Umgang mit ungefragten Ratschlägen

das Kind ist noch gar nicht auf der Welt und schon jetzt wissen es alle besser

Meine Mutter wohnt zum Beispiel weit weg, WhatsApp ist unser Hauptkontakt. Aber egal was ich zeigte oder erzählte, statt dem zu erwartenden „oh wie schön“ oder ähnliches gibt es an ALLEM etwas auszusetzen. Egal was wir angeschafft oder dekoriert haben alles ist entweder falsch, unnütz oder direkt lebensgefährlich. Ich kann euch nicht sagen wie unfassbar das nervt.
Aufgrunddessen habe ich bereits stark! eingeschränkt was ich zeige und erzähle. Meistens hält es dann vorrübergehend wo sie sich dann zurückhält. Aber dann, und das unter Garantie, kommt trotzdem wie aus dem nichts wieder ein ungefragter Ratschlag. Heute früh zum Beispiel - komplett ungefragt und zusammenhanglos - ein mega text dass Babys nach dem stillen ersticken können wenn sie in Rückenlage liegen und sie deshalb es immer mit einem gerollten Handtuch gelagert haben.
Ich könnte jetzt lang erklären dass wir in einem Kurs waren, viel gelesen und eine Hebamme haben aber das alles wäre rechtfertigen erklären und würde sie auch nicht weiter abhalten. Und ich bin maßlos genervt. Ich hab ihr auch schon oft und breit versucht zu erklären dass ich proaktiv frage wenn ich Hilfe brauche. Es hilft einfach gar nichts. Und ich bin jedesmal genervt davon. Da helfen mir auch ihre letzten Sätze dahinter nicht „aber ich hab nichts gesagt“ oder „du machst das schon“ oder auch „jetzt ist die Oma beruhigt“ die es abmildern sollen dass sie trotz meiner Genervtheit sich nicht zurückhalten konnte (sie kennt meine Ansagen aber macht es einfach trotzdem).


Wie geht ihr mit ungefragten Ratschlägen um? Kompletten Kontaktabbruch fände ich für unser Kind zu schade aber sämtliche Gesprächsansätze meinerseits wirken nicht. Wie würdet ihr auf solche Texte reagieren?

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Nicht reagieren und nichts zeigen. Deine Mutter wünscht sich sehr involviert zu sein. Das ist verständlich, aber man muss Grenzen ziehen. Meine Mutter ist ähnlich penetrant nach der Geburt gewesen. Sie ist drei Jahre danach immer noch der Meinung, dass xy besser wäre. Schwiegermutter ist auf eine andere Art schwierig.

Man muss die Hilfe erfragen, die einem nützt und alles andere einfach nicht kommunizieren, wenn es euch belastet.

Da hilft nur knallhart ein Reduktion des Kontaktes, wenn sie nicht einsichtig ist. Sie wird sich bestimmt nicht ändern.

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Hey,

ich kann dich zu 100% verstehen.
Echt schwierig, so heftig war/ist es bei mir nicht. Nach der Geburt kamen bei uns auch viele ungefragten Ratschläge, meine Mama konnte auch oft nicht nachvollziehen was die Hebamme riet oder sagte.

Ich habe irgendwann zu meine Mama und anderen gesagt, dass es mich extrem nervt und mich zusätzlich noch total verwirrt.
Der Arzt sagt was anderes als die Hebamme, die Mutter und Schwiegermutter raten dazu Sachen die total von dem was Arzt oder Hebamme sagen abweichen. Jeder sagt was anderes und ich stehe dann da als frisch gebackene Mama und muss entscheiden, welchem Rat ich folge. Das macht mir den Start schwerer als er eh schon sein kann.
Meine Mama konnte das dann auch direkt nachvollziehen. Es kamen seitdem trotzdem immer mal wieder ungefragt Ratschläge.
Aber nicht in der Dimension wie bei dir. Hab gelernt darüber hinwegzusehen und es so zu machen wie ich und mein Bauchgefühl es für richtig halten.
Ich würde ja sagen, rede mit deiner Mama nochmal und erklär ihr verständlich, dass sie es dir damit gefühlt schwerer macht anstatt Wie von ihr beabsichtigt Hilfe bietet.
Allerdings klingt deine Erzählung so, als sei sie da unbelehrbar. Kontaktabbruch wäre echt hart wegen sowas, obwohl ich den Gedanken echt verstehen kann.
Vielleicht versuchst du auch zu lernen das einfach zu ignorieren oder dich davon nicht ärgern zu lassen. Ich sag oftmals einfach „ja alles klar“ und mache es am Ende sowieso so wie ich es für richtig halte. 🤷🏻‍♀️

Alles Gute 🍀

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Ich hab das mit meiner Mama auch. Ich unterbinde das relativ früh in dem ich sage "Danke Mama, ich mach das schon. Ich frage dich, wenn ich Hilfe brauche." - Das war beim ersten mal hart und hat sie gekränkt aber seit dem versteht sie es. Es ist sozusagen unser Codeword für "Du überschreitest grad eine Grenze".

