Diskriminierung bei Wohnungssuche

Hallo ihr Lieben,

Ich bin nun mal wieder seit ungefähr einem Jahr auf der Suche nach einem Häuschen/ruhiger Wohnung für meine Tochter und mich. Ich achte natürlich darauf dass ich nur Besichtige was ich mir leisten kann, nehme auch immer direkt Nachweise mit.

Leider bekomme ich aber in der Regel gar nicht die Chance diese zu zeigen, denn sobald ich sage dass ich mit meiner Tochter alleine einziehe kippt die Stimmung und man will mich ganz schnell los werden. Einige sagen dann auch ganz direkt dass sie nur an Familien vermieten.

Nun überlege ich was ich tun kann. Soll ich denn bis zum unterschreiben des Mietvertrages lügen? Das ist eigentlich gar nicht mein Stil. Ich hatte die Idee einfach einen Bekannten mitzunehmen zu Besichtigungen, aber da ist doch das Vertrauen auch direkt wieder dahin. Ich weiß einfach keinen Rat. Habt ihr Tipps? Wie kann ich es verstecken ohne zu lügen?

Liebe Grüße
Sunny

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Das liegt wohl daran, dass man bei dem Wort "alleinerziehend" direkt schwierige Person, bindungsunfähig, finanziell klamm, überfordert und ganz pauschal "soziale Unterschicht" denkt.

Ich bin auch alleinerziehend mit 2 noch eher kleinen Kindern (7 und 4). Mein Mann ist verstorben als die Kleine gerade mal 6 Monate alt war. Und ja, als ich dann auf Wohnungssuche war, wurde ich direkt schräg angeschaut als ich sagte dass ich alleine mit meinen Kindern einziehen möchte. Dementsprechend viele Absagen habe ich bekommen... Ein Vermieter meinte sogar ganz unverschämt zu mir, dass er Leute aus "ordentlichen Verhältnissen in der Wohnung möchte, also eine Familie" - habe ihm dann nur gesagt dass mein Mann leider kürzlich verstorben ist und ich meine Kinder und mich trotzdem noch als Familie sehe. Da ist er ganz kleinlaut geworden, hat sich entschuldigt und meinte "das wusste er ja nicht" und wollte uns die Wohnung dann sogar doch geben. Habe ich aber natürlich abgelehnt - auf sowas habe ich keinen Bock!

Ich habe einen riesen Respekt vor Alleinerziehenden. Es ist nicht leicht ein Kind großzuziehen und alleine ein Kind großzuziehen schon gar nicht. Ich kenne viele alleinerziehende Mütter und Väter die arbeiten, finanziell unabhängig sind, deren Kinder aufs Gymnasium gehen/ein Studium angefangen haben und aus denen wirklich tolle und sympathische Menschen geworden sind. Dennoch denken viele Leute, dass man ein total kaputtes Leben führt und der Allgemeinheit auf der Tasche liegt wenn man alleinerziehend ist...

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Ja, leider denkt das wohl ein großer Teil der Bevölkerung. Das war in den 80ern bei meiner Mutter schon so, sie war alleinerziehend mit 3 Kindern. Sie hat auch ewig gesucht, immer wenn sie sagte sie ist geschieden wurden die Leute unfreundlich. Irgendwann hat sie dann gelogen sie sei Witwe, und schwups hatte sie sofort eine Wohnung. Das ist einfach nur traurig.

Ich bin eigentlich ein offener Ehrlicher Mensch, immer positiv gestimmt. Habe einen guten Beruf und genug Einkommen um meine Tochter und mich gut zu versorgen. Es fehlt uns an nichts, ausser einem kleinen Hexenhäuschen. Es macht mich echt traurig dass ich dafür lügen bzw. Verschweigen muss dass ich keinen Partner habe.

Ich wünsche mir für die folgenden Generationen dass die Leute endlich weniger Vorurteile haben.

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Vielleicht betont du erst mal deinen guten Beruf? Bei mir war das der Türöffner.

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Hallo Sunny

so ging es mir damals leider auch...gerade getrennt und wollte alleine mit meiner Tochter in eine Wohnung ziehen.
Fester Job, Nachweise dabei etc....

Eine Wohnung bekam ich tatsächlich erst als mein Exmann mit zur Besichtigung kam und der Makler dachte wir ziehen als Familie ein .Unterschrieben habe ich trotzdem alleine. Also ja! Nimm einen Bekannten mit zu Besichtigung ..muß ja nicht thematisiert werden

Mein eigentlicher Vermieter hatte allerdings kein Problem damit als er mitbekam das wir nur zu zweit da wohnen.

