Hallo liebe Urbianer,
ich hätte eine Frage. In zwei Wochen werde ich ein "Erst-Trimester-Screening" haben. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Eure Erfahrungen mit mir teilen würdet. Was wird da genau untersucht und wie läuft die Untersuchung ab? Ist danach eine Fruchtwasseruntersuchung unbedingt nötig? Oder soll man nur die Fruchtwasseruntersuchung machen lassen? Da ich über 35 bin, hätte ich gedacht, dass diese Vorsorgeuntersuchungen die Chromosomenstörungen betreffend von der Kasse übernommen werden. Aber es ist nicht so.
Also, ich warte auf Eure Berichte und Vorschläge.
Danke schön im Voraus.
Liebe Grüße
Shantilal (9+3)
"Erst-Trimester-Screening" und Fruchtwasseruntersuchung
Liebe Shantilal,
beim 1.Trimester-Screening wird Dir Blut abgenommen und kurz danach ein sehr umfassender US (über den Bauch) gemacht. Die Ergebnisse zusammen genommen ergeben dann, wie hoch Dein persönliches Risiko ist, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen. Außerdem sieht man, ob die Organe zeitgerecht entwickelt sind. Sollte bei der Berechnung eine überdurchschnittlich hohe Wahrscheinlichkeit für ein Down-Syndrom heraus kommen, wird eine Fruchtwasser-US empfohlen. Müssen mußt Du gar nix, aber es macht wenig Sinn, das viele Geld für das Screening auszugeben, wenn man das Kind in jedem Fall behalten will, also auch für den Fall, daß es krank ist. Es gibt bei dem Screening auch keine 100% Sicherheit, es ist ausschließlich eine Wahrscheinlichkeitsberechnung! 100% sicher weißt Du es nur über eine Fruchtwasser-US.
Näheres findest Du auch z. B. unter: www.praenatal.de Dort in der Praxis habe ich das 1.Trimester-Screening machen lassen und war dort extrem zufrieden und danach sehr beruhigt, weil das Ergebnis sehr beruhigend war.
Alles Gute für Dich
/skydive
Hallo Skykive,
danke schön für Deine Antwort.
Gestern hatte is das 1.Trimester-Screening. Ultraschall war nicht über den Bauch, sondern von unten. Bald bekomme ich auch die Blutergebnisse. Wegen Fruchtwasseruntersuchung habe ich mich noch nicht entschieden...
Viele Grüße
Shantilal
Hallo
ich bin zwar nicht sicher, da ich Privat Versichert bin ist das bei mir alles anders.
Aber soweit ich weiß übernimmt die Kasse die Kosten wenn dein Arzt die Untersuchung verordnet. Sprich doch mit deinem FA noch mal darüber.
Unbedingt notwendig ist die FWU nicht, aber sie ist letzlich die einzig sichere Möglich um bestimmte Gendefekte im Vorfeld zu untersuchen. Es gibt auch noch einige andere Möglichkeiten um die Wahrscheinlichkeit für Gendefekte zu berechnen. Aber das sind halt nur Wahrscheinlichkeitsberechnungen.
Letztendlich mußt du dir darüber klar werden was du machst wenn dein Kind behindert ist. Würdest du in diesem Fall die SS beenden wollen? Dann laß eine FWU machen... diese hat ein ca. 1-2% Risiko für eine Fehlgeburt aber du kannst danach zumindest einige der häufigsten Gendefekte ausschließen.
Wäre deine Konsequenz das du das Kind trotzdem austragen würdest, dann macht es keinen Sinn sich dem Fehlgeburtsrisiko auszusetzen.
Ich habe eine FWU machen lassen, mein Kind hat keinen der dort untersuchten Gendefekte. Dafür hatte ich direkt im Anschluss an die FWU einen vorzeitigen Blasensprung und habe einige Zeit um mein Baby gebangt.
Es ist alles gut gegangen und ich bin inzwischen in der 35 SSW. Ich würde die FWU wieder machen lassen.
Wenn du noch spezielle Fragen hast melde dich einfach...
LG Nicole
Hallo Nicole,
was kostet eine Fruchtwasseruntersuchung eigentlich?
Lieben Gruß, Martina
Danke für Deine Antwort!
Shantilal
Kurz vorweg: "Vorsorgeuntersuchungen" sind das nicht, denn gegen chromosomale Besonderheiten kann man nicht vorsorgen. Entweder ein Kind hat sie oder hat sie nicht. Das kann die Pränataldiagnostik in manchen Fällen (z.B. bei den Freien Trisomien) mit hoher Sicherheit feststellen oder ausschließen, aber es gibt nichts, was man machen könnte, um es zu verhindern. Was verhinderbar ist, wäre die Lebendgeburt eines Kindes. Aber auch das hat nichts mit Vorsorge zu tun.
