Zweites Kind - wie schafft man das denn?

Hallo,

ich bin total frisch schwanger mit dem zweiten Kind, mein Sohn wird dreieinviertel sein, wenn der neue ET ist. Ich bin total ambivalent: Nach einer FG letzten Sommer hatte ich plötzlich einen extremen Kinderwunsch, wir haben es ein paar Monate wirklich krampfhaft probiert, dann hatten wir Corona und andere Probleme dadurch ... Und dann war es auch ok für mich mit einem Kind, ich war froh, wieder fit geworden zu sein und der Kleine ist auch durchaus einer, mit dem man wirklich gut ausgelastet ist :)

Nun bin ich wieder schwanger, weil der Gedanke natürlich auch immer im Hinterkopf blieb und ein zweites Kind natürlich auch willkommen ist. ABER: ich frage mich nun einfach, wie andere das schaffen, habe so viele Fragezeichen:

- Schwangerschaft mit wildem Kleinkind: wie kann ich ihm weiter gerecht werden? Ich will am Schluss nicht dauernd irgendwas "nicht können", ihn enttäuschen, ihn weiter auch hochnehmen können.

- Wochenbett mit Kleinkind: Mein erstes Wochenbett war eine Katastrophe, schlimmste Beschwerden nach KS, dramatische Milchstaus, ich bin wirklich wochenlang verzweifelt. Was, wenn das wieder so ist? Ich will nicht, dass der Kleine sich von mir entfremdet, wenn ich so belastet bin, aber frage mich auch, wie ich mich so um ihn UND um einen Säugling kümmern soll (man darf ja jetzt nur noch einen Monat gemeinsame Elternzeit nehmen, also wäre ich nach vier Wochen erstmal "alleine", meine Mama kann natürlich helfen, aber ja nicht immer immer). Mit einem Kind geht das schon, aber mit zweien? WIe macht man das, wenn das Baby schreit, sich nicht ablegen lässt, das Kleinkind aber auch grade irgendwie versorgt werden muss? Dann diese ganzen Schlafroutinen, die man mit dem ersten Kind so hatte, hier in die Trage, da in den Schlaf wiegen, damit es nochmal schläft, dafür hat man doch dann gar keine Kapazitäten mehr? sorry, wenn sich meine Fragen total naiv anhören, ich fand das mit einem Kind schon alles sehr tagesausfüllend.

- Die Verbindung zum ersten Kind: wenn man stillt, ist man ja schon sehr an das "neue" Baby gebunden, ich habe Sorge, dass mein Sohn sich dann abwendet, sich vernachlässigt fühlt usw.

Ich weiß, es gibt superpatente Mütter, für die das alles kein Problem ist, die sich sieben Kinder irgendwo umbinden und parallel Brot backen, so jemand bin ich aber nicht :D Ich habe nach jedem Stress Milchstaus bekommen damals, habe mich fremdbestimmt gefühlt und fand es ganz schwer, die Kontrolle so abgeben zu müssen - das Baby bestimmt jetzt eben, was geht und was nicht, das jetzt Mal zwei, ich hoffe, Ihr versteht, was ich meine.

Sorry für den langen Post!

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Es is völlig normal, daß man sich am Anfang plötzlich über alles den Kopf zerbricht, das machen auch Vielfachmütter jedes Mal aufs Neue ;-) Bei uns ist Nummer 4 unterwegs, die anderen drei sind 14, 10 und 7 Jahre alt, und auch ich hab anfangs gegrübelt und gebrütet über all die offenen Fragen.

Aber ich kann dich beruhigen: Man wächst mit seinen Herausforderungen, man wächst in die Situation hinein, und die Lösungen ergeben sich nach und nach. Nicht immer gleich auf Anhieb, aber dann probiert man eben so lange herum, bis man eine adäquate Lösung gefunden hat.

