Hallo zusammen
Ich bin frisch alleinerziehend. 2 Kleinkinder. 2 Jahre und das andere 4 Mt. Der Grosse ist schon immer sehr fordernd gewesen, wahnsinnig viel Energie, nonstop geplapper, Wiederholungen, Wünsche wie:Mama dies Mama das, Hetzen, und alles direkt ein riesen Drama. Die einfachste Bitte wird mit gekreische formuliert und beharrlich wiederholt. Der Kleine ist sehr genügsam, fröhlich und die Ruhe selbst. Mit dem Grossen hatte ich leider schon oft sehr anstrengende Momente, wobei es meistens erst gegen Abend dann irgendwann einfach von meiner Energie her nicht mehr reicht, alles zu überhören oder korrigieren oder zu verneinen oder diskutieren, Trotzanfälle auszusitzen und und. Mein Ex hat dieses Hyperaktive auch, ohne hier eine Schublade öffnen zu wollen. Aber das hat dann irgendwie geklappt. Er konnte da mithalten und vor allem konnte er einspringen, wenn ich kurz vorm Nervenzusammenbruch stand. Jetzt bin ich der Situation jedoch komplett ausgeliefert. Und ich weiss wirklich nicht, welche Strategie ich noch aus dem Hut zaubern soll. Momentan gebe ich ihm Pausen. Dann muss er im Zimmer bleiben. Das ist aber ganz furchtbar für ihn, er schreit und ruft und das halte ich nicht aus, bis ich mich beruhigen kann. Ehrlich gesagt, stehe ich nicht wirklich hinter dieser Methode. Sie bereitet mir ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, vor allem weil es für mein Kind sehr beengend wirkt. Er hasst auch jede Form von Sicherheitsgurten und alles was ihn fixiert oder er feststeckt, ist direkt Panik. Dann lasse ich ihn zu früh raus und es eskaliert wieder, weil ich immer noch wütend bin. Er tritt ständig nach mir und überdreht komplett. Es wird auch gefährlich für den Kleinen manchmal und je mehr ich darum bitte, dass er damit aufhören soll, umso mehr fühl er sich angestachelt und er lacht und dreht dann noch mehr auf. Ich drohe die Pause an, es juckt ihn null. Ich bin leider mit Gewalt aufgewachsen und ich habe mir geschworen, sie nie anzuwenden. Was soll ich nur tun ohne einen Backup Plan?! Je überforderter und gestresster ich mich fühle, umso mehr nutzt er das dann aus. Aber ich bin ja auch nur ein Mensch mit Schwächen. Oft setze ich ihn dann vors Tablet, aber auch dafür ist er zu überdreht. Oder ich umarme ihn fest und setze mich mit ihm wo hin zum runterkommen. Das hält aber auch nur kurz an. Wir spielen viel unternehmen viel, haben Kinderbesuch, gehen auch zu anderen mit Kids, Kita usw.. Was sind eure Strategien?
Kein Backup Plan wenns knallt
ein 2 jähriges Kind als Strafe ins Zimmer zu schicken, finde ich voll daneben, das versteht er noch gar nicht. er muss die Mama jetzt teilen, ist doch klar, dass er Reaktionen zeigt. und den 2jährigen an Tablet setzen ergibt eine Reizüberflutung und löst noch mehr diese Reaktion aus.
er ist wohl nicht ausgepowert, geht ihr regelmässig raus?
was ist denn mit dem Vater deines KIndes?
hast du die Ernähurng schon mal überdacht? zuviel Zucker und Gluten, sowie E-stoffe lösen das auch aus.
wieso schafft man sich eigentlich ein 2. kind an, wenn man beim ersten schon am Zahnfleisch geht?
Man schafft es sich wahrscheinlich an, weil es bei Netto beim Angebot war…
Meine Güte, es ist ein Kind, kein Konsumgut.
Die Pause habe ich ehrlich gesagt von einer Kinderpsychologin. Sie sagte mir, so alt wie das Kind ist, so viele Minuten Timout sind ok. Man soll es aber ankündigen, begründen, danach mit dem Kind darüber sprechen, warum und wieso es zu dieser Konsequenz kam. Besser als aus Überforderung mit Gewalt zu antworten. Dieses Verhalten hat nichts mit dem kleinen Bruder zu tun. Er war ja schon davor so. Nur dachte ich, es bessert sich, je mehr man mit ihm reden kann und machen kann. Ich dachte immer, er möchte einfach schon mehr als er kann und ist deshalb ständig unzufrieden. Klar gehe ich raus. Täglich 2x am morgen, am nachmittag und wie schon gesagt, alle meine Freundinnen haben Kinder im selben Alter. Mal gehen wir, mal kommen sie. Zucker gebe ich selten, das verschlechtert die Lage massiv. Die Ernährung ist hauptsächlich gesund und ausgewogen. Ich habe eine Ausbildung darauf. Den Spruch mit dem zweiten Kind finde ich total überflüssig und ich hätte dir auf so etwas nicht einmal geantwortet, wenn meine Antworten nicht auch anderen dazu dienen würden, mir vielleicht helfen zu können, statt zu verurteilen. Ich suche nach Rat, daran ist absolut nichts verwerfliches und zeigt ausschliesslich, dass ich daran interessiert bin, die Beziehung zu meinem Kind optimieren und zum Positiven verändern zu wollen.
Ich bin ja ein großer Fan von Erziehungsberatungen. Du bist ja zur Zeit überfordert (was ich nachvollziehbar finde), dein Kind scheinbar auch (auch nachvollziehbar, da sich Strukturen doch deutlich geändert haben).
