Traurigkeit in der Schwangerschaft, wird es besser?

Ich bin schwanger, und es ist nicht so schön wie ich dachte dass es sein wird. Ich fühle mich jeden Tag ausgelaugt. Mein Kreislauf spielt gegen mich. Ich habe ständig Hunger, aber mir ist übel und alles ekelt mich an. Ich kann mich schon nicht mals mehr selbst riechen. Ich selbst gehe verloren. Ich bin nur noch schwanger, aber nicht mehr ich. 24/7 geht es nur um die Schwangerschaft. Wie d3nn auch nicht bei diesen ganzen Symptomen. Alles ist überfordernt. Neben den ganzen Symptomen sind da einfach so wahnsinnig viele Sorgen und Ängste. So viele neue Sachen die ich lernen muss. So hohe Erwartungen an mich selbst. Die Angst diesen nicht gewachsen zu sein ist groß. Wenn es mir schlecht geht, denke ich daran dass es meinem Baby schaden könnte. Mir darf es nicht schlecht gehen. Aber was soll ich denn nur machen. Ich fühle mich nicht nur bloß alleine mit allem, ich fühle mich einsam. Hätte gerne eine Freundin die auch schwanger ist. Und gleichzeitig hätte ich ge4ne Freunde die von nichts wissen, einfach nur um auch nicht ständig damit was zu tun zu haben. Um ein wenig Normalität zu haben. Aber ich habe niemanden. Weder jemanden der es gerade auch durch macht, noch niemanden der von nichts weiß und mir die Zeit als nicht Mutter genießt. Noch nie in meinem Leben ist die Zeit so langsam vergangen. Jeder Tag aufs neue ist ein Kampf. Ich hätte soooooo gerne mehr Energie. Das einzige womit ich mich noch aufgerappelt kriege ist wenn ich überlege wie süß es mit dem Würmchen wird, sein Kinderzimmer zu bauen etc. Aber auch das hab ich letztens erfahren, ist hormonell bedingt. Es nennt sich nestbautrieb. Habe ich überhaupt noch einen eigenen Willen? Passiert irgendetwas weil ich es will oder ist es alles nur hormonell wegen meinem Baby? Wer bin ich eigentlich? Werde ich depressiv? Ich habe Angst davor es zu werden. Ich will eine gute Mutter sein, und das beginnt bereits jetzt, nicht erst nach der Entbindung. Kann ich meinen geliebten Katzen danach noch gerecht werden? Was mag ich eigentlich? Unabhängig von der Schwangerschaft. Wo steckt noch ein wenig ich? Wie kann ich das wieder aufleben lassen? Ich fühle mich auch nicht mehr so attraktiv. Ich habe zugenommen. Gerade in der jetzigen Zeit ist es so wahnsinnig blöd. Mein Bauch ist dick, aber nicht wie schwanger, sondern wie ständig frisch überfressen. Gleichzeitig habe ich so hohe Erwartungen an meinem Partner, diese werden nicht erfüllt. Ich brauche viel mehr Hilfe, die bekomme ich aber nicht ausreichend. Es wäre schön, wenn auch mein Partner an so Sachen wie elterngeld denken würde, oder sich über die Schwangerschaft informiert, wenigstens unabhängig von mir sich auch informiert und weiß was normal ist und was nicht. Sich auch viele Gedanken macht. Aber faktisch ist es so, dass nur ich 24/7 Symptome hab und mit dem Thema konfrontiert werde. Er wird es nur durch mich.

Ich hoffe all das wird im laufe der Schwangerschaft besser oder spätestens nach der Entbindung. Wobei, dann kommt doch vielleicht noch baby blues?

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Wow. Erstmal… tief durchatmen.❤️ Du machst dir viele Gedanken - zu viele Gedanken.

Viele Passagen aus deinem Text könnten von mir kommen. Mir ging es die ersten 20 Wochen extrem schlecht. Jeden Tag erbrochen, Kreislauf, ständig Hunger weil nichts drin blieb aber gleichzeitig ekelte mich Essen einfach an. Ich habe mich schlapp und oll gefühlt. Es ging nur noch um die Schwangerschaft. Das Baby. Die nächsten Termine. Ich selbst habe mich total verloren gefühlt. Von Januar bis April oder so war echt keine schöne Zeit für mich. Danach ging es direkt weiter mit Corona, Magen Darm etc. Ständig war irgendwas… ich war einfach genervt. Es ist mein erstes Kind - absolutes Wunschkind. Ich bin jetzt in der 38. Woche und habe nur wenige Wochen der Schwangerschaft wirklich „genießen“ können… erst ab der 30. Woche fand ich es teilweise angenehmer, aber eben auch nicht wunderschön. Schwanger sein ist glaube ich nicht mein Lieblingszustand.

Aber ich kann dir sagen: deine Gedanken, Sorgen und Ängste sind normal. Dein Körper arbeitet auf Hochtouren. Genau wie die Hormone. Denn ja… es dreht sich im Körper aktuell mehr um das Baby als um dich - das ist nun mal die bittere Wahrheit. Aber ein Baby nimmt sich immer das was es braucht. Also auch wenn es dir mal schlecht geht kannst du dir sicher sein, dass dein Krümel gut versorgt in dir ist.

