Hallo,
Ich muss meine Sorgen mal anonym loswerden, weil nicht weiß, wem ich es anvertrauen soll.
Ich bin trotz Pille ungewollt schwanger geworden, das war ein Riesen Schock für mich.
Mein Freund war super verständnisvoll und meinte direkt die Entscheidung ob behalten oder nicht ist meine Entscheidung er unterstützt mich bei beiden Wegen. Wir haben viel darüber gesprochen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass die äußeren Umstände perfekt sind und es den perfekten Zeitpunkt sowieso nicht gibt.
Mir ging es die ersten 4,5 Monate der Schwangerschaft extrem schlecht. Ich lag nur im Bett, hatte null Energie mehr durch ständiges Übergeben und 24/7 Übelkeit. Somit war die Schwangerschaft von Anfang an einfach nur eine Riesen Last für mich.
Mittlerweile bin ich in der 30. Woche und es geht mir zum Glück besser. Zwar fühle ich mich lange nicht fit, aber zumindest kann ich mich ab und zu mit Freundinnen treffen oder auch mal größere Runden mit meinen Hunden spazieren gehen.
Jedoch vermisse ich mein altes Leben vor der Schwangerschaft so extrem! Ich war ein sehr aktiver Mensch, ständig mit meinem Van auf Reisen, viel wandern und hatte immer Abwechslung im Alltag. Es belastet mich sehr, dass ich mich aktuell so in meinem Alltat gefangen fühle, es fällt mir jeden Tag schwerer mich zu motivieren und Ich weiß nicht wann ich das letzte mal so richtig glücklich war.
Ich fühle mich schlecht, wenn meine Freunde fragen ob ich mich auf das Kind freue und ich diese Frage nicht wirklich mit Ja beantworten kann. Ich fühle mich schlecht, weil mein Partner einfach alles für mich tut und sich so sehr auf unseren kleinen freut und ich trotzdem jeden Tag heulen könnte. Ich will ihm einfach nicht noch mehr zur Last fallen, als sowieso schon und versuche mich vor ihm so gut es geht zusammen zu reißen. Ich frage mich mittlerweile immer mehr, ob es damals die richtige Entscheidung war das Kind zu behalten und ob ich in meiner zukünftigen Mutterrolle wieder so glücklich werden kann wie vor der Schwangerschaft.
Kennt noch jemand diese Gedanken?
Ich glaube es würde mir sehr helfen zu hören, dass ich damit nicht alleine bin und mich mit jemanden austauschen zu können, der meine Situation wirklich versteht und nachempfinden kann.
Ganz liebe Grüße
Merle
Ich fühle mich schlecht, weil ich mich nicht freue
Liebe Merle, du musst dich deswegen nicht schlecht fühlen. Ich finde es schade, dass du dich niemandem anvertrauen kannst. Denn manchmal hilft es enorm, seine Sorgen mal laut auszusprechen, damit sie den Körper und Geist verlassen können. Vielleicht geht es dir auch deshalb körperlich so schlecht.
Hast du schon mal an eine Therapie gedacht? Psychologe, Kinesiologe oder ähnliches? Mir scheint, als wäre es hauptsächlich etwas psychisches, weil das Kind eigentlich ja ungewollt entstanden ist. Das sind aber Dinge, die man mit tollen Therapeuten in den Griff kriegen kann.
Alles Gute!
Das Problem ist so spontan einen Psychologen zu finden. Ich habe tatsächlich schon zwei kontaktiert, die haben aber erst Termine in 3 Monaten, da ist der kleine vermutlich schon auf der Welt…
Aber ich werde mich mal informieren, ob ich noch andere Anlaufstellen finde.
Danke für deine aufmunternden Worte!
Wie ist es mit einer psychologischen Beratungsstelle in deiner Nähe? Die haben oft schneller Termine oder können dich weiter vermitteln. Auch Institutionen wie Pro Familia könnten dir vielleicht weiterhelfen!
Deine Gedanken sind völlig legitim und du solltest dich jemandem mitteilen, um einen Weg zu finden, zu dir selbst und deinen Bedürfnissen zu finden!