Wünsche Dir viel Erfolg bei der Suche

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Habe ich auch schon oft gehört das es als Alleinerziehende schwer ist eine Wohnung zu bekommen . Ist Klischee und muss überhaupt nicht zutreffen aber ich kann die Vermieter sogar auch verstehen . Bei alleinerziehend ist nur ein Gehalt da bei vielen ist es tatsächlich eng wenn es dann passiert das man arbeitslos wird , wird es noch enger weil halt kein zweites Gehalt da ist um es abzufangen . Als Vermieter hat man keine Lust auf Mietrückstände und schon gar nicht möchte man damit vor Gericht ziehen um die Mietrückstände auch noch einzuklagen + wenn da nichts ist , ist auch nichts zu holen . Ist die Wohnung oder das Haus noch nicht abbezahlt hat man als Vermieter auch Rückstände + so eben kriegt man eine Alleinerziehende Mutter mit Kind auch nicht auf die Straße gesetzt . Verstehen kann ich es irgendwie schon auch wenn es wie gesagt überhaupt nichts heißen muss man kann immer Pech mit Mieter haben auch mit gutem doppelten Einkommen kann man mit viel Pech z. B. an eine Messifamilie geraten oder sonstiges . Nur geht man als Vermieter bei doppeltem Einkommen und sehr guten eher davon aus das man im Zweifel bessere Chancen hat nicht auf irgendwelchen Mietrückständen etc. sitzen zu bleiben . Es ist leider so aber ich würde auch einen Bekannten etc. mitnehmen manchmal hilft das doch . Meine Freundin hat damals ihren Papa mitgenommen bevor sie endlich nach langem Suchen eine Wohnung gefunden hat . Bei uns in der Stadt ist es nicht einfach eine Wohnung zu finden die Vermieter können sich aussuchen an wen sie vermieten . Kinderlose gut verdienende Singles und Paare vorzugsweise Ärzte etc. werden bevorzugt , Familien mit kleinen Kindern sind nicht gern gesehen wenn das Einkommen / Beruf passt dann geht es aber kleine Kinder sehen die meisten Vermieter sowieso nicht gerne .

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Wir haben aber 2 Einkommen. Und ich habe auch schon angeboten die Miete halbjährlich im voraus zu zahlen, hat alles nichts gebracht. Ich denke nicht dass es bei uns am Geld liegt, am Auftreten sicherlich auch nicht, zu Beginn sind nämlich immer alle sehr freundlich.

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Das ging mir als AE mit zwei Kindern in der 2 Mio-Stadt nicht so, ich hatte schon ein weit überdurchnittliches Einkommen, daran lag es wohl.
Aber ich weiß, dass es das auch hier oft gibt.
Und weil diese Diskriminierung alleinerziehender Frauen eine Schweinerei ist, würde ich hier durchaus meine Moral mal kurz beiseite lassen und einen Freund mitnehmen, mit dem ich angeblich einziehe.
Bei solch übler Diskriminierung hätte ich da null Skrupel und auch keine Gewissensbisse.

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Was ist daran bitte Diskriminierung?

Wenn ein Vermieter keine Haustiere möchte, werden dann Katzenbesitzer diskriminiert?

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Lügen. Manchmal gehts eben nicht anders.

Es kann doch auch eine Familie unterschreiben und sich dann trennen.

So what?

Das problem ist aber, wenn der Vermieter möchte, dass ihr beide im Mietvertrag steht.

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Na ja, lügen würde ich nicht direkt, das fliegt ja eh beim Vertrag spätestens auf. Ich würde es eher verschweigen so lange wie möglich, bei der Frage wer in den Mietvertrag soll würde ich dann sagen dass nur ich rein soll. Aber ich denke dann scheitert es spätestens dort, wahrscheinlich aber eher schon früher, bei den meisten Anzeigen muss man ja schon vorab alle Unterlagen schicken oder mitbringen. Wenn ich nur meine bringe ist die Sache ja schon klar.

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Vielleicht bringt es auch was wenn ich schon in der Suchanzeige unterbringe dass ich wohnen und Homeoffice verbinden möchte und daher so viel Wohnraum brauche? Viele stören sich ja daran wenn ich sage ich hätte gerne mindestens 4 Zimmer für 2 Personen. Ich brauche aber halt ein Zimmer für Schreibtisch, Ordner usw. Momentan ist das alles im Wohnzimmer und treibt mich in den Wahnsinn weil ich einfach keinen Platz habe und nie entspannen kann weil ich von der Couch aus auf meinen chaotischen Arbeitsplatz schaue.

