Traurig über das "falsche" Geschlecht / Gender Disappointment

Hallo zusammen.

Ich bin in der 17. Woche schwanger und wir haben eine bezaubernde Tochter die bald 3 Jahre alt wird. Nach einer Fehlgeburt im letzten Herbst, war diese Schwangerschaft jetzt mehr als gewollt und ich habe mich vom Tag des viel zu verfrühten Tests an gefreut wie verrückt. Die ersten Wochen waren sehr nervenaufreibend, wir hatten große Angst davor, dass wieder etwas schief gehen könnte. Als die ersten 3 Monate und die erste große Untersuchung dann rum war, haben wir uns so sehr gefreut und waren so erleichtert und dankbar. Haben uns gefreut es endlich unserer Tochter und der Familie zu sagen und ich war ganz in Vorfreude auf den wachsenden Bauch und die ersten spürbaren Kindsbewegungen.

Nun wissen wir seit 2 Tagen, dass wir einen Jungen bekommen und ich bin vollkommen am Boden zerstört. Ich finde mich selbst abstoßend und hasse mich für diese Gefühle, aber sie haben mich so fest im Griff, dass ich nur noch schwarz sehe. Sämtliche Vorfreude, all die schönen Gefühle, die Erwartungen, alles ist plötzlich verschwunden. Da ist nur noch Panik. Natürlich war mir klar, dass die Chancen für jedes Geschlecht 50/50 stehen und ich dachte auch ich wäre auf beides vorbereitet, aber anscheinend war dem nicht so. Ich war mir insgeheim sicher ein Mädchen im meinem Bauch zu tragen. Ich hatte mir so sehr eine Freundin, Verbündete und Vertraute für unsere Tochter gewünscht.Einen Menschen der ihr so nahe steht wie ich meinen Schwestern und der immer für sie da sein wird und umgekehrt. Schon immer habe ich mir 2 Kinder desselben Geschlechts gewünscht, ob nun Jungs oder Mädchen, ganz egal. Aber wir haben eben schon eine Tochter. Schon immer habe ich wehmütig empfunden, wenn Bekannte erzählten sie bekommen beim zweiten Kind das andere Geschlecht. Das habe ich noch nie beneidenswert gefunden und hat mir immer leid getan. Was sollen die miteinander anfangen können, vor allem später. Das sehe ich auch in meinem Familien und Bekanntenkreis.

Zudem hatte ich mich so darauf gefreut nun, wo ich wieder bereit dafür bin, all den Zauber der Anfangszeit mit Baby nochmal erleben zu dürfen. Hatte mich darauf gefreut die Dinge diesmal hoffentlich entspannter sehen zu können und mehr genießen zu können als bei meiner Tochter. Damals war ich anfangs u.a. nach einer langen Geburt mit anschließenden gesundheitlichen Problemen so furchtbar überfordert und konnte die erste Zeit kaum genießen. Hatte mich gefreut alles was ich mit meiner Tochter gemacht habe nochmal mit einem zweiten wundervollen Mädchen zu erleben, die Kleidung meiner Tochter nochmal weitergeben zu können usw. und unsere Kinder in ihrem gemeinsamen Leben begleiten zu können. Nun fühle ich nur noch Angst und Verzweiflung. Die Vorstellung eines Jungen übersteigt einfach alles in mir. Ich kann mir nichts von alledem mit einem Jungen vorstellen. Ich habe plötzlich Angst davor, wer da in meinem Bauch heran wächst, dieses Baby ist mir so fremd. Ich will mich am liebsten verstecken und mit meiner Tochter davonlaufen. Will die Zeit anhalten und habe Angst vor allem was kommt.

Seit dem Tag an dem uns gesagt wurde unser ersten Kind ist ein Mädchen bin ich durch und durch eine Mädchenmama. In unserem Umfeld unserer Spielgruppe zum Beispiel, haben alle 2 Kinder dessselben Geschlechts. 2/3 aller Frauen haben 2 Mädchen. Nur zwei Bekannte haben "Pärchen" und die haben sich das sogar so gewünscht.
Ich komme einfach nicht klar damit und bin wirklich verzweifelt. Nie hätte ich mit solchen Gefühlen gerechnet. Meine Tochter wünscht sich auch eine Schwester, wahrscheinlich, weil sie es aus unserem Umfeld eben nur so kennt.
Ich schäme mich für diese Gefühle, vor allem dem Baby im Bauch gegenüber. Ich würde alles tun, damit ich anders fühle. Ich bin so verzweifelt.

Hat jemand von Euch Ähnliches erlebt? Ich verstehe jeden der mich zu Recht verurteilt für meine Gefühle.

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Hallo!
Ich habe mir deinen Text durchgelesen und muss sagen, dass du leider ein Schubladen-Denken hast. Allerdings erklärst du sehr oft, dass du dieses unschuldige Wesen nicht „möchtest“ und da klingelts bei mir deutlich. Ich würde dir wirklich empfehlen dir professionelle Unterstützung zum Reden zu holen und nicht nur im Bekanntenkreis zu vergleichen.

