Ständig irrationale Ängste

Hallo zusammen... Ich möchte mir einfach mal etwas von der Seele schreiben und vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen oder kann mir etwas den Kopf zurecht rücken...

Ich bin in der 9. SSW mit meinem zweiten Kind und habe ständig Ängste und Sorgen. Ich glaube, in der ersten Schwangerschaft war es nicht so schlimm.

Ich habe das Gefühl, ich habe überhaupt keinen gesunden Menschenverstand mehr. Ich zerdenke alles, bin wahnsinnig ängstlich bis panisch, lass mich total leicht verunsichern und neige dazu, stundenlang irgendwas zu recherchieren und mir auch dolle Vorwürfe zu machen.

Ein Beispiel: Heute haben wir zum Mittagessen im Büro asiatisches Essen bestellt. Ich weiß, dass man Sprossen nur durchgegart essen soll und hatte eigentlich ein Gericht gewählt, wo keine Sprossen genannt waren. Tja, Überraschung, es waren doch welche drin, aber vermengt mit dem anderen Gemüse und sie sahen auch glasig aus und waren weich. Anscheinend also gegart, also habe ich es gegessen, auch, weil ich nichts anderes zu Essen hatte und irgendwie überrumpelt war. Und jetzt mache ich mir hinterher doch Gedanken. Was ist, wenn da doch irgendwelche Keime drin waren, was ist, wenn da jetzt etwas passiert, wie würde ich das merken usw.

Und ich ärgere mich ja über mich selbst, weil ich weiß, dass ich absolut selbst Schuld an der Situation bin. Ich möchte eigentlich unbeschwert und rational sein, also treffe ich die Entscheidung (das sieht ok aus, ich werde das essen), aber hinterher bereue ich es und quäle mich mit vielen Sorgen.
Es ist hauptsächlich beim Essen so, aber auch bei anderen alltäglichen Dingen. Oder auch bei der Feindiagnostik, ich habe die in der ersten Schwangerschaft nicht gemacht und dieses Mal habe ich schon drüber nachgedacht, dass "volle Programm" testen zu lassen...

Ich hab Angst, dass ich noch total durchdrehe. Ich möchte ja irgendwie noch Leben.

Ich habe eine Hebamme, mit der ich schon einen Termin zum Kennenlernen hatte und einen tollen Arzt, der aber meistens sehr zackig unterwegs ist und sich nicht sooo viel Zeit für ausführliche Gespräche nimmt.

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Also alleine bist du damit nicht.

Ängste sind gemein und können wahnsinnig irrational sein. Boah, ich sags dir... ich bin SO froh, dass ich in der 39 ssw bin und all das bald hinter mir habe.

Bei mir sind die Ängste wohl so schlimm, da ich ne gewisse Vorgeschichte habe (habituelle Aborte). Aber ganz ehrlich, auch im zweiten und jetzt im dritten Trimester konnt ich nie so richtig abschalten.

Zum Glück hab ich ne tolle Hebamme und ne wirklich gute Frauenärztin, die sich viel Zeit nimmt aber naja, alle Ängste frisst das ja nicht weg.

Ich hab mich irgendwann einfach damit abgefunden, dass es so ist. Ja, ich geh im Therapie und ja, ich versuch mich oft abzulenken, positiv zu denken und mein bestes zu geben. Aber ganz ehrlich: Schwangere haben einfach ne gewisse 'Hilflosigkeit'. Wir sehen nicht in unseren Bauch und die Hormone machens auch nicht einfacher.

Sei gut zu dir. Versuch so wenig wie möglich zu googlen und mach dir keine Vorwürfe. Lass dir auch von niemandem welche einreden.

Ich ging oft schwimmen, was mir etwas half den Kopf zu lüften. Schwangerschaftsyoga wär auch was, aber ich bin kein 'Gruppensportmensch' 😅 deshalb hab ich das sein lassen. Find die Idee aber schön, da man dann auch mit anderen schwangeren in Kontakt kommt. Austausch tut schon gut.

Meine Frauenärztin meint immer, dass es echt viele gibt, die sich Sorgen machen und das halt einfach nicht so gezeigt wird.

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Hallo,

das klingt sehr anstrengend und auch als würde es nicht wenig Zeit kosten. Geht es bei deinen Ängsten nur um die Schwangerschaft oder auch um anderes wie bestimmte Krankheiten, Risiken etc.? Warst du vor der Schwangerschaft auch schon ängstlich oder hattest mal Panikattacken? Wie ist es bei deinem älteren Kind, wenn es krank ist / war, bist du da eher entspannt oder hast du auch schnell Angst?

Was die Spossen angeht, denke ich, musst du dir keine Sorgen machen. In Deutschland ist man beim Thema Schwangerschaft generell sehr vorsichtig. In Frankreich zum Beispiel und der Schweiz ist es auch normal, auch schwanger Rohmilchkäse zu essen.

LG

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Danie für eure lieben Antworten! Schön, wenn man verstanden wird.

