Hallo erstmal,
Ich bin Sarah, 20 Jahre alt, Medizinstudentin und in der 18. Woche schwanger.
Ich weiß nicht was ich tun soll und muss das ganze einfach mal loswerden und mir vielleicht ein paar neutrale Meinungen einholen. Vielleicht hat ja sogar jemand schon mal ähnliches erlebt.
Im September lernte ich einen sehr netten Mann kennen. Er ist 25 und kommt aus Eritrea, ist aber in seinen Ansichten eigentlich sehr modern und wir haben uns super verstanden.
Nach ein paar Treffen und einem sehr netten Abend in einer Bar, wo wir auch ein bisschen was getrunken hatten, kam er mit zum mir und eins kam zum anderen, wir haben miteinander geschlafen und dabei leider nicht auf die Verhütung geachtet.
Ca. Einen Monat später fand ich heraus, dass ich schwanger bin. Mit dem Vater des Kindes traf ich mich immer noch regelmäßig und alles lief super. Also erzählte ich ihm direkt von der Schwangerschaft.
Natürlich war er nicht begeistert, dass war ich ja auch nicht, trotzdem nahm er die Nachricht relativ gefasst auf und hat mich zu keiner Entscheidung gedrängt. Nach einigen Wochen des Überlegens entschied ich mich das Kind zu behalten, egal ob er da sein wird oder nicht. Wir trafen uns immer noch und ich teilte ihm meine Entscheidung mit, habe ihm auch gesagt, dass das nicht heißt, dass wir jetzt zusammen sein müssen und habe ihn auch gefragt ob er überhaupt Kontakt zu mir und dem Kind will. Dies bejahte er. Wir trafen uns die nächste Zeit weiter.
Nachdem wir uns 2 Wochen lang nich sahen, da ich über Weihnachten bei meinen Eltern war, sagte er mirbeim nächsten Treffen, dass er mich vermisst hat, mich sehr gerne hat, irgendwie immer glücklich ist wenn er bei mir ist und gerne mit mir zusammen wäre. Ich war natürlich überglücklich, dass er mich auch gerne hat und dass ich vielleicht doch die Chance auf eine kleine Familie für mein Kind habe, obwohl ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Von da an lief alles wie am Schnürchen. Wir haben uns immer noch super verstanden, kamen uns auch emotional denke ich immer näher, haben über die Geburt geredet, uns Namen überlegt, er hat von sich aus gefragt ob er mal zu einem Ultraschall mitkommen könnte und auch das Thema Vaterschaftsanerkennung haben wir angeschnitten und er meinte, er würde die Vaterschaft anerkennen. Meine Eltern, die am Anfang nichts mit ihm zu tun haben wollten aufgrund seiner Herkunft, haben sich auch endlich mit dem Gedanken angefreundet und haben eingewilligt ihn mal kennenzulernen, was ihn auch freute. Generell ist er immer sehr liebevoll, hört mir zu, bringt mir immer irgendwas mit wenn er zu mir kommt und ich hatte wirklich das Gefühl, dass er etwas für mich empfindet.
Es lief so gut, dass ich kleine Sachen, die mich etwas störten ausgeblendet habe oder mir versucht habe Erklärungen dafür auszudenken. So zum Beispiel, dass ich eigentlich wenig über ihn weiß. Ich hatte nur seine Handynummer, kein facebook oder Instagram, in seiner Wohnung war ich nie und weiß auch nicht wo genau er wohnt (er meinte zwar als ich ihn direkt darauf ansprach, dass ich natürlich mal in seine Wohnung zu besuch kommen kann aber wenn es dann um ein Treffen ging wollte er doch immer lieber zu mir) und seine Freunde habe ich auch nie kennengelernt. Außerdem war er schon immer sehr schwer zu erreichen.
