Hallo zusammen,
Ich lebe seit 2 Monaten getrennt von meinem Mann. Wir haben einen 2,5 Jahre alten Sohn zusammen.
Mein Ex ist inzwischen zu seiner Neuen (die der Trennungsgrund war 😉) und ihrer Tochter gezogen. Entfernung ca. 15 km.
Mein Sohn und ich leben weiterhin in unserer Wohnung. Er geht in die Krippe, 5 Min. Fußweg entfernt.
Anfangs konnten wir uns nicht auf ein Umgangsmodell einigen, jetzt seit einer Woche praktizieren wir ein Modell, das uns eine Erziehungsberatungsstelle vorgeschlagen hat. Unser Sohn lebt weiterhin bei mir. Er ist jeden Dienstag nach der Kita bis Mittwoch früh zum Kitastart beim Papa. Zusätzlich in einer Woche Freitag Nachmittag, in der anderen Woche von Samstag früh bis Sonntag Abend (statt Freitag).
Ich kann mir diese Regelung ganz gut vorstellen. Wie der Kleine damit klar kommt, beobachten wir jetzt einfach.
Ich habe allerdings Angst, dass mein Ex sich das Wechselmodell einklagen möchte. Das hat er schon mehrfach gesagt. Obwohl er selbst sagt, es wäre für unseren Sohn keine gute Lösung! Trotzdem beharrt er auf seinem "Recht" und genau das stößt mir übel auf. Es geht nicht um sein oder mein Recht, es geht um das Kindeswohl.
Ich glaube, in seinem jungen Alter wäre dieses oder ein ähnliches Modell ganz gut geeignet, ein 50/50 Wechselmodell kann ich mir nicht vorstellen. Ich kenne selbst nur eine Familie, die das WM praktiziert, da war das Kind bei der Trennung aber schon 8.
Welche Umgangsregelung habt ihr für Kleinkinder? Außergerichtliche Einigung oder gerichtlich angeordnet? Wird das WM überhaupt gegen den Willen eines Elternteils angeordnet? Ich weiß, dass es möglich ist, aber wem ist das wirklich passiert? Bei der geringen Anzahl an Familien, die das WM praktizieren (ich habe mal 5% gelesen, falls das stimmt), kann es doch gar nicht so viele erzwunge Fälle geben?
Ich weiß, es gibt hier viele Verfechter des WM, aber ich bin an konkreten Erfahrungen speziell im Kleinkindalter interessiert, nicht an pauschalen Eltern-haben-die-gleichen-Rechte-Aussagen. Nicht böse gemeint 😉
Danke schon mal!
Umgangsregelung Kleinkind
„ Obwohl er selbst sagt, es wäre für unseren Sohn keine gute Lösung! Trotzdem beharrt er auf seinem "Recht" “
Hört sich an, als wollte er nur Unterhalt sparen.
So war es bei meinem Ex auch. Er wollte unbedingt das WM, obwohl er es von der Arbeit her nie hinbekommen hätte, ging ihm aber nur um den Unterhalt.
Jetzt haben wir eine gerichtliche Regelung (alle 2 Wochenenden + einen Wochentag, der aber ohne Übernachtung, weil er das nicht leisten will/kann).
Sollte dein Ex das WM einklagen, wird geschaut ob es dem Kindeswohl dient.
Du kannst natürlich deine Argumente dagegen anbringen, er seine dafür.
Letztendlich ist beim WM aber eine absolut einwandfreie Kommunikation zwischen den Elternteilen ausschlaggebend, weil vieles organisiert werden muss, gerade auch wenn es mal ein Schulkind wird.
Danke für deine Antwort!
Ums Geld geht es ihm tatsächlich nicht, er zahlt mir aktuell schon Unterhalt, sogar deutlich mehr, als er müsste, ich denke aber, das liegt nur an seinem schlechten Gewissen 😉
Die Kommunikation ist bei uns gerade ein Riesenthema, die findet so gut wie gar nicht statt. Auch ein Punkt, weshalb ich mir das WM schwierig vorstelle...
Bei einer Freundin von mir war das Kind bei der Trennung 3,5 oder 4. Sie hatten von Anfang an das Wechseln. Was speichern denn gegen das Wechselmodell bei euch außer, dass du es dir nicht vorstellen kannst?
Man könnte den aktuellen Umfrage ja Stück für Stück ausweiten bis es das Wechselmodell ist. Dann würde EUER Sohn da nach und nach rein wachsen. Letztens müsst ihr euch einigen und beide auf den anderen zugehen, damit es zum Kindeswohlgefährdung ist.
Ich finde deinen Vorschlag mit dem langsam ausweiten gut. Wir testen ja aktuell mal ein Modell und das kann natürlich in der Zukunft noch angepasst werden.
