FA stellt BV für Suchthilfe aus - Träger sieht kein Problem / Bitte Einschätzung

Hallo ihr Lieben,

erstmal wünsche ich euch einen guten Start in die neue Woche und hoffe es geht euch allen gut? :)

Ich brauche bitte kurz eure Einschätzung: Ich komme eben vom Frauenarzt, bin in der 11. SSW, dem Baby geht es super :) Allerdings ist es so, dass ich in der Suchthilfe als Sozialpädagogin tätig bin (Beratung von Klienten) und davon ausging (sowie mein Chef), dass ich problemlos bis zum Schluss arbeiten kann und darf. Nun habe ich eine Bestätigung für den AG benötigt, in welcher hervorkommt, dass ich weiter in meinem Einsatzgebiet arbeiten darf. Allerdings war mein FA vorhin sehr streng und wollte mir auf gar keinen Fall eine Bestätigung ausstellen - im Gegenteil, er sieht die Arbeit an der Front mit Klienten kritisch und kann dies nicht befürworten und hat mir ein Berufsverbot für Klientenkontakt/Suchtkranken und die Durchführung der Kindergruppe ausgestellt. Ich bin nun etwas überrascht, da ich es bisher doch etwas "locker" gesehen habe. Allerdings möchte ich die Einschätzung meines Arztes doch ernst nehmen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein AG nun den Betriebsarzt hinzuziehen möchte, was ich auch in Ordnung finde, der sicherlich auch kein Problem in der Durchführung der Arbeit sieht. Für meinen FA ist lediglich eine reine Bürotätigkeit eine Option.
Wie ist eure Einschätzung dazu? Habe ich es vielleicht bisher (auch durch Einschätzung meines Chefs) zu locker gesehen, dass ich problemlos weiterarbeiten darf/soll? Wie würdet ihr vorgehen oder habt ihr vielleicht schon Erfahrungen in diesem Bereich gemacht?
Ich bin mir nun auch nicht sicher - möchte natürlich nicht, dass der AG denkt, ich habe keine Lust mehr zu arbeiten - was auf gar keinen Fall stimmt. Dennoch möchte ich die Einschätzung des FA´s auch nicht einfach ignorieren und durchaus ernst nehmen. Denn so eine Einschätzung kommt ja nicht grundlos - oder wie seht ihr das?

Vielen Dank für eure Rückmeldungen.
Ganz liebe Grüße
Sina

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Hallo,
ab Bekanntgabe der Schwangerschaft beim AG darfst du so oder so erst wieder arbeiten, wenn der AG gemeinsam mit dir den Gefährdungsbeurteilungsbogen durchgegangen ist und du beim Betriebsarzt warst. Vorher dürftest du, wenn alles korrekt läuft, sowieso keinen Fuß auf die Arbeit setzten.
Sind im Gefährdungsbogen Sachen angekreuzt, die nicht dem Mutterschutzgesetz entsprechen, muss dein AG dafür sorgen, dass dein Arbeitsplatz dementsprechend sicher gemacht wird. Kann er dir keinen konformen Arbeitsplatz anbieten, muss er dich ins BV schicken.
Zur Zeit der Pandemie gibt es auch angepasste Empfehlungen. Kein wechselnder Kunden-/ Klientenkontakt z.B....
Also ich denke schon, dass dein FA das gut im Blick hat. Bin eher geschockt, dass dein AG das so gar nicht im Blick hat. Bist du die erste Schwangere dort, so dass er sich damit nie befassen musste?

Liebe Grüße

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Also ich arbeite im Büro in einer Pflegeeinrichtung und habe sofort vom AG ein BV bekommen. Da der Kontakt zu Kunden und Angehörigen zu riskant ist. Und ich denke das ist bei dir auch. Erstens schon wegen Corona und zweitens wegen den Infektionskrankheiten die die Leute eventuell haben. Zudem ist denke ich bei Suchtkranken nie auszuschließen dass mal eine gewisse Aggressivität vorliegt genauso wie bei mir mit Demenzkranken. Es wundert mich also eher dass dein AG dir kein Verbot ausstellt oder deine Stelle umordnet. Hoffe das hilft dir ein bisschen weiter.