Die Sachen, die du denkst sind erschreckend und mein Herz blutet. Hoffe, dass du dich irgendwie mit dem Gedanken anfreunden kannst und dich von sämtlichen Klischees (sorry) verabschiedest.

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Hallo,

Ich habe einen Sohn und eine Tochter und kann deine Gedanken nicht nachvollziehen. Ich rate dir, das Ganze mal weiter sacken zu lassen. Und dann hinterfrage, warum du dir das alles so viel schöner mit einer zweiten Tochter ausmalst? Und was macht eine "Mädchenmama" (ich persönlich finde diese Begriffe überflüssig, da sie einfach nur Klischees reproduzieren) aus? Meine Tochter ist ein echter Haudegen. Kein Klettergerüst ist zu hoch, keine Pfütze zu schlammig. Die Vorliebe für Bücher, Rosa, Glitzer sowie Traktoren und Bagger teilt sie mit dem großen Bruder. Sie trägt übrigens auch seine Klamotten. Ich selbst habe als Kind jeglichen Mädchenkram leidenschaftlich verabscheut und hatte ganz kurze Haare.

Sei offen für das Wesen dieses Kindes, unabhängig davon mit welchen Genitalien es geboren wird, und versuche, dich von diesen Klischees zu distanzieren.

LG

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Ich hab 2 jungs und bin mit dem dritten schwanger. Hätte gern wieder einen Jungen. J h kann weder Kleidung weitergeben noch anderes. Meine Kinder sind schon Teenager. Aber ich finde Jungs wunderbar. Und warum kann kein Bruder auf seine Schwester aufpassen? Warum sollte die Schwester überhaupt Schutz bedürfen? Ist ja jetzt Klischee bedienen aber dennoch.
Versuch dich einfach auf dein Kind zu freuen. Grade in der jetzigen Zeit sagt das Geschlecht ja absolut nichts…

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Mein Bruder war mir damals eine bessere Freundin als meine Schwester...
Ich kenne dein Umfeld nicht, aber ich sehe hier in unserem Umfeld alles gemischt und durcheinander gewürfelt und es hat auch wirklich nichts mit dem Geschlecht zu tun, ob man sich jetzt versteht oder nicht.
Es gibt Schwestern, die zicken sich nonstop an und manche hassen sich sogar bis aufs Tiefste, weshalb auch immer.
Am Geschlecht kann man so etwas definitiv nicht festmachen.
Traurig, was man so für Bilder im Kopf hat 🥹

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Kann ich genau so bestätigen. Das zweite Baby einer Freundin hat auch ein anderes Geschlecht, aber das erste Kind kümmert sich rührend! Bringt Fläschchen, spucktücher, feuchttücher, will alle Entwicklungen mitbekommen, animiert das jüngere Baby zum krabbeln und spielen Und freut sich einfach mega darüber. Und das Baby strahlt das 1. Kind immer mega an und macht alles nach (so gut es kann). Es ist einfach ganz arg toll. Ich bin überzeugt, dass die beiden mal Eingabe tolles Verhältnis haben werden.

Auf der anderen Seite erlebe ich sehr traditionelle Familien (eher bei Kollegen oder der entfernten Familie) da werden Männer zu jungs und Frauen zu Töchtern beglückwünscht. Weil man im eigenen Geschlecht verbündete hat. (Nicht meine Meinung!) Die Entfernung der Geschwister ist krass anerzogen, sie dürfen ja nicht mal richtig miteinander spielen! Puppen und Küche nur für Mädchen, Autos und Schwerter nur für jungs. Es ist dämlich.

Wir haben einen Jungen und bei dem wird es bleiben. Ich genieße die Zeit mit ihm sehr und verbringe genauso viel Zeit mit Klamotten kaufen und anziehen wie meine Mädchen Mama Freundinnen 😅 für mich ist es nicht schlimm, auch wenn ich mich noch über ein bisschen was biologisches informieren muss, weil ich es selbst einfach nicht erlebt habe.

@TE: du bist getroffen. Grade in einer Schwangerschaft spielt gerne mal das Gefühlsleben verrückt. Sei nicht so hart zu dir. Du wolltest es anders, trauere darum und durchleb die Gefühle, damit du sie nicht unterdrückst. Und dann mach das beste draus. Freu dich dich drauf viele coole Sachen neu kaufen zu können 😃 kannst einen kleinen styler aus dem Baby machen 🤗 und die Beziehung zwischen deiner Tochter und deinem Sohn steuert die ersten Jahre ihr als Eltern wesentlich mit. Ich hab auch einen besten Freund, der immer für mich da war. Da spielt das Geschlecht manchmal keine Rolle. Alles Gute!

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Hallo,

ich bin schwanger mit meinem ersten Kind und kriege auch einen jungen. Ich habe mich seit ich denken kann als Mädchen Mama gesehen und habe noch nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass ich jemals einen Sohn kriege.

