Schwangerschafts Blues

Hey,

ich bin neu hier. Eigentlich schreibe ich, weil ich (28) die erste in meinem Freundeskreis bin, die ein Kind bekommt. Und somit auch kein anderer wirklich nachvollziehen kann, wie es einem geht. Eigentlich sollte ich laut Ärzten nie Kinder haben dank diverser gesundheitlicher Faktoren, aber dann ist es mir und meinem Freund direkt nach Absetzen der Pille passiert und wir haben uns riesig gefreut.
Nun bin ich bereits Mitte 7. Monat. Mein Freund ist ein zuverlässiger Mann, den ich über alles liebe und der auch mich liebt. Nur der Sex ist deutlich weniger und ich fühle mich einfach nicht mehr attraktiv für ihn. Ich habe zunächst 14 kg dank unfreiwilligen Erbrechens abgenommen. Nun sind davon wieder 10 drauf und ich hasse es, da nun auch der Bauch entsprechend groß ist.
Ich glaube mit dem wachsenden Bauch und dem zappelnden Kind darin, findet mein Freund mich einfach nicht mehr attraktiv, auch wenn er es nie sagen würde. Man sieht nun mal irgendwie „fett“ aus und keine Ahnung. Ich kann das ja irgendwie verstehen, wenn man sagt „die Frau lässt sich gehen“... etc. Mach ich aber nicht. Klar hab ich jetzt mehr gegessen, als ich endlich wieder konnte, aber mit dem Gedanken, mit dem ich heut früh aufgewacht bin a la „heute isst du besser nichts, sonst wirst du noch unattraktiv und ekelhaft fett“ fühle ich mich einfach wie ein denkendes Stück Fleisch. Zumal ich dem Kind ja nicht schaden kann/will. Man ist ja aber auch nicht freiwillig „so“. Es ist so unfair. Der Mann hat überhaupt keine Konsequenzen zu tragen, der hat seinen Körper für sich und kann Sport machen und saufen gehen, flirten um sich gut und attraktiv zu fühlen, es schnallt ja niemand, dass er Vater wird. Und da ist er dann wieder, dieser eine wöchentliche Moment, in dem ich alles hinschmeißen, meinen Freund verlassen und das Kind irgendwo im Wald allein zur Welt bringen möchte (ich hatte zusätzlich ewig gebraucht, um eine vernünftige Hebamme zu finden, es kamen Sätze wie „wenn sie schreien bei der Geburt, mach ich sie fertig). Dieser ganze Druck, der mit dem Schwanger und Muttersein verbunden ist, der macht mich fertig. Hauptsache man grinst die ganze Zeit und sieht geil aus, sonst muss man sich nicht wundern, wenn der Mann abhaut. Ich stell mir dann vor, wie ich in ein anderes Land ziehe, das Kind zu einem vernünftigen Menschen werden lasse, gutes Essen genieße, arbeite und mich freue, wenn mich meine Freunde besuchen. Ich bin Scheidungskind und mein Vater hat mir immer gesagt: „Wenn ein Mann eine Frau schwängert, ist sie wertlos für ihn!“ da gibt es noch tausende Episoden. Dabei ist mein Freund ein wunderbarer Mensch. Dennoch: am liebsten würde ich ab hier alles allein durch ziehen und weder meine Familie noch irgendeinen Mann je wieder in mein Leben lassen. Heute Abend ist Geburtsvorbereitungskurs, ich könnte nur noch heulen. Gibt es da draußen noch jemanden, dem es immer wieder mal so ging? Es gibt Tage, da bin ich glücklich und es gibt Tage wie heute, an denen ich an allem zweifele. Dabei habe ich einen guten Job, ein sicheres Umfeld und ein schönes Haus. All das gibt einem im Inneren keine Sicherheit, sodass man sich auf das Thema „Familie“ wirklich einlassen kann. Leider!

Liebe Grüße,

Zara

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Ich kenne das nicht. Ich glaube dank deines eigenen Vaters hast du ein verzerrtes Bild. Ich würde da ganz ehrlich psychologische Beratung hinzu ziehen. Damit könntest du eventuell auch dem Baby Blues und Depressionen vorbeugen. Denn nach der Schwangerschaft wird es nicht vorbei sein. Der Bauch wird erstmal hängen, wenn du stillen willst wirst du erstmal sehr an dein Baby gebunden sein. Auch diese Dinge werden -wie der dicke Bauch- an jedem Mann vorbei ziehen. Ja, es ist "unfair". Aber dennoch, als Mutter eines 6 jährigen Jungen die einen schwierigen Start in das Mutter-sein hatte kann ich dir sagen, dass es sich lohnt! Mama sein ist immer etwas anders als Papa sein. Aber weißt du was? Ich würde nicht tauschen wollen. Kopf hoch :-)

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Hallo meine Liebe!