Und natürlich herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft ❤

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Vielen Dank für deine schnelle Rückmeldung :) Ja tatsächlich hat mich das jetzt doch auch zum Nachdenken angeregt und ich werde auf jeden Fall morgen, da er heute im Urlaub ist, mit meinem Chef sprechen und es nicht mehr so "locker" wie bisher sehen.
Dir natürlich auch herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die Schwangerschaft :) Liebe Grüße

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Vielen Dank. 🙂 Ja oft denkt man gar nicht so weit. Hatte ich auch nicht bis mein Chef mir das erklärte und ich mir dann wirklich dachte lieber BV als dass meinem Baby dann doch was passiert. So früh denkt man eher noch an seine eigene Verfassung und hat weniger im Blick das man ja auch für das kleine Wesen schon mitdenken muss

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Ich würde mich an die Einschätzung des FAs halten. Habe aber bisher auch nur sehr schlechte Erfahrungenit AG bezüglich des Mutterschutzes gemacht.

- Generell Kundenkontakt (Corona, bei Suchtkranken ggf auch anderes)
- bei Suchtkranken kann es IMMER zu unvorhergesehenen, (auto-) aggressiven Verhaltensweisen kommen
- ggf Stresssituationen, die vermeidbar gewesen wären
- ect PP

Mir sagte Mal eine ältere Kollegin im KH, als ich auch von Seiten des AGs die Rückmeldung bekam, wäre "alles gar kein Problem": du hast nur ein Baby, wenn dem etwas passiert wegen einem austauschbaren Beruf, wirst du deines Lebens nicht mehr glücklich.
Das sehe ich immernoch so.

Sowohl bei mir (3x) als auch bei Freunden habe ich es oft erlebt, dass vor allem in sozialen Bereichen die AGS da selten "Mal ein Problem" sehen. Keine Ahnung, woran das liegt, evtl am ständigen Personalmangel, aber das geht so einfach nicht. Wir stehen immer an der Front.

Deshalb würde ich da keine Sekunde drüber nachdenken und sofort ins BV gehen.

LG

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Also Berufsverbot hat dein FA dir mit Sicherheit keines ausgestellt, das kann nur ein Gericht.😉

So wie es sich liest hat er auch kein Beschäftigungsverbot ausgestellt sondern eine Empfehlung. Aber auch dies ist nicht deine Aufgabe.

Zum Betriebsarzt musst du sowieso und die Gefährdungsbeurteilung muss auch durchgeführt werden.

Es obliegt eh deinem Chef, dir einen mutterschutzgerechten Arbeitsplatz einzurichten oder dir ein Beschäftigungsverbot auszustellen.

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Hi, ich bin Kindheitspädagogin und arbeite in der ambulanten Jugendhilfe. Ich bin auch sofort ins bv gekommen, da bei uns eine reine bürotätogkeit nicht in frage kommt. Ich musste zum betriebsarzt, da wurde blutabgenommen um meinen infektionsschuzz zu kontrollieren. Da wurde mir direkt gesagt weil ich nicht gegen Hepatitis geimpft bin (es gibt ja eins? Wogegen man auch nicht impfen kann? Weiß grad nicht genau) und es noch was anderes gibt (mir fällst es leider nicht ein) was für die Arbeit mit Kindern wichtig ist, dass ich ins bv muss. Genauso gab es einen Punkt aggressive Klienten, der mich auch direkt ins bv befördert. Denke das wird bei dir auch so sein.

Meine Klienten sind aber nicht wirklich aggressiv, aber für den Fall der Fälle. Und denke die Punkte sind bei dir auch der Fall, grade bei der Arbeit mit süchtigen.

Wünsche dir alles gute!

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Guten Morgen 🌞

Grundsätzlich muss dein Arbeitgeber eine Gefährdungsbeurteilung mit dir zusammen durchführen. Anhand dessen wird beurteilt, ob dein Arbeitplatz den Mutterschutzrichtlinien entspricht. Ist dies nicht der Fall hat er die Möglichkeit dich umzusetzen, also beispielsweise eine reine Bürotätigkeit. Steht ein entsprechender Arbeitplatz nicht zur Verfügung und Home Office wäre auch keine Alternative, bleibt das Ausstellen eines generellen Beschäftigungsverbotes übrig.

