Hallo zusammen,
mein Mann und ich sind seit kurzem getrennt und können uns leider nicht über den Umgang der Kinder einigen. Wir waren schon bei diversen Beratungsstellen.
Die Elternzeit, Kinderbetreuung, Elternabende, Elterngespräche, Kindergeburtstage, Freizeitaktivitäten, Arztbesuche, Kindkranktage etc. habe immer ich übernommen.
Mein Fokus war die Familie, mein Mann fokussierte sich auf die Karriere.
Nun fordert mein Mann das Wechselmodell.
Wie sind denn eure Erfahrungen mit dem Wechselmodell? Klappt dies auch bei einer Entfernung von 30 Minuten?
Entscheiden sich Richter tatsächlich vermehrt dafür, unabhängig von der Betreuung vor der Trennung ? Kommunikation zwischen den Eltern ist nicht mehr möglich, wenn dann per Mail.
Was mich persönlich am meisten daran stört, ist die Tatsache, dass die Kinder das Wechselmodell nicht wollen. Sie wollen wie gewohnt von mir betreut werden und nicht von einer Nanny oder Ähnlichem, weil Papa arbeiten muss.
Finanziell sind wir glücklicherweise voneinander unabhängig.
Würdet ihr vor Gericht gegen ein Wechselmodell kämpfen?
Freue mich auf eure Erfahrungen
Wechselmodell gegen Willen des Kindes
Wie alt sind die Kinder denn?
6 und 11
Der Wille der Kinder wird vom Gericht berücksichtigt, vor allem der des 11-Jährigen Kindes. Ich würde es drauf ankommen lassen.
Vielen Dank für deine Einschätzung. Ich werde es wirklich wagen für meine Kinder.
Wirklich gute Verfahrensbeistände sind psychologisch geschult und nehmen sich Zeit. Sie sprechen mit den Kindern und beenden das Gespräch nicht schon nach der ersten oberflächlichten Aussage, bei welchem Elternteil ein Kind leben vermeintlich will. Vielmehr wird ergründet, was gut für das Kind ist. Da kann im Gespräch auch herauskommen, dass das vordergründig gewünschte Modell nicht tatsächlicher Wunsch des Kindes ist, sondern die von einem Elternteil vorgegebene Meinung. Das ist zwar oft die Person, die im Reisdenzmodell betreuen will und mehr Möglicheit zum Einwirken hat, kann aber auch das andere Elternteil sein.
Insoweit kann ich nur davor warnen, so etwas dem Kind vorzugeben. Die besser geschulten und erfahrenen Jugendamtsmitarbeiter/innen und Richter/innen reagieren auf solche Beeinflussung nicht begeistert. Loyalitätskonflikte bei den Kindern zu schüren, ist schlecht fürs Kindeswohl.
Ich bin auch frisch getrennt und habe mir auch deswegen wochenlang den Kopf zerbrochen.
Inzwischen habe ich mir jede Menge Rechtsrat (Anwälte und Familienrichter - also die, die das unmittelbar entscheiden) eingeholt. Und die Antwort war immer die selbe:
Wechselmodel ist die Ausnahme und wird nicht gegen den Willen der Kinder angeordnet. Grundvoraussetzung ist sowieso, dass die Eltern sehr gut miteinander kommunizieren können. Und dann müssen die Eltern in direkter Nähe wohnen, damit die Kinder aus beiden Haushalten heraus ohne Probleme Schule, Sport, Freunde etc. erreichen können.
Das alles ist bei Euch nicht der Fall. Also ist ein Wechselmodel bei Euch nicht möglich.
Du kannst es daher ruhig auf ein Verfahren ankommen lassen.
P.S. Bei mir hat mein Noch-Mann inzwischen eingelenkt. Die Kinder bleiben in ihrem gewohnten Zuhause wohnen.
Vielen herzlichen Dank für deine Antwort.
Diese macht mir richtig Mut. Mein Ehemann wir leider nicht einlenken.
Ich finde es wird Eltern und Kindern richtig Angst vor dem Wechselmodell gemacht.