Das mit den Katzen frage ich mich auch in Bezug auf meine Hündin. Sie ist mein erstes Baby. Und es gibt Tage da drehen meine Hormone durch und ich heule rotz und Wasser, weil ich denke, dass ich sie vernachlässigen werde etc.🐶💔
Aber so geht es tatsächlich ganz vielen Frauen die vor dem ersten Kind schon Haustiere haben. Auch mit den Gedanken bist du also nicht allein. Als mein Mann meine Sorgen mitbekommen hat, hat er sich mehr damit beschäftigt. Hat sich Tiertrainer Videos etc. angeguckt damit wir zusammen einen Plan haben wie es mit Baby und Hund immer gut klappt und ausgeglichen ist. Das hat mir zu dem Thema sehr geholfen ruhiger zu werden.

Nestbautrieb verdankst du deinen Hormonen - ja. Aber das ist doch nicht schlimm? Vieles was die nächsten Monaten passiert, passiert wegen der Hormone. Und der Nestbautrieb ist bei jedem anders. Ich war gar nicht so scharf aufs einrichten eines Zimmers. Mein Mann hingegen schon. Ich selbst habe nur unfassbar viel geputzt - das war mein Nestbautrieb… ist also bei jedem anders.

Und wer du bist? Das ist eine gute Frage. In meiner Klinik hängt ein Schild: mit der Geburt eines Babys wird auch eine Mama geboren.

Man muss sich selbst während der Schwangerschaft und auch nach der Geburt erstmal neu kennenlernen. Das gehört wohl dazu.

Und sprich unbedingt mit deinem Partner. Er sollte wissen wie es dir geht. Als ich in den ersten Wochen war, hat mich vieles total überfordert. Gefühlt ist die ToDo Liste unendlich lang. Ich habe auch das Gefühl gehabt, dass mein Mann nicht so Interesse zeigt. Aber dann hat er mich auf den Boden der Tatsachen geholt und wir sind in Ruhe durchgegangen was wir überhaupt schon machen können und was wir erstmal nur vorbereiten können für nach der Geburt - also bezüglich des ganzen Papierkram.
Und nachdem ich mit meinem Mann und meiner Hebamme eine Liste gemacht habe wann wir was machen können ging es mir auch etwas besser. Es hat mehr Ruhe und Struktur rein gebracht für mich im Kopf.

Für die Schwangerschaft an sich bzw. wie das Baby wächst… da sind glaube ich viele Männer gleich. Das Baby ist halt nicht in ihrem Körper, also haben sie auch nicht so ein 24/7 Augenmerk darauf. Mein Mann hat sich zwar super um mich gekümmert als es mir schlecht ging, aber das da wirklich ein Baby in mir ist kam für ihn auch erst als mein Bauch anfing zu wachsen an.
Ich selbst habe so eine Baby App… da habe ich ihm dann ab und zu draus vorgelesen was in welcher Woche passiert. Fand er auch ganz interessant. Sachen wie den Bauch tätscheln etc kam aber erst in ab der 30. SAW als es dann auch ne Kugel gab.🤰🏼

Ich würde dir raten deine Gedanken genau so wie hier mal bei deiner Hebamme oder Ärztin anzusprechen. Vielleicht würde es dir auch helfen deine Gedanken mit einem Psychologen in Reihe und Ordnung zu bringen. Ich hoffe, dass ich dich damit nicht angreife. Manch einer ist da ja etwas sensibler, aber ich habe während der Schwangerschaft auch ein oder zwei Mal bei meinem alten Psychologen angerufen , weil ich einfach meine Gedanken sortieren musste. Ein Kind ändert eben das ganze Leben. Da ist es in Ordnung wenn man auch mal etwas grübelt und sich Gedanken macht.

Grundsätzlich kann ich deine Sorgen und Ängste alle 1:1 nachvollziehen. Aber wie gesagt… sprich mit deinem Mann. Und deinehebamme. Du musst diese Gedanken nicht alle allein ertragen.❤️

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Hey,

Sprich doch mit deinem Partner darüber. Ihr werdet zusammen ein Baby haben und ganz neue Herausforderungen wuppen. Offene Kommunikation beginnt am besten jetzt.

Was alles andere angeht: Leider erzählen wir in der Gesellschaft immernoch das Märchen der von innen heraus strahlenden Madonna mit Babybauch. Manchen mag es so gehen, vielen (meiner Erfahrung nach sogar den meisten) geht es überhaupt nicht so. Schwanger sein ist anstrengend, oft auch unangenehm und eben eine große Veränderung. Ich weiß nicht wie weit du bist aber bei vielen Frauen wird es im zweiten Trimester besser. Kümmere dich gut um dich selbst, habe Nachsicht mit dir, bewege dich soweit dir möglich ist, nimm vielleicht an einem Schwangeren-Kurs wie Yoga oä Teil, das tut gut.

Und akzeptiere, dass dein Körper sich verändert. Das wird er jetzt immer mehr tun und das ist auch ok. Und warum darf es dir nicht schlecht gehen? Auch Schwangere sind Menschen. Das ist völlig in Ordnung. Du darfst sogar wütend sein. Dein Baby darf die ganze Bandbreite des Lebens kennenlernen.

Beim Kinder kriegen und haben rückt eine Weile das "Ich" ein wenig in den Hintergrund aber es ist ja nicht für immer verloren. Und auch mit mehr Hormonen als sonst bist du noch du. Tu einfach auch Dinge für dich. Wie gesagt Sport o.ä. tun gut. Befasse dich mit Erwachsenenthemen, die dich interessieren etc - es ist kein schwarz oder weiß.

Mach dir nicht so einen Kopf 🤗

LG :)