Wachstum bei Schwangerschaftsdiabetes

Hallo,


Meine Frau hat Schwangerschaftsdiabetes und ist jetzt bei 27+6. Noch muss Sie nicht spritzen aber aller 2 Wochen zur Vorsorgeuntersuchung beim FA und Diabetologen. Bei der letzten Untersuchung bei 27+1 war das Baby in Größe und Gewicht absolut perfekt. Morgens ist der zuckerwert inzwischen immer zu hoch (95 bis 101) und die Diabetologin würde gern die Spritze geben. Nach Rücksprache mit dem Frauenarzt ist das aber noch nicht nötig. Wenn der Wert Tagsüber jetzt auch gelegentlich - 2-3
Mal die Woche - zu hoch ist (nach dem Essen 150) machen wir uns inzwischen Sorgen, dass das Baby innerhalb der nächsten 2 Wochen zu schnell wächst. Liegen Erfahrungen vor, ob 2 Wochen schon ausreichen, dass das Baby aus der Norm wächst? Wie schnell geht das? Wir sind gerade auch im Urlaub und gerade das Essen unterwegs in Restaurants ist ja nicht immer das beste.
Vielen Dank im voraus

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Ich wundere mich etwas darüber, dass der FA die Einschätzung des Diabetologen nicht teilt bzw eine andere Handlungsempfehlung gibt. Kenne ich so überhaupt nicht, denn schließlich ist der Diabetologen sehr viel kompetenter auf diesem Gebiet. Meine FÄ hätte die Expertise meines Diabetologen niemals in Zweifel gezogen. Sind denn die Werte nach dem Essen außerhalb der Norm? Wenn sie vereinzelt zu hoch sind, ist das nicht so entscheidend. Das kann laut meinem Diabetologen auch bei gesunden Schwangeren vorkommen. Viel wichtiger ist der Nüchternwert und der ist bei deiner Frau ja schon zu hoch. Ein zu hoher Nüchternwert bedeutet nämlich vereinfacht, dass das Kind die ganze Nacht (oder Teilen davon) zu hohen Blutzuckerwerten ausgesetzt ist. Das ist gravierender als ein Wert, der nicht 60 sondern z.b. 70 Minuten nach dem Essen unter 140 ist.
Wie ein Kind sich entwickelt, kann man so pauschal nicht beantworten oder prognostizieren. Ein Kind wächst ja auch nicht linear sondern in Schüben. Meine Tochter war auch bei zwei Vorsorgeuntersuchungen (nicht aufeinanderfolgend) etwas zu groß und schwer (aber nur 5 Tage) und beim darauffolgenden Termin war wieder alles in der Norm. Außerdem ist es auch nicht so schlimm, wenn das Kind insgesamt etwas zu groß ist (gibt ja auch große Kinder), kritisch wird es, wenn der Bauchumfang deutlich größer ist als der Kopfumfang. Ich würde mich jetzt nicht verrückt machen. Ihr könnt ja im Urlaub jetzt eh nichts machen. Ich würde aber nach dem Urlaub dringend um eine Erklärung des FA bitten, warum er Insulin für nicht nötig hält. Was ich im Urlaub unternehmen würde, ist regelmäßig nach den Mahlzeiten spazieren gehen. Das dürfte ja kein Problem sein. So habe ich meine Werte gut ohne Insulin in den Griff bekommen. Besonders hilfreich war ein einstündiger Spaziergang nach dem Abendessen. Dadurch ist auch mein Nüchternwert besser geworden. Wo seid ihr denn im Urlaub. Eigentlich kann man im Restaurant doch super Fisch oder Fleisch mit Gemüse bestellen. Auf Pasta, Pizza und co würde ich eher verzichten.

Bearbeitet von Wunderkind23
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Stimme komplett zu.
Finde es auch seltsam, dass der FA dem Diabetologen widerspricht

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Hallo,

Es ist der größte Trugschluss, dass das einzige Problem bei SSD das zu große / dicke Baby ist. Es gibt einen Vielzahl an Effekten, die ein zu hoher Zuckerwert haben kann. Ich denke der Diabetologe hat euch in diese Richtung aufgeklärt.
Neben den Werten Nüchtern und nach dem Essen gibt es auch noch den Langzeitwert, der gehörigen Einfluss auf die Fötusentwicklung haben kann. Wenn der Langzeitwert zu hoch ist, führt kein Weg an Insulin vorbei. Nüchtern zwischen 95 und 101 ist schon erhöht. Der Max Wert ist 95, bei einigen Verbänden sogar 90. Laut meinem Diabetologen sind ein Abweichler pro Woche ok alles was darüber ist ist nicht gut.
Zu hohe Werte können schon innerhalb von 2 Wochen das Wachstum stark beeinflussen.

Bei uns war es so, dass unsere zweite in der 26 ssw auf der 44. Perzentile lag, dann in der 28.ssw auf der 80. Dann ganz strenge SSD Regeln bekommen. Und in der 31. Ssw lag sie wieder auf der 45. Perzentile. Auf dieser blieb sie dann auch bis kurze vor der Geburt. Da ist die dann noch auf 38. Perzentile gegangen.

