Ich bin ungeplant schwanger von einem Mann geworden und habe meine Tochter behalten. Nun ist sie bald 3 Monate alt. Ich finde meine Tochter unglaublich süß und habe sie sehr lieb. Mit ihrem Vater hatte ich lediglich ein paar mal Sex, weder ich noch er wollten mehr voneinander. Er hat sich jedoch von Anfang an für „unser“ Kind interessiert und wir haben damit begonnen uns kennenzulernen. Nun kommen wir zu dem Problem:
Mir war klar, dass er mich nur als gute Freundin sieht (wenn überhaupt). Ich wollte mich auf keinen Fall in ihn verlieben und wir hatten auch keinen Sex mehr seit der Schwangerschaft (der Verzicht ging eher von ihm aus) Ich zweifle aber so langsam daran, dass mir das gelungen ist.
Beispielsweise bin ich ihm gegenüber extrem launisch, obwohl ich mich so gar nicht kenne. Manchmal fühle ich so eine Zuneigung für ihn und würde ihn am liebsten mit Komplimenten überschütten. Dann gibt es aber auch Momente in denen ich so eine Ablehnung für ihn spüre, ihn anzicke und versuche ihn auf Abstand zu halten.
Generell verwirrt er mich, bringt mich durcheinander, löst ein Gefühlschaos in mir aus.
Normalerweise bin ich ein kontrollierter und rationaler Mensch, aber bei ihm (und wirklich nur bei ihm) bin ich unglaublich emotional. Ich sage oft fiese Sachen zu ihm, die ich dann im Nachhinein nicht so meine. Ich habe das Gefühl, dass ich gegen etwas ankämpfen muss, dass ich ihn auf Abstand halten muss obwohl ich ihn gerne bei mir hätte. Und das macht mich einfach traurig. Da ich meine Tochter sehr liebe und sie nunmal ein Teil von ihm ist, fällt es mir schwer die beiden unabhängig voneinander zu sehen. Das heißt, dass es mir schwer fällt sie sehr zu lieben aber ihn gleichzeitig nur als Kumpel zu sehen. Er kann das, aber ich pack das einfach nicht. Ich bin mir nicht mal sicher ob ich verliebt in ihn bin, aber ich fühle mich nicht wie ich selbst. Als hätte ich irgendwas, irgendeine Krankheit die immer ausbricht wenn ich mit ihm rede. Ich dachte, dass das weggeht wenn ich mich ihm gegenüber verschließe, ihn anmeckere etc. Aber ich weiß, dass er mir absolut nichts getan hat und ich froh sein kann, dass er sich für unsere Tochter interessiert. Ich würde so gerne normal sein, da ich weiß dass eine Beziehung keine Chance hätte und alles so toll sein könnte, wenn ich keine Gefühle hätte. Ich ärgere mich über mich selbst. Letztens hatte ich mit einem Bekannten Sex und darauf gehofft, dass mich dies normalisiert. Der Vater meiner Tochter hat auch gesagt, dass ich ruhig mit anderen schlafen soll und er sich darüber freuen würde, wenn ich einen Freund finde. Aber ich habe nachdem Sex angefangen zu weinen und es bitter bereut, obwohl der Sex sehr gut und der Mann total nett war. Ich würde mich auch gerne darüber freuen, sollte er eine neue Freundin finden...Ich bin total durch den Wind. Nun habe ich schon oft daran gedacht den Kontakt zu ihm abzubrechen, um mich frei zu fühlen. Aber ich weiß, dass meine Tochter ihn dann kaum noch sehen würde und wünsche mir eine Freundschaft mit ihm. Ich finde es schlimm, dass alles an mir scheitern würde.
Seit ein paar Tagen geht es mir eher schlecht. Wenn ich nicht permanent auf meine Tochter fokussiert bin (z.B an etwas anderes denke) habe ich
das Gefühl den Bezug zu ihr sofort zu verlieren.