Ich würde hier ein Beratungsbüro aufsuchen und mit denen offen, auch über eigene Gewalterfahrungen sprechen.
Das Ganze ist in sofern ein Teufelskreis, als dass einem als Gewalt betroffener gewisse Strategien fehlen. Man hat halt nie gelernt in bestimmten Grenzsituationen einen Ausweg ohne Gewalt zu finden. Sowas geht nicht automatisch, dafür braucht es Anleitung.
Diese Anleitung sollte durchaus von Fachkräften kommen.
Wie sieht es aus mit stundenweiser Betreuung? In die Richtung würde ich mich auch erkundigen. Einfach damit du dich mit dem Zwerg etwas resetten kannst und der Große auch mal eine ungeteilte Aufmerksamkeit einer Bezugsperson hat. Oder eben was mit gleichaltrigen machen kann.
Sowas hilft oft, den Druck rauszunehmen.
Ist dein Ex noch für die Kinder präsent oder komplett raus aus eurem Leben?
Wenn er noch Kontakt zu den Kindern hat, für dich diese Zeit als Pause nehmen.
Gibt es andere Möglichkeiten? Weitere Bezugspersonen?
Treffen für Alleinerziehende? Während Corona schwierig, stimmt. Evtl. mal bei profamilia/caritas nachfragen, was es bei euch regional so gibt. Unterstützungsmöglichkeiten, Entlastungsangebote, für Alleinerziehende, für Mütter mit Kleinkindern usw.
Mein Back up war und ist:
- Pausen für mich nehmen. Bewusst. Mit Kleinkind waren es erst 2 Minuten, die ich dann auf 10 Minuten gesteigert habe. Täglich 10 Minuten, in denen ich NICHTS mache, nur atmen und in mich gehen, entspannen, sind für mich mega wichtig. Das sind 70 Minuten pro Woche und bringen mir selbst mehr, als alle paar Wochen mal eine Stunde oder zwei von denen unklar ist, ob es klappt oder nicht.
Längere Zeiten nehme ich gerne an, wenn sie sich bieten. 10 Minuten täglich schaffe ich mir. Nicht für Haushalt, sondern für mich.
- na ja, ich habe in der Verwandtschaft einige ADHS Kaliber, mich inklusive. Da erscheinen mir Power-H Kinder weniger anstrengend, weil ich die Relation kenne.
Das hilft nur für den Moment mich, weil das eine Jahre lang aufgebaute Erfahrung ist, die nicht mal eben zu erlernen ist.
Für jemanden, der das nicht kennt, ist das mega stressig.
- Bei eigener Gewalterfahrung kann auch Seelsorge, Beratung Caritas/Profamilia, Therapie und co helfen. Um immer wieder mit jemandem darüber zu sprechen, wo die Grenzen sind, was noch wichtige Grenzen für Kinder sind, die sie brauchen, um sich entwickeln zu können und wann es Gewalt ist. Unsicherheit stresst und zerrt an den Nerven. Darüber sprechen und die eigenen Grenzen ausloten, eigene Erfahrungen loswerden, nicht alleine sein damit, kann dich ins innere Gleichgewicht bringen.
Das wiederum kann dich stärken, um stabiler zu bleiben und stabiler aufzutreten. Das wiederum spüren Kinder und kann ihnen Sicherheit/Verlässlichkeit geben.
Das hilft nicht kurzfristig, auf längere Sicht durchaus.
Wobei es für dich schon auch kurzfristig helfen kann. Nicht alleine sein, macht schon viel aus, mal durchatmen.
Hey!
Da du Hyperaktivität ins Spiel bringst: Geh mit dem Kind Fahrradfahren, biete ihm ein Trambolin an, 2x pro Woche zum Fußball.
Es geht einfach nur darum, dass er sich körperlich auspowert, falls das das Problem ist. Vielleicht sinkt dann auch seine Impulsivität.
So hat es bei mir 30 Jahre bis zum Lockdown funktioniert.
Hast du es mit Ich-Botschaften versucht?
Ich würde auf Bewegung setzen.
Liebe Grüße
Schoko
Hallo,
Ich kenne das was Du beschreibst leider auch sehr gut. Was mir spontan einfällt zum Time out für euch:
1. Ein Lied das ihm UND Dir total gut gefällt anmachen und dazu singen und tanzen. So wird er Energie los und Du die Wut.
2. Wenn er Körperkontakt zulässt in solchen Momenten: auf die Couch, Sessel, Boden und kuscheln, ihn streicheln oder was auch immer er mag. Das ist zwar schwierig wenn man wütend ist, aber wenn man das schafft und das Kind kuschelt sich an beruhigt man sich schnell. Vorteil hierbei, er merkt dass Du ihn trotzdem lieb hast und beruhigt sich weil er die Sicherheit hat.
3. Ablenkung. Wenn Du merkst es kocht hoch, sofort reagieren mit Themenwechsel. Anderes Spiel, anderes Zimmer usw. Ich habe z.B. einfach sinnlose Sätze gesagt wie: der Käsekuchen steht vor der Tür. Das sorgt für eine Überraschung und lenkt ab.
Und ja, auch meine Tochter wurde schon mal vom Fernseher oder Handy abgelenkt in ganz schlimmen Momenten, ist auf jeden Fall besser als es soweit hochkochen zu lassen bis man sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Ist übrigens abgesegnet von allen Therapeuten. Mamas sind auch nur Menschen, wir haben auch eine Belastungsgrenze.
Alles Gute und viel Kraft
Sunny