Ich habe schon immer zum Grübeln geneigt, aber in der Schwangerschaft hat sich das verstärkt. Ich habe einfach solche Angst davor, einen Fehler zu machen und dem Baby zu schaden.

Um mein großes Kind mache ich mir auch viele Sorgen, aber da sieht man ja auch schnell wieder, dass es ihm eigentlich gut geht. Beim Ungeborenen ist alles so abstrakt.

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Huhu,

das mit dem Essen und „erst rational entscheiden und dann doch bereuen“ kenne ich. Daher esse ich auswärts momentan eher Sachen, auf die ich keinen Bock hab, die aber „sicher“ sind - einfach, um mich im Nachhinein nicht zu ärgern.
So ging ich kürzlich mit Mini Frühlingsrollen vom Asiaten weg, weil sonst überall Sprossen drin waren (allerdings NICHT glasig) oder aß nen veganen Flammkuchen, weil ich mir bei den Alternativen nicht sicher genug war.
Ist im Endeffekt die bessere Vorgehensweise für mich. Salate zB esse ich daher auch nur zu Hause… oder Dinge mit Speck/Salami, weil ich da selber unter Kontrolle hab, wie gut etwas gewaschen oder wie lange es gebraten wurde.
Ist schade, etwas anstrengend, aber ja nicht für immer so und damit - für mich - auch okay. 😊

Vielleicht auch, zumindest bei dem Thema, auch für dich eine Idee, damit umzugehen (wobei das bei deinem Beispiel wieder nichtig wäre, du wusstest ja nicht, dass Sprossen im Essen sein werden.) aber zumindest weißt du: Du bist nicht allein. 🌷

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Ja, danke! Wahrscheinlich würde es mir mit strengen Regeln auch besser gehen, zumindest was die Sorgen betrifft.

Mein Mann sagt auch, es ist ja nicht so schlimm, sich die Monate mal einzuschränken. Aber da ich auch nicht so viel Appetit habe, bleibt mir dann eigentlich fast nur übrig, jeden Tag zu Hause Nudeln zu essen, mal überspitzt gesagt.
Aber nun gut, geht ja auch alles vorbei...

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Hey du, mir geht es seit der Frühschwangerschaft ähnlich...

Ausgelöst wurde es vermutlich in der 18. SSW dadurch, dassmein Gebärmutterhals sehr kurz ist (war aber die SS über ziemlich konstant geblieben und auch eig. nie ein Grund für echte Sorgen).

Ich hatte dann panische Angst vor einer Frühgeburt, obwohl nichts dafür gesprochen hat. Außerdem Angst vor allen "schlimmen" Schwangerschaftskomplikationen, Präeklampsie, HELLP, Thrombose inkl. entsprechender, eingebildeter Symptome. Ich hab übrigens auch mal versehentlich rohe Sprossen gegessen. Es ist nichts passiert, aber ich hab mir danach unendlich Gedanken und Vorwürfe gemacht. Ein einziger Horrortrip. Ich hatte vor der SS schon solche Tendenzen, aber die Hormone haben mich komplett irre werden lassen.

Ich war in der 28. SSW soweit, dass ich nicht mehr konnte. Ivh war dann bei der Beratung bei ProFamilia. Dort hat sich eine Psychologin sehr viel Zeit dafür genommen, mich irgendwie wieder an ein normales Leben heranzuführen. Ich hab es nicht unbedingt geschafft, die Ängste sind nach wie vor da. Aber es hat geholfen. Und ich würde dir deswegen raten, falls es bei dir in der Nähe ein entsprechendes Beratungsangebot von ProFamilia gibt, dich dort frühzeitig zu melden.

Ich bin froh, dass ich jetzt in der 38. SSW bin und es bald geschafft habe. Ich wünsche dir alles gute und ganz viel Kraft.

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Danke für deine Nachricht! Das mit proFamilia behalte ich mal im Hinterkopf...
Alles Gute für dich!

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Ich überlege, ob ich auch schon an dem Punkt bin, wo ich vielleicht Hilfe bräuchte.

Ein anderes Beispiel: Wir waren um den ES herum im Urlaub und dort gab es Katzen. Ich habe die gestreichelt, eine hat mal bei mir auf dem Schoß geschlafen, sie liefen herum, wenn wir draußen gegessen haben. Ich hab mir regelmäßig die Hände gewaschen, aber als ich dann den positiven Test hatte zwei Wochen später, bin ich irre geworden, weil ich dann an Toxoplasmose denken musste. Wenig später hatte ich dann unspezifische Symptome wie erhöhte Temperatur und Kopfschmerzen. Ich habe alles hinterfragt. Waren Katzenhaare an meiner Kleidung, kann das gefährlich sein, wenn die Katze sich den Hintern leckt und dann das Fell und ich hab das alles an mir usw. Nach zwei fast schlaflosen Nächten hab ich dann beim Gyn angerufen und den Toxoplasmose Test vorgezogen, habe den gleich nach Ablauf der Inkubationszeit gemacht. War übrigens negativ und dann hab ich auch wieder gedacht, was mit mir eigentlich nicht stimmt...