Sie hat für
2h im Bettchen geschlafen (sie schläft sonst nur bei mir im Arm oder im
Bett) und ich hatte nach den 2h das Gefühl gehabt sie vernachlässigt, verloren zu haben. Nachdem ich mit meinem Bekannten Sex hatte (sie hatte nebenan im Bettchen geschlafen)
habe ich mich eklig und ihr gegenüber schuldig gefühlt, habe sie mehrmals gekuschelt. War dann auch froh als der Mann weg war und sie wieder mit mir im Bett liegen konnte. Ich habe andauernd das Gefühl, dass etwas fehlt obwohl alles gut ist.
Die erste Zeit hab ich bei meinen Eltern gelebt (in der Schwangerschaft und in den ersten 3 Monaten) Vorher habe ich allein gewohnt, bin aber studieren gegangen, sodass ich soziale Kontakte hatte. Die habe ich nun aber alle verloren. Meine Eltern wohnen mehrere Stunden entfernt und ich habe mich dafür entschieden in die Nähe des KV zu ziehen. Er hat uns eine Wohnung besorgt, zahlt verlässlich Unterhalt und kauft für meine Tochter auch andauernd Sachen. Ich bin echt froh, dass er das alles für uns macht und habe immer ein schlechtes Gewissen, nachdem ich ihn wieder mal blöd angemacht habe. Er hat jedoch wenig Zeit und verhält sich eher zurückhaltend, wollte meine Tochter bis jetzt weder im Arm halten noch füttern etc. Für ihn ist die Situation auch komisch und er scheint genauso durcheinander zu sein. Nicht weil er Gefühle hat, sondern weil er jetzt Vater geworden ist und sich daran gewöhnen muss. Für mich ist immer noch alles seltsam, aber ich bin meiner Tochter gegenüber weniger ängstlich geworden und habe eine Bindung zu ihr aufgebaut.
Ich weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll, aber ich muss sagen dass ich oft verletzende Sachen zu ihm sage. Zum Beispiel meinte ich, dass ich nicht das Gefühl habe er sei der Vater meiner Tochter sondern ein Typ, mit dem ich mal im Bett war. Das ist Quatsch, ich würde mich so freuen wenn er öfter Zeit hätte und mit meiner Tochter mehr machen würde oder wenn es ein „Wir 3“ geben würde. Ich weiß, dass das aber nie der Fall sein wird und stoße ihn vor mir weg, damit er mich nicht verletzen oder enttäuschen muss. Ich komme aus einer kaputten Familie und bin ein Scheidungskind. Meine Eltern haben sich nach der Trennung und auch davor andauernd gestritten, mittlerweile hassen sie sich. Ich stand oft zwischen zwei Stühlen, was ich schrecklich fand. Ich möchte das nicht für meine Tochter, weiß aber nicht wie ich meine Gefühle im Griff kriegen soll. Er meinte, dass wir nur noch über Anwälte miteinander reden, sollte ich weiterhin so gemein zu ihm sein. Ich bin manchmal wirklich sehr gemein zu ihm und erkenne mich dann selbst nicht wieder, weil ich ihn doch mag :(
Was soll ich tun? Er weiß wie ich mich fühle, da ich es ihm gesagt habe. Ich habe nicht direkt gesagt, dass ich ihn liebe (da ich nicht weiß ob das wirklich stimmt) aber meine Gefühle ausgedrückt. Er meinte, dass er mich nicht verletzen und mir keine Hoffnungen machen will, weswegen er auch nicht mehr mit mir schläft. Er will auch nichts kaputt machen. Das ist doch nett von ihm, dass er mich nicht ausnutzen möchte. Er hat mir nie etwas getan, er kann doch nichts dafür dass er nicht das möchte was ich möchte. Es waren auch schon oft gute Freunde von mir in mich verliebt,
für mich war es schlimm andere so verletzen zu müssen. Die Freundschaften sind immer daran kaputt gegangen. Das möchte ich doch nicht :(
Kann nicht mit ihm „befreundet“ sein :(
Fühl Dich zuerst mal gedrückt.
Ich lese aus Deinem Text heraus, dass Du ganz schön schwere Päckchen zu tragen hast. Und auch nicht wenige.
