unflexibler Arbeitgeber in der Schwangerfschaft

Hallo zusammen,

ich bin in der 16. SSW und froh, hier Gleichgesinnte zu finden. Ich arbeite seit 7 Jahren in einer IT-Lösungsagentur und habe mich ins Management hochgearbeitet. Der Altersdurchschnitt ist ziemlich hoch (ca. 50 Jahre), und die Geschäftsführung ist komplett über 60, was sich anscheinend auch an der Reaktion auswirkt.

Seit der 6. SSW kämpfe ich mit starken Schwangerschaftssymptomen. Anfangs war es eine dauerhafte ganztägige Übelkeit, seit der 12. SSW plagen mich heftige Kreislaufprobleme – ich schaffe manchmal kaum 15 Minuten am Rechner, ohne das Gefühl, umzukippen. Das einzig Hilfreiche ist Liegen mit hochgelegten Beinen. Ich habe auch alles probiert: kleine Mahlzeiten, viel Trinken, Eißen und Schilddrüse testen lassen, Spaziergängen, Yoga...Mein Chef verlangt inzwischen bei jedem Fehltag sofort eine Krankschreibung und lehnt Home Office ab, auch wenn ich bis jetzt Home Offcie Möglichkeit hatte. Er will, dass ich mich lieber länger am Stück krankmelde, statt immer wieder auszufallen. Das belastet mich emotional sehr, und ich bin nun seit drei Wochen durchgehend krankgeschrieben, obwohl ich eigentlich arbeiten will.

Ich fühle mich durch die fehlende Flexibilität gezwungen, entweder 100 % Büropräsenz zu zeigen oder komplett auszufallen, was mich frustriert und total unnötig finde. Mein Chef sieht sich hier als ein Held, der nicht möchte, dass ich mich durch den Tag quäle, wenn es mir nicht gut geht. Meine Ärztin meinte, ich sollte nach dem Kind über einen Jobwechsel nachdenken und würde mir ggf. nach weiterem ,,Terror'' ein Beschäftigungsverbot ausstellen. Ich bin enttäuscht, dass es noch immer so wenig Verständnis für schwangere Mitarbeiterinnen gibt. In dem letzten Termin mit dem Chef und HR habe ich einfach nur geweint. Dadurch habe ich ein Trauma entwickelt und seitdem habe ich Angst wieder zurück zu gehen, weil mich das unter enorm Druck stellt. Mir geht es weiterhin physisch nicht gut.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie seid ihr damit umgegangen? Ich freue mich auf eure Ratschläge!

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Im Grunde handelt dein Chef doch richtig oder kannst du Zuhause im liegen deiner Arbeit nachgehen?
Wenn es dir nicht gut geht, dann ist es eben für alle Beteiligten besser, wenn du dich entsprechend krank meldest.

Dein Arzt kann und darf dir wegen deiner Arbeit kein BV ausstellen.

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Danke für deine Antwort. Im Gründe könnte ich ja von zu Hause Sachen erledigen, wenn ich öfter Pausen machen könnte und mich ab und zu hinlege. Das geht im Büro nicht. Ich denke mir nur, was mache ich denn wenn es weiterhin nicht besser wird? Manche Frauen haben ja die Symptome bis zum 6,7 Monat oder die ganze Schwangerschaft... :(

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Im Büro muss dir ja auch eine Möglichkeit gestellt werden, dass du dich hinlegen kannst. Aber du kannst dich natürlich nicht nur hinlegen, es sei denn, du schaffst deine Arbeit entsprechend im Liegen.
Der Arbeitgeber braucht ja deine Arbeitskraft und Ihm ist eben nicht geholfen, wenn du mal 20 Minuten arbeitest und dann 20 Minuten Pause brauchst <- z überspitzt gesagt

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Hi,

Das tut mir unfassbar leid, dass du das durchmachen musst.
Kannst du dich an den Perosnlarat wenden und um ein Gespräch bitten?
Falls das nicht gewünscht ist oder dir Bauchweh bereitet, dann würde ich mich schnurstracks ins BV schicken lassen.
Deine Wille ist ja toll, aber wenn es dir an vielen Tagen sowieso nicht gut geht und du dich so quälen musst, bringt das ja nichts...
Bin seit 9.ssw im BV, weil Risikoschwanger und finde es einfach mega :D

LG und alles Gute für dich
Denise

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Man kann sich nicht ins BV schicken lassen. Ein BV ist ja kein Wunschkonzert.
Wenn es keine Gründe (wie bei der TE) dafür gibt, dann bekommt man es eben auch nicht

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Hallo kraulili,

Also grundsätzlich finde ich auch, Dein Chef handelt da schon sehr im Sinne Deiner Gesundheit.
Ist da vielleicht auch verletzter Stolz dabei weil Du Dir da mehr Freiheiten erhofft hast?