Also ich kann dir nur sagen mir ging es genauso und mein Sohn war ein Wunschkind! Ich hab mich zugmal gefragt was wir da getan hatten und war gefühlt null bereit. Je weiter die SS fortgeschritten war, desto schlimmer wurde es. Ich hab mich auch nicht auf die Geburt gefreut wie viele andere, die dann meinten ich freu mich so das Kleine endlich zu sehen. Ich hab die Gefühle mit mir selbst ausgemacht und es auch nicht bereut.
Nach der Geburt war es auch erst schlimm. Ich kam nicht in meine Rolle und hab immer gesagt was haben wir getan.
Ich sage dir es wird besser!! Erwarte nicht zu viel von dir. Ich wünsche dir, dass du eine der Muttis bist, die direkt nach der Geburt sagen sie sind so verliebt ins Kleine! Ich war es nicht, aber auch das ist ok. Es kommt wirklich, glaubs mir. Heute liebe ich meinen Kleinen so sehr, dass wir direkt noch eins wollen.
Liebe Ani,
Das beruhigt mich ein bisschen zu hören, dass es dir ähnlich ging und du nun trotzdem in deiner Mutterrolle aufgehst! Ich hoffe sehr, es wird bei mir auch irgendwann so sein.
Liebe Merle!
Ich habe eine Freundin, der ging es ganz ähnlich wie dir. Die SS war nicht geplant und auch sie das Gefühl hatte, ihr altes Leben verloren zu haben.
Bei meiner Freundin wurde es auch nicht besser als das Baby dann da war, sondern im Gehenteil. Am Anfang ging es ihr sehr schlecht damit und besonders schlimm war es, dass andere Freundinnen in ihrer Mutterrolle voll und ganz aufgingen. Sie litt sehr darunter. Irgendwann hat sie mir ihr Herz ausgeschüttet, ich hab ihr versucht gut zuzureden und das alles besser wird, wenn das Kind älter ist und sie wieder Stück für Stück ihr Leben zurück bekommt. Aber so recht geholfen hat es nicht.
Dann hat sie die Entscheidung getroffen, mit einer Psychologin darüber zu reden und das hat ihr wirklich geholfen. Mit ihrer Hilfe hat sie alles auf die Reihe bekommen und mittlerweile ist sie glücklich und ausgeglichen und geht in ihrer Mutterrolle auf!
Also: So wie du zu empfinden oder die Entscheidung zu bereuen ist gar nichts ungewöhnliches und auf keinen Fall ein Grund, sich schlecht oder schuldig zu fühlen. Es geht vielen so, nur ist dieses Thema immer mit Scham oder einem Tabu behaftet.
Ich kann dir wirklich ans Herz legen, eine Psychologin zu suchen und mit ihr darüber zu sprechen. Es gibt auch tolle online-Angebote, falls es dir nicht gut genug geht, außer Haus zu gehen, bieten Psychologinnen die Sitzungen als Videokonferenz an.
Ein Kind zu bekommen ist eine riesen Lebensumstellung und es ist vollkommen in Ordnung Hilfe anzunehmen.
Noch ein Tipp: mach Dinge, die dir gut tun. Vielleicht hilft dir Cranio Sacral Therapie oder Yoga, oder wenn du nicht der Typ für sowas bit, irgendetwas anderes, das dir wirklich guttut.
Ich wünsche dir alles Gute!
Guten Morgen liebe Merle
Ich hab deinen Beitrag gestern gelesen - es könnten genauso meine Worte sein - heute hab ich den Mut, dir zu antworten.
Ich verstehe dich sehr gut, denn ich fühle gleich. Jedoch sind es bei mir andere Gründe.
Auch ich bin ungeplant schwanger geworden. Ich hab mich anfangs nichtmal getraut es meinem Freund zu sagen, aus Angst, er könnte denken, ich hätte da absichtlich in die Richtung manipuliert. Auch mir geht es in dieser SS nicht besonders gut - Übelkeit und Erbrechen noch vor ausbleiben der Mens, ständig krank/angeschlagen und eine große psychische Belastung (vor allem von Seiten meiner Arbeitgeber) und immer wieder vorzeitige Wehen seit der 17SSW.