Trotz dieser Sachen war was nun passierte ein riesiger Schock für mich. Am 27.01 kam er wieder zu mir und wir verbachten den Abend zusammen. Wir haben über vieles geredet und es war alles in allem sehr schön. Ich habe mit meinem Frauenarzt abgesprochen, dass er trotz Corona zu meiner nächsten Untersuchung mitkommen kann, habe ihm das gesagt und er meinte, dass er sich zur Not für den Tag frei nehmen würde, weil er auf jeden Fall dabei sein möchte. Da nun auch ein Kennenlernen mit meinen Eltern in Aussicht stand, wollte ich endlich ein Thema ansprechen, dass ich bis jetzt immer vor mir hergeschoben hatte: Unterhalt. Ich habe ihm so ausführlich wie ich konnte, versucht zu erklären, dass er Unterhalt zahlen muss, da wir nicht zusammenleben und falls er das finanziell nicht könnte, würde ich den Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt beantragen können. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich ihn beim Jugendamt angeben muss egal ob er die Vaterschaft anerkennt oder nicht, dass er da nicht wirklich drum herum kommt, aber er es mir natürlich einfacher machen würde, wenn er das Kind anerkennt. Er nahm das alles relativ entspannt an, sagte, dass er davon schon mal was gelesen hat und wir haben zusammen beschlossen, die Vaterschaftsanerkennung schon vor der Geburt in Angriff zu nehmen, damit alles fertig ist wenn das Kind da ist. Als er dann wieder nach hause ging, meinte er er würde sich bei mir melden, gab mir einen Kuss wie immer und ich hatte ein richtig gutes Gefühl
Jetzt ist mir am Samstag den 30.01 hier im Lockdown ziemlich die Decke auf den Kopf gefallen und ich sehnte mich nach menschlichen Kontakten. Also entschloss ich mich dazu ihn einfach zu fragen ob er nicht Lust hat vorbeizukommen. Die Nachricht kam nicht an, ich dachte mir nicht groß was dabei. Vielleicht war er gerade unterwegs und hatte kein Internet oder sein Handy war aus. Am nächsten Abend kam die Nachricht immer noch nicht an und ich sah, dass er am Freitag den 29.01 zuletzt online war. Das fand ich etwas komisch also habe ich ihn angerufen. Als dann die Durchsage „Diese Nummer ist leider nicht vergeben“ kam, rutschte mir das Herz in die Hose. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er einfach abhaut und dachte vielleicht ist es ein Fehler vom Netzbetreiber also ging ich, mit einem etwas mulmigen Gefühl, schlafen. Heute habe ich es nochmal versucht und wieder die gleiche Ansage. Jetzt wusste ich es stimmt etwas nicht. Also suchte ich ihn bei Facebook und fand tatsächlich ein Profil mit einem Bild von ihm als Profilbild und der Name passte auch. Ich bin also ziemlich sicher, dass er das ist. Ich schickte ihm auf Facebook eine Freundschaftsanfrage und eine Nachricht, in der ich von der Ansage erzähle, die kommt wenn man ihn anruft, ich sage, dass ich mir sorgen mache und frage ob etwas passiert ist oder er mich alleine lassen will?
Die Nachricht kam bei ihm an aber er hat sie nicht gelesen. Was er aber gemacht hat ist das Bild von ihm rauszunehmen. Auch meine Freundschaftsanfrage nahm er nicht an. Ich gehe also davon aus, dass er mich sitzen gelassen hat.
Jetzt weiß ich nicht was ich tun soll. Ich weiß nicht wo er wohnt, hab seine neue Nummer nicht und kenne auch seine Freunde nicht. Wie soll ich ihn also noch erreichen?
Ich bin einfach nur unendlich traurig, sauer, enttäuscht und fühle mich von ihm im Stich gelassen. Ich habe so viele Fragen… Warum macht er das? Hab ich etwas gemacht? Liegt es wirklich nur am Unterhalt? Wurde ihm das alles zu viel? Hatte er mich wirklich gern oder war alles nur gespielt? Warum redet er nicht einfach mit mir? Was soll ich meinem Kind später erzählen?
Ich verstehe nicht warum er einfach abhaut. Wir haben uns seit wir uns kennen noch kein einziges Mal gestritten und ich habe ihn nie zu etwas gedrängt.
Es tut mir leid, dass der Text so lang ist ich bin gerade einfach echt verzweifelt.
Was denkt ihr dazu? Kann ich irgendetwas machen? Reagiere ich vielleicht über?
jung, schwanger und sitzen gelassen - Was tun? (Vorsicht lang)
Liebe Sarah,
um jetzt mal nur auf deinen letzten Absatz einzugehen: Ich denke, ihr habt deswegen nicht gestritten, weil du ihn nie zu etwas gedrängt hast.
Sein Verhalten sagt eigentlich alles aus, was du wissen musst. Auch wenn es weh tut.
Wende dich an das Jugendamt. Die wissen, wie man weiter vorgehen muss und richte eine Beistandschaft ein für dein Kind.
