Häusliche Gewalt

Hallo an alle, wie fängt man denn an wenn man seine Horror Story erzählen möchte?
Wohl so…… Hallo ich bin Sabs bin 34 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern ( junge 9 und Mädchen 8).
Wir wohnen gemeinsam mit dem Papa in Köln.
Seit dem mein Sohn auf der Welt ist musste ich regelmäßig die Wut meins Partners einstecken.
Aus einer kleinen Unterhaltung Meinungsunterschied wurde eine Diskussion, Streit und nicht zu letzt flogen Gegenstände oder ich durch die Wohnung.
Viele Male musste ich meinen Kindern erklären woher die dicke Lippe oder das blaue Auge auf einmal kommt.
Immer beleidigt er mich aufs übelste sogar vor den Kindern. Seine Mutter wohnt eine Etage unter uns, wohin die Kinder weinend dann schon oft Zuflucht suchten.
Er droht mir wenn ich gehe werde er mir die Kinder nicht mitgeben und mir das Leben zur Hölle machen, sodass ich mich nie wirklich trotz gepackter Koffer , traute zu gehen.
Da wir beide das Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht haben kann er die Kinder auch ohne Probleme dort behalten.
Seit zwei Jahren hat er mich nun nicht mehr angefasst, doch er schreit mich immer an, macht mich fertig, beleidigt mich beschimpft mich und wirft mit Gegenstände.
Ja, ich bin mir zu 1000% sicher das er wider zu schlägt, es ist nur eine Frage der Zeit.
Mein Sohn hat vor den Ferien in Mathe eine 5 geschrieben hat in der Schule geweint und seinen Freunden erzählt das er Angst habe nach Hause zu gehen wegen der Note, da sein Vater sehr sauer wird und ihn schlagen würde. Natürlich rief mich die Lehrerin an und fragte nach was es damit auf sich hat.
Es hat mich so verletzt das mein Kind so eine Angst hat, dass ich mich entschlossen habe das es so nicht mehr weiter gehen kann.
Doch ich habe Angst, Angst zu gehen. Er wird mich überall suchen und mir die Kids weg nehmen.
Hinzu kommt jetzt auch noch meine Schwiegermutter die heute verlauten ließ,
Wenn ich irgendwas plane um zu gehen, sie wird mich fertig machen, denn sie ist die Oma der Kinder, sie wird mir das Leben zur Hölle machen.
Ja super, jetzt sind sie zu zweit und ich allein.
Ich habe Angst weiß nicht was ich machen kann, wo ich hin kann.
Alles muss ich so planen und organisieren das es keiner mitbekommt, denn alle scheinen sie ziemlich krank zu sein.
Nun bin ich hier auf eure Seite gestoßen und dachte hier bekomme ich vielleicht den ein oder anderen Rat von Frau zu Frau und von Mutter zu Mutter.
Liebe Grüße
Sabs

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Hey Sabs,
fühl dich erstmal gedrückt.
Die Antwort lautet: nimm Kontakt zu einem Frauenhaus auf und die sagen dir dann ganz genau, wie du wann was zu tun hast und holen dich und deine Kinder da raus.
Eine Freundin von mir hat ähnliches durch. Es wird nicht einfach, aber schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden.
Im Frauenhaus seid ihr erstmal sicher und habt Fachleute da, die dir und deinen Kindern helfen können und werden.
Wenn du magst, schreib mich gern an, ich wohne im Kölner Umland.
Viele Grüße und viel Kraft
Nina

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Wende dich an einen Anwalt, der sich mit Gewalt auskennt.
Ggf. bei einer Beratungsstelle für Frauen fragen.
Es gibt auch Frauen in Not Telefon. Dort anrufen.