Wie soll man sich auf etwas freuen, wenn es einem so schwer gemacht wird?
Meine Situation ist dennoch anders: Für mich ist es das 3. Kind. Mein Freund freut sich auch ganz wahnsinnig darauf - das hilft mir. Denn ich freue mich, dass er sich freut. Es nimmt mir etwas Druck. Doch ich selbst vermeide das Thema SS, Baby, oder Blicke in die Zukunft - weil ich nicht viel Positives sagen könnte und das macht ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Es macht mich traurig dass ich mich nicht freuen kann und ich fühle mich schlecht deswegen - du siehst, ich verstehe sehr gut, warum du dich niemandem anvertrauen möchtest um keine zusätzliche "Belastung" zu sein. Ich fühle mich auch schlecht, weil wir im Freundeskreis zwei Paare haben, die so gerne ein Baby hätte und es einfach seit Jahren nicht klappen will, und dann komm ich und sag, ist passiert aber will ich eigentlich garnicht? Da muss man doch ein schlechtes Gewissen bekommen.
Am Tag bin ich recht gut beschäftigt (zwei Kinder, Hund, Haushalt usw), doch Abends, wenns ruhiger wird kommen die Gedanken, Sorgen, Zukunftsängste. Ich weine oft abends unter der Dusche - da sieht mich niemand. Kennst du das auch?
Mich hat der positive Test getroffen, als hätte mich ein Laster überfahren.
Ich hab es vorher schon geahnt, hab "Ausreden" und Erklärungen für meine Übelkeit, Müdigkeit usw gesucht. Ich wollte es nicht wahr haben. Hab es natürlich trotzdem im Inneren gewusst. Ich hatte zufällig meine Jahreskontrolle beim FA - irgendwann in der 8.Woche - Ich hab 4 Tage vorher einen Test gemacht (nach der Arbeit auf einer öffentlichen Toilette), hab den fetten Strich gesehen, hab alles in den Müll gepackt und bin zum Auto gelaufen um erstmal eine Runde zu heulen. Einen Tag vor meinem FA-Termin, hab ichs meinem Freund gebeichtet..... Ich erzähl dir das, weil ich weiß, dass du es nachfühlen kannst.
Abbruch stand bei uns nie im Raum. Aber sich für das Kind zu entscheiden, bedeutet nicht automatisch dass man mit dem Herzen dabei ist.
Ich dachte, oder habe gehofft, dass ich besser in dieser neuen Situation ankomme und vielleicht sowas wie Freude entwickeln kann, wenn ich das Kleine beim US immer wieder sehe oder dann auch endlich spüren kann. Ich bin nun in der 26ssw - bisher hat sich an meiner Gefühlslage jedoch nichts verändert.
Ich hab auch kein Bedürfnis es jemandem zu erzählen - und ich merke, dass die Leute mich nun sehr irritiert ansehen, teilweise auch etwas vorwurfsvoll ansprechen wenn sie jetzt den großen Bauch sehen (Mit Winterjacke sah mans mir nicht an).
Ich finde es toll und stark dass du dich hier getraut hast zu schreiben. Und du siehst, du bist absolut nicht alleine.
Ich finde es toll und einen guten Schritt dass du dich schon um einen Therapieplatz bemühst - Ich denke das ist ein wichtiger und wertvoller Schritt.
Ich hab mich auch dazu entschlossen Hilfe anzunehmen und es hat mich wahnsinnig viel Überwindung gekostet. Beim Hebammengespräch vor 2 Wochen, bin ich in Tränen ausgebrochen - die Hebi hat die "falschen Fragen" gestellt. Sie wusste sofort was los ist und hat sehr lieb aber auch sehr ehrlich auf mich eingeredet - sie will mich in Therapie wissen.