Konkret zu deinen Ängsten:
- Das wilde Kleinkind wächst auch mit seinen Herausforderungen. Ja, du wirst ihn nicht mehr ständig tragen können, aber kuscheln und Nähe geben geht auch im Sitzen, dann und wann mal hochheben ist auch kein Problem, da dein Körper das gewohnt ist, und du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin über lange Strecken ebenso mobil und unternehmungslustig sein wie sonst auch. Die ersten Wochen und vielleicht auch letzten Wochen sind etwas anstrengend mit Müdigkeit, eventueller Übelkeit und/oder Kurzatmigkeit, und klar kommt man dadurch auch schneller aus der Puste, aber dein Kleiner wird lernen, sich deinem Tempo anzupassen. Das ist auch eine ganz wichtige Lektion, denn ihr müßt ja beide lernen, euch mal in Geduld zu üben, aufeinander Rücksicht zu nehmen und so weiter. Dein Kleiner liebt dich über alles, und auch wenn es vielleicht mal die ein oder andere Enttäuschung geben wird, weil etwas nicht so funktioniert, wie er es sich wünscht, wird sich das nicht ändern - das ist doch normal und sicher auch jetzt manchmal so. Und auch du als Mama wirst die Erfahrung sicher schon gemacht haben, daß nicht immer alles läuft wie geplant. Als Eltern entwickelt man ein schier unglaubliches Maß an Flexibilität, Spontaneität und Kreativität, um jegliche Situationen für alle Beteiligten auf die bestmögliche Weise zu lösen - das kannst du sicher jetzt schon, ist dir nur nicht so bewußt, und du wirst dann, wenn es soweit ist, staunen, wie überraschend gut es einem oft gelingt, knifflige Situationen zu bewältigen. Und beeindruckt sein, wie gut es auch deinem Sohn gelingt, sich im Zweifelsfall mal anzupassen, wenn es nicht anders geht.

- Wochenbett mit Kleinkind ist natürlich anders als ohne, aber du bist ja nicht allein, das Kind hat auch einen Papa! Und vier Wochen sind eine lange Zeit, bis dahin seid ihr wahrscheinlich schon ganz gut eingespielt und du hast dich von der Entbindung wieder etwas erholt, bist mobiler und kannst - mit zeitweiliger Unterstützung deiner Mama - dich um das Baby und Kleinkind kümmern. Fakt ist, daß sowohl Schwangerschaft als auch Babyzeit mit Kleinkind natürlich anders verlaufen als ohne, eher so nebenher, denn dein Fokus wird weiterhin überwiegend bei deinem (dann) Großen sein. Meine Babies haben in der ersten Zeit quasi im Tragetuch gewohnt, so hatte ich die Hände frei, konnte helfen, wenn Hilfe benötigt wurde, und auch an die frische Luft mit allen, was unternehmen. Stillen kannst du überall, und damit kommen wir quasi direkt zum nächsten Punkt: Die Stillmomente können auch ein schöner Moment für deinen Sohn und dich sein, gemeinsam Qualitätszeit miteinander zu verbringen - ihr könnt euch aufs Sofa kuscheln und zusammen ein Buch angucken, ein Hörbuch hören oder was auch immer. Geht alles. Ja, es wird Momente geben, wo du mal an deine Grenzen kommst, aber da heißt es dann nachsichtig und kreativ sein: Das Baby läßt sich nicht beruhigen und schläft selbst in der Trage nicht ein? Finde heraus, was funktioniert, damit es sich beruhigt - vielleicht ist das Tanzen oder Musik hören (geht prima mit Kleinkind), vielleicht ein Spaziergang an der frischen Luft (geht manchmal mit Kleinkind, ansonsten eben, wenn du grad Unterstützung hast von deiner Mama oder dein Mann zuhause ist), probiere einfach herum und versuche, ruhig zu bleiben, fast immer findet sich eine Lösung. Und wenn es dann eben mal kein warmes Abendbrot gibt oder sich das Abendbrot eine halbe Stunde nach hinten verschiebt, dann ist das eben so. Na und? Alle Eltern kennen das, es läßt sich nun mal nicht alles planen, und davon ist noch keiner gestorben.

- Die Verbindung zu deinem Älteren wird ganz sicher nicht drunter leiden, denn du machst dir ja jetzt schon Gedanken, wie du ihm dennoch gerecht werden kannst. Im Wochenbett könnt ihr gemeinsam Bücher angucken oder Hörbücher hören und dabei kuscheln, wenn er mal Nähe braucht. Oder auch mal zu zweit auf den Spielplatz, während dein Mann oder deine Mama sich ums Baby kümmert (ggf. in unmittelbarer Nähe einen Spaziergang macht, damit du zum Stillen immer "griffbereit" bist). Auch malen und basteln geht oft ganz gut, denn die Kleinen schlafen ja anfangs noch viel, und wenn man sich eine separate Bastelecke einrichtet, muß man auch nicht immer gleich alles wegräumen, wenn man doch mal unterbrochen wird. Und sieh es auch als Chance: Vielleicht vereinbart ihr einen festen Omatag, wo dein Großer nachmittags mit deiner Mama was unternimmt - Spielplatz, zuhause spielen, was auch immer - und so die Beziehung zur Oma noch mal festigt. Und sicher freut sich deine Mama auch, ab und zu mal das Baby zu nehmen, wenn sie zu Besuch ist, sodaß du mehr auf deinen Großen eingehen kannst.

Das wird schon, glaube mir! Man wächst hinein!

