Hallo, ich möchte hier mal speziell nach Erfahrungen fragen zum Thema Wechselmodell. Wir planen, dass unsere Tochter, 2 Wochen bei ihrem Vater und 2 Wochen bei mir bleibt. Die Ferien teilen wir uns auch gerecht auf. Was sind die Vorteile und die Nachteile? Wie ist das für das Kind? Bin über jeden Erfahrungswert sehr dankbar.
Erfahrung mit dem Wechselmodell
Wir leben seit 6 Jahren ein Wechselmodell seit die Kinder 2 und 4 Jahre alt sind.
Grundsätzlich kann ich nur Positives berichten, bei uns funktioniert es sehr gut. Die Kinder profitieren sehr davon dass sie eine gleichstarke Bindung zu beiden Elternteilen behalten können und wir Eltern sind glücklich, dass wir beide einen gleich großen Anteil an Alltag der Kinder haben können. Die Kinder haben zwei Zuhause, in denen sie sich wohl und angekommen fühlen, und können das auch gut von sich aus artikulieren, z.B. wenn in der Schule nach dem "Zuhause" gefragt wird.
Man sagt, je jünger das Kind ist, desto kleiner sollten die Abstände zwischen den Wechseln sein. Bei uns waren es anfangs 3:4:4:3 Tage-Wechsel, seit beide Kinder in der Schule sind, haben wir den Wochenwechsel. Einen Zweiwochenwechsel mit sehr jungem Kind stelle ich mir eher schwierig vor.
Es braucht eine gute Kommunikation zwischen den Eltern. Viele Dinge müssen abgestimmt und abgesprochen werden (Hausaufgaben, Termine, Einladungen etc.). Nachteil des Wechselmodells ist eben der größere Organisationsaufwand und die höheren Kosten wegen Doppelbedarf (Kleidung, Wohnraum, Fahrrad etc.).
Vorteilhaft hat sich ein Wechsel über die Betreuungseinrichtung erwiesen, also einer bringt, der andere holt ab. So erspart man sich und vor allen dem Kind viel Abschiedsschmerz.
Auch im Wechselmodell besteht Anspruch auf Kindesunterhalt. Die Berechnung ist eine völlig andere als im Residenzmodell, aber im Internet finden sich eine Menge guter Seiten mit Rechnern. Ansonsten evtl. einen Anwalt für Familienrecht draufschauen lassen.
> Es braucht eine gute Kommunikation zwischen den Eltern. Viele Dinge müssen abgestimmt und abgesprochen werden (Hausaufgaben, Termine, Einladungen etc.). Nachteil des Wechselmodells ist eben der größere Organisationsaufwand und die höheren Kosten wegen Doppelbedarf (Kleidung, Wohnraum, Fahrrad etc.).
Eigentlich ist weniger Organisation nötig. Die Übergabetermine stehen fest. Alle Sachen sind bei beiden Eltern, einige wenige (Schul- und Sportsachen) wechseln mit dem Kind.
Schulbriefe etc. gehen direkt als Foto in einen Chat oder die Cloud.
Arztbesuche sind verteilt - ein Elternteil zB Kinderarzt, anderer Zahnarzt.
Ich erlebe es als sehr unkompliziert.
Wichtig ist, dem Kind nicht dauernd einzureden, wie anstrengend die Wechsel angeblich sind. Das tun gern die mit dem WM unzufriedeneren Elternteile. Aber unter dem Strich ist es wenig belastend, solange die Eltern einigermaßen dicht beisammen wohnen, und das Kind die Kita / Schule von beiden gut erreichen kann. Dann können sich nämlich auch die sozialen Kontakte weiter gut entwickeln.
"Eigentlich ist weniger Organisation nötig. Die Übergabetermine stehen fest. Alle Sachen sind bei beiden Eltern, einige wenige (Schul- und Sportsachen) wechseln mit dem Kind. Arztbesuche sind verteilt - ein Elternteil zB Kinderarzt, anderer Zahnarzt."
Womit vergleichst du denn, mit dem Orga-Aufwand im Residenzmodell? Dann sehe ich deinen Punkt überhaupt nicht. Im Wechselmodell betreffen einfach sehr viele Dinge beide Eltern, die im Residenzmodell nur für einen Elternteil wirklich relevant sind. Oder Dinge müssen weitergegeben werden, da man selbst in der nächsten Woche sich nicht darum kümmern kann. Kind ist nächsten Dienstag bei Olli zum Geburtstag eingeladen? Logopädie soll jetzt immer von 15 auf 14 Uhr verlegt werden? Das Kind will ein neues Hobby am Ende der Stadt? Das Kind braucht Donnerstag einen Kuchen für den Basar? In vielen Fällen möchte man auch einfach informiert sein, z.B. wenn der Elternabend in der Betreuungswoche des anderen ist. Und bei Arztterminen nehme ich natürlich den nächstmöglichen Termin und warte nicht darauf, dass der Termin zufällig in meine Betreuungswoche fällt.