In eurem Fall kann ich nicht erkennen, was für das Wechselmodell spricht. Aber eine Menge Gründe, die gegen sprechen: der Kinderwille, die ungute Kommunikation, die Entfernung, das mangelnde Engagement des Vaters bisher.
Kann es sein, dass dein Mann dich lediglich verunsichern möchte? An deiner Stelle würde ich mir keine Sorgen machen.
Wie sehen denn die Arbeitszeiten Deines Ex-Mannes aus? Will er das Wechselmodell, wird er ja kaum 50 Stunden/Woche arbeiten können. Er muss ja dann auch in seiner Zeit mit den Kids die Schule begleiten, Arzttermine wahrnehmen, die Kids zu Freunden und Hobbys bringen bzw. sie anleiten, dort selbständig hinzufahren. Haushaltskram usw.! Manch ein Mann, der vorher Hauptverdiener war unterschätzt sicher den Aufwand eines Wechselmodells. Bei 30 Minuten Entfernung ist es auch grenzwertig.
Er behauptet, dass er seine Arbeitszeit reduzieren wird. Das glaube ich aber erst, wenn ich es schriftlich sehe.
Bisher hat sich immer alles um seine Karriere gedreht.
Ich stelle es mir für die Kinder auch schwierig vor, in zwei verschiedenen Orten zu wohnen.
Nun. Ich sehe das etwas anders, da ich im direkten Umfeld häufig das Wechselmodell erlebe. Die Kinder profitieren von Mutter und Vater. Und nur weil die Aufgabenverteilung bisher so war, dass die Kinderbetreuung überwiegend von der Mutter übernommen wurde heißt das nicht, dass der Vater unqualifizierter wäre.
Ich finde Väter toll, die sich um ihren Nachwuchs kümmern wollen und sich nicht nur zum WE Vater degradieren lassen. Auch sie leiden darunter zu 50% ihre Kinder nicht bei sich haben zu können. Das wird irgendwie immer vergessen.
Ich sehe kein Problem, wenn er seine Zeiten reduzieren will um sich zu kümmern.
Das Gericht und ein Beistand wird sich sehr genau anhören, was die Kinder wollen und entscheiden dann erst
... heißt das nicht, dass der Vater unqualifizierter wäre.
Nicht nur das. Wer ehrlich ist, wird zugeben, dass es keine dauernde Betreuung bedarf, um mit den eigenen Kinder umzugehen. Wer nur am Wochenende die Nachtschicht am Wickeltisch verbringt, wickelt nicht schlechter, braucht möglicherweise aber 4 Feuchttücher mehr und 20 Sekunden länger.
Was mich stört an der Auffassung, wer vorher betreut hat, soll auch danach betreuen, ist dass damit die Betreuung quasi auf alle Zeiten festgelegt wird. Unabhängig davon, welche Pläne Eltern womöglich hatten. Findet die Trennung vor dem 2. oder 3. Lebensjahr statt wäre dann immer die Mutter in Vollzeit daheim? Wer hier aber auf alle Zeiten im schaut, wer im Vorjahr zu welchem Zeitanteil betreut hat und daran auch die künftige Betreuung ausrichtet, wird nie zu einer Änderung kommen. Das ist doch weder frauenfreundlich (sofern nicht das dauerhafte Abgreifen von Unterhalt Ziel der Aktion ist) noch im Sinne der Kinder, die von beiden Elternteilen profitieren - auch und gerade in Trennungssituationen. Dass vielleicht zu Beginn eine engere Bindung an ein Elternteil besteht, heißt ja nicht, dass die Bindung zum anderen Elternteil nicht wachsen könnte.
Daher kann nur richtig sein, dass möglicherwise zu Beginn noch eine überwiegende Betreuung beim bisher aktiveren Elternteil erfolgt, diese aber über einen angemessenen Zeitraum angepasst wird.
Die reflexartige Ablehnung des Wechselmoodells durch Mütter ist wirklich nicht zielführend.
Bei uns war es so, dass mein neuer Mann und ich beide Kinder aus erster Ehe haben.