Vllt so, bevor es eskaliert?

Meine Mutter ist tatsächlich auch die eine Person von der ich GANZ SCHWER Ratschläge annehmen kann. Da krieg ich auch direkt Puls.

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Bei meiner ersten Tochter war meine Mutter auch sehr schwierig. Sie hat mir ständig Ratschläge erteilt, mir erklärt, was ich alles falsch mache und ständig diskutiert. Mein Vater stand ihr ebenfalls bei und hat mir dann auch noch erklärt, wie sehr ich Mama damit verletze, dass ich Dinge anders mache, als sie damals, weil es eine direkte Kritik an ihr wäre. Familienbett, Tragetuch, über 6 Monate hinaus stillen, nicht hinsetzen, solange das Kind sich nicht aufsetzen kann, das war laut ihnen alles potentiell Entwicklungsstörend, wenn nicht tödlich. Ich habe mir den Mund fusselig geredet und schließlich den Kontakt damals so weit gelockert, dass ich genug Kapazitäten hatte, es zu einem Ohr rein- und zum anderen rauszulassen. Sie WOLLTEN meine Art und Weise einfach als Kritik an sich aufnehmen.

Als meine Tochter dann ca 3 oder 4 Jahre alt wurde, drehte sich plötzlich der Wind. Ich hatte lange schon nicht mehr diskutiert und einfach mein Ding durchgezogen. Und dann auf einmal stand in der Apothekenumschau, dass Kinder, die lange gestillt werden, intelligenter sein könnten. Oder dass das Familienbett die Entwicklung und das Urvertrauen unterstützt und stärkt. Die Artikel wurden gesammelt und stolz vorgezeigt a la „guck, das hast du richtig gemacht! Deswegen ist sie so klug!“, etc.

Jetzt sind viele Jahre vergangen und ich bin erneut schwanger. Und meine Eltern unterstützen mich in ALLEM, was ich so hervorbringe. Auch wenn ich weiß, dass ihnen gewisse Punkte Angst machen, bewundern sie meine Entschlossenheit und respektieren meine Entscheidungen.

Vielleicht geht es deiner Mutter ähnlich… vielleicht nimmt sie auch alles, was du anders machen willst, als Kritik an ihrer Erziehung auf. Ich würde das direkt Mal ansprechen und fragen, warum sie dich nicht deine eigenen Erfahrungen machen lässt und erklären, dass sie es damals auf ihre Art richtig gemacht hat und du es nach heutigem Wissen nach deiner Art eben auch richtig machen wirst.

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Hi,
Also auf die Gefahr hin dass ich zerrissen werde.

Es braucht ja immer einen Sender und einen Empfänger. Und der Empfänger interpretiert eine Nachricht immer im Zusammenhang mit Erfahrungen und Werten und Vorstellungen.

Der Sender hat Widerrum auch einen Grund, Erfahrung, Werte die mit seiner Botschaft vermittelt werden möchten.

(Lassen wir Beziehungen mit psychologischen Problemen im Hintergrund hier außer Acht.)

Wenn ich eine Botschaft erhalte die bei mir zu "puls" führt dann frage ich mich warum das jetzt so ist und meist fühle ich mich in einer Vorstellung oder meinen Werten angegriffen.
Der Sender hat dies aber vllt gar nicht im Sinn, sondern hat einen ganz anderen Hintergrund.

Bsp. Ein langer Text darüber, dass das Kind nach dem stillen hoch gelagert werden soll.

Empfänger empfindet auf einer nicht sachlichen Ebene vielleicht folgendes : Sie denkt ich habe keine Ahnung und bin total unfähig mein Kind zu versorgen

Sender ursprüngliche Intention : ich habe mal erlebt oder durch Erzählungen erfahren, wie eine Mutter ihr Kind dadurch verloren hat und wie schlimm das war und das will ich meiner Tochter ersparen.

Ich selber habe mit einer Person in meiner Umgebung das Problem dass sie bei mir immer triggerpunkte trifft. Nach viel Ärger über mich selbst habe ich erkannt, dass sie es gar nicht böse meint, sie aber schlicht und ergreifend ganz andere Erfahrungen als ich gemacht hat und sie eine andere wert - und weltvorstellung hat.