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Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort, die so konkret auf all meine Fragen eingegangen ist - das weiß ich wirklich, wirklich sehr zu schätzen!

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Also ich finde es gibt da auf jeden Fall nicht nur schwarz und weiß. Es geht doch gar nicht darum, ob man sich das mit mehr als einem Kind überhaupt nicht vorstellen kann oder ob man am liebsten 7 gleichzeitig betreuen würde.

Natürlich wird das erstmal ne Umstellung, auch super schwierig, stressig, nervenaufreibend und bestimmt ist man auch regelmäßig überfordert. Aber man findet das schon raus. Und wächst, wie immer, mit seinen Aufgaben. Würde das jetzt nicht schon alles so zerdenken und mir total den Kopf machen.. es muss ja einen Grund geben, wieso Kind1 nun doch kein Einzelkind bleibt.

Und einen Schaden wird K1 oder eure Bindung auch nicht nehmen. Es ist "nur" ein Geschwisterkind. Die meisten Kinder haben Geschwister. Das Normalste der Welt. Da wird auch dein Kind durchkommen. Hier wird es ein Abstand von 3,5 Jahren sein, was ich im Übrigen als zusätzlichen Vorteil empfinde, weil einfach schon viel mehr Verständnis da ist.

Ich höre grad ab und zu die Hörbücher zum Geschwisterbuch vom Gewünschtesten Wunschkind sowie das Artgerecht Geschwisterbuch. Wie die Baby und Kleinkindbücher der gleichen Reihe recht gewinnbringend.

Bearbeitet von Weihnachtsbaby2020
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Zu deinen Sorgen mit dem Wochenbett: den Mann darf da war nur einen Monat parallel Elterngeld beziehen, aber es gibt ja noch die Möglichkeit das er sich da entweder Urlaub und Überstunden nimmt oder unbezahlte Elternzeit nimmt.

Er kann da ja mal bei seinem Arbeitgeber nachfragen, ob er seine Urlaubsplanung für dieses Jahr noch ändern kann, damit er da mehr Tage übrig hat.
Oder da der ET wahrscheinlich ja erst im November/ Dezember sein wird, kann er da ja mit dem Urlaub von 2025 planen.

Aber im großen und ganzen bin ich mir sicher, dass du mit der Zeit entspannter wirst.
Das ist jetzt die erste Aufregung nach dem positiven Test.

Herzlichen Glückwunsch

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Ich bin mit Kind 7 schwanger.

Ich kann dir nur sagen, was auch meine Hebamme meinte..."stillen ist nicht die Welt. Ein Baby wird auch mit Flasche groß. Sieh zu dass es dir gut geht, weil du musst dich auch um das Kind kümmern, damit es ihm dann gut geht."

Fazit ich habe das stillen aufgegeben weil es unendlich viel Zeit und Kraft kostet, die ich lieber in die Kinder investiere und meine Psyche. Zumal durch das stillen war es bei mir so dass die Kinder nicht lange satt blieben. Hieß viel mehr Zeitaufwand als mit Flasche. So konnte man sich besser um die anderen auch kümmern und auch mehr Me Time mal haben um zur Ruhe zu kommen. Und auch mal in Ruhe schlafen oder weggehen weil Papa kann auch Flasche geben.

Klar viele stillen aber viele geben auch Flasche. Stillen ist heutzutage Luxus, den man aber nicht haben muss, wenn es nicht anders geht. So wichtig wie vor 200 Jahren noch, ist stillen heutzutage überhaupt nicht mehr. Und wenn du dich so lange quälst und das auf die Psyche geht...wozu? Dem Kind ist das total egal. Und viel gesünder sind still Kinder auch nicht. Die werden genauso oft krank wie Flaschenkinder. Das ist für mich also auch kein Argument. Schlauer sind sie ebenfalls nicht. Also bitte wenn du es nicht schaffst, dann lass es. Der Zwang zum Stillen ist heute nicht mehr gegeben


Bzgl hochheben...einfach hinsetzen und Kind auf den schoß nehmen. Das reicht ihnen auch meist. Ansonsten gibt es für die kurze Zeit auch einen Vater. Und falls tragen notwendig ist dann einfach auf die Hüfte das Kind setzen. Nicht vor einem rumtragen sondern seitlich auf dem Becken.

Und auch hier...Wenn der Supergau passiert und beide Kinder gleichzeitig schreihen und Papa zu Hause ist, dann muss er eben auch ran. Er darf sich schließlich auch um seine Kinder gleichermaßen kümmern. Zu Haushalt sind Männer ebenfalls in der Lage und essen machen.