Meine zwei jüngsten wohnen fest bei mir und sehen ihren Vater nur besuchsweise. Dadurch konnte mein Exmann seine Vollzeitstelle behalten und volles Gehalt verdienen.
Die drei älteren Schulkinder wollten bei ihm fest wohnen und mich nur besuchsweise sehen. Dadurch konnte ihnen der Alltag erhalten bleiben und alle Aufgaben rund um die Kinder sind in einer Hand.
Hin und her wechseln der Kinder hat im Alltag nicht geklappt, und war von niemandem als angenehm empfunden worden, obwohl wir nur 1 Minute voneinander entfernt wohnten.
Meine "Besuchskinder" fühlten sich in meiner Wohnung nicht wirklich zuhause, da sie nicht ihr gewohntes Bett und ihren gewohnten Schreibtisch hatten. Auch der Computer war bei Papa drüben.
Ich glaube das das typisch ist, es zieht einen an EINEN Ort, dort wo man sich entspannen kann.
Ich habe zwar versucht ihnen ein schönes Zimmer einzurichten, aber es war nicht möglich das 1:1 nachzubauen. Und dreimal PC und Gamingmonitor+ Gamingstuhl konnte ich ihnen auch nicht bieten.
Umgekehrt ging es den beiden jüngeren. Die hatten bei mir ihr festes Zimmer und bei Papa drüben war nur eine Spielecke mit viel weniger Sachen. Die fanden es zwar spannend bei ihm in der Wohnung, aber wirklich zuhause haben sie sich bei mir gefühlt.
Zudem konnte ich sie die besser versorgen (Halbtagsjob) und hatte insgesamt einfach mehr Geduld und Kraft für Kleinkinder.
Bei den Kindern meines Mannes war es so, dass die KM unbedingt das Wechselmodell wollte, aber KV sollte keinesfalls weniger verdienen. So wurden notariell beglaubigte Titel erschaffen, mit exorbitant hohen Summen (wie sich später herausstellte viel zu hoch) und KV hatte die zu bedienen und gleichzeitig sollte er 49% der Zeit die Kinder betreuen.
Hat natürlich vorne und hinten nicht geklappt.
Er ist weiterhin arbeiten gegangen und ich musste seine Kinder mitbetreuen. Die haben es gehasst und sich überhaupt nicht wohlgefühlt in einer fremden Wohnung.
Zusätzlich haben die Absprachen überhaupt nicht geklappt, weil sich KM und KV nicht mehr unterhalten können. Da wurden teilweise bewusst viele Termine in unsere Woche gelegt oder nicht bescheid gesagt wann was als Hausaufgabe auf war.
Dann kamen so Brüller wie: Ach Papa, bis morgen muss ich ein Plakat erstellen oder morgen wollen wir backen und ich soll einen Teig und Streusel mitbringen (Abends um 20:00).
Chaos ohne Ende.
Und KM hat genüsslich zugesehen wie wir scheitern.
Nach einem Jahr wurde das Wechselmodell dadurch beendet, das wir zu weit weggezogen sind. S.c.h.a.d.e.
Jetzt musste sich KM entscheiden RM bei ihr oder dem Vater? Oder die Kinder aufteilen, so wie bei mir?
Aber sie wollte unbedingt alle Kinder bei sich haben, auch wegen dem üppigen Unterhalt, und beschwert sich aber nun dass sie alles alleine machen muss. Die Kinder allerdings sagen, so fühlen sie sich wohl. Es gibt nur ein zuhause und das ist bei Mama, die die sich immer schon hauptsächlich um sie gekümmert hat.
Wie gesagt, in unserem Fall wäre es nur gegangen, wenn KV weniger hätte arbeiten dürfen (und auch bereit dazu gewesen wäre). Aber das war ja gleich verhindert worden.
Ich bin nach dieser Erfahrung total geläutert von dem angeblich so tollen Wechselmodell.
Meiner Erfahrung nach suchen Kinder nach Halt und Verlässlichkeit und präferieren ein Zuhause.
