Jetzt brauche ich auch mal Rat von euch...

Liebe Urbianer,

ich bin alleinerziehend mit zwei Jungs.
Den Großen habe ich mit in die Ehe gebracht. Mein Noch-Mann ist nicht sein biologischer Vater. Wir haben nach der Eheschließung eine Einbenennung vornehmen lassen, damit er den gleichen Nachnamen trägt.
Mein Sohn und mein Noch-Mann haben eine Vater-Sohn-Beziehung miteinander.
Zum wirklichen Vater besteht kein Kontakt, da mein Ex dies so möchte.

Vor fast zwei Jahren kam dann unser kleiner Sohn zur Welt. Kurz nach der Geburt verließ mich mein Mann.
Wir waren zwar sofort getrennt, jedoch waren wir noch ein Liebespaar, fast ein Jahr lang.
Jeden Tag kam er heimlich zu mir. Wir lebten in einem kleinen Dorf.
Und wenn er sich nachts im Schutze der Dunkelheit davon geschlichen hat, so säuselte er mir immer ins Ohr, dass seine Eltern NIE davon erfahren dürften.
Und er hat mir auch immer vor Augen geführt, dass es dann keine gemeinsamen, heimlichen Momente mehr geben könne, wenn seine Eltern dies wüßten.

Diese Situation hat mich absolut depressiv gemacht. Ich hatte viele Nervenzusammenbrüche.
Schnell bekam ich ärztliche Hilfe und Antidepressiva. Ein halbes Jahr später machte ich eine Mutter-Kind-Kur. Da fand ich dann auch den Weg weg von den Tabletten.

Nun stecken wir mitten im Rosenkrieg.
Am Tag der Trennung, Weihnachten, hat mein Schwiegervater meiner Oma erklärt, dass er dafür sorgen werde, dass mein Mann nicht zu mir zurück kommt.

Mein Mann hat als Trennungstag Weihnachten damals angegeben und seine Eltern haben bereits als Zeugen bei seinem Anwalt ausgesagt, dass es seit der Trennung keine "Wiedervereinigung" gab.
Hierbei geht es mir zuerst um die Wahrheit und erst dann um den Versorgungsausgleich.
Ich möchte die Scheidung nicht, ich möchte das mein Mann zu seinem Wort steht und auch in schlechten Zeiten bei mir ist.
Den ersten Scheidungstermin hatten wir bereits und wir wurden nicht geschieden.
Seit dem müßen wir uns regelmäßig schriftlich bei Gericht melden und auf Schreiben der gegnerischen Partei eingehen. Es geht hin und her und es kommen immer mehr Vorwürfe.
Jedenfalls bin ich nun soweit, dass ich nachgeben werde, auch die Scheidung möchte, jedoch mit einem anderen Trennungsdatum.

Es ist alles sehr schlimm, mittlerweile...

Ende Mai gab es dann auch eine heftige Ohrfeige für mich von meinem Mann. Leider hat dies der Große gesehen.

Da mich seine Eltern auch auf offener Straße in Gegenwart anderer schon verbal attackieren, habe ich nun einen Schlussstrich gezogen und werde mit ihnen keine Kinderübergabe mehr vereinbaren.
Mein Mann hat auch seeehr wenig Zeit um sich um die Jungs zu kümmern, denn er ist Landwirt und er hat noch drei zeitintensive Hobbies.
Die Schwiegereltern ziehen nun vor Gericht und klagen das Umgangsrecht ein.

Nun zu meiner wirtschaftlichen Situation. Ich beziehe derzeit ergänzend ALG II. Unterhalt zahlt mein Mann weniger als den Mindestsatz fürs Kind aber trotzdem noch mehr, als wenn ich Unterhaltsvorschuss vom Amt beziehen könnte.
Die Kinder und ich wohnen mittlerweile 4 Km entfernt vom Papa im Nachbarort.

Auf Grund der Art und Weise wie seine Eltern mit mir umgehen kann ich mich hier nichtmehr frei bewegen. Ja, ich habe Angst vor ihnen wie auch vor meinem Mann.

Nun habe ich aus Berlin ein Jobangebot erhalten, welches ich gern annehmen möchte.
150 Km liegen dann zwischen uns und mein Mann ist dagegen.
Er sagt, es sei ihm egal wo ich lebe, aber die Kinder, ja, beide Kinder, wobei ich für den Großen das alleinige Sorgerecht habe, sollen hier bleiben.

