Hallo ihr Lieben,
ich bin neu im Forum und suche um Rat und Tat.
Mein Exmann und ich sind seit knapp 5 Jahren getrennt und haben einen 7 jährigen Sohn.
Wir hatten eine friedliche Trennung und direkt danach das Wechselmodell. Erst 2/2/3 und dann Woche/Woche.
Mittlerweile hat mein Exmann vor 3 Jahren neu geheiratet und ist mit seiner neuen Frau und deren Tochter zusammengezogen.
Seitdem wurde es immer schwieriger. Bezüglich der Schulwahl unseres Sohnes mussten mein Ex und ich uns fast vor Gericht treffen, allerdings haben wir in letzter Minute eine Einigung gefunden. Es ging darum, dass unser Sohn in dem Ort zur Schule gehen wollte, wo er auch im Kindergarten war (der Ort ist an meinem Arbeitsplatz, der zwischen den Wohnorten vom Vater und mir liegt, wohnen knapp 30 km auseinander). Der Vater wollte, dass der Kleine an seinem Wohnort zur Schule geht, allerdings hat er dorthin keinerlei Bezug. Naja wie dem auch sei, mittlerweile ist der Zwerg an seinem Wunschort eingeschult worden.
Durch den ganzen Schulstress hat sich aber immer mehr rauskristallisiert, dass der Kleine lieber mehr bei mir leben wollte und auf das Wechselmodell keine Lust mehr hatte.
Mir ist aber ein regelmäßiger Kontakt zum Vater super wichtig, da ich selbst keinen Kontakt zu meinem Vater habe und es besser machen will. Außerdem arbeite ich ebenfalls Vollzeit.
Wir haben uns dann auf ein "erweitertes" Wechselmodell entschieden. Das Kind ist jetzt immer 2 Wochen bei mir und dann eine Woche beim Vater. Also sozusagen 2/3 und 1/3.
Aber auch das boykottiert der Kleine jetzt schon seit längerem. Er sagt er fühlt sich beim Papa nicht so wohl, würde mich extrem vermissen und würde das so nicht aushalten.
Mein Sohn hat aber einen tollen, engagierten Vater. Ich denke, dass Problem ist die neue Frau meines Ex. Beim letzten Wechsel letzten Freitag lief es erstaunlich gut. Ausnahmsweise keine Tränen beim
Abschied von ihm und mir.
Jetzt ist es aber am Samstag morgen zu Hause bei meinem Ex eskaliert.
Weil mein Sohn sich wohl nicht so ganz gut gefühlt hatte, sind die ursprünglichen Pläne von meinem Ex und seiner Familie auf der Kippe gestanden. Was dann als Resultat die Stiefmutter zum Ausrasten brachte. Sie rastete wohl so aus, dass mein Sohn anfing zu weinen und als sein Vater ihn verteidigte, hat der auch noch ne Backpfeife kassiert. Also mein Ex von seiner Frau...
Naja, sie hat die beiden dann praktisch rausgeworfen und mein Ex hat das Kind dann zu mir gebracht. Der Kleine möchte nun als Resultat wohl endgültig nicht mehr zu seinem Vater, eben wegen der Stiefmutter und deren Verhalten. Was ich auch gut nachvollziehen kann.
Mein Ex und ich stehen jetzt da und wissen tatsächlich nicht mehr weiter. Paradoxerweise können wir ja mittlerweile wieder gut miteinander kommunizieren, aber die Stiefmutter und unser Sohn können irgendwie gar nicht mehr miteinander. Mein Ex versteht es nicht, beschreibt mir unseren Sohn bei sich immer ganz anders, als wie ich ihn erlebe.
Möchte eigentlich nicht, dass die beiden sich verlieren.
Mein Ex verhält sich eigentlich wie ein typisches "Missbrauchsopfer" Am Samstag als er bei mir war, war er nur ein Schatten seiner selbst (er brauchte mir das Kind ja, weil er ihn schützen wollte), aber heute am Telefon gibt er teilweise schon wieder dem Kleinen die Schuld am Verhalten seiner Stiefmutter.
Ich weiss echt nicht mehr weiter…
Wäre wirklich froh um jeden Ratschlag wie es weiter gehen kann.
Mein Sohn mag nicht mehr zum Papa
Das klingt so ein bisschen nach einem Thema für eine Familienberatungsstelle? Eine Backpfeife ist ja schon echt nicht normal. Das ist eine Gewaltausübung gegen den KV. Gewalt ist egal in welcher Form ein No Go. Aber wie bei jedem Gewaltopfer, ist es für das Opfer natürlich auch schwer sich zu schützen und zu verteidigen. Gerade für Männer ist das glaube ich noch mal ein ganz heikles Thema aufgrund des Männerbildes der Gesellschaft. Sie sind eben stark usw.
Aber am Ende bist du nicht für deinen Ex Zustand, sondern für euer Kind. Und es ist eine Kindeswohlgefährdung, wenn Kinder zusehen müssen wir einem Elternteil gegenüber Gewalt ausgeübt wird.
Es mag sein, dass ich jetzt übertreibe, aber eine Backpfeife wird ja nicht einfach so aus dem Nichts kommen und es bleibt vermutlich auch nicht dabei.
Ich stimme ebenfalls dafür, dass dein Sohn da erst mal nicht mehr hingeht. Er äußert klar, dass er das nicht will und die Gründe sind absolut verständlich.
Aber natürlich sollten Wege gefunden werden, Papa und Sohn dennoch gemeinsame Zeit zu ermöglichen.
Genau hier würde ich mit deinem Ex nach Lösungen suchen. Er will sicher auch nicht auf sein Kind verzichten.
Gibt es Möglichkeiten, dass er das Umgangsrecht woanders wahrnimmt?
Und dann würde ich erwarten, dass er nach sinnvollen Lösungen sucht, um die Situation zu Hause wieder hinzubiegen.
"Mir ist aber ein regelmäßiger Kontakt zum Vater super wichtig, da ich