Als ich dann schwanger wurde, habe ich direkt gespürt, dass es ein Junge wird. In der 15. SSW hat sich dieser Verdacht bestätigt. Und was soll ich sagen? Ich war sofort glücklich als ich es gehört habe und habe mich direkt darauf eingestellt und könnte es mir nun gar nicht mehr anders vorstellen…ich meine, man weiß ja dass die Wahrscheinlichkeit 50/50 ist und ich denke beide Geschlechter haben ihre vor- und Nachteile. Vorallem hast du ja schon eine Tochter und was ist so schlimm an einem Sohn? Ein Mädchen, ein Junge das wäre mein Traum gewesen…Stell dich einfach darauf ein, jungs können auch ganz toll sein und er wird dich sicherlich zum Lächeln bringen…alles andere wäre einfach nur undankbar meiner Meinung nach…..dass man wegen dem Geschlecht so reagiert…(nur meine Meinung, nicht böse gemeint)

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Ich kann das nicht nachvollziehen….
Ich selbst habe einen großen Bruder. Wir waren/sind ein Herz und eine Seele.

Ich habe zwei Jungs und wir bekommen jetzt als 3. ein Mädchen. Wir freuen uns sehr! Hätten uns aber genauso sehr über einen 3. jungen gefreut.

Wenn ich mir meine Jungs ansehen und dann sowas lese, dass Jungs häufig weniger gewollt sind als Mädchen, könnte ich echt weinen.

Wo ist das Problem bei einem Jungen? Sie sind genauso liebenswert, verschmust, einfach toll!

Mein Großer (6) hat sich wieder einen Bruder gewünscht, ich denke die meisten älteren Geschwister wünschen sich das selbe Geschlecht, was sie selbst sind. Er war anfangs etwas geknickt. Wir haben ihm dann nochmal erklärt, das man sich nicht aussuchen kann, ob das Baby ein Mädchen oder ein Junge ist.
Er freut sich nun sehr auf seine kleine Schwester.

Ich wünsche dir und vorallem deinem Baby, dass du dich bald mit seinem Geschlecht anfreunden kannst…

Lg

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Hey, ich weiß das willst du jetzt vielleicht nicht lesen. Aber ich find es erschreckend was für Gedanken man sich macht wegen dem Geschlecht.
Egal ob junge oder Mädchen wie kann man deshalb traurig sein und sich nicht mehr freuen?
Du hast schon mal eine FG erlebt, also weißt du genau wie es sich anfühlt etwas zu verlieren.
Ich selbst krieg ein Junge obwohl ich auch dachte ich bekomm ein Mädchen und ganz ehrlich es ist mir sowas von egal.
Das Leben ist eben kein Wunschkonzert und wen man schwanger werden will und ein Kind möchte muss man mit beiden Geschlechtern klar kommen. Aber vielleicht solltest du einfach dankbar sein, schwanger sein zu dürfen und das dein Kind gesund.
Ich find es wirklich sehr sehr traurig wen ich so etwas lese,das ist doch „nur“ ein Geschlecht?
Ich selbst hab 2 Schwestern und es ist nicht alles so „toll“ wie du dir das denkst.
Trotzdem wünsche ich dir alles gute, und das du dich irgendwie damit abfinden kannst
Liebe Grüße

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Puh. Ich musste jetzt einmal tief durchatmen.

Ich bekomme ebenfalls mein zweites Kind und wünsche mir eigentlich gerade nur eins: dass in der Schwangerschaft alles gut geht und ich Ende des Jahres mein Baby im Arm halten darf. Dabei ist es mir komplett egal ob Junge oder Mädchen.

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Hallo,

Ich habe es nicht selbst erlebt, bekomme aber solche Gedankengänge und Gefühle im Freundes- und Familienkreis mit.
Bei einem Fall hat es sich so zugespitzt, dass die Person sich gewünscht hat, dass ihre eigenen Geschwister kein Mädchen (vor ihr oder generell) bekommen und auch nicht ihre Freunde und andere Familienangehörige, weil sie es sich selbst so sehr gewünscht hat, dass sie es niemandem gönnt ein Mädchen zu bekommen.
Ein Treffen mit Freundinnen oder Bekannten, die Mädchen bekommen, lehnt die Person aktuell ab. Sie selber hat einen ganz wunderbaren, gesunden Sohn, den sie natürlich liebt.

Ich persönlich finde das o.g. Verhalten nicht normal und würde mir an ihrer Stelle dringend Hilfe holen. Sie denkt leider, wie du scheinbar auch, total in Klischees und glaubt, wenn sie ein Mädchen bekäme, dass sie ihre beste Freundin werden würde und sie immer toll basteln und malen könnten (ruhigere Aktivitäten), anstatt ständig raus gehen „zu müssen“.

Vielleicht lässt du die Nachricht erstmal sacken und realisierst, dass deine Gedanken alles Klischees sind, die niemals zu treffen müssen. Sollten deine Gedanken weiter bestand haben, sprich unbedingt mit jemanden darüber z.B. Hebamme, Gyn usw.
Schwestern können sich total blöd finden und Mädels können richtige wilde, Fußball spielende, im Matsch tobende Wirbelwinde sein, die es hassen rosa und Glitzer zu tragen - und das ist auch gut so!