Veraltetes Wissen: Frühchen besser im 7. als im 8. Monat

Hallo zusammen,

eigentlich kann ich mir die Antworten darauf schon selber zusammenreimen, ich wollte aber noch mal in die Runde fragen, ob jemand eine "fundierte" Antwort hat. Die meisten Diskussionen dazu sind schon viele Jahre alt und da gibt es ja oftmals neue Erkennnisse.

Gestern kam meine Mutter im Gespräch darauf, dass 8-Monats-Frühchen es ja schwerer hätten als 7-Monats-Frühchen. Weil im 8. Monat noch so viel an Entwicklung stattfindet, daher sagt(e) man, dass ein Kind besser im 7. oder 9. als im 8. Monat auf die Welt kommen sollte.
Ich glaube, dass diese Ansicht natürlich veraltet ist und man heute immer versucht, ein Kind so lange wie möglich im Bauch der Mutter reifen zu lassen. Aber offensichtlich steckt das immer noch in total vielen Köpfen und die Leute glauben das tatsächlich. Habt ihr das auch erlebt?
Ich erinnere mich sogar noch daran, dass uns in der Grundschule (Mitte/Ende 90er) noch was davon erzählt wurde.

Meine Mutter war sich total sicher, dass es so ist, ich habe ihr dann aber zu bedenken gegeben, dass bestimmt kein Kind extra früher geholt werden würde, wenn Anzeichen für eine Frühgeburt bestehen.

Ich habe gelesen, dass in früheren Zeiten die Kinder öfter mal zu Frühchen im 7. Monat umdeklariert wurden, obwohl sie eigentlich schon ausgereift waren, weil das Kind sonst unehelich gewesen wäre. Klingt pausibel. Gibt es sonst noch (medizinische) Gründe, warum man diese Ansicht mal vertreten hat? Wie lange wurde das verbreitet und ab wann wusste man es besser? Was sind die schlüssigsten Argumente dagegen?

Viele Grüße

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Hej,

Du kannst deiner Mutter von mir ausrichten, dass mein Kind nach 1 Tag auf der Welt gestorben ist. Hätten wir es Tage oder ein zwei Wochen drin lassen können, würde es wahrscheinlich leben. Ist im 7. Monat geboren. Alle Wehenhemmer haben nicht angeschlagen und für die 2. Lungenreife war es zu spät.

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Das tut mir sehr leid... 😢
Ich hoffe du konntest diesen Verlust möglichst gut verarbeiten.

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Hallo, es tut mir sehr Leid, was dir und deiner Familie passiert ist!
Wie schön, dass bei euch wieder jemand auf dem Weg ist, auch im Januar? :)

Mir ist natürlich klar, dass es genug Fälle gibt, die dagegensprechen. Das ist aber in der Argumentation nicht wirklich aussagekräftig, es gibt sicher auch Fälle, die für sich betrachtet für die Theorie sprechen.
Daher interessiere ich mich für konkretes Wissen, den Stand der Forschung und Medizin, wenn du so willst.

Bearbeitet von Holyy
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Hey du,

diese Aussage höre ich zum ersten Mal.

Und wundert mich ehrlich gesagt auch. Denn der Zeitraum, in dem die Kinder gute Überlebenschancen ab Ssw 25/26 haben, ist jetzt noch nicht so lange angebrochen. In den 80ern oder 90ern hat ein Kind in der 25. Ssw sicher nicht so gute Überlebenschancen gehabt, heute gibt es Kliniken die darauf ausgelegt sind, so früh geborene Mäuse zu versorgen.

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Habe ich auch noch nicht gehört.

Ich bin ein Frühchen aus der 31. SSW und war 9 Wochen auf der Neo, mein Sohn ist aus der 35. SSW und war 2 Wochen stationär.

Jeder Tag länger im Bauch ist besser.

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https://download.yutorah.org/2015/1053/842356.pdf

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3275917/#:~:text=Among%20obstetric%20patients%20from%20diverse,those%20born%20at%20seven%20months.

Das habe ich dazu gefunden :-)

Geht anscheinend das "Märchen" auf die Antike mit Hippocrates und auf Quellen aus dem Talmud zurück. Spannend zum Lesen wenn es jemanden interessiert.