Ich persönlich glaube, dass Sex - zumindest bei Fraurn- selten ganz emotionslos abläuft. Irgendwas hast du ja am Vater des Kindes gut gefunden, sonst hättest Du keine Affaire ( ich nenne jetzt Mal so) angefangen, auch wenn du bewusst nicht verliebt warst.
Durch Euer Kind seid Ihr jetzt eine -vielleicht lebenslange-Beziehung eingegangen.
Ich halte es für völlig normal, dass Du momentan Gefühle für ihn hast. Du magst ihn und eine Partnerschaft mit ihm würde den Wunsch nach einer intakten Familie erfüllen. Daher funktioniert es auch nicht, wenn Du Sex mit einem Anderen hast, Du bist emotional noch viel zu sehr an den Kindsvater gebunden.
Aber er kann Dir leider nicht den Wunsch erfüllen. Und es ist ihm hoch anzurechnen, dass er in der Hinsicht auch ehrlich zu Dir ist und Dich sexuell auf Distanz hält. Denn dann würde die Spirale wieder von vorne anfangen. Durch sein Verhalten lässt er Dir keinen Spielraum für Interpretationen.
Aber auch wenn er absolut fair zu Dir ist, bist Du dennoch verletzt ( wer wäre das nicht): Er will Dich nicht, obwohl Du die Mutter seines Kindes bist und obwohl er dich Sex mit Dir wollte.
Er lehnt Dich als Partnerin ab. Du fühlst Dich nicht "liebenswert". Das tut weh und das macht Liebeskummer- und rachsüchtig. Und an dem Punkt bist Du: Er hat Dich verletzt, Du willst ihn verletzten. Hab ich selbst in meinen wilden Sturmzeiten xmal durch und kann es deshalb grundsätzlich nachvollziehen.
Nur hast du eine entscheidende Linie überschritten: Sein Verhältnis zu Eurem Kind. Zum Einen verletzt Du ihn,wenn er bei Eurem Kind ist und er nicht weg kann, zum Anderen stellst Du seinen Stellenwert bei Eurem Kind in Frage.
Das ist Gift für Euer Verhältnis, das hat er ja schon klar ausgedrückt und führt vll zu einem Kontaktabbruch zu Eurer Tochter, was ein ganz großer Verlust wäre, aber das weißt Du ja.
Du musst also raus aus dieser Situation. Du sollst auch nicht mit ihm befreundet sein. Er ist nicht Dein Freund, Freundschaft bedeutet Nähe, Intimität, sich fallen lassen. Das geht mit ihm nicht. Er ist der Vater Deines Kindes. Ihr müsst auf dieser Ebene freundschaftlich verkehren, um organisatorisches und erzieherischen abklären zu können, aber nicht mehr.
Am Besten wäre es, wenn Ihr Euch nicht mehr seht, bis Du ihn verarbeitet hast, das geht aber nicht.
Als "AkutLösung " würde ich Dir empfehlen, dass Du während seiner Besuche so wenig wie möglich anwesend bist. Schick ihn mit dem Kinderwagen raus, geh Joggen oder zumindest in ein anderes Zimmer, damit Du nicht dauernd in Versuchung kommmst, ihn verbal anzugreifen. Mach klare Besuchszeiten aus, damit Du Dich emotional vorbereiten kannst, wenn er kommt.
Mittelfristig brauchst Du vll auch eine Therapie, um alles aufzuarbeiten, Dein Leben hat sich komplett verändert, Du bist ohne Unterstützung , auch einsam (?), Corona macht es auch schwer, sich in der "neuen Mami-Welt" Netzwerke zu schaffen.
Zu guter Letzt ( ich hoffe, ich hab dann nicht zu viel geschwafelt) Du wirkst wahnsinnig reflektiert und schreibst voller Liebe zu Deiner Tochter, Man spürt, dass die Deine Nr.1 ist, für die Du nur das Beste willst.
Nutze Deine Stärke, Du Du offensichtlich hast. Das ist eine sehr schwierige Situation, mit der muss man erst Mal klar kommen, sei also nicht zu streng mit Dir, wenn es Dir Mal schlecht geht oder Dich Deine Gefühle überrumpeln
Ganz liebe Grüße
Tschitty