Ich bin selbst leider Trennungskind und im klassischen Residenzmodell groß geworden. Und ich habe absolut nichts daran auszusetzen. Ich habe mittlerweile sogar ein besseres Verhältnis zum Papa, als zur Mama, das hat natürlich andere Gründe, aber ich kann nicht sagen, das Vater-Kind-Verhältnis hätte dadurch gelitten. Und ich will für meinen Sohn trotzdem mehr, als nur alle 14 Tage.
Ich stelle mir beim WM problematisch vor, dass das Kind nirgendwo zu Hause ist. Und das ständige Wechseln auch. Klar "wechselt" man so gesehen im Residenzmodell auch, aber man hat eben ein zu Hause und ist beim anderen Elternteil zu Besuch. Wir hatten auch über das Nestmodell gesprochen (unbezahlbar, also raus 😄) und da habe ich oft gelesen, dass es nicht lange praktiziert wird, weil es den Erwachsenen zu anstrengend ist. Wie kann ich das dann von einem Kind verlangen... Mir fehlen hier einfach Erfahrungen, ich kenne (zum Glück) kaum Trennungsfamilien und in meiner Generation war das Residenzmodell einfach der Standard.
LG
Ja das Residenzmodell war der Standard, ist es aber nun nicht mehr.
Also dem Mädchen, dass bei meiner Freundin im Wechselmodell lebt, geht es gut. Sie ist inzwischen 7 und kommt auch gut in der Schule klar.
Wir hatten in dem Alter auch schon das WM.
Allerdings noch nicht Woche/Woche, sondern kürzere Abstände. Wechsel über die Kita.
Bei uns ging es ganz gut. Ab 4 sind wir Woche/Woche. Jetzt ist das Kind 10,5, wir haben das immer noch so und er mag sein Leben so.
ABER: zum Trennungszeitpunkt sind wir beide in neue Wohnungen gezogen, es gab auch keine neuen Partner. Da seh ich schon einen Unterschied.
Danke für deine Meinung! Das hilft mir wirklich sehr.
Ganz ehrlich, es stört mich auch, dass mein Ex sofort zu seiner Neuen gezogen ist und sie hat ja auch noch ein Kind. Das sind noch völlig fremde Menschen für unseren Sohn... miteinander Zeit verbringen und spielen, klar, er mag die Tochter wohl auch schon gern und redet ab und zu von ihr. Aber gleich zusammen wohnen ist schon nochmal eine andere Geschichte... Er denkt leider nur an sich...
Nein jetzt sofort ein Wechselmodell klingt nicht gut. Aber über kurz oder lang spricht eben nichts dagegen. Wenn er darlegen kann wie er die Betreuung leisten kann und Räumlichkeiten für ihn hat und es kein Verhalten seinerseits gibt, dass gegen das Kindeswohl spricht. Wenn du auf deinen Ex zugehst und ihm die Erweiterung nach und nach Vorschlagsrecht, geht er vielleicht darauf ein. Dann kann euer Sohn sich zumindest nach und nach eingewöhnen. Sollte er das ablehnen, dann interessiert ihn das Kindeswohl wirklich kein Stück und puh ja...dann würde ich es darauf ankommen lassen. Ein Gerichtsverfahren ist natürlich auch nicht so schön. Aber du könntest dann zumindest vorweisen, dass du im Sinne des Kindes gehandelt hast. Du hast dich nicht gesperrt, aber wolltest eben den besten Weg für das Kind.
Trennungen sind für ein Kind hart, aber im Grunde ist euer Sohn klein und wird sich daran gewöhnen. Meine Stieftochter (12) war damals bei der Trennung der Eltern 4. Sie kann sich quasi gar nicht an die Zeit mit Mama und Papa erinnern. Das sagt sie selbst. Sie ist so zufrieden wie es ist. Sie lebt bei Mama und genießt die Zeit an den Wochenenden und in den Ferien bei Papa. Das will sie nicht anders. Als ihre große Schwester damals in das Wechselmodell wollte, sagte sie deutlich, dass das für sie eine zu große Umgewöhnung sei und sie sei zufrieden wie es ist. War hart für den Papa, aber so ist es. Hätte sie von Anfang an im Wechselmodell gelebt, wäre das normal für sie gewesen.
Kinder sind nicht dauerhaft traumatisiert, weil ihre Eltern sich getrennt haben. Sie sind höchstens traumatisiert von dem Verhältnis ihrer Eltern untereinander, wenn sie sich streiten und ständig gegeneinander arbeiten. Das drängt sie dauerhaft in einen Loyalitätskonflikt.