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Liebe Sabs,


mit diesem Beitrag hast du einen sehr großen Schritt geschafft. Du hast dich überwunden und Dritte von euren Problemen zu hause erzählt. Die Fünf von deinem Sohn war nicht erfreulich. Sie hat aber etwas Gutes gehabt. Dein Sohn hat außerhalb der Wohnung von der Gewalt im Elternhaus erzählt. Das wird ihn genauso viel Überwindung gekostet haben wie dir dieser Beitrag. Aber beides zusammen kann der beginnende Ausweg aus der Gewaltspirale sein.

Ihr erlebt schon lange diese Gewalt und die Reaktion deines Sohnes zeigt auch das die Kinder diese Gewalt wahr nehmen und genauso darunter leiden wie du. Dein Partner hat es geschafft dich so zu beeinflussen das du sehr große Angst vor einer Trennung hast. Suche dir bitte Hilfe und Unterstützung um dort gemeinsam mit deinen Kindern raus zukommen. Je mehr wissen was bei euch läuft, je besser ist es und es nimmt deinem Partner die macht über dich. Ja, er droht mit vielen Dingen. Es ist aber die nächste Frage was er davon auch umsetzen könnte. Er setzt dich massiv mit den Kindern unter Druck. Von daher ist es auch gut wenn sich eure Kinder jemand anvertrauen können.

Hast du jemand mit dem du über alles reden kannst? Ich weiß, oft schämt man sich und erzählt niemanden davon. Aber gerade das schützt den Täter der die Gewalt ausübt.

Ich stelle dir einige Links ein unter denen du Hilfe finden kannst:

https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf-dezernat1/gleichstellung/flyer_hilfen_f%C3%BCr_von_gewalt_betroffene_bfrei.pdf

https://www.hilfetelefon.de/das-hilfetelefon/beratung/beratung-in-17-sprachen.html

https://www.google.com/search?q=Frauenberatungsstellen+k%C3%B6ln&oq=Frauenberatungsstellen+k%C3%B6ln&aqs=chrome..69i57j46i175i199i512j0i22i30l5.9837j0j15&sourceid=chrome&ie=UTF-8

Versuche dich nicht mehr seiner Gewalt unterzuordnen. Kommt es zu einem erneuten Gewaltausbruch, rufe die Polizei und zeige ihn an. Lass alle möglichen Verletzungen dokumentieren.

Sollten hier oder auch im realen Leben Äußerungen kommen wie:

Selbst Schuld?

Wie kann man nur...

usw.,

dann höre einfach nicht darauf. Wer so etwas sagt, hat nicht die geringste Ahnung wie schwer es ist aus einer Gewaltbeziehung zu entkommen. Gewaltbeziehungen entwickeln ihre eigene Dynamik und am Anfang ist es nur sehr schwer zu erkennen das man in eine Gewaltbeziehung rutscht.

Wenn du möchtest kannst du mich auch gern über VK anschreiben.

Ich wünsche dir und deinen Kinder sehr viel Hilfe und Unterstützung und vor allem eine gewaltfreie Zukunft.

Viele Grüße

blaue-Rose

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Du hast bereits gute Ratschläge bekommen.

Ich möchte dir auch noch ganz viel Kraft und Stärke wünschen. Du hast den ersten Schritt gemacht um für dich und vor allem für deine Kinder ein besseres Leben zu erkämpfen.
Viel Erfolg!

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Hallo Sabs,
Ich hab das gleiche durch, bzw. stecke noch in der Scheidung…
Mein Sohn war bei der Trennung auch 9 Jahre alt.
Ich rate dir folgendes: jedes Mal, aber auch wirklich jedes Mal musst du die Polizei anrufen wenn er laut wird oder dir droht. Eventuell kannst du seine Aussetzer auch auf dem Handy aufnehmen. Bei seiner mutter würde ich das gleiche machen!
Du darfst dich gerne bei mir melden….
Liebe Grüße,
Andrea