Krankenkassen tun sich schwer damit, solche Leistungen zu bezahlen, die kein eindeutiges Ergebnis bringen. Das First-Trimester-Screening ist so eine Leistung. Kein klares "Ja" oder "Nein", sondern nur ein "Ja, mit einer Wahrscheinlichkeit von X" bzw. "Nein, mit einer Wahrscheinlichkeit von X". Anders als z.B. die Amniozentese, wo ein Ja oder nur ganz selten nicht stimmt. Da sind die Kassen eher bereit, zu zahlen. Zuminest bei Frauen ab 35 Jahre:
Wenn man es mal "böse" aber korrekt formuliert, liegt das im Grunde daran, dass ab diesem Alter die Wahrscheinlichkeit für eine Frau, ein Kind mit z.B. Down-Syndrom (Trisomie 21) zu erwarten, statistisch gesehen fast genauso hoch ist wie das mögliche Risiko, dass sie ihr Kind durch eine durch die Untersuchung ausgelöste Fehlgeburt verliert. Es ist in gewisser Weise ein Gegeneinanderrechnen von behinderten (sprich: für die Krankenkasse kostenintensiven) und fehlgeborenen Kindern. Die Raten kommen ab dem Alter von 35 Jahren und steigend relativ bald in etwas auf das gleiche raus, sodass man sagen kann: Ab hier würde es sich statistisch gesehen eher "lohnen", das Risiko einer Fehlgeburt einzugehen, um zu gucken, ob das Kind behindert oder soweit man das sehen kann "normgerecht" ist, als bei niedrigerem mütterlichen Alter. Statistisch gesehen! Persönlich sieht das immer anders aus, denn man trägt ja keine unpersönliche Zahl in sich, sondern ein Baby, zu dem man eine persönliche Bindung hat
Hier lässt sich die Entwicklung ganz gut ablesen wenn man bedenkt, dass das Risiko einer durch die Fruchtwasserpunktion ausgelösten Fehlgeburt bislang durchschnittlich je nach Quelle mit 0,5 bis 2% beziffert wird und eine jüngere Studie Werte von 0% (wenn insbesondere keine vaginalen Blutungen vorliegen/vorlagen und es in früheren Schwangerschaften keine spontanen Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüche gab) bis etwa 3-4% angibt (wenn entsprechende Risikofaktoren vorliegen/vorlagen):
Die Wahrscheinlichkeit für eine Frau im Alter von 25 Jahren, mit einem Kind mit Down-Syndrom (Trisomie 21) schwanger zu werden, liegt bei weniger als 0,1 %, im Alter von 35 Jahren bei 0,3 %, im Alter von 40 Jahren bei 1 % und im Alter von 48 Jahren bei 9 %. Die Wahrscheinlichkeit für andere Chromosomenbesonderheiten wie z.B. Trisomie 8, 9, 12, 13, 18, 20, X ist deutlich geringer als die Wahrscheinlichkeit für ein Kind mit Down-Syndrom, denn die Trisomie 21 kommt weltweit am häufigsten vor (durchschnittlich 1x bei 500 bis 550 Geburten).
Ich persönlich bin nicht so ein großer Freund der Nackentransparenzmessung bzw. des First-Trimester-Screenings (Bluttest + Nackentransparenzmessung).
Diese Untersuchung(en) werden sehr häufig deshalb gemacht, weil man sich davon eine gewisse Sicherheit verspricht. Im Grund möchte man danach hören: "Alles ok mit Ihrem Kind." Das ist so aber nicht möglich. Man bekommt nur zu hören, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Dinge vermutlich ok sind beim Kind. Keine Diagnose, kein Ausschluss einer Diagnose, keine Garantie für irgendetwas.
Viel zu oft für meinen Geschmack gehen Schwangere die Nackentransparenzmessung bzw. das First-Trimester-Screening mit dem Gedanken an, dass ja "nur mal schnell geguckt wird, dass es dem Baby auch gut geht."
Und viele stehen dann plötzlich tief verunsichert da durch vermeintlich schlechte Ergebnisse, lassen nach bangen Tagen oder sogar Wochen des Wartens weitere Untersuchungen machen (auch oft mit viel Angst) und nach weiteren stressreichen Wochen, in denen sich manche werdende Mami die Freude an der Schwangerschaft und die Vorfreude auf das Baby ziemlich verleidet durch die Angst, stellt sich die ganze Aufregung in vielen Fällen als falscher Alarm heraus. Viele schwören sich dann, diese Untersuchung in einer Folgeschwangerschaft nicht nochmal machen zu lassen, denn sie haben letztlich nur viel Geld für Sorge, Verunsicherung und Stress bezahlt
Es gibt auch die Fälle, in denen die Werte auffällig sind, aus diesem Grund weitere Untersuchungen in Anspruch genommen werden und sich dadurch nach einigen Tagen oder auch erst Wochen herausstellt, dass das Kind eine körperliche Fehlbildung (z.B. einen Herzfehler) oder eine chromosomal bedingte Behinderung hat (z.B. eine Form der Trisomie) hat. Diese Diagnosen sind jedoch erst durch Folgeuntersuchungen und nicht (!) durch die Nackentransparenzmessung bzw. das First-Trimester-Screening möglich. Deren Werte können lediglich Anlass für die Entscheidung der werdenden Mutter zu weiteren Untersuchungen mit hoher diagnostischer Sicherheit sein, diese Verfahren jedoch nicht ersetzen.
