Kaisergeburt trotz Plazenta Praevia totalis. Seeeeeehr ausführlicher Geburtsbericht.

Hallo zusammen,

Wir haben es nun auch geschafft. Nach einer wirklich schweren Schwangerschaft mit mehreren Komplikationen auf ein Mal.
Vanishing twin Syndrom mit Hämatomen
Plazentadysplasie
Plazenta Praevia totalis

Nach meiner Sturzblutung in der 32 ssw und fast zwei Wochen Liegen im Krankenhaus, war ich nicht mal eine Woche zu Hause, als ich gestern starkes Ziehen im Becken hatte. Ich dachte es seien Senkwehen und bin etwas früher ins Krankenhaus gegangen (ich hatte eh alle drei Tage einen Termin)

An dem Empfang schickte man mch direkt zum CTG (da war es so 13:40 Uhr) und siehe da: Wehen mit Ausschlägen von 100, alle paar Minuten 🙈 aber soooo richtig weh getan hat es nicht.

Als mir dann die Assistenzärztin einen Zugang legte, dachte ich schon: Scheiiiiiiße!

Dann kam der Arzt und meine:
„So, das ist ja wohl eindeutig. Dann machen wir den Kaiserschnitt jetzt gleich.“

Whaaaaaat the ... 😱
Daraufhin habe ich, obwohl ich mich monatelang auf genau das vorbereitet habe, eine leichte Panikattake gehabt.
Mit Heulen und Gedöns 🙈

Hab dann noch gefragt, ob wir wenigstens bis morgen warten könnten. Er meinte, es würde nicht mehr auf den Tag ankommen und wir würden dabei nur noch eine Sturzblutung riskieren. Er hat dann nochmal meine Lieblngsärztin hier in der Klinik angerufen und sie meinte, machen wir noch ein CTG vll legt sich das.

Pustekuchen! Inzwischen wurden die Schmerzen etwas deutlicher. Man könnte sie nicht mehr abtun und ignorieren. Aber ich konnte die ganze Zeit noch entspannt sitzen, lachen und quatschten. Und das bei 2 cm, wie ich später erfahren hab.

Dann kam meine Ärztin und meinte.
„Tja, dann doch heute.“

Dann ging alles so ungassbar schnell. Die Anestesteärztin kam mit dem Aufklärungsbogen und um 16 Uhr wurde ich schon umgezogen und fast direkt im Anschluss in den OP gefahren.

Ich habe noch der Ärsthesieärztin gesagt, dass ich mega Schiss habe vor der Op und sie wahrscheinlich alle paar Sekunden fragen werde, ob das OK ist, was ich da spüre, oder gleich Hops gehen werde.

Ich solle bitte sofort alles sagen, vor allem, wenn ich vor hab Hops zu gehen 🙈😜😂 sie würde schon gut auf mich aufpassen.

In der Schleuse wurde ich von vermummten Menschen begrüßt und durfte dann gleich in den Op.

Im OP wurde ich auf den OP Tisch gesetzt. Es ist eine Art Gyn-Stuhl.
Es sollte erstmal ein anderer Zugang gelegt werden, da der, den ich hatte zu dünn war.
Spoiler:
dieser dickere Zugang war das schmerzhafteste an der ganzen OP! Aber natürlich auch pillepalle.

Was ich echt scheisse fand, dass die Anestesie Crew so einen unfassbaren Stress hatte, dass die sich erstmal gar nicht auf mich konzentrieren konnten.

Die Ärztin hatte zwei Telefone dabei, die im 2 Sekunden Takt abwechselnd klingelten. Sie suchte also bei mir nach einer geeigneten Vene und hat gleichzeitig mit am Kinn eingeklemmten Telefon Anweisungen für andere Patienzen gegeben. Dementsprechend gestresst war die Gute auch.

Da kann sie sicher nichts für, ich wär da auch gestresst, aber ihr könnt euch vorstellen, wie viel Angst ich in dem
Moment hatte. Sie sollte mir ja gleich eine Spinal setzen 🙈 5 vermummte Menschen wirbelten um mich herum, zwei standen ratlos in der Gegend rum.

Zwischendurch stand dann ein in OP-Kleidung vermummter Mann neben mir und nahm meine Hand. Äääääh. Die Schwester meinte zu ihm:
„Wer sind die denn?“
„Ich bin der Ehemann!“
😂🙈 meinte mein Mann.
Die Schwester so: „oh, Sie dürfen erst rein, wenn ihre Frau die Anestesie schon gelegt bekommen hat.“

Keiner hatte ihm gesagt, dass er warten soll, sondern einfach nur die Klammotten in die Hand gedrückt. 🙄

Währenddessen suchte eine Schwester zum dritten Mal eine geeignete Vene bei mir (die hatten sich vor Stress alle zurückgezogen 😒 ) und verpasste mir erneut eine dicke Schwellung, weil sie falsch gestochen hatte.
Chaos pur!
Und ich mittlerweile am zittern.

