vor 19 Min.
Hallo alle zusammen,
Das wird ein längerer Beitrag. Ich bin psychisch komplett am Ende. Vom Beruf her bin ich Therapeutin (ich konkretisiert das hier mal lieber nicht, einfach zu meinem eigenen Schutz) und ich habe erst kürzlich die Arbeitsstelle gewechselt, weil es in der alten Praxis schon zu Mobbing kam und ich quasi rausgemobbt wurde. Nun muss ich länger fahren aber das fand ich vor meiner Schwangerschaft auch gar nicht so schlimm. Ich habe einige Wochen nach Antritt von der Schwangerschaft erfahren und habe die Verkündigung etwas hinausgezögert, denn ich sollte eigentlich selbst eine im Mutterschutz vertreten. Zudem ging eine andere Therapeutin so langsam in Rente und eine weitere war selbst schwanger. Nach dem verkünden in der 13. SSW wurde dann auch irgendwie alles schwieriger. Ich hatte das Gefühl, dass mein Arbeitgeber so gar nicht mit dem Mutterschutzgesetz vertraut war, Tage an denen ich über 10 oder 11 Stunden arbeiten durfte, schweres heben und allgemeiner Stress waren dann irgendwie ganz normal. Die Möglichkeit mich mal eben auszuruhen war nicht gegeben, zudem kommt die Fahrt. Zur Arbeit hin brauche ich 47 km. Das heißt, alleine die Strecke Zuhause - Arbeit und Arbeit- Zuhause waren schon 94 km und dann rechnen wir mindestens 30 km drauf für Hausbesuche da wären wir täglich schon bei 124 km. Ich habe das mal ganz genau aufgeschrieben und komme wöchentlich auf rund 520 km. Das alles hat sehr geschlaucht und ich habe meinem Arbeitgeber auch deutlich gemacht, dass ich überfordert sei. Dies schien ihn nicht besonders zu interessieren weshalb ich dann rat bei Hebamme und Ärztin gesucht habe. Meine Hebamme sagte gleich, dass ich einen Beschäftigungsverbot brauche und man merkt, dass ich psychisch nicht mehr kann. Meine Ärztin ist total dagegen und so war ich froh, dass ich zumindest ein individuelles Beschäftigungsverbot bekam und nur 6 Stunden am Tag arbeiten durfte. Auf Arbeit gibt das natürlich total Stress. Zuerst war mein Arbeitgeber total freundlich, aber mir fällt auf, dass es daran liegen könnte das Patienten anwesend waren. Gestern war mein erster Tag an dem ich meine 6 Stunden gearbeitet habe. Kaum komme ich vom Hausbesuch haben mein Arbeitgeber und ich hinter geschlossenen Türen über den Terminkalender gesprochen und dann kam alles auf einmal. Mir wird gesagt ich sei keine Vorbildfunktion für andere, übernehme keine Verantwortung und es würde wohl nicht gehen meine Strickjacke über die Taille zu binden wenn mir warm sei. Ihre Praxis sei kein Wohnzimmer und deshalb dürfte eine Arbeitskollegin die Schuhe während der Arbeitszeit aus lassen einfach so.. und wenn ich geschwollene Füße habe und Rückenschmerzen dürfte ich es nicht mal für 5 Minuten.. da wurden mir noch ein paar Dinge mehr an den Kopf geworfen und wenn ich ehrlich bin habe ich 1. Absolut gar keine Lust mehr dort zu arbeiten und 2. Mache ich mir Vorwürfe und denke ernsthaft darüber nach ob ich überhaupt eine gute Therapeutin bin.. denn Praxis 1 hat mich schon weggeekelt und jetzt Praxis 2.. vielleicht ist da ja was dran?
Meine Hebamme meint jedenfalls es grenzt an Mobbing und ich soll versuchen irgendwo ein Beschäftigungsverbot her zu kriegen.. Ich verkneife mir das weinen auf der Arbeit.. meistens Weine ich dann auf dem weg nach Hause richtig los im Auto..