Bearbeitet von anja-mausi
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Hallo Nerdy. Uns hat das Buch von Ravensburger „Wir sind jetzt vier“ geholfen. Mein Sohn hat mit fast 3 (Nach Geburt 3 Jahre und 2 Monate) verstanden, dass Mama nicht mehr schwer heben darf beziehungsweise ein Baby im Bauch hat und dadurch eingeschränkt ist.

Nach der Geburt habe ich ihn überall mit einbezogen und er hat vieles verstanden und sich nicht zurückgesetzt gefühlt. Wenn Baby geweint hat und der große Betreuung gewünscht hat, habe ich ihm erklärt, dass es gerade nicht geht, wie in dem Buch. Aber er darf gerne mit helfen das Baby zu beruhigen etc. Auch jetzt ist er sehr verliebt in das Baby und hilft überall. Gleichzeitig nehme ich mir auch Zeit nur für ihn, sobald das baby mal schläft oder unternehme nur etwas mit dem großen. Dadurch passt es bei uns ganz gut.

Kein Verlust der Bindung zum großen und trotzdem Bindung zum Baby. Vieles geht ja im sitzen. Buch lesen und Baby in der trage. Oder kuscheln mit beiden. Ich hatte übrigens auch 2 Kaiserschnitte und habe nicht viel laufen können nach der Geburt. Man wächst mit den Aufgaben. Ja das Baby muss auch mal meckern, wenn es keine Lust hat zu liegen und der große Gerade Priorität hat, wie anziehen nach dem Baden oder essen machen etc. Klar nicht schreien aber knattern halt. Dann auch bewusst gesagt: Baby du musst auch mal warten. Dein Bruder hat auch gewartet, bis du fertig warst. So entstand bei uns auch keine Eifersucht, weil der große gesehen hat, dass nicht nur er zurückstecken muss.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig die Angst nehmen.

Eine schöne Schwangerschaft noch

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Erstmal vorab: dein Mann kann auch weiterhin mehrere Monate parallel mit dir tu Hause sein. Lediglich BASISelterngeld geht nur noch einen Monst parallel. Wenn er stattdessen Elterngeld-Plus nimmt, steht es euch frei, dass er auch die ersten 2 oder 3 oder x Monate zu Hause bleibt.

Und zu allem anderen: trau dir und deinem Kind mal mehr zu.
In meiner 2. Schwangerschaft war meine Tochter dann kurz vor der Geburt 4 geworden und sie hat es absolut problemlos verstanden, dass manches eben nicht mehr geht. Ich musste sogar um die 30. Woche eine gesamte Woche so viel wie nur irgendwie möglich liegen und sie war total liebevoll und hat es einfach akzeptiert, dass sie dann eben von ihrem Bonuspapa zum Kindergarten gebracht wurde oder mit ihm geknetet hat, während ich daneben in ihrem Bett lag und bestaunt habe, was sie tolles macht usw. Sie wollte ihr Brüderchen ja schließlich auch nicht in Gefahr wissen und war deshalb wirklich verständnisvoll.
Jetzt bei der 3. Schwangerschaft ist der Kleine 2 und auch er hat es nach kurzer Zeit einfach akzeptiert, dass ich ihn eben nicht mehr trage. Er geht dann entweder zum Papa, wenn er auf dem Arm möchte, um z.B. irgendwo genauer hinschauen zu können, was sonst zu hoch ist oder er sagt eben, dass er auf meinen Schoß möchte, wenn es ihm um eine Kuscheleinheit geht und ansonsten läuft er selbst, wenn es einfach nur Bequemlichkeit gewesen wäre auf den Arm zu wollen. Wenn ich ihn manchmal doch aus irgendeinem praktischen Grund auf den Arm genommen habe, kam teilweise sogar von ihm "nein, Mama, nicht Arm nehmen, Baby!" und er wollte runter.
Die Kleinen merken auch auf andere Weise, dass sie immernoch geliebt werden und fangen meiner Erfahrung nach auch vor der Geburt bereits selbst an eine Form von Liebe für das Baby zu entwickeln. Das hilft auch nach der Geburt. Ich hab z.B.oft gestillt, während ich parallel mit der Großen ein Buch gelesen habe oder sie einfach an mich gekuschelt zugeschaut und mir etwas erzählt hat.
Bzgl. Bettroutine haben wir Monate vor der Geburt angefangen immer wieder zu erklären und zu üben, wie es laifen und nicht laufen kann, wenn das Geschwisterchen da ist. Das ging dann auch relativ unproblematisch.

Und ganz wichtig: einfach ehrlich entschuldigen und die Umstände erklären, wenn man in einer Situation unfair reagiert hat. Das sorgt dafür, dass keine unnötige Abneigung gegen das Baby entsteht, weil es als Störenfried wahrgenommen wird, der Liebe wegnimmt

Bearbeitet von Yosan