Ich hatte ein paar Tage Bedenkzeit, und sollte mich dann bei ihr melden. Ich hab mich schlussendlich dafür entschieden da ich ehrlich große Angst habe, dass es nach der Geburt noch schlimmer wird. Ich hab Angst davor in eine richtig fiese Depression zu rutschen und dann nicht zu funktionieren. Das Baby vielleicht nicht annehmen kann, und auch für meine beiden Großen nicht funktionieren kann. Darum hab ich mich für die Therapie entschieden. Als ich mich mit der Entscheidung bei der Hebi gemeldet hab, hatte sie mir bereits schon einen Termin in der Ambulanz ausgemacht - nächste Woche bin ich dort.
Es braucht nach wie vor viel Überwindung, schon wenn ich daran denke.
Vielleicht schaffst du es ja doch auch, dich zu überwinden, dich deinem FA, deiner Hebi oder auch deinem Hausarzt anzuvertrauen - oft geht es dann schneller mit Terminen wenn die jemanden empfehlen.
Ich weiß dass dich diese Worte traurig machen werden - denn ich fühle es auch so.
ABER: Du bist jetzt schon eine tolle Mama. Und dein Baby spürt auch dass du es liebst - auch wenn du es selbst noch nicht spüren kannst. Mit dem was du tust zeigst du, dass du möchstest, dass es dem Baby gut geht. Also ist da schon ganz viel Mutterliebe! Jetzt brauchst du nur noch jemanden, der darauf schaut, dass es dir wieder gut geht.
Du kannst dich noch nicht freuen, weil du immer noch so überrumpelt von der SS bist. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Diese SS hat sich in dein Leben gedrängt ohne dass du das wolltest. Dass muss man erstmal verkraften. Dann die ganze Übelkeit über so lange Zeit - wie sollst du das Freude empfinden? Die Einschränkungen, die eine SS mit sich bringen machen es da auch nicht einfacher, eher frustrierend.....
Aber du schaffst das! Du bist auf einem guten Weg!
Ich wünsche dir auf jeden Fall, das Beste und viel Kraft.
Du bist nicht alleine!
Meine Hebi meinte "nur sprechenden Menschen kann geholfen werden!"
Ich wünsche dir die Kraft, dass du dich jemandem anvertrauen kann. Jemand der dir Hilft einen Therapieplatz zu bekommen um deine Sorgen aus dem Kopf kleiner werden zu lassen. Und wenn dein schlechtes Gewissen, die Traurigkeit, die Sorgen und dieses Gefühl der Überforderung und Überwältigung nachlassen, haben neue Gefühle Platz - zB Freude und Liebe
Ich glaub ganz fest an dich und deinen Zwerg und daran, dass ihr das schafft!
Ich bin keine Therapeutin und kann dessen Arbeit auch nicht übernehmen.
Wenn du aber jemandem anonym schreiben möchtest um Gedanken los zu werden, in dem Wissen, dass dich niemand verurteilt weil er dich sehr sehr gut versteht, kannst du dich gerne bei mir melden!
Alles Liebe
Dein Kommentar hat mich zu Tränen gerührt. Wie stark Frauen doch sind! Wie viel Leid und Kummer, Sorgen und Schmerzen sie still ertragen können. Und wenn sie sich dann mal öffnen merken, dass sie nicht alleine sind. Sich gegenseitig Mut zu sprechen und helfen.
Ich sehe in euch beiden wunderbare Frauen und bin mir sicher, dass ihr wundervolle Mütter sein werdet.
Vielen Dank für deine tollen Worte!
Sie haben mich wirklich berührt und auch ermutigt, dass es selbst erfahrenen Mamas so gehen kann, dass die SS überfordernd ist ist irgendwie beruhigend zu hören.
Und deinen Gedanken, dass du dich schlecht fühlst, wegen den Paaren mit Kinderwunsch in deinem Umfeld kann ich total nachvollziehen! Man denkt sich immer man sollte doch einfach nur Dankbarkeit empfinden, wenn es doch so viele Paare gibt, mit unerfüllten Kinderwunsch.