Wenn Du im Management bist hast Du wahrscheinlich keine Führungsposition mit Mitarbeiterverantwortung, oder?
Denn sonst wüsstest Du:
Fällt ein Mitarbeiter immer wieder aus, ist das zum einen für die Planung total blöd. Wenn Deadlines kommen kann er mit Dir dann wie genau planen wenn es Dir mal gut und mal nicht geht? Und wie lange wirst Du dann jeweils weg sein? Das weiß man nämlich nicht und genau das ist das sehr blöd unplanbare für die Arbeit-
Und zudem ist es für alle anderen Mitarbeiter auch ein psychologisch ungeschicktes Zeichen. Manche fühlen sich dadurch benachteiligt, ständig müssen sie einspringen oder sehen zumindest, dass ein anderer kommen und gehen kann wie er will in ihren Augen. Klar, Du bist schwanger, das ist anders als kränklich, im arbeitspsychologischen Sinn macht das für die anderen aber keinen Unterschied.

Also ich zumindest finde die Sicht Deines Chefs auch echt nachvollziehbar. Auch mit dem Home Office wird eher gut gemeint sein: da will er Dir keine reindrücken sondern Dich entlasten.

Dass Du da jetzt ein Trauma meinst zu entwickeln wundert mich angesichts einer Managementposition und hoffe, es sind die Schwangerschaftshormone.

Ich wünsche Dir eine bald beschwerdefreiere Schwangerschaft!
LG shealove

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Hi shealove,
Danke für deine Antwort. Mir ist natürlich bewusst, dass Planen wichtig ist. Aber wenn ich jede Woche erneut krankgemeldet bin, hilft das bei der Planung niemandem. Weder ich noch meine Ärztin wissen, wann und ob es besser wird. Deshalb werde ich auch nicht für drei Wochen am Stück krankgeschrieben, sondern immer nur für die nächste Woche, weil die Hoffnung besteht, dass es sich bessert. Das macht es für die Deadlines umso schwieriger. Bisher konnte ich es irgendwie noch regeln, weil ich zwischendurch verfügbar war, aber jetzt habe ich keinen Spielraum mehr.

Ihr habt natürlich recht: Wenn es mir nicht gut geht, sollte ich nicht arbeiten. Aber momentan empfinde ich es als sehr belastend (sowohl für mich als auch für AG), mich von Woche zu Woche durch die Krankmeldungen zu schleppen...

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Hast du schon eine Gefährdungsbeurteilung bekommen? Das muss von jedem Arbeitgeber für jede Schwangere gemacht werden. Wenn er das nicht macht, kann er ziemlichen Ärger bekommen.

Bei der Gefährdungsbeurteilung wird unter anderem geschaut, ob der Arbeitgeber seinen Pflichten gegenüber Schwangeren nachkommen kann. Eine Pflicht ist zum Beispiel, dass du zwischendurch Pausen machen darfst, die als Arbeitszeit gezählt werden. Auch muss er dir einen Platz bereitstellen, wo du dich hinlegen und ausruhen kannst.
https://www.gewerbeaufsicht.bayern.de/arbeitsschutz/sozialer_arbeitsschutz/mutterschutz/#:~:text=Der%20Arbeitgeber%20hat%20sicherzustellen%2C%20dass,hinlegen%2C%20hinsetzen%20und%20ausruhen%20kann.

Nichtsdestotrotz, wenn du keine 15 Minuten am PC sitzen kannst, dann würde ich dir raten, dich auch krankschreiben zu lassen. Mal einen Tag auf der Couch arbeiten mag schon gehen, aber dauerhaft ist das keine Lösung. Entspann dich, lass es dir gut gehen und wenn du wieder fitter bist, kannst du wieder ins Büro gehen. Vielen Frauen geht es im zweiten Trimester besser. Am besten lässt du mal noch deinen Eisenwert checken. Nicht dass es einfach nur daran hapert.

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Hi i3luemchen,
danke dir für deine nette Antwort und Raten. Darüber habe ich tatsächlich noch nicht gehört und werde mich diesbezüglich besser informieren. Danke dir auch für die Beruhigung :)
PS: Eisenwert habe ich mir mehrmals checken lassen, ist aber in Ordnung.