Ich würde auf alle Fälle eine zweite gynekologische Meinung einholen bzw. Eher den Diabetologen vertrauen.

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Das Problem bei unserer Diabetlogin ist halt, dass sie erst sagte alles nüchtern über 90 ist schlecht. 2 Wochen später war bis 93-94 alles ok und als meine Frau jetzt zwei Nächte im Krankenhaus war und nicht auf die Ernährung achten konnte war plötzlich alles bis 105 ok.

Unser Frauenarzt sagte bei 100 würde er nichts machen und einer Arzt muss man am Ende vertrauen.

Bearbeitet von HerrS
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Ich war in einer Praxis, die sich auf Schwangere spezialisiert haben. Mit als ersten bekam ich die offiziellen Leitlinien für SSD von Diabetologen und Gynekologischen Ärtzeverband. Da standen alle Empfehlungen und Kriterien drin. Kann man auch googlen.

Alle Ärzte waren sich einig, dass dieser Leitfaden das Maß der Dinge ist. Von der normalen Frauenärztin, über den Diabetologen, Feindiagnistiker bis hin zum Ärzte Team der Geburtsklink Level 1.

Aber es liegt in euren ermessen zuentscheiden, wer euer Vertrauen besitzt.

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Hat deine Frau keine regelmäßigen Termine beim Diabetologen? Dieser therapiert den Diabetes und wenn der meint es gibt Insulin, dann gibt es Insulin. Da hat der Gyn eigentlich nichts zu melden.
Ich hatte selbst Diabetes in der Schwangerschaft und der Gyn hat auf das Baby geguckt und der Diabetologe nur auf den Diabetes.
Ich glaube - und jetzt kommt die Laienmeinung - dass 2 Wochen nichts ausmachen dürften. Die Werte sind ja nicht krass zu hoch, wie es bei richtigen Diabetes der Fall wäre. Das sollte gehen. Pasta und Pizza würde ich natürlich auch meiden und eben viel Proteine und Fette essen: Steak und Salat gibt es quasi in jedem Restaurant. Käse in jedem Supermarkt. Wahrscheinlich bietet die regionale Küche auch noch Spezialitäten an. Das ist abhängig davon wo ihr seid.

Denke daran, dass das Screening freiwillig ist. Es gibt Frauen, die wissen gar nicht, dass sie Diabetes haben. Es gibt auch Frauen, die wissentlich zu hohe Werte haben. Macht so weiter (bzw. passt die Ernährung an!) und versuche am Dienstag den Diabetologen telefonisch zu befragen.
Ich denke auch, dass zwei Wochen und Werte, wie sie bei deiner Frau sind, nicht gravierend sind, weil man die ersten Wochen(!) ja versucht die Werte diätisch zu erzielen. Da sollten zwei Wochen nicht viel ausmachen. Und das Zeitfenster, die für die Testung empfohlen sind, gehen bis zur 28. SSW - ihr habt den früher gemacht (was gut ist!), aber es hätte auch gut sein können, dass ihr es jetzt noch gar nicht wüsstet und die Werte deiner Frau noch sehr viel schlechter wären. Ich denke, dass ihr euren Urlaub erst einmal genießen solltet. Dafür mit low carb für deine Frau ;-)

Mein Diabetologe hat übrigens auch gesagt, dass zumindest mein Messgerät eine Genauigkeit von plusminus 5 hat. Wenn deine Frau nun morgens 95 hat, wäre das nach meinem Gyn wohl noch in Ordnung gewesen, weil mein Gerät das gar nicht genau hätte messen können.

Mich irritiert aber deine Besorgnis wegen des zu großen Babys. Das ist zwar häufig eine Konsequenz aus zu hohen Werten, aber die schlimmen Auswirkungen sind eigentlich andere.

Hier noch der Link zur Leitlinie von 2018: https://register.awmf.org/assets/guidelines/057-008l_S3_Gestationsdiabetes-mellitus-GDM-Diagnostik-Therapie-Nachsorge_2019-06.pdf
Ab Seite 37 gehen die Therapiemaßnahmen los. Da kannst du dich selbst noch einmal belesen, was deine Frau alles machen könnte.

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Ich habe dir die Seite zur Insulintherapie geschickt. Für mich liest es sich so, als ob deine Frau (noch) kein Insulin braucht: 4/7 Nüchternmesswerte über 95 und mehr als 50% def Messwerte (postprandial) über den Grenzwerten UNTER Berücksichtigung der Genauigkeit der Messmethode.

Und ich möchte dir auch noch sagen, dass ihr euch über die Konsequenzen einer Insulintherapie im Klaren sein solltet: Einleitung zu ET, egal wie geburtsunreif der Zustand ist. Das ist sehr wahrscheinlich eine Belastung für Mutter und Kind! Nehmt das nicht auf die leichte Schulter.