Irgendein anderer vermummter, gestresster Mensch suchte an dem anderen Arm die Venen ab.
Und ich dachte nur:
Hoffentlich schibbelst du nicht an mir gleich rum.
Ich:
„Ääähm, wer operiert denn eigentlich gleich?“

Vermummter, gestresster Mensch:
„Frau Dr. XXX!“

Halleluja!
Meine Lieblingsärztin ist gleich da und operiert mich! Und keiner dieser Chaotenbande. Kurzer Augenblick der Euphorie. Ich werde das überleben!

Dann hat die Anesthesiärztin endlich ein Machtwort gesprochen und hat ihre Telefone auf die Assistenz verteilt, damit sie den Zugsng bei mir legen kann und nicht alle 2 Min ans Telefon muss.

Zugang hat dann endlich geklappt und ich war fast schon weggetreten vor Stress 😂

Dann kam die Spinal.
Hände in den Schoß, leichten Buckel machen. Das war erstmal der Test, ob ich das hinbekomme.
Ja, da hab ich Talent für, super!

Anestesieärztin hat dann mit dem Nagel zwischen die Wirbel gefühlt. (Das hab ich mehr gemerkt, als die eigentliche Spinal, war aber nicht schmerzhaft)
Dann noch mal Buckel machen und schon kam die erste Betäubungsspritze. Überhaupt nicht schlimm. Dann die zweite, etwas tiefer gespritze. Die hab ich fast gar nicht mehr gemerkt.
Dann kam die Spinal
Ich hab echt fast nix gemerkt. Ganz leichten Druck, mehr nicht. Der berühmte, starke Druck blieb aus. Aber naja, ich hatte durch den Stress ja so viel Adrenalin ... vll deshalb nix gespürt.
Ob das eine neue Anesthesiemethode ist? 🧐

Es fing direkt an im Po und Beinen warm, äääh fast heiß, zu werden und zu kribbeln.
Holla!
Die Schwestern haben meine Beine hochgelegt und ich konnte sie sogar noch etwas Bewegen. Auch wenn sie sehr schwer waren.
„Rücken Sie mal mit dem Po etwas zu mir“
Witzig! Hätten wir das nicht VOR der Betäubung machen können. Ich bin ja zierlich aber ihren Tauben Huntern hochzuheben schaff nicht mal ich.

Dann wurde ich hingelegt und mein OP Kittel vor mich gespannt. Da legte sich der Stress langsam oder ich zog mich traumatisiert in mein Innerstes zurück. Kann ich bis heute nicht klar sagen 😜
(Scherz)

Dann wurden alle ruhiger (oder zogen sich traumatisiert in ihr Innerstes zurück)
Und auf mich wurde lieb eingeredet, ob es mir gut gehe und alles gut sei.
Mein Mann war auch plötzlich wieder da und hielt meine Hand.

Katheter wurde gelegt. Nix gespürt außer Gefummel zwischen den Beinen.

Meine Ärztin kam rein und die Welt war wieder in Ordnung.
„Wir machen gleich eine schöne Kaisergeburt“

Ich: „OK, wenn mein Mann das schafft“ 😂🙈

Ich wollte das ja immer, aber er meinte er würde da wegsehen. Hat er nicht 😏 He He

Ich war unfassbar ruhig und entspannt ... oder auf irgendwelchen Drogen.
Hab immer zwischendurch meinen Mann gefragt, ob es ihm gut geht. 🤪 GAGA!
Er hat nur genickt, kein Wort rausbekommen. Mir war auch nicht nach quatschten.
Ich meinte nur: „OK, ich bin ganz ruhig und will nur etwas vor mich hinstarren“ er:“OK“

Hach, wir sind perfekt füreinander!

Op Bereich wurde abgedeckt, Blutkonserven für den Notfall ( bei einer Praevia normal) waren da und die Ärztin
Fing an.
Ärztin:
„Oh, sie haben genau in der Schnittführung einen großen Leberfleck, kann der Weg?“

„Ja bitte!“

Bingo! Schönheits-OP inklusive, läuft bei mir.

Schnipp, Leberfleck war weg. Nix gespürt. Läuft!

Dementsprechend habe ich natürlich nichts von dem eigentlichen Schnitt gefühlt.

Dann Gesauge, leichtes Ruckeln. Drücken

Ärztin: „Herje, Die haben aber Wehen! Und der Muttermund ist schon 2 cm auf. Ein Wunder, dass sie keine Dturzblutung hatten!“

Holla! Ja um Gottes Willen! Ich Glückspilz. Das ist jetzt kein Scherz, hätte übel ausgehen können!

Ruckel, ruckel.

„So, wir machen den Vorhang jetzt runter“

Ooooookaaaaaay,

„So, Achtung“

Jaja ich geb Acht.
Dachte ich, schwieg aber.

