Vorschriften in Kliniken

Guten Abend ihr Lieben,

ich hatte gestern einen Termin mit meiner Hebamme um zu besprechen, wieso meine erste Geburt so war wie sie war und wie man sie das nächste Mal weniger traumatisch gestalten könnte.

Sie erzählte mir von Vorschriften in Kliniken, wie zB.
"Nach kompletter Öffnung des MuMu haben sie 2 Stunden Zeit bis das Baby da sein muss"
(Deshalb haben die bei mir total gestresst, Wehentropf angehängt, Kisteller Griff angewandt usw.)

Ich war so baff, dass ich garnicht fragen konnte "warum?"
Ich wohne übrigens in Hessen.

Wisst ihr etwas darüber? Evtl auch von anderen "Vorschriften" die die Geburt betreffen?

LG 🤗

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In Deutschland ist so gut wie alles geregelt auch wie eine Geburt abzulaufen hat. Dumm nur das Frau keine Maschine ist. Das Problem ist, sollte Mutter oder Kind was passieren und es wurde sich nicht an die Leitlinien gehalten, ist Arzt, Hebamme und Klinik die Klage so gut wie sicher. Ganz egal ob es auch beim Einhalten der Leitlinien passiert wäre. Darum wird sich meist sklavisch dran gehalten und wenn es noch so unsinnig ist. Nicht selten sogar strenger als die Leitlinien vorsehen (gutes Beispiel ist da die Einleitung nach ET. Die Leitlinien sagen eigentlich ab ET+7 anbieten, ab ET+10 empfehlen und erst ab ET+14 ist eine beendigung der SS angezeigt. Sehr oft heißt es aber bei ET+7 pauschal es muss eingeleitet werden).
Auch Einleitung bei Blasensprung ohne Wehen gilt in der Regel 24 Stunden später muss das Kind geboren sein. In vielen anderen Ländern fängt man nach 48 Stunden überhaupt erst an über eine Einleitung nachzudenken.
Und solche Leitlinien gibt es tatsächlich für nahezu jeden möglichen Fall und kaum irgendwo auf der Welt oder zumindest in Europa, sind die Regeln da so streng wie in Deutschland. Und es führt nichtmal dazu dass unsere Kinder hier gesünder geboren werden.
Ich selber bin auch jemand, der sich beim gebären einfach nicht ans Lehrbuch und Leitlinien hält. Das hat mir meinen ersten KS eingebracht und alle Geburten danach waren als Hausgeburt geplant. Da wird nämlich viel individueller geguckt was tatsächlich nötig ist.
Man hat natürlich immer das Recht auch in der Klinik Dinge abzulehnen aber das erfordert oft viel Mut, Kraft und eigenes Wissen und auch eine Gewisse Portion Glück, denn viel zu oft wird Frau von Maßnahmen einfach überrumpelt.

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Naja, Beispiel Blasensprung ohne Wehen, da geht es aber eben einfach um die Sicherheit des Babies und ab wann wegen Infektionsrisiko ein KS gemacht werden muss. Genauso wird es wahrscheinlich bei der vollständigen Öffnung des Muttermundes sein. Wenn es soweit ist, sollten ja auch Presswehen kommen und nicht 2 Stunden Stillstand eintreten. Dann stimmt eben wohl etwas nicht.

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Hey,
Also bei meiner ersten Geburt war es genau so. Nach vollständiger Öffnung dauerte es 2,5 Std bis unser Sohn ins Becken rutschte.
Ich weiß genau, wie viel Glück ich in der Klinik hatte, dass sie mir die Zeit gaben.
Die Geburt war nämlich ein Traum. Alles in Ordnung, nur mein Körper eben keine Maschine. Der brauchte diese Zeit.

Viele Grüße,
#blume

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Ich habe einmal bei einer dieser RTL2 Sendungen einen Arzt gehört der sagte sinngemäß. 2h regelmäßige Wehentätigkeit ohne Fortschritt heißt Geburtsstillstand und damit steigt die Gefahr von Geburtsschäden.

Geburtsschäden sind die größte Angst in den Kliniken. Eine Hebamme gegen die einmal Ansprüche erhoben wurden erhält keine Haftpflichtversicherung mehr. Die Anzahl der Klagen ist immens gestiegen und die Urteile hart.

Im WDR gab es vor kurzem eine Reportage über Gewalt in der Geburtshilfe in der auch eine Hebamme zu Wort kam. Das war extrem berührend vor allem wenn man es selbst erlebt hat aber es wurde auch klar dass in vielen Kliniken Hebammen gar keine Wahl haben.

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Gibt es da wirklich Vorschriften? Ich hatte nach dem der Muttermund geöffnet war noch 10 oder 12 Stunden gelegen bis dann mal gesagt wurde " geburtsstillstand" und ein Kaiserschnitt gemacht😑 das ganze war einfach nur schlimm und ich hoffe so sehr das es bei der zweiten Geburt besser wird, gehe auch nicht nochmal ins selbe Krankenhaus😑

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Ja, meine Hebamme hat bis vor kurzem in dem Krh gearbeitet wo ich entbunden habe. Diese Vorschrift mit den 2 Stunden gibt es also wirklich, und sie meinte das wäre in mehreren Kliniken so.
Die haben ihre Zeiten einzuhalten ...
Aber vllt hat das was mit dem Bundesland zu tun oder womit auch immer 🤔
Viele wollen ihre KS Rate ja auch niedrig halten, vllt haben die deshalb bei dir so lange gewartet 😯


Kann dir nur empfehlen den Geburtsbericht/Verlauf anzufordern und den mit jmd besprechen der Ahnung hat (z.b wie bei mir - Hebamme)
Mir hat das sehr geholfen dass ich für die 2. Geburt ein positives Gefühl habe.

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Die Leitlinien gelten bundesweit. Es gibt aber durchaus Kliniken, die das individueller handhaben. Davon gibt es aber leider nur sehr wenige, die dann oft sogar bundesweit dafür bekannt sind unter Frauen, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

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Hallöchen meine liebe
Ich komme aus der nähe von Frankfurt und bin mfa und kann dir sagen, dass das so nicht ganz richtig ist... Es dürfen nur keine zwei Stunden ohne jeglichen Fortschritt vergehen... Sobald der Gebirtsvorgang nach zwei Stunden stagnieren kommt, müssen die Mädels eingreifen... In Geburtshäusern wird das wohl ein wenig anders gehandhabt, aber im Krankenhaus müssen sie dann leider etwas tun, um die Geburt wieder in Gang zu bringen, damit weder Mutter noch Kind zu Schaden kommt... Das hat einfach rechtliche Absicherung als Hintergrund, mehr nicht... Aber ja, es ist ziemlich gestresst, wenn es zu einer solchen Situation kommt und man keine beleghebamme hat, sondern nur das Krankenhauspersonal bzw dessen Schichthebammen...
Du kannst aber alles ablehnen, was die da an dir versuchen... Und wenn du nein sagst und dein Mann auch, solltest du gerade nicht dazu in der Lage sein, dann heißt es auch nein...

Ich drück dir für deine jetzige Geburt die Däumchen, dass es nicht wieder so ein Horror wird :)

Alles liebe