Soweit ich das jetzt aus deinem Beitrag lesen konnte, gehen deine Gedanken und Gefühle auf die 'netten' Bemerkungen deines Erzeugers zurück. Sowas verstärkt sich unweigerlich mit den Hormonen, die eben zu einer Schwangerschaft dazugehören.

Lass dir auf alle Fälle gesagt sein, dass es völlig normal und okay ist, wenn man sich nicht jeden Tag gut fühlt oder sich unattraktiv vorkommt. Ich war mit meinen 173cm und 62kg immer sehr schlank und jetzt habe ich 20kg+ bei Woche 35! Da haben sich auch ein paar Gedanken eingeschlichen, die ich da nie haben wollte. Mir hilft es aber, dass ich mir bewusst werde, was mein Körper da gerade verbringt und dass ich ein doppeltes Wunder in mir trage (1. er ist entstanden 2. hat er den Abgang seines Zwillinggeschwisterchens überlebt). Das alles ist natürlich - die Gewichtszunahme, die Schwangerschaftsstreifen, der ein oder andere Pickel...

Niemand hat gesagt, dass man so nach der Geburt bleiben muss. Ich freu mich schon richtig darauf, mit meinem Kleinen spazieren zu gehen und ein paar Sportübungen zu machen, wenn er mir für ein paar Minuten Zeit gibt.

Bezüglich Sex: Seit ich in der Mitte der Schwangerschaft angelangt bin, hab ich keine Lust mehr darauf. Ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen, aber greife meinem Mann unter die Arme, wenn du verstehst, was ich meine 😉

Ich würde dir dazu raten, mit deinem Mann zu reden. Sprich diese Gedanken aus, sag ihm das, wie du es uns hier geschrieben hast. Wenn er der Richtige ist, und das bezweifle ich grade nicht, wird er Verständnis zeigen und es wird euch näher aneinanderschweißen.

Ganz zu Anfang der SS hab ich meinem Mann auch gesagt, dass ich Angst habe, dass ich unattraktiv werden könnte. Er meinte, dass er nicht wüsste, wie ich ihm mit einem dickem Bauch gefallen würde, ABER er liebt mich und die Schwangerschaft geht auch wieder vorbei.

Alles Liebe und Gute für deine Schwangerschaft!

Nuala, 35. SSW

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Ach mann, du Arme, da hast du aber ein paar ganz blöde Sprüche abgekriegt. Also, erst einmal möchte ich dir sagen, dass jeder Mensch und jede Schwangerschaft unterschiedlich ist. Manche fühlen sich pudelwohl mit den körperlichen Veränderungen, andere sind kreuzunglücklich. Ich selber fühlte mich bei der ersten Schwangerschaft super und wunderschön und nun bei der zweiten freue ich mich tatsächlich darauf, Sport machen zu können und meinen alten Körper zurück zu bekommen. Warum es diesmal anders ist, weiß ich nicht, ich sehe eigentlich genauso aus wie bei der ersten.
Zweitens, was die Hormone und die mentale und emotionale Vorbereitung auf die neue Rolle mit dem eigenen Gemütsleben anrichten, darf man nicht unterschätzen. Es wird sich viel verändern in deinem Leben und das muss man erst einmal verarbeiten. Und dabei ist es unerheblich, wie sehr das Kind gewollt ist.
Und ja, es ist unfair, dass diese Veränderungen nur die Frau treffen, aber dafür gibt es auch einige Dinge, die Männer nicht erleben können, was auch für die Männer unfair ist. Z.B. das Kind in sich zu spüren oder stillen. Oder diese unfassbare Nähe zwischen Mutter und Kind. Mein Mann sagt immer, es sei faszinierend und gleichzeitig deprimierend für ihn, dass ein Kind nach der Geburt allein mit Hilfe seiner Mutter überleben kann (Stillen) und der Vater rein biologisch (emotional natürlich schon) gar nicht gebraucht wird.
Drittens, es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Sprich wie groß die Einschränkungen / Veränderungen hinterher sein werden, wird sich zeigen und ob du sie so empfindest wie andere beschreiben ist die Frage (mir fällt gerade auf, dass das gar kein Punkt war, den du genannt hast).
Ich würde dir empfehlen, deine Gefühle einfach zu akzeptieren, fühle dich nicht schuldig, du darfst so empfinden. Und sprich mit deinem Freund darüber, es ist ganz wichtig für euch, dass ihr miteinander kommuniziert. Dein Freund kann nicht nachempfinden wie es dir geht, er ist darauf angewiesen, dass du es ihm sagst (im Übrigen nicht nur jetzt, sondern auch nach der Geburt). Und nur weil dein eigener Vater anscheinend eine ziemlich unmögliche Einstellung hatte, trifft das nicht auf alle Männer zu. Du scheinst einen sehr netten Freund zu haben, scher ihn nicht mit anderen Männern über einen Kamm, das wäre nicht fair.
Und noch etwas, eine Hebamme, die so einen Spruch bringt, kannst du in der Pfeife rauchen. Eine Geburt ist Schwerstarbeit und wenn es Frau hilft, dabei zu schreien, soll sie es tun. Da hat niemand was zu zu sagen.
Ich hoffe, dass du es schaffst, dich aus deiner Spirale zu befreien und dass es dir bald besser geht!

