Angst vor postnataler Depression - wie vorsorgen?

Hallo zusammen!

Ich bräuchte mal eure Hilfe. Meinen FA mag ich noch nicht fragen, sonst schreibt er mich am Ende noch krank, und das will ich am aller wenigsten. Momentan bin ich nämlich gesund, kein Problem, aber ich fürchte mich vor einer postnatalen Depression. Ich erklär euch mal kurz, warum.

Zum einen war ich bei meinem ersten Sohn ziemlich im Hormonchaos und fühlte mich durch das "stillfreundliche Krankenhaus"-Konzept extrem überfordert, irgendwie fast vergewaltigt. Mein Sohn kam etwas früh und war einfach nicht ganz fit - ich bin eher Naturwissenschaftlerin und hätte ihn gern eine Nacht im Wärmebett unter der Blitzlampe gehabt statt um des lieben Bondings Willen das Kind dauernd zu Känguruen, weil es seine Temperatur nicht halten konnte. Außerdem hatte ich super Angst um den Kleinen und war deshalb überhaupt nicht so euphorisch, wie es alle gefühlt von mir erwartet haben. Das hat sich schon gegeben mit der Zeit und war keine Depression, aber richtig gut wars auch nicht in der ersten Zeit.

Zum anderen ist meine familiäre Situation im Moment einfach bedrückend. Wir leben mit Großeltern und Eltern auf einem (riesigen) Grundstück und haben sehr engen Kontakt, der mir wichtig ist, der mich oft auch entlastet, aber halt auch gelegentlich sehr belastet. Bitte jetzt nicht schreiben, ich soll mich da absetzen, das krieg ich nicht hin, darum geht's nicht. Meinen Mann liebe ich über alles und er ist mir eine große Stütze und mein kleiner Sohn wird bald 6 und recht verständig - die beiden sind also die einzigen, die KEIN Problem sind. Nun aber: Mein Vater hatte vor einem Jahr Krebs, ist körperlich zwar geheilt, aber psychisch immer noch nicht voll belastbar (hat stark abgenommen, etc.). Mein Opa ist im Februar dieses Jahres gestorben, er war zwar sehr krank, aber er hat immer noch an unserem Leben teilgenommen und fehlt halt einfach - auch wenn es faktisch eher weniger Stress ist als zum Schluss seines Lebens (Pflege, etc.). Meine Oma ist einigermaßen auf der Höhe, die ist auch nicht so das Ding, aber sie braucht natürlich auch Zuspruch. Nun war mein Opa grad mal tot, da fängt meine andere Oma (die etwa 20 km entfernt wohnt) an, von heut auf morgen dement (oder was auch immer) zu werden. Jedenfalls nimmt das meinen Vater sehr mit. Außerdem hat er dann mehrere Wochen im Wechsel mit seiner Schwester bei meiner Oma verbracht - jetzt haben wir ne Pflegekraft für sie, dennoch ists bedrückend und sie wird auch immer wieder krank und muss ins KH - irgendwie auch dauernd mit Lebensgefahr. Meine Mutter ist voll berufstätig in leitender Position und die hat das alles sehr mitgenommen (wen wunderts). Nun ist sie auf der Schwelle zum Burnout, es steht die Entscheidung an, ob sie 4 Wochen in die Klinik geht. Im Moment ist sie etwas stabiler, aber sie ist extrem reizbar und bricht ständig in Tränen aus oder wird gemein oder, oder.

Ich selber wechsle zwischen: Das geht mich alles nichts an, ich muss auf mich schauen. und: Wie gemein ist die Welt, dass ein Unglück das nächste jagt. Immer wenn ich denke, ich kann mich etwas erholen, dann bricht ein neuer Dreck über mich rein. Ich will MEINE RUHE!!! oder auch: Hilfe, wenn meine Mutter ausgerechnet die letzten Wochen vor dem Mutterschutz nicht da ist (weil in der Klinik), wie soll ich das dann schaffen (arbeite praktisch voll, hab ein großes Haus und einen Sohn).

Nun versuch ich irgendwie, die ganze Kacke nicht so an mich ranzulassen - mit wechselndem Erfolg. Ich hab aber irgendwie Angst, dass mich das dann in dem Hormonchaos nach der Entbindung irgendwie einholt. Wisst ihr, wie ich mein?

Dazu kommt, dass ich bis zum Mutterschutz noch ein ziemlich knackiges Programm in der Arbeit habe, weil ich u.a. eine Abschlussklasse habe, mit denen ich bis zu meinem Mutterschutz "fertig" werden will. Bitte auch hier: Ich MÖCHTE das und das schaffe ich auch gut. Daheimbleiben würde mich erst recht fertig machen, dazu bin ich nicht der Typ.

Ich hab halt nur Angst, dass ich zusammenbreche, wenn der Druck und die Beschäftigung nachlässt und dann eben auch noch die Entbindung ansteht. V.a. da ich ja auch beim ersten nicht ganz einfach durch diese Zeit kam.

Meine Frage nun: Soll ich irgendwelche Vorkehrungen treffen? Kann man im Vorfeld schon was machen? Z.B. gleich mal vereinbaren, ob ein Psychologe einfach mal "drüberschaut" nach der Geburt. Vielleicht ist ja alles ganz prima diesmal. Aber wenn nicht, dann möchte ich halt auch nichts übersehen. Je eher man einschreitet, desto besser, denk ich. Oder nicht?