Liebe Sarah,
es tut mir sehr leid was dir passiert ist. Ich kenne das Gefühl schwanger zu sein und sich im Stich gelassen zu fühlen. Deine Geschichte erinnert mich etwas an eine Liebschaft von mir zu einem jungen Mann aus Kamerun, in den ich mich über beide Ohren verliebt hatte. Dieses eigentlich nicht allzu viel über ihn wissen, trotzdem Sehnsucht zu haben, dieses Jonglieren zwischen Nähe und Distanz, zwischen intensivem Schreiben und völliger Funkstille. Ich fühlte mich besonders neben ihm, gleichzeitig war aber auch immer eine unsichtbare Barriere da. Ich litt total wenn ich Tage lang nichts hörte und mein Herz sprang aus allen Fugen, wenn mal wieder ein Treffen bevor stand. Jedes Mal hatten wir Sex, den ich aber alles andere genoss, trotzdem wollte ich ihm körperlich nah sein. Etwas später traf ich den Mann, den ich tatsächlich heiratete und mit dem ich ein Kind bekam. Als x dann merkte, dass er mich nicht mehr haben kann, buhlte er umso stärker um mich und endlich hielt ich stand. So gegen Ende erfuhr ich dass er gerade mit seiner Freundin zusammen gezogen war, die er natürlich schon hatte als die Sache mit mir lief. Das hinderte ihn trotzdem nicht mich in der Öffentlichkeit zu küssen. Er zog eigentlich auch nur zu ihr weil sie immer nett zu ihm war und er aus dem Studentenwohnheim raus musste und sich auch nichts eigenes leisten konnte. Es hat nicht lange gedauert bis auch diese Frau zu Sinnen kam. Ich möchte hier nichts über einen Kamm scheren, aber ich habe den Eindruck dass er das, was er dir gesagt hat, nie wirklich ernst gemeint hat. Sonst würde er dich nicht blockieren und dich einfach so fallen lassen. Weiterhin kann ich mir vorstellen dass ihm das Unterhaltsthema wirklich Angst macht. Ich weiß nicht wie seine berufliche Situation aussieht, aber ich kann mir vorstellen dass diese mit 25 noch ganz am anfang ist. Es ist gut dass du dich sowieso für dein kind entschieden hast unabhängig von ihm. Werden dich deine eltern unterstützen? Irgendwann, wenn du den Mann getroffen hast, dem du hundert Prozent vertrauen kannst und der im übertragenen Sinne deine Hand nicht mehr los lässt, wirst du sehr froh sein, dass dieser Typ von alleine gegangen ist.
Pro familia, Caritas und co sind gute Anlaufstellen.
Schwangerschaft, Geburt, Anträge, Adressen,
wer ist zuständig bei: Unterhalt, rechtliches usw.
Den Teil dazwischen habe ich überflogen. Kennen gelernt im September und nie gestritten, sagen nichts aus.
In einer Beziehung ist nicht so sehr entscheidend, ob man streitet, sondern wie man sonst Konflikte löst. Gab es in so kurzer Zeit noch keine Konflikte, dann ist es logisch, dass noch nicht wirklich was zum Streit führt.
Und selbst wenn man streitet, kommt es auf das Wie an.
Da du Medizinstudentin bist noch der Hinweis, dass du dich auch ans Studentenwerk wenden solltest.
Es wäre wirklich übel, wenn du nun alles hinwerfen müsstest. Viele Unis bieten Unterstützung und Beratung beim Studium mit Kind. Ich hoffe du bekommst Unterstützung von deiner Familie, weil Alleinerziehend und Medizinstudium erst in den frühen Semestern sowohl finanziell als auch zeittechnisch eine echte Herausforderung sein werden.
Hallo,
du tust mir unfassbar leid! Was ein mieses A... Und da wundern die sich, wenn man ihnen kritisch gegenüber ist...
Ich bin auch als Medizin Studentin ungeplant schwanger geworden.
Ich weiß jetzt nicht, wie weit du schon bist - aber es ist alles zu schaffen!!! (Habe nur ein Jahr länger studiert und bin mittlerweile OÄ mit 35 😉)
Wichtig ist, dass du jetzt alle Zeit nutzt um dich zu organisieren.
ALLE Hilfe mobilisieren die du bekommen kannst. Jugendamt, Uni etc. Es gibt zum Beispiel Anschlussbetreuungen - Tagesmütter die dein Kind aus der Kita holen, wenn du es nicht rechtzeitig schaffst etc. Kostet auch nicht viel.
Lass dich nicht unterkriegen und vor allem Gib dein Studium nicht auf. Ich bin mittlerweile soooo froh, dass ich diesen sicheren Beruf habe der mir ein komfortables Auskommen sichert.
Meine Tochter ist schon 9. Und wir sind - auch wenn es manchmal gruselig war - ein gutes Team und auch durch die schwierigen Zeiten zusammen gewachsen.
Und - ich habe jetzt eine zweite Tochter - 4 Monate alt - und jetzt bin ich zwar finanziell abgesichert, aber habe realistisch weniger Zeit für sie, sobald ich die Elternzeit beende.
Ich weiß wie stressig dieses Studium ist, aber dennoch kannst du dir deine Zeiten flexibler einteilen und musst noch keine Dienste machen. Gerade als Mediziner ist das Kinderbekommen im Studium keine schlechte Sache.
LG,
feeby
Hallo
Du hast nichts falsch gemacht, ausser daß du an ihn als Mensch geglaubt hast. Wenn er sich nicht mehr meldet, war er deine Liebe nicht wert.
Deinem Kind kannst du später erzählen, dass er weiter weg wohnt und du ehrlich nicht weißt, wo er ist. Am besten machst du sein Nichtdasein dann gar nicht zum grossen Thema, so dass es für dein Kind das Allernatürlichste auf der Welt sein wird, mit dir und deiner Herkunftsfamilie aufzuwachsen. Und wer weiss, vielleicht triffst du in einigen Jahren sowieso einen jungen Mann, der dich von Herzen und nachhaltig liebt und mit Kind annimmt.
Alles Gute!