Hat jemand sowas schon mal erlebt?
Mein Mutterschurz beginnt am 25.11.18 und ET ist der 06.01.19
Ich weiß für mich dass ich nach der 2 jährigen Elternzeit nicht in den Beruf des Therapeuten zurückkehre. Ich möchte eine neue Ausbildung machen oder mich umschulen lassen.. als Therapeutin möchte ich persönlich nicht mehr arbeiten..
Psychisch fertig
Ich kann dich sehr gut verstehen und stimme deiner Hebamme zu, dass du dort nicht so weitermachen kannst. Allerdings würde ich versuchen, wenn du es aushälst, dagegen notfalls per Anwalt vorzugehen und deine Rechte als Schwangere durchzuboxen. Damit “schadest” du deinem wirklich saublöden Chef mehr als wenn du ins Berufsverbot fällst, wofür er nicht aufkommen muss und einfach wen anders einstellen kann.
Ich kann aber auch verstehen, dass du dazu momentan psychisch nicht in der Lage bist. Lass dich doch auf Grund der psychischen Überlastung erst mal 1 Woche krankschreiben um den Kopf ein bisschen frei zu bekommen und eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Was deine langfristige Entscheidung für den Beruf angeht hast du ja in der Babypause genug Zeit um dir alles genau zu überlegen!
Hallo,
es tut mir Leid für dich, dass du dich so unwohl fühlst, aber ich sehe keinen Grund für ein generelles BV. Deine Arbeitszeit wurde ja bereits auf ein angenehmes Maß reduziert und die Anfahrt zur Arbeit ist leider nicht relevant für ein generelles BV. Die hast du selbst gewählt und wenn gesundheitliche Probleme die Fahrt unmöglich machen, wäre eine Krankschreibung angemessen, bis es dir wieder besser geht.
Mobbing ist relativ. Wenn mein Chef mir sagt, dass ich bei der Arbeit mehr auf meinen äußeren Eindruck achten soll, sag ich ok und leg die Strickjacke beiseite. Ich finde das nicht so wild. Würde er mir sagen, ich hätte eine schreckliche Visage und würde Patienten vergraulen, sähe das ganz anders aus.
Ich habe den Eindruck, dass du deinen Job nicht magst und hoffst, dem durch ein BV früher entgehen zu können. Da liegen die psychischen Probleme aber weniger beim Arbeitgeber als bei deiner Einstellung zur Arbeit. Du machst den Job nicht gerne, oder? Ich vermute, dass dir deshalb alles viel schlimmer vorkommt als es vielleicht ist. Zumindest jetzt hast du ja schon Erleichterung bekommen, indem du nicht mehr lang arbeiten musst.
Wenn du dich unfähig fühlst, weiter zu arbeiten, sprich mit deiner Ärztin über eine Krankschreibung. Ein BV wird sie dir vermutlich nicht geben können.
Alles Gute!
Du bist Therapeutin in einem kleinen Betrieb, und direkt nach der Einstellung schwanger geworden. Du arbeitest Vollzeit und hast dir die Stelle so weit weg vom Wohnort gesucht, dass du täglich 94 km pendelst und dazu noch Strecken für Hausbesuche fahren sollst.
Merkst du was?
Deine Familienplanung (neue Stelle und sofort schwanger), die Auswahl deiner Stelle und die Anforderungen passen nicht zusammen. Und ein Großteil der Probleme sind aufgrund deiner Planung entstanden.
Du hast dich auf einen knochenharten Job beworben, für den du jedenfalls jetzt nicht die Nerven hast. Und dein Chef kann nicht erkennen, dass du dich mit dem Betrieb identifizierst.
Und als Therapeutin solltest du eigentlich wissen, wie man Konfliktgespräche führt und wie man für seine eigenen Bedürfnisse angemessen sorgt, so dass man den anderen nicht zur Last fällt.