Nun habe ich das Jugendamt um Hilfe gebeten. Er wurde eingeladen und dort über seine Rechte und Pflichten aufgeklärt.
Und er ist immer noch gegen den Umzug der Kinder.

Aber ich kann doch nicht beide hier lassen?
Für Mini sind doch ich und der große Bruder die einzigen festen Konstanten im Leben.
Jegliches Urvertrauen zum Papa ist doch gestört, da es kaum Umgang gibt. Und dies liegt in der beruflichen Situation begründet.

Mein Mann und seine Eltern stellen mich nun so schlecht hin. Ich sei keine gute Mutter, ja ein Monster, hätte keine Moral, keinen Anstand u.s.w.
Es geht einfach nur noch unter die Gürtellinie und ich möchte nicht wieder depressiv werden.

Den Job würde ich gern annehmen und mit meinen beiden Kids umziehen. Ich habe dort schon gelebt und es sind noch Freundschaften vorhanden.
Anfangen soll ich bereits Anfang November.
Und wenn ich Pech habe, wird es vor Gericht verhandelt ob ich mit den Kindern weg darf oder nicht.
Es macht mich echt fertig!

Habt ihr Tipps, Erfahrungswerte diesbezüglich?

Danke, fekoko

1

Huhu,

leider kann es sein, dass du trotz alleinigen Sorgerecht beim Großen auch Probleme kriegen kannst, da dein Exmann der soziale Vater ist.
Dies musste ich auch schmerzlich erleben, es endete (für mich zum Glück, für den Großen bescheiden) damit dass mein Exmann den Großen von heute auf morgen abschoss ohne ihm Gründe zu nennen oder mit ihm zu reden.

Es gibt nur 3 Möglichkeiten, entweder du trennst die Kinder und ziehst mit dem Großen weg, du bleibst da oder du ziehst vor Gericht und verlierst evtl.

Was sagt denn dein Anwalt dazu?

Lg

3

Hallo,

da hast du ja auch schon einiges durch...

Danke für deine Antwort.

Mein Großer ist elf Jahre alt. Ich habe schon mal vorgefühlt und mit ihm über unseren Umzug geredet. Er freut sich schon auch auf den Umzug, weil auch er dort Freunde hat.
Mein Großer hatte sofort Tränen in den Augen, als ich ihm erzählte, dass es auch die Möglichkeit gäbe seinen kleinen Bruder bei Papa zu lassen.

Da mein Mann gegangen ist, als Janne gerade geboren war, ist die Bindung zu mir und dem großen Bruder viel intensiver als zum Papa.
Daher denke ich, dass man beiden Kindern keinen Gefallen tut, wenn man sie auseinander reißt.

Wenn ich hier bleibe werde ich wieder mit den Antidepressiva anfangen müssen. Da führt kein Weg vorbei, denn es macht mich natürlich immer noch fix und fertig dies alles hier zu erleben.

Ich werde kämpfen, denn nur wenn ich weg ziehe werde ich bald wieder die starke, selbstbewußte, taffe Frau sein, die ich vor der Ehe war.

fekoko

4

Huhu,

Ja das kenn ich. Ich musste auch aus meiner ersten Ehe raus um wieder leben zu können und dürfen. Hatte keine Freunde und keine Freude und lebte nur für die Kinder.

Such dir einen guten Anwalt ohne wirst du unter gehen.

Lg

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2

Hallo,

Du kannst ohne Einverständnis des Vaters 50km weit weg ziehen. Wenn Du aus beruflichen Gründen weiter weg musst, dann geht das auch, du musst allerdings nachweisen, dass Du dich bemüht hast in der 50km Grenze zu bleiben. Sprich Bewerbungen und die dazugehörigen Absagen vorweisen.

Wenn Dein Mann Dich schon kurz nach der Geburt des kleinen verlassen hat, und dies von ihm aus ging, dann hast Du nochmals bessere Chancen zu gehen.

Letztendlich wird das aber von ofizieller Stelle entschieden werden müssen.

Die Großeltern haben kein einklagbares Umgangsrecht und ihnen wird dieser nur in Ausnahmefällen zugestanden. Z.B. wennn sie ein Kind die meiste Zeit seines Lebens betreut haben.

Ich wünsche Dir alles Gute.

Kein Wunder, dass Du depressiv geworden bist bei solsch einem Partner.

Hast Du ihn wegen der Maulschelle angezeigt? Wenn nicht, kannst Du das als Druckmittel gegen ihn einsetzen. Er bekommt keine Anzeige, wenn er Dir keine Steine in den Weg legt.