Wir haben immerhin vereinbart, dass mein Mann im ersten Jahr 2 Tage Telearbeit macht und mit den Stunden etwas zurückfährt (bzw. nicht auf voll hochfährt, er hat jetzt auch TZ). Er arbeitet weiter entfernt und muss dann halt nur 3 Tage fahren. Das tut uns sicher mal gut, wenn wir ein bisserl mehr Zeit für uns alle haben. Also, das ist schonmal die erste Gegenmaßnahme.

Habt ihr sonst noch Ideen, Tipps, etc.?

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P.S.: ET ist noch dazu knapp am Geburtstag sowohl meines Opas als auch meiner anderen Oma (falls die am Ende auch noch sterben sollte bis dahin). #zitter

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Hallo,
du möchtest ganz gerne für alle Situationen einen Plan in der Tasche haben?
Wenn du ein sehr kontrollierter Mensch bist und rational veranlagt kann ich mir gut vorstellen, dass du Angst bekommst was auf dich zukommen "könnte".

Natürlich ist deine familiäre Situation gerade sehr aufreibend und anstrengend.
Leider kannst du nicht wirklich vorbauen.
Du kannst die Zeit vom Mutterschutz vor der Entbindung nutzen, um Kraft zu tanken.

Versuchen deinen Vater zu unterstützen und deine Grenzen erkennen.

Wirst du jetzt in einem anderen KH entbinden? Das würde ich dir raten. Da du sehr negativ über das entsprechende KH schreibst.
Ich denke wichtig ist im Wochenbett dich selbst zu beobachten nicht zu sehr abzurutschen und notfalls mit dem FA oder HA sprechen.

Du bist aber glaube ich reflektiert genug, um die Anzeichen zu erkennen.

Versuche dich jetzt positiv einzustellen und nicht den Teufel schon an die Wand zu malen.

Gruß

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Guten Morgen!

Ist es nicht immer so, dass alles auf einmal kommt? Ich denke, dieses empfinden ist ganz normal. Und deine Angst durchaus berechtigt, denn im Wochenbett nimmt man sein Umfeld ja meist schon rein hormonell bedingt nochmal bedrohlicher wahr.

Ich kann dir zum einen eine taugliche Hebamme ans Herz legen. Meine hat mir damals sehr geholfen und sie hatte auch den neutralen Blick auf die Situation, der mir seinerzeit fehlte.

Ein anderes kh würde ich,p - sofern machbar - ebenfalls wählen, denn dort, wo du dich nach der Entbindung nicht wohl fühlst, solltest du nicht sein.

Und dann wären wären da noch Schüssler Salze, die mir sehr gut geholfen haben. Ich weiß ja nicht, ob das was für dich ist. Mir helfen sie ins emotionalen Gleichgewicht zu kommen. Viele erzielen auch gute Resultate mit Bachblüten. Wenn du in der Richtung interessiert sein solltest, kannst du mir gerne schreiben.

Ich denke, dass du innerlich für dich realisieren musst, dass sorgen keinen Zweck erfüllen. Du kannst dich um oma, Opa und die gesamte Menschheit sorgen, doch der einzige, in dem auf diese Weise etwas geschieht, bist du. Die Beziehung zu deinem Mann klingt mir nach einer stabilen Basis, um die Zeit gut zu überstehen und den " wie wird das nur alles?",-Moment haben doch fast alle, jede auf ihre Art.

Ich würde es bei meiner fä ansprechen, aber auch gleich erklären, dass es ein vielleicht zukünftiges Problem ist.

Es wird schon alles gut werden. Manchmal hilft eine positive Sicht auf die Dinge mehr als jede Medizin.

Liebe Grüße
Hopsi + die wilden zwei, gerade ganz zahm im Tiefschlaf

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Hallo Brille,

die ernsthafte Frage ist, ob du inzwischen nicht inmitten etwas steckst, ohne es zu merken. Dein Abwehrmechanismus, der dich schützt, sich mit der eigentlichen Lage ernst auseinandersetzen.

Ich habe jetzt nicht nach der Schwangerschaftswoche geschaut aber wenn man ehrlich zubsich selbst ist, natürlich würde ich bereits jetzt einen Psychologen suchen, der zu mir passt und selbst, wenn er jetzt noch nichts frei hat, würde ich um seine Einschätzung bitten. Vielleicht würde es dir gut tun zu lernen, nicht ales unter Kontrolle haben zu wollen und mit diesem ,,neuen" dann umgehen zu können. Mit zwei Kindern ist schon von alleine solcher Zustand weniger wahrscheinlich.

Sonst ist das gute soziale Umfeld die halbe Miete. Hadt du das ? Freundinnen, die dich stützen. Eine sehr gute Hebamme ?

Wir leben nicht auf einer Insel. Bei uns gibt es mehr Krankenhäuser. Warum tust du es dir an?

Die erste Zeit mit zwei Kindern ist schon seeehr anstrengend, selbst wenn alles gut läuft.

Liebe Grüße

#winke#liebdrueck#herzlich

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Hi,
ich hatte beim 2.kind diese Depressionen.
Beim 3. und 4. habe ich meiner betreuenden Hebamme schon während der Schwangerschaft Bescheid gesagt, dass das so gewesen ist.
So hatte diese mit ein Auge drauf und war diesbezüglich sehr aufmerksam.

Als es dann beim 3. Kind anfing, bekam ich direkt Glubolis, Bettruhe, Bauchmassage...
Beim 4. hat es mich dann gar nicht erst erwischt.

Ich finde, wenn man jemanden an der Seite hat, der echt weiss, wie schwer das ist, ist das unheimlich hilfreich!

Grüße
Marina
Ps: alles Gute für dich und deine Familie!!!