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Hallo Sabs,

zuerst einmal Daumen hoch, dass du dich traust, dich uns hier anzuvertrauen. Ich bin Sachbearbeiterin bei der Polizei für Häusliche Gewalt und darüber hinaus Multiplikatorin. Wir empfehlen "unseren Frauen" immer und unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei den Gang zum Familiengericht und zum Jugendamt (sofern Kinder mit im Spiel sind). Beim Familiengericht schilderst du in der Antragsstelle dein Anliegen, in der Regel sind das ein Gewaltschutzbeschluss und die Zuweisung der ehelichen Wohnung. Sorge- und Aufenthaltsrechtliche Angelegenheiten sind hiervon erstmal ausgenommen, so dass die Kinder weiterhin Kontakt zum Vater haben können. Du hast dann in der Regel 6 Monate Zeit, deine Angelegenheiten abzuwickeln, sprich Trennung und Scheidung einzuleiten, sowie die Umgangsregelung auf die Beine stellen. Das sollte in deinem Fall nicht ohne (rechtlichen) Beistand erfolgen, da hier eine Trennung offenbar nicht mehr einvernehmlich stattfinden wird. Der Beschluss beinhaltet, dass der Mann sich dir nicht nähern darf oder Kontakt aufnehmen darf (außer es betrifft das Kindeswohl). Er muss, sofern im Beschluss erfasst) die Wohnung sofort oder binnen eines engen Zeitfensters verlassen haben und darf sie vorerst nicht betreten. Dazu wird es sinnvoll sein, das Schloss auszutauschen für den Zeitraum des Beschlusses.

Gleichzeitig sollte und wird auch häufig das Jugendamt ins Boot geholt, dies sichern dir Unterstützung, wie es jetzt mit der Vater-Kind-Beziehung weitergeht bzw ob und in welchem Rahmen (begleiteter) Umgang stattfindet. Ggf wird das auch über einen Träger koordiniert.

Solltest du keine Wohnungszuweisung bekommen, solltest du schleunigst anderweitig einen Unterschlupf für dich und die Kinder finden. Die Kinder bleiben erstmal bei dem Elternteil von dem die Gewalt NICHT ausgeht, also bei dir, geteiltes Sorgerecht oder nicht ist erstmal wurscht. Du kannst dich dazu an das bundesweite Hilfetelefon für Frauen wenden: https://www.hilfetelefon.de/gewalt-gegen-frauen/haeusliche-gewalt.html

Häusliche Gewalt ist immer ein Kinderschutzthema, weil es immer eine Kindeswohlgefährdung darstellt, auch wenn die Gewalt nicht miterlebt wird. D.h. du musst primär deine Kinder aus der Situation holen, damit dieses Erleben und damit auch Erlernen bestimmter Muster unterbrochen wird.

Bleib weiterhin stark!

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Wobei ich eine Wohnungszuweisung hier nicht zielführend fände. Die (ebenfalls gewaltbereite) Schwiegermutter wohnt ja im selben Haus.

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Hab ich so nicht gelesen, wenn das so sein sollte sorry.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte ihr die SchwieMu das Leben zur Hölle machen, wenn sie was unternehmen sollte. Das ist aber strafrechtlich gesehen nix.

So wäre es zum einen ein deutliches Signal, eine klare Kante gegen den zukünftigen Exmann und sichert ihr und den Kindern zum anderen fürs erste ein Dach über dem Kopf. Wie ich ja schon sagte, das ist ja eh idR befristet und ich denke, es versteht sich von selbst, dass die TE da langfristig eh wegwill.