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Ich wollte damals als Single ohne Kind und einem recht guten Verdienst (4000 netto) eine 3-Zimmer-Wohnung für 800€ warm mieten. Wollte. Ich wurde eingeladen, aber die Frau die mir die Wohnung zeigte (angeblich eine Freundin der Vermieterin) war sofort total abweisend, sagte direkt dass sie nicht versteht warum jemand alleine eine 3-Zimmer-Wohnung möchte (lebte selber aber alleine in einer 5-Zimmer-Wohnung!) und wollte mich dauernd überreden mir doch eine Wohnung in der Nachbarstadt zu suchen und nur weil ich zufällig dort meinen Arbeitsplatz habe. Auch bemängelte sie, dass die Wohnung zu groß für mich sei (70qm auf 3 Zimmer) und lies es nicht gelten dass ich einen Raum als Büro für das Home Office haben wollte. Zum Schluss gab sie mir noch die Telefonnummer einer "Bekannten" von ihr die wohl zufällig eine freie Wohnung in der Nachbarstadt kennt.

Ich habe direkt gemerkt, dass ich keine Chance auf die Wohnung habe und ärgere mich heute noch, dass meine Zeit so verschwendet wurde!

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Das wird nicht funktionieren. Bei allen Wohnungsbesichtigungen, auf denen ich war, musste man, um weiter berücksichtigt zu werden, vorher oder direkt im Anschluss einen Interessentenbogen ausfüllen, auf dem natürlich auch eingetragen wird, wer alles einziehen soll. Spätestens dann würde ja auffallen, dass du ohne Partner einziehen willst. Solche Fragen tauchen ja nicht erst auf, wenn man zum Mietvertragunterschreiben kommt, sondern schon viel früher im Prozess.

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Das kommt sehr drauf an. Hier in der Gegend geht im Prinzip alles nur über Mundpropaganda oder Zettel an der Pinnwand vom Supermarkt, sind also überwiegend private Vermieter. Da gibt es solche Bögen noch nicht. Der Vermieter meiner jetzigen Wohnung wollte damals nur eine Abrechnung sehen, sonst nichts. Da habe ich aber auch schon über ein Jahr gesucht nach der Trennung. Ich habe damals Zettel an jede Ecke, jeden Laternenmast gehängt.

In den Portalen finde ich im näheren Umkreis gar nichts, außer natürlich die Luxushäuser.

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Das Anti-Diskriminierungsgesetz lässt grüßen, lol! Meine Cousine war in einer ähnlichen Situation und ich gab ihr dann den psychologischen Trick, sich die Wohnung anzuschauen und (wenn sie diese möchte) dann zu sagen: "Ich nehm sie!"
Nicht verzweifelt wirken. Nicht als Bittsteller auftreten, sondern als "wählender Kunde". Bei ihr hat dieser kleine Trick ratzfatz funktioniert. ;-)

Bearbeitet von Pilotin777
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Das Anti-Diskriminierungsgesetz kennt keine Diskriminierung wegen des Familienstandes, ist hier also nicht relevant.

Ich würde - obwohl selbst alleinerziehend - auch lieber zwei Verdiener als Vertagspartner. Nicht schön, aber verständlich.

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Bei Mietvertragsabschlüssen als Massengeschäft (<50) darf auch niemand -offiziell- wegen des Geschlechts bevorzugt oder benachteiligt werden. Alleinerziehende sind oftmals die Mütter, sprich Frauen. Daher: RELEVANT!

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Ich kann die Vermieter ein Stück weit verstehen. Allein wegen der Pfändungsfreigrenzen und weil man dich mit minderjährigem Kind vermutlich erst rausklagen müsste, wenn die Miete ausbleiben sollte.

Mach klar dass du im Fall der Fälle genug Geld hättest, um trotzdem die Miete zu zahlen (wenn zb der Unterhalt ausbliebe).

Bearbeitet von Isabelle1976
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Ich lege immer alles offen, auf Unterhalt bin ich nicht angewiesen. Wie schon gesagt, am Einkommen kann es nicht liegen, meine Tochter hat ja ebenfalls Einkommen, vergleichbar mit einer Person sie mindestens Teilzeit arbeitet.

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Wenn deine Tochter schon (fast) erwachsen ist, gehen Vermieter vielleicht auch davon aus, dass ihr nur für kurze Zeit etwas sucht und kein langfristiges Mietverhältnis anstrebt.

Ich hätte nicht gedacht, dass alleinerziehend heute immer noch problematisch ist, da ziemlich alltäglich. Meine Mutter hatte damals auch Probleme. Sie war alleinerziehend und frisch im Referendariat, als sie nach einer neuen Wohnung suchte. Das war in den 70ern. Da wurde man als Alleinerziehende auch noch gesellschaftlich blöd angeguckt. Geld hatte sie als Referendarin natürlich auch eher weniger. Deshalb musste sie noch eine ganze Weile in ihrer Studentenbude wohnen bleiben und pendeln.

Weiterhin viel Erfolg bei der Suche!

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