Der Frauenarzt kann nur ein individuelles Beschäftigungsverbot ausstellen und auch nur dann, wenn Leben oder Gesundheit von Mutter oder Kind bei Fortführung der Tätigkeit konkret in Gefahr sind. Die Gefährdung durch den Arbeitsplatz spielt dabei keine Rolle. Ich verstehe nicht, dass der Frauenarzt dir das ausstellen möchte, vor allem weil es dafür ja Regularien gibt.
Es ist also ganz klar die Aufgabe deines Arbeitgebers, dir einen sicheren Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen.
Ich habe im Krankenhaus gearbeitet, zum Teil auch auf der Akutstation und habe einen Arbeitsplatz im Büro bekommen. Ohne Patientenkontakt konnte ich dort bis zum Beginn meines Mutterschutzes arbeiten. Tatsächlich könnte ich mir vorstellen, dass die Arbeit am Klienten in der Schwangerschaft schwieriger ist. Auch das Aggressionsportal oder die Compliance wären ein Thema. Ein Gespräch mit dem Arbeitgeber ist auf jeden Fall notwendig, damit du eine sichere Schwangerschaft genießen kannst. Alles Gute 🍀

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Vielen Dank an euch alle für die schnellen Rückmeldungen und eure Einschätzung/Erfahrung. Das hat mir nun sehr geholfen zu lesen, da ich es davor doch relativ locker genommen habe und auch mein direkter Chef (Chef unserer Beratungsstelle) das sehr locker genommen hat. Es wurde bisher auch nicht weitergegeben an die Leitung oben und bisher auch noch keine Gefährungsbeurteilung durchgeführt - ich gehe davon aus, dass dies noch angestanden wäre in der nächsten Zeit bzw. nun auf jeden Fall auch anstehen wird/muss. Bisher ist der AG da nicht tätig geworden - aber eben vielleicht auch, weil es noch keine Meldung der SS an den Vorgesetzten meines Chefs gab.
Der Arzt hat mir tatsächlich heute morgen ein "Attest zur Vorlage beim Arbeitgeber" in Form eines Beschäftigungsverbots (nicht Berufsverbots, sorry :) ) ausgestellt. Es ist angegeben: Das Beschäftigungsverbot bezieht sich auf folgende Belastungen: Kontakt mit Suchtkranken / Kindergruppen. Ich denke, dass mein AG dies auf jeden Fall nochmal durch den Betriebsarzt prüfen lassen möchte und mir dann einen Platz im Büro anbieten wird. Wir sind ein großer Träger und auch bei den Bürotätigkeiten ist Personalmangel.. Also gehe ich davon aus. Allerdings vermute ich schon, dass der Betriebsarzt erstmal versuchen möchte, dass ich weiterhin mit den (zumindest bereits bekannten) Klienten arbeiten soll. Aber das Beschäftigungsverbot vom FA ist ja aussagekräftiger, oder??

Viele sonnige Grüße,
Sina

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Kann ich mir nicht vorstellen, dass der betriebsarzt das möchte. Bei mir war auch direkt klar vom betriebsarzt, dass wird nichts mit arbeiten.

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Bei meiner Kollegin, die letzten Sommer schwanger wurde, war das leider der Fall und sie hat tatsächlich bis zum Schluss mit Klienten gearbeitet - allerdings war der Kompromiss, dass sie nur ihre bestehenden Klienten betreut und keine Neukontakte mehr macht.
Daher bin ich mal gespannt - aber vielleicht wird es ja auch ein sehr gutes Gespräch mit dem Betriebsarzt :)

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Hey!

Wenn dein FA ein BV ausstellt, ist das eine Sache zwischen dir und ihm. Denn der Arzt sieht deine und die Gesundheit deines Kindes gefährdet. Warum auch immer.
Deinen Arbeitgeber geht es nichts an, wieso du das BV erhalten hast. Deswegen würde ich den Arbeitgeber darüber in Kenntnis setzen, dass dir der Arzt das BV ausgestellt hat und gut. Diskutieren oder erläutern würde ich nichts, denn die Gründe betreffen deine Gesundheit bzw liegen somit in deiner Privatsphäre.
Kann ja sein, dass du das locker gesehen hast. Aber du bist keine Ärztin- vielleicht hatte der Arzt neue Testergebnisse und bewertet auf dieser Grundlage deinen Einsatz ganz anders. Oder du hattest in der Zwischenzeit Blutungen oder ein dickes Hämatom, womit du sofort im bv landest. Oder vorab 3 Fehlgeburten, aufgrund derer dein Arzt dich rausnimmst.

Persönlich würde ich mit Suchtkranken schwanger auch nicht arbeiten wollen. Vielleicht sind Heinz und Rita nette Klienten, aber dann erscheint als nächstes Dieter sehr aggressiv kurz nach seinem letzten Rückfall, von dem du noch nichts weißt und erleidet eine schizophrene Psychose, in der du der Feind bist.
Vielleicht haben deine Klienten auch häufiger Krankheiten wie Hepatitis, die der Arzt bedenklich findet.

Ich würde mich auf die Einschätzung des Arztes verlassen und das BV annehmen.

Liebe Grüße
Schoko