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Hallo,
Es ist toll, dass du so mutig bist. Es wird eine schwierige Zeit werden, du wirst aber am Ende wahnsinnig stolz auf dich sein!! Und deine Kinder erst!
Ich bin Lehrerin und kenne leider 2 solche extreme Fälle.
Bei der einen Fall wusste die Schule Bescheid, wir mussten mit ins Boot geholt werden. Da ist die Mutter mit den Kindern mit Hilfe von JA und allem möglichen in Nacht und Nebel Aktion vom Vater geflohen, als der für eine Nacht Dienstreise hatte.
Gehe zum Jugendamt, schildere da deine Situation. Frage im Frauenhaus nach. Frage einen Anwalt. Das braucht alles Zeit. Die Vorbereitungen werden bestimmt noch Monate dauern. Lass dir nichts anmerken zu Hause.
Kopiere schon alles nötige. Hol eine Freundin, der du vertraust mit ins Boot. Bewahre die Unterlagen bei ihr auf und alles schriftliche was zu deinem Plan gehört. Ruf beim weißem Ring an.
Du wirst dann alles nach und nach erfahren, dir und deinen Kindern eine Wohnung suchen.
Lösche immer den Verlauf im Handy, was damit zu tun hast. Sei zu Hause, wie immer.
Du schaffst das. Melde dich hier bitte in paar Monaten, dass du schon mit deinen Kindern in Sicherheit bist.
Und nehme keine Rücksicht auf „oh, jetzt kommt aber Weihnachten“, „oh, dein Geburtstag noch“, „oh, wir wollten in den Ferien das und das…“
Dann ist es eben mal ein beschissenes Weihnachtsfest im Frauenhaus zB. Aber für die Kinder wird das das erste mal in Sicherheit sein und für dich auch.

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Hey du Liebe!

Das ist schlimm.
Du hast scheinbar die Schule auf deiner Seite. Was hast du der Lehrerin gesagt?
Nimm nochmal deinen Mut zusammen und teil ihr mit, dass es stimmt, was dein Sohn sagte. (Wenn du ihr gesagt hast, dass es nicht stimme, schätzt sie ihn nun falsch ein.)

Aber die Schule kann dir helfen, gegen den Mann vorzugehen. Die können eine Kindeswohlgefährdung beim Jugendamt melden.. Du nimmst gleichzeitig Kontakt zum Jugendamt auf- und hast die auf deiner Seite.
Das wäre leichter für dich.. Denn so hast du unabhängige Zeugen.
Schwiegermutter hält ja wohl zu deinem Mann.

Liebe Grüße
Schoko

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Bin auch Lehrerin und habe schon unzählige Male eine Kindeswohlgefährdung gemeldet..

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Erst mal möchte ich euch allen sehr danken.
Denn gerade bin ich an einem Punkt an dem ich an mir und meinen Entscheidungen Zweifel. Doch ich weiß eigentlich das was ich tue doch der richtige Weg ist.
Ich möchte nicht länger warteten, doch ich schaffe es nicht alleine hier raus zu gehen.
Beim Frauenhaus angerufen und niemand geht dran, ein Zeichen denkt sich mein Kopf.

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Liebe Sabs,



deine Zweifel sind normal. Du möchtest an deiner Situation etwas ändern und jetzt beginnt ein innere Kampf. Da ist die eine Seite die dir sagt das alles so bleiben muss wie es ist und du kein Recht hast dich zu trennen. Dann ist da die neue Seite, die dir sagt das es so nicht mehr weiter gehen kann und du dringend etwas ändern solltest.

Bleibe bitte auf deinem Weg und gehe ihn bis zum Ziel. Das du es allein nicht schaffst ist nicht schlimm. Das Frauenhaus wird dir helfen deinen Weg zu gehen und ich denke sie werden dich ein Struck dabei begleiten.

Sei mutig und bleib stark damit du und deine Kinder eine gewaltfreie Zukunft haben.

Viele Grüße

blaue-Rose

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"Beim Frauenhaus angerufen und niemand geht dran, ein Zeichen denkt sich mein Kopf."

Bitte nicht aufgeben! Da war der Zeitpunkt vielleicht ungünstig. Probiere es, bis sie abnehmen. Vielleicht kannst du auch über den Weissen Ring oder ähnliche Hilfestelle lokal mit dem Frauenhaus verbunden werden. Toi, toi, toi! 🤞🤞