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Hallo Zara,
Ich finde es toll das du trotz ärztlichen Rat dich dazu entschieden hast es zu versuchen und ein Kind in diese Welt setzen möchtest. Aber deine Zweifel sind wie leider fern. Ich bin auch ein Scheidungskind und habe mein Vater nie kenne gelernt, da er lieber einen Sohn haben wollte. Also würde ich auch verstoßen. Ich mache daher meinen Freund wahrscheinlich auch mehr als er verdient Druck ein guter Vater zu sein und für sein Kind da zu sein. Aber es war wie bei dir ein absolutes Wunschkind, freust du dich denn auf das Kind? Kommt nicht so ganz rüber, was schade ist. Ich freue mich jedesmal wenn ich sie spüre, ist leider nicht so oft, da ich eine vwp habe. Ich habe seit 3,5 Monaten keinen sex mehr, mein Freund hat Angst und mir hat es da letze mal total weh getan. Aber er cremt/ ölt mir jeden Abend den Bauch ein, somit haben wir auch engen körperkontakt. Vielleicht hilft das ja wenn er das macht. Und wenn ich mal überlege bis du ja Gewichtstechnisch immer noch -4 von deinem startgewicht. Rede einfach mal mit ihm, wie es dir geht, und was du dir wünschen würdest. Dabei können wir dir nicht helfen, aber ich möchte dir mut zusprechen. Ich war nie ganz schlank aber ich möchte jeden Tag meinen Bauch in Szene setzen, da ich so stolz bin schwanger zu sein. Und auch wenn ich weh wehchen habe, so liebe ich mein ungeborenes Kind jetzt schon und ich rede jeden Tag mit ihr. Lass deine bösen Gedanken weg fliegen und befasse dich nur mit den schönen Dingen. Vielleicht hilft es ja wenn du, falls du es noch nicht getan hast, etwas fürs Kinderzimmer kaufst oder einen Schwangerenkurs machst. Irgendwas worauf du doch mental auf die Veränderung einstellen kannst, die ein Kind nunmal mit sich bringt. Und vergiss nicht ihr habt euch bewusst dazu entschieden ein Kind zu bekommen. Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen.