5

Hallo,

danke für deine Antwort.

Das Jobangebot hatte ich vor einem Jahr schon einmal erhalten. Damals habe ich es abgelehnt, weil ich hier bleiben und meine Ehe retten wollte. Mein potentieller Chef sagte damals, er suche immer gutes Personal.
Auf Grund dieser Aussage habe ich ihn nun wieder kontaktiert und er hat mich sofort zum Vorstellungsgespräch geladen.
Die Firma ist sehr sozial eingestellt. Als gelernte Einzelhandelskauffrau verdiene ich dort gut. Dies kann mir kaum ein anderes Unternehmen bieten.
Darum habe ich nicht weiter gesucht.

Die meiste Zeit habe ich mein Baby betreut. Ich habe meine Schwiegermutter einmal gefragt, warum sie mir nicht mal ihre Hilfe anbietet.
Daraufhin sagte sie, dass könne sie nicht machen, weil schon das ganze Dorf über uns spricht.

Nach der Backpfeife im Mai habe ich sofort die Polizei gerufen. Ich habe ihn angezeigt. Die Polizei hat ihn dann gesucht, da er scheinbar getrunken hatte. Aber er hatte sich versteckt und war nicht auffindbar.
Zuvor war er mit dem Großen beim Fußballspiel. Er ist Auto gefahren. 60 Km. Aber da die Polizei ihn nicht gefunden hat, kann ich es ihm nicht nachweisen.

Danke fürs Mut machen!
fekoko

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Hi Suelette,

diese 50km sind eine Urbia-Legende! Diese "Grenze" gibt es nicht. Bei gemeinsamen Sorgerecht müssen beide Elternteile mit dem Umzug des Kindes einverstanden sein. Es ist bei einem Kleinkind noch leichter zu argumentieren, wenn es noch nicht sozial eingebunden ist. Aber ob es dann 30 oder 100 oder 400 km weg zieht, es braucht die Zustimmung, unabhängig davon, dass viele Mütter sie einfach nicht einholen.

LG

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Hallo Fekoko,

zunächst denke ich, dass es keinen Sinn macht, die Scheidung zu verzögern. Der Versorgungsausgleich bei eurer kurzen Ehe ist so minimal, dass es sich nicht lohnt, darum zu streiten. Wichtiger ist, dass der Unterhalt des Kindes und auch Dein Trennungs- / nachehelicher oder Aufstockungsunterhalt geregelt werden.

Lass die Depression in der Schublade! Gehe nicht als Opfer in die Scheidungsverhandlung sondern als aktive Frau, die von Hartz4 zurück ins Leben will. Und das geht im Dorf xy eben nicht.

Was seine Eltern meinen, sollte Dir für die Scheidung wurst sein, denn deren Meinung wird nicht gehört. Wichtig wird deren Verhalten (alles notieren!!) wenn es um die Umgangsverhandlung geht. Denn wenn sie massiv gegen dich arbeiten, dient der Umgang nicht dem Kindeswohl.

Schwierig ist, dass Dein Mann - so Du den Kleinen mitnehmen kannst - ein Umgangsrecht hat, bei dem er natürlich mit dem Kind auch zu den Großeltern darf. Rechne damit, dass Du Umgangskosten / -wege mitfinanzieren musst, wenn Du die Entfernung schaffst.

Du brauchst also einen Anwalt, der Dir zur Not im Weg der einstweiligen Anordnung das Aufenthaltsbestimmungsrecht für den Kleinen gerichtlich erwirkt. Die Frage ist, wie kannst Du Umzug, neuen Job, Kinderbetreuung organisieren? Leg Dir das Konzept zurecht, damit das Gericht erkennt, dass Dein Betreuungskonzept steht.

Vor allem aber: raus aus der Opferschiene, Depression "in die Schublade", die kannst Du für Dich bekämpfen, ohne dass sie bei deiner Exfamilie auf dem Tisch liegt.

LG

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Du hast gute Karten!

Da er zu wenig Unterhalt zahlt und ein jobangebot vorliegt, hast du einen realen Grund. Du brauchst eine Anwältin, die dir sagt, ob du umziehst (Vorbereitung so, dass er nichts mitbekommt) oder ob eine einklage für Zustimmung die bessere Variante ist. An deinem Erstgeborenen kann er keinen Anspruch anmelden und Geschwister werden nicht getrennt.

Gruß

Manavgat