Vorhang weg.

Da schaute mich ein kleines Minigesichtchen aus meinem abgeklebten Bauch an.
Krass! Fassungslosigkeit. Skurril, winzig, klein, mein Gott ist die süß! Und klein. Unwirklich!

„Einmal pressen bitte“

Schockstarre meinerseits.

Unsere kleine Maus wurde vor unseren Augen rausgeholt. Sie ist perfekt!
Fing an zu quieken und leicht zu zappeln.
Mein Gott ist sie klein!

Ich hab irgendwas gelabert, aber weiß nicht mehr was. Gelacht habe ich auch. Geweint nicht. Gelacht.

Hebamme nahm die Kleine und zeigte sie uns noch kurz ganz, dann ging sie mit ihr zum Kinderarzt.
Ich durfte sie nicht auf die Brust bekommen, weil sie ein Frühchen ist und noch etwas Atemprobleme hatte. Aber mein Mann durfte nach einiger Zeit zu ihr.
Kam dann aber wieder zurück zu mir und durfte bleiben, bis ich zugenäht war.

Die Kleine wurde derweil auf die Neo-Inzentiv gebracht zur Beobachtung. Es geht ihr aber sehr gut!

Mir wurde zwischendurch paar mal schlecht und ich bekam intravenös ein Mittel gespritzt, dass innerhalb von 2 Sekunden wirkte. Fantastisch! Wieso hat man das früher nach Saufparties nicht gehabt?!

Dann war ich fertig. Meine Ärztin sagte Tschüss bis morgen und ich wurde in die Schleuse gefahren.
Dort aufs Bett gehieft und in den Beobachtungs-Raum gefahren.

Schon da konnte ich meine Beine etwas mehr bewegen und es fing an zu zwirbeln. Perfekt gesetzte Anästhesie.
Gar nicht mal so schlecht die Chaosgang!

Ich hab manchmal doofe Nachwirkungen nach einer Anästhesie. So jetzt leider auch. Ich hab gezittert wie Espenlaub und mir war schlecht. Das legte sich nach einer halben Stunde aber.

Als die Spinal nachließ, tat es etwas weh. Wie starke Mens-Schmerzen. Als ich auf dem Zimmer ankam, habe ich aber direkt Novalgin bekommen. Die Schmerzen waren aber konstant da.
Nicht furchtbar schlimm, aber auch nicht wegzudiskutieren.
Ich finde aber jedes Magen-Darm Virus mit Krämpfen schlimmer als die Schmerzen nach dem KS.

Später wurden sie etwas schlimmer und ich bekam mehr Medis, damit ich schlafen kann.

Ich wurde noch am selben Abend mit meinem kompletten Bett zu unserer Tochter gefahren ❤️ und durfte sie etwas streicheln.

Sie liegt noch im Inkubator. Am ersten Tag hatte sie noch Sonde und Atem-Unterstützung. Mittlerweile nur noch eine Sonde und wir durften heute laaaaange kuscheln. ❤️

Am nächsten morgen, wollte ich unbedingt aufstehen und zu unserer Tochter.

Die Schmerzen waren besser.
Habe vor dem Aufstehen noch mehr Schmerzmittel genommen.

Das Aufstehen ist nicht schön, aber auch das habe ich mir viel schmerzhafter vorgestellt. Ich bin eh jemand, der Schmerzen gut ab kann.

Was ich nicht könnte ist, stundenlang in Wehen zu liegen, während mir schlecht ist und ich todmüde und körperlich erschöpft bin.

Daher war der KS für mich ideal!
Wenn ich Schmerzen hab, nehme ich was dagegen und kann schlafen.

Nicht mal 24 Stunden nach dem KS brauchte ich keine Schmerzmittel mehr. Es ist wirklich verblüffend, wie schnell so was heilt.

Wenn ich gehe oder aufstehe, tut es weh! Es zwirbelt und zieht. Aber alles in Maßen. Ich könnte auch Schmerzmittel haben aber ich bin häufig bei meiner Tochter und die Schwestern auf der Station hier sind leider nicht so auf Zack.
Wenn ich anrufe, dauert es ewig, bis sie da sind. Dann gehe ich lieber mittlerweile zu meiner Tochter.

Beim Pinkeln krampft es unangenehm, ist aber auszuhalten und wird weniger.

Viel laufen kann ich noch nicht, was aber hauptsächlich daran liegt, dass ich eine Anämie habe und mein Kreislauf absackt. Liegt aber nicht an dem KS, sondern in der Familie.

Alles in Allem würde ich jederzeit wieder einen KS bevorzugen. Auch wenn ich noch nie natürlich entbunden habe, kann ich doch einschätzen, dass das nix für mich wäre.

Hoffe, der extrem lange Bericht hilft einer oder mehrerer von euch.

Viele liebe Grüße
Bea
mit Greta
05.06.2018
33+6
1890g
44 cm
17:21 Uhr