Happy mit turnliese im Bauch 21 ssw

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Hey ihr Lieben,
Ich danke euch erstmal für eure lieben Antworten. Natürlich freue ich mich riesig über meine Kleine, die übrigens ein sehr aktives Baby ist. Daran gibt es keinen Zweifel und um so mehr, da der Start so schwierig war für uns zwei. Ich hatte vor zwei Jahren eine sehr langsam fortschreitende Blinddarmentzündung, die Bakterien hatten dann meinen kompletten Unterleib befallen und nun ja, da es ewig nicht erkannt wurde, war dann alles bereits vernarbt, als sie das Ding endlich entfernten. Es bildeten sich Zysten und es gab nur die Hoffnung auf Invitro irgendwann mal. Dass es sofort auf dem natürlichen Weg funktioniert hat, kam dann wirklich selbst für meine Ärztin super überraschend. Die Pille habe ich aus gesundheitlichen Gründen absetzen müssen.
Ich wusste anhand meiner Familiengeschichte, wie schwierig diese neue Rolle für mich sein würde. Zumal mein Freund ein sehr rationaler Typ ist, der eben fortwährend mit den Gedanken in der Organisation irgendwelcher Dinge fest steckt - und aus einer super intakten Familie kommt. Bewundernswert wie ich finde,wie viel Ehrgeiz er mit allem hat, aber auch anstrengend, wenn man selbst so emotional ist und der eigene Körper sich stets im Wandel befindet. Da redet man oft aneinander vorbei. Er kennt ja auch alle Geschichten mit meinem Vater. Ich habe in der Tat große Angst, dass ich mich während und nach der Geburt so hilflos und allein fühle, wie jetzt schon. Für mich ist Flucht dann die einzige Alternative. Am liebsten alles allein stemmen fühlt sich sicherer an. Ich weiß aber auch, dass meine Tochter einen wundervollen Vater haben wird und diesen auch verdient. Das will ich ihr nicht vorenthalten. Das ist der größte Trost für mich. Sie soll niemals so denken und fühlen müssen, wie ich. Ich wünschte nur, ich würde mit all dem besser klar kommen. So würde ich meinem Freund das Kind am liebsten in die Hand drücken nach der Geburt und sagen „sucht euch eine, die nicht so nen Knall hat wie ich“ ;) ich will mein Kind nicht infiltrieren und belasten mit dem Scheiß, den mir meine Eltern verpasst haben. Da hilft auch kein Geld, kein Studienabschluss, kein noch so tolller Mann, nix...

Liebe Grüße

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Hii

Ich versteh dich total gut!!!!
Ok ich musste mir keine solchen sprüche anhören und bin auch kein Scheidungskind.
Aber der Satz: hauptsache man lächelt immer, und sieht gut aus hat schon was.
Und alle Bescherden und körperlichen Veränderungen sind ja auch nicht schlimm, hauptsache dem Baby gehts gut!
Äääh doch es ist doof! Natürlich ist die Gesundheit das wichtigste.
Aber ich finds manchmal auch fies! Mein Freund kann feiern gehen, sein Bier trinken und sein Körper ist immer noch so straff wie vorher. Dann seh ich andere Frauen im Bikini mit ihrem flachen Bauch und selbst ich würde das anglotzen und schöner finden als meine schwangere Frau.
Und ich hab echt auch einen tollen Freund! Es liebt mich unendlich! Und findet mich auch nicht hässlich.
Trotzdem gibt es diese sch... tage!

Ich drücke dich ganz fest und hoffe wir fühlen uns danach umso besser😉😘😘💕

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Oh ja, da hast du Recht. Man ist halt immer noch ein Mensch und nicht nur ein Brutkasten. Und mein Freund macht weiter regelmäßig Sport und hat einen tollen Körper. Manchmal sehe ich, wie er meinen ein wenig schief beäugt. Die Mega-Brüste und der große Bauch. Ich hab schon überlegt, mich bis zum Schluss nur noch zu verhüllen und auf Sex zu verzichten. Aber wenn er dann andere Frauen im Sommer anstarrt, während ich ein Walfisch bin... ich würde innerlich ausrasten.

Ich drück dich zurück <3

8

Vielleicht beäugt er dich ja nur, weil es ungewohnt ist, nicht weil er es nicht schön fände. Außerdem hast du jetzt nur noch ein paar Monate und du wirst sehen, wie sich danach wieder alles zurück entwickelt.
Übrigens, vielleicht ist ja die Geburt eurer Tochter ein guter Anlass um mal mit der Vergangenheit aufzuräumen? Im übrigen halte ich es für sehr gesund dass du dich jetzt mit deinen Eltern auseinander setzt, immerhin bist du auch bald Eltern. Und musst jetzt quasi überlegen, was für eine Mutter du sein möchtest.
Ach und noch was fällt mir ein, solltest du dich nach der Geburt überfordert, allein und hilflos fühlen, wisse, dass du nicht allein bist. So geht es vielen und ist wahrscheinlich einfach normal, es wird in jedem Fall besser, da man ja in die neue Rolle hineinwächst.
Alles Gute für dich.

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