallo,
danke sehr für deine Info. Was ich nur schade finde, dass war das einzigste Mittel was man gegen Schmerzen nehmen konnte in der Schwangerschaft und nun? Wenn ich dran denke, ich hatte fast 16 Wochen lang täglich Kopfschmerzen und hab schon arg aufgepasst, an den einigermaßen guten Tagen nix zu nehmen. Was ich an den Tagen genommen hätte, wo es so arg schlimm war. Im Bett liegen mit Kleinkind und Haushalt ist ja nicht wirklich möglich.
Es sollte endlich mal eine Alternative gefunden werden, welche man bedenkenlos nehmen kann.
Gruß schuggi
ich denke ja das dies nur/eher der fall ist wenn man täglich para einnimmt, aber wer macht das schon, bzw. wer das macht ist selber schuld (sorry nur meine meinung). ich hatte ganz am anfang der SS(etwa 6.ssw) 5 tage lang extreme kopfschmerzen und als ich beim frauenarzt war sagte er mir ich darf/soll eine bis 2 paracetamol (bzw. panadol tabletten) nehmen und siehe da ich hatte seitdem keine kopfschmerzen mehr. er hat auch gesagt wenns danach nicht besser würde solle ich zum hausarzt, aber wenn die studie stimmt (denke schon das dies der fall ist aber eben nur bei hohem/öfterem "konsum" , nicht wegen 1-2 tabletten in der SS) sollte das der FA ja wissen und sollte es demnach nicht empfehlen. allerdings sind sich die ärzte sowieso nicht einig bei den ganzen medis. meine frühere FA hat zum beispiel gesagt man darf in der SS kein renie nehmen (gegen sodbrennen) aber dann sagen die leute hier wieder ihr FA habe gesagt das sei kein problem usw. also da weiss man ja eh nicht mehr wem man was "glauben" soll, denke das hat auch was mit "normalem menschenverstand" zu tun oder bzw. jeder muss es selber verantworten was er nimmt und was lieber nicht..
Oh ja da hast du recht!!!
Es widerspricht sich leider andauernd egal bei was haare färben,Essen,jetzt sogar bei RotWein und und und
Ich verzichte auf das was auch ohne Ss schädlich ist so wie eben rauchen das tötet jeden Menschen nicht nur Babys im Mutterleib oder alk das macht die Gehirnzellen kaputt und die Leber egal welcher meiner Meinung nach (bin totaler gegner)
Salami ist glaub ich noch keiner süchtig geworden oder gar gestorben...
Einfach auf den gesunden Verstand hören und wenn man unsicher ist lieber weg lassen...
Damals im kh nach dem ks hab ich ibu bekommen obwohl ich gestillt habe fand ich auch nicht so schön... :-/
Sorry fürs bla bla bin grad über empfindlich 0:)
wir sind doch alles "überempfindlich" in der zeit. bin auch deiner meinung obwohl ich auf salami und sowas verzichte, allerdings bin ich auch sonst nicht so der "fleischfresser" daher fällt es mir nicht sonderlich schwer..
aber ich denke jeder sollte selber wissen/entscheiden was er essen/nehmen/trinken möchte und wenn halt einer salami essen möchte soll er das ich hab letztens auch ein spiegelei gegessen
alles gute
danke lieb von dir.
Zum Glück nehme ich rein ar nix in meiner jetzigen Schwangerschaft und auch bei meiner ersten habe ich nix genommen
Danke für diesen Beitrag!!!
Ich hatte vor zwei / drei Wochen starke Kopfschmerzen. Aber kein Paracetamol zur Hand. Drei Tage später wieder. Also bin ich in die Apotheke. Ich dachte mir: die Kopfschmerzen hältst du so lange aus, wie es geht und dann nimmst erst eine Tablette.
-> die Packung liegt immer noch unangebrochen in meiner Handtasche!!
Nach dem Bericht bin ich echt froh, dass ich mich durch die Schmerzen gequält habe.
LG
Nicole
(die jetzt die Paracetamol erstmal in die Hausapotheke verbannt und sich lieber zur Akupunktur o.ä. aufrafft, als Schmerzmittel zu nehmen)