Ich habe mit einer Rückmeldung an den Sender gute Erfahrung gemacht.
Die Rückmeldung an den Sender könnte so aussehen :

1. Was war konkret : "du hast mir einen sehr langen Text bzgl des stillen geschickt ohne dass ich gefragt habe"
2.was hat das mit die gemacht : "das macht mich wütend oder traurig denn du gibst mir damit dass gefühl nicht kompetent genug zu sein"
3. Was kann der gegenüber tun damit das nicht mehr passiert (im Normalfall Ist Punkt 2 schon so erschreckend, dass von selbst ein Vorschlag kommt) " kannst du mir erklären, warum du mir den Text geschickt hast?"

Keine ahnung ob dir das hilft. Ich betone hier dass keiner schuld hat, sondern dass es einfach Kommunikationsding ist.

Bearbeitet von Es-geht-nur-weiter
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Genau das ist es.

Ihre ungefragten Ratschläge geben mir das Gefühl, als würde sie mich für zu dumm halten dieses Kind am Leben zu erhalten/mich ausreichend zu informieren und kümmern um bestmöglichst vorbereitet zu sein.

Da kam dann nur der nächste dumme Spruch „Hilfe annehmen lernst du auch nicht“

Puhhhhhhh….meine Mutter ist leider die sozial inkompetenteste Person die ich kenne.
Hat damals schon beim ersten Kind aufgehört zu arbeiten und ist auch nie wieder arbeiten gewesen. Ihr fehlen jegliche Sozialkontakte da sie der Meinung ist mehr als ihren Mann braucht man nicht. Ich bin groß geworden mit Sätzen wie „Freunde hast du nur so lange, wie sie etwas von dir bekommen“

Sie hat entsprechend komplett andere lebens und Wertvorstellungen, das rasselt permanent gegeneinander.

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Die Medaille hat immer zwei Seiten. Aber es zeigt das sie interessiert ist und teilnehmen will an dem ganzen und das ist erstmal positiv. Wirklich.

Meine Schwiegermutter ist auch so übergriffig und muss immer irgendwie was loswerden oder bewerten. Meint es aber meist wirklich gut, schießt aber übers Ziel hinaus!

Wir haben zb jetzt das 3. Kind bekommen und dann bekomm ich echt Ratschläge wie ich mein Kind draußen anziehen MUSS, weil Ende Oktober bei plusgraden geboren, muss das Kind wie im Winter in Sibirien gekleidet sein. Begründung... es ist ja ein Neugeborenes. Hab sie dann direkt gefragt, wie unser zweites Kind, geboren im tiefsten Schnee Ende Januar überhaupt das erste Lebensjahr überleben konnte. Und überhaupt ich hab mittlerweile 3 Kinder... wie viele hat sie?! Rechne rechne... eins und das ist mein Mann und der wird am Samstag 41 Jahre alt. Und ja das nervt. Aber ich nimm es meistens mit Humor. Sie muss umgedreht damit klar kommen, dass ich ihre Aussagen ins lächerliche ziehe. Ist aber strenggenommen auch nicht die feine Art meinerseits.

Im übrigen sind mir diese nerviges teilhaben wollen am Ende lieber als das distanzierte meiner eigenen Mutter. Die mich mehr mit Klugscheißerei zuspamt und alles immer pessimistisch betrachten muss. Meine Kinder haben kein wirkliches Verhältnis zu meiner Mutter weil sie glaub erwartet, dass wir sie bitten dran teilzunehmen. Das funktioniert im Alltag mit 3 Kindern aber nicht. Ich bin in nem mikrokosmos gefangen aus Aufgaben, noch stärker wenn ich Ende des Jahres wieder arbeite. Telefonieren hasse ich zb... auch wenn es ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit ist... bin ich privat davon gesättigt. Und klar wenn wir was planen oder unternehmen frag ich schon. Aber wenn sie zb hier ist, glaubst du sie beschäftigt sich mit den Enkeln. Nö...sie ist eh schon selten da und kann sich in der kurzen zeit nicht mal zu 80% unserer Familie widmen sondern hängt am handy oder Tablett. Bemängelt aber das mein fast 6 jähriger und 8 jähriger so viel zocken und auch spiele für ab 12. (Ich weiß was bestimmte Dinge mit meinen Kindern machen, was nix bewirkt und was fragwürdig ist. Weil ich schon im Vorfeld weiß was für Auswirkungen es hat.) Allerdings müssen sich meine wenn Freunde da sind etc mit denen beschäftigen und das pflegen. Weil ich nicht will das sie sich später so abkapseln wie meine Mutter.

Da sind mir so manche Konflikte mit meiner Schwiegermutter lieber als das distanzierte Verhalten meiner Mutter.