"The amount of days in seven months (210) and nine months (280) is divisible by seven, while the number of days in eight months (240) is not. Proclus Lycaeus, a Greek Neoplatonist philosopher, believed that humans, unlike animals, have two periods of gestation - seven and nine months - and any baby born during these two times would be viable"

"Someone once asked Rabbi Abbahu how it was possible for a seventh-month fetus to be viable.
Rabbi Abbahu replied, “Live seven--Go eight.” He explained that the Greek word for live, zito, has the letter zeta, which has the numerical value of seven. Go, which is a euphemism for death, is Greek for ito, which is written with letter eta. Not surprisingly, the numerical value of eta is eight"

Also einfach gesagt, die Zahl 7, die in den Religionen als wichtig gilt, spielte da eine Rolle. Natürlich alles Bullshit und Aberglaube :-)

Danke für deinen Post, es war wirklich schön davon zu Lesen :-)

Bearbeitet von MissionBaby
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Wow, überaus interessant, ich hätte nie gedacht, dass dieser "Glaube" auf die Antike zurück geht und sich dennoch so lange gehalten hat.

In der Quelle steht ja u.A. auch, dass man laut Talmud 8-Monats-Babys gar nicht stillen sollte, weil sie ja nicht lebensfähig sind...

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Man will vermutlich gar nicht wissen, wie viele Babys, die im 8ten Monate geboren wurden und als "totes Fleisch" galten und nicht gestillt wurden, wegen des Glaubens gestorben sind :-(

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Also eigentlich sagt man, dass jeder Tag im Bauch zählt. Von daher scheint die Aussage deiner Mutter sinnfrei

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Hallo zusammen.

Ich kenne diese Aussage auch weil ich damit groß geworden bin, da hieß es immer 7 Monate sind besser als 8.
Bin selbst ein Frühchen aus der 27/28SSW und bin 1986 geboren mit knapp 1000g damals war das wohl sowas wie eine Sensation, da wir auch in einer eher kleinen Stadt leben, gab es damals wohl auch paar Zeitungsartikel drüber.

Glaube heutzutage zählt jeder Tag im Bauch, und ich war damals lange Zeit in der Klinik, meine Ma sagt heute sowas braucht sie nicht noch einmal, hatte wohl auch Glück das damals ein renommierter Arzt (mit Frühchen Erfahrung) in der Nähe war der gerufen worden ist um zu helfen....

VG Maya

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Vielleicht noch eine interessante Info: Der vollendete 7. Monat war bis zur flächendeckenden Behandlung auf der Neonatologie die Grenze der Überlebensfähigkeit. In einem Buch von 1959 wird das beleuchtet, und alles unter 1000 g oder eben 7 Monaten kam schlichtweg nicht durch, weil man außer Wärme und Nahrung nichts für die Kinder tun konnte. Dadurch waren damalige Extremfrühchen immer "7-Monats-Kinder".

Bearbeitet von artemis86
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Das halte ich für absoluten Schwachsinn.

Meine letzte SS war eine Hochrisiko-SS wegen einer Rhesusunverträglichkeit. Es war immer ein Abwägen was gefährlicher ist: Kind länger im Bauch lassen oder zu diesem Zeitpunkt schon auf die Welt holen. Das erklärte Ziel war aber immer: So viel Bauchzeit wie möglich!
In der 31. und 33. Woche bekam ich noch zwei intrauterine Transfusionen, die mit nicht unerheblichen Risiken verbunden sind, um das Kind noch im Bauch halten zu können, geholt wurde er dann in der 36. Woche. Das wäre wohl kaum gemacht worden wenn es anders herum besser wäre.
Schwierigkeiten aufgrund der Frühgeburtlichkeit (von der Rhesuskiste mal abgesehen) hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr allzu viele, er brauchte am ersten Tag etwas Sauerstoff und im Verlauf Coffeingaben und war nach Entlassung noch per Heimmonitor überwacht. Wäre er früher geholt worden hätten wir wohl viel mehr Baustellen gehabt