"Schulbriefe etc. gehen direkt als Foto in einen Chat oder die Cloud."
Klar macht man so, aber ist eben mehr Aufwand, als man ihn im Residenzmodell hätte, gerade wenn sich eben noch Folgetermine oder -verpflichtungen anschließen.
Wie alt ist eure Tochter? Man sagt umso jünger, umso geringer sollten die Abstände sein.
2 Wochen und 2 Wochen sollte man also mit einem eher älteren Kind machen. Dann kann es sinnvoll sein, da eure Tochter nicht so oft wechseln würde.
Wir praktizieren seit 4 Jahren das Wechselmodell. Damals war unser Kind 3, als wir begonnen haben.
Anfangs haben wir kurze Abschnitte vom ein paar Tagen gemacht, weil bis dahin ich die Kleine weit überwiegend betreut hatte (vor der Trennung schon) und es sonst also ein viel zu plötzlicher Trennungsschritt von mir gewesen wäre. Inzwischen wechselt sie jeden Montag. Der eine bringt sie da morgens zur Schule (bis vor kurzem Kindergarten) und der andere holt ab und die Woche drauf dann wieder umgekehrt.
Das klappt sehr gut.
Wie alt ist denn euer Kind? 2 Wochen jeweils hört sich für mich spontan zu lang an (abgesehen von Ausnahmen in den Ferien, wenn man vielleicht eh in den Urlaub will u.ä.)
Ich würde das vom Alter abhängig machen. Sohnemann war noch sehr klein, da hatten wir 2-2-3 (Tage), aber mit 4 Jahren haben wir festgestellt, dass es zu viel hin und her ist und sind in den Wochenwechsel. Den hat er noch immer - er ist jetzt 10,5.
Er findet es genau gut so.
Eine Klassenkameradin von ihm ist so mit 8 in den 2-Wochenrhythmus gegangen, weil sie das Verabschieden immer so traurig fand. Das war aber wohl ihr Wunsch.
Genau das würde ich machen: aufs Kind gucken, je nach Alter auch die Meinung dazu mit einbeziehen.
Guten Abend!
Wir haben auch ein Wechselmodell für unsere Tochter und bei uns funktioniert es wunderbar . Es funktioniert aber nur wenn ihr noch gut miteinander kommunizieren könnt und euch in Erziehungsfragen weitgehend einig seid .
Allerdings haben wir das nicht über so einen 2 Wochen Zeitraum . Meine Tochter ist immer mittwochs und Donnerstags beim Papa und jede zweite Woche von Mittwoch bis Sonntag . Sind auch flexibel wenn einer von uns mal einen Termin hat oder meine Tochter mal lieber bei Mama oder Papa ist . Irgendwann wollen wir auf das Wochenmodell umstellen , aber in Absprache mit ihr .
Nachteile habe ich bis jetzt keine erkennen können , außer natürlich dass ich sie sehr vermisse wenn sie nicht hier ist. Ihr scheint es damit aber bisher gut zu gehen. Ich glaube allerdings 2 Wochen den anderen nicht sehen wäre ihr zu lang .
Liebe Grüße
> Es funktioniert aber nur wenn ihr noch gut miteinander kommunizieren könnt und euch in Erziehungsfragen weitgehend einig seid .
Stimmt, das WM kommt den Bedürfnissen der Kinder und in den meisten Fällen auch den berechtigten Interessen beider Eltenteile am nächsten.
Warum wird aber gebetsmühlenartig wiederholt, dass die gute Kooperation eine Vorraussetzng sei? Ja, das behauptete auch noch der BGH in 2014, die Wissenschaft (in USA jedenfalls) ist seither zunehmend davon abgerückt.
Es ist natürlich immer gut, sich als Eltern vernünftig austauschen zu können und immer besch..., hinterherzutelefonieren, Unterschriften hinterherzujagen und Informationen über Dritte einholen zu müssen.
Wenn es aber so ein sehr unwilliges und schlecht kommunizierendes Elternteil gibt, dann ist das Wechselmodell die Gestaltung, mit der sich am ehesten unnötige Reibungspunkte verhinden lassen.
Fußnote zu neuen Auffassungen:
Stichwort 'paralell parenting' suchen. Und das geht sogar mit sehr unterschiedlichen Erziehungsstilen und Wertvorstellungen. Nicht, dass es ideal fürs Kind wäre, nur ist das WM halt das am wenigsten bescheidene, wenn ein oder zwei Betonköpfe als Eltern agieren.
Meistens sind es ja auch die KM, die das Wechselmodell blockieren, nicht kooperieren, das Gericht dann entscheidet, dass es ohne gute Kommunikation nicht geht und die Kinder bei der lassen. In welchem Kopf das als vernünftig und zum Wohle des Kindes angesehen wird, kann ich bis heute nicht nachvollziehen.