Was soll man da noch sagen?
Wow. Diese Antwort war für die TE sicher hilfreich und aufbauend. Ihr geht es offensichtlich schlecht und es wird noch Salz in die Wunde gestreut.
Ich wundere mich ausserdem hier immer wieder, was von Frauen so erwartet und verlangt wird. Hat man es als Frau im Job nicht oft schwer genug? Muss man sich nicht oft behaupten? Ist man nicht eigentlich eh schon häufig im Nachteil - einfach weil man, wenn man Kinder haben möchte, eine Zeitlang aussetzen muss? Warum soll man ein schlechtes Gewissen haben? Nein, das sehe ich anders. Diese Situation hat nichts damit zu tun, ob man gut in seinem Job ist. Und haargenau planen lässt sich bei vielen eine Schwangerschaft auch nicht.
Über derartige Aussagen wundere ich mich hier, unter uns Frauen, immer sehr. Als hätte man nicht schon genug Ansprüche, denen man gerecht werden muss. Jetzt wird auch noch unsere Qualifikation an unserer gesundheitlichen und psychischen Verfassung gemessen? Und daran, ob wir unsere Lebensplanung immer exakt kalkulieren? Finde ich fatal.
Ich gebe der TE recht und sage: BV versuchen (Hier NICHT grundlos m.E.) und die Elternzeit nutzen um eine neue Stelle zu suchen. Neuanfang. Alles wird gut!
Als Therapeutin sollte sie wissen, wie man konflintgespräche führt?
Wer sagt denn, das sie eine Therapeutin für Psychologie ist? Vielleicht ist sie in der Krankengymnastik tätig?
Du klingst wirklich sehr fertig und es tut mir leid, dass du so unglücklich bist. Ein komplettes bv ist leider nicht garantiert, aber du könntest dich krankschreiben lassen, denke ich. Wenn du deinem FA alles schilderst und darum bittest, wird er das bestimmt machen.
Falls du tatsächlich Physiotherapeutin bist und dich doch noch entscheidest, nach der Elternzeit zurück in deinen Beruf zu gehen, hast du aber bestimmt gute Chancen auf eine andere Stelle. Der Fachkräftemangel ist ja besonders in dem Sektor extrem.
Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen und hoffe, dass du eine gute Lösung für dein Problem findest. Alles gute!
Ein generelles BV ist an für sich nicht möglich, da ja keine Lebensgefahr für Mutter und Baby besteht.
Dein Arbeitgeber kann dir bei deiner Tätigkeit wohl auch kein BV geben, da ja alles den Richtlinien entspricht.
Er hat sich aber auf jeden Fall an die Mutterschutzgesetze zu halten.
Ich würde zu meinem Hausarzt gehen und die Situation schildern.
Vielleicht hilft es dir ja schon, dass du krank geschrieben wirst.
Bis zu 6 Wochen ist ja möglich, ohne ins Krankengeld zu fallen.
Da du ja ehe nicht in den Job zurück willst, kann es dir ja egal sein, was dein Chef davon hält.
Aber Gesundheit geht nun einmal vor.
Und die psychische Gesundheit ist ebenso wichtig wie die körperliche.
Hallo,
Das klingt nicht gut. Mir ging es zur Mitte der SS hin auch immer schlechter in der Arbeit (psychisch). Egal, was ich gemacht habe, immer war ich schuld, verantwortlich und nichts richtig. Das ist nur die Mega-Kurzfassung des Ganzen.
Ich habe dann mit meiner Hebamme und FA gesprochen, der mir dann ein BV ausgestellt hat. 2 Wochen später ging es mir deutlich besser, ich wurde wieder etwas gelassener und ruhiger.
Für mich steht auch fest, dass ich nach der Elternzeit etwas ganz anderes machen möchte. Was genau, das werde ich im Winter anfangen mich zu erkundigen.
Hast du mit deinem FA schon gesprochen?
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