Dann gibt es diejenigen werdenden Mütter, die gute, unauffällige Werte bei Nackentransparenzmessung und First-Trimester-Screening bescheinigt bekommen, durch die Ergebnisse beruhigt sind, keine diagnostischen Untersuchungen machen lassen und ein Regelkind bekommen.
Bei anderen kommen ähnlich tolle Ergebnisse dabei heraus, die Beruhigung verschaffen und die Entscheidung gegen diagnostische Untersuchungen bestärken, aber ihr Kind ist kein Regelkind. Ein Beispiel ist Eric:
Die Nackentransparenz von Eric, dem Sohn einer Freundin, war vorbildlich im Normbereich, ebenso wie die Blutwerte seiner Mama. Im Sommer 2004 kam der kleine Fratz #liebe mit Freier Trisomie 21, einer der vier Formen von Down-Syndrom, zur Welt ( http://www.ericmagnus.de / bis zum 03.05.06 schon mehr als 12.000 Mal besucht ). Soviel zur Zuverlässigkeit; die ist nicht absolut, denn Eric ist nicht die eine große Ausnahme.
Wer größtmögliche Sicherheit möchte über bestimmte körperliche Besonderheiten sollte sich meiner Meinung nach besser für den Feinultraschall entscheiden, wer größtmögliche Sicherheit bezüglich bestimmter Chromosomenbesonderheiten will, muss sich wohl oder übel in den Bauch pieksen lassen und die damit verbundenen Risiken (u.a. eventuell das einer Fehlgeburt) in Kauf nehmen. Auch weil es ohne eine anständige Diagnose, deren individuelle Tragweite es dann abzuwägen gilt, nicht erlaubt ist, eine Schwangerschaft abzubrechen.
Und eine Diagnose bekommt man weder bei der Blutuntersuchung noch bei der Nackentransparenzmessung und auch nicht bei der Kombination aus beidem (= First-Trimester-Screening), sondern insbesondere was Chromosomenbesonderheiten angeht eben nur eine statistische Wahrscheinlichkeitsangabe. Sonst nichts, denn Chromosomen sind numal schlicht und einfach nicht im Ultraschall zu sehen und im Blut der Mutter sind sie (noch) nicht nachweisbar bzw. untersuchbar.
Alles, was bei der Nackentransparenzmessung bzw. beim First-Trimester-Screening herausgefunden wird, müsste im Grunde durch weitere Untersuchungen auf seine Richtigkeit hin überprüft werden. Und – wie das Beispiel von Eric zeigt – eben eigentlich auch, wenn die Werte unauffällig sind. Denn es sind halt nur Wahrscheinlichkeiten und keine Diagnosen oder Ausschlüsse von möglichen Diagnosen
Mehr dazu kann man z.B. hier nachlesen: http://www.regenbogenzeiten.de/nt.html
Meinungen / Erfahrungen von werdenden Müttern:
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=2&id=354982
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=2&id=310137
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=2&id=361028
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=2&id=355941
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=2&id=312786
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=2&id=331476
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=complete&bid=2&id=393019
Auf meiner Website (erreichbar über meine Visitenkarte / Klick auf den Nicknamen s_a_m) habe ich u.a. ausführliche Texte zum Thema Pränataldiagnostik zusammengestellt. Eingegangen wird unter anderem auf einige der gängigsten derzeit möglichen Untersuchungen (Was wird gemacht? Was sind die Vorteile, wo liegen Risiken? Welche Konsequenzen könnten sich durch das Ergebnis ergeben?), die Untersuchungszeitpunkte sowie auf die Erkennbarkeit verschiedener Formen von Behinderung und Fehlbildungen. Die Texte sind auch für medizinische Laien gut verständlich; schwierige Begriffe werden z.B. erläutert. Die Texte geben nicht meine persönliche Meinung wieder, sondern es sind Sachinfos, die allgemeine Informationen bieten, nach denen man selbst entscheiden kann, was für einen persönlich sinnvoll und langfristig tragfähig erscheint.
Liebe Grüße
Sabine (Mail- & Homepage-Kontakt über die Visitenkarte)
Danke schön für die ausführliche Beratung!
Shantilal