Das war auch bei einem anderen Teeny so, die hätte ebenfalls die Wahl gehabt alle paar Tage bei Papa zu wohnen. Der hatte in seiner neuen Eigentumswohnung das größte Zimmer für sie eingerichtet und sie insgesamt vergöttert und verwöhnt. Trotzdem fühlte sie sich nunmal bei Mama am wohlsten. Später, mit fast 18 wandelte sich das nochmal und Mama wurde blöd. Da zog sie dann bei Papa ein.
Ohje, deine Erfahrungen machen mir wirklich Angst 😥
Das große Kind fürchtet sich genau davor und sagt eben auch, dass es ein festes Zuhause haben will.
Unsere Kommunikation ist unterirdisch, daher kann ich mir einfach nicht vorstellen, wie es funktionieren soll.
Klar wollen die Kinder das vielleicht nicht, aber sie wollen meist nicht, was sie nicht kennen.
Auch bei meinem Ex und mir liegt der Fokus unterschiedlich. Somit trage ich den "Mental Load" über den Schulaufgabenalltag hinaus auch weiterhin und trotz Wechselmodell und das passt für mich.
Entgegen der Aussage einer anderen TE ist das WM in meiner Bubble sehr verbreitet, ich würde sagen es liegt inzwischen bei 80%. ABER nur bei einer Bekannten hat das Gericht das entschieden (nach 10 Jahren Residenzmodell), bei allen anderen können die Eltern einfach weiterhin miteinander kommunizieren und das ist meiner Meinung nach das A und O! Wichtiger als 30 Minuten Entfernung, wobei ich die auch nicht so prall finde.
Zumindest die Schule und damit die Freunde sollten von beiden Wohnungen/Häusern gleich gut erreichbar sein.
Wurde dein Kind auch gegen seinen Willen ins Wechselmodell geschickt mit 11 Jahren.
Ich finde mit kleinen Kinder geht das vielleicht noch mit Zureden, aber ab einem gewissen Alter haben Kinder ihren eigenen Kopf und ganz klare Vorstellungen.
Die 30km sind eben auch ein entscheidender Faltor, sowie die Tatsache, dass wir nur noch über Anwälte kommunizieren, oder per Mail.
Aber auch per Mail gelingt es nicht Dinge zu regeln. Selbst eine Entscheidung für Weihnachten konnte nicht einvernehmlich gefunden werden.
Alles sehr traurig, aber leider die Realität. Ich habe keine Ahnung, wie das Wechselmodell so funktionieren soll.
Mein Kind war noch so klein: da gab es ein: jetzt ist es so und fertig. Er mag sein Leben aber auch wie es ist. Weil wir Eltern uns einfach mal zusammenreißen.
Ich wollte die Willenserklärung deiner Kinder auch nicht klein reden, sondern nur erklären
Ich seh bei euch auch schwarz, aber es müssen sich beide Elternteile bewegen, ich seh nicht, dass du per se recht hast und kann mir durchaus ein Gerichtsurteil entsprechend fürs WM vorstellen.
Ihr schadet nur den Kindern, wenn ihr euch nicht friedlich einigt.
Aber die Kinder haben es noch nicht ausprobiert, oder,? Finde es schade, dass sie etwas nicht wollen, wo sie nicht einmal ausprobiert haben. Würde es echt ein halbes Jahr probieren. Ich meine dann kann man ja vor Gericht wenigstens guten Willen zeigen und sagen man hätte es versucht . Sobald ich merken würde dass es den Kindern nicht gut, würde ich es abbrechen
Wir hatte es einen Monat und die Kinder fanden es furchtbar. Für die Kinder war es stressig und die Kommunikation ist eben eine Katastrophe. Kind kam dann und sagte Papa hat nix mit mir für die Mathearbeit morgen gelernt etc.
Die schlechte Kommunikation ist aber kein Argument in der Frage des Umgangsmodells.
Beim Residenzmodell ist Kommunikation sogar noch wichtiger. Beim WM sehen beide Eltern die Kinder regelmäßig und bekommen den Alltag der Kinder mit. Das Wechseln ist geregelt, so dass nur noch ein Minimum an Informationen nötig ist.
Kommunikation per Mail reicht dann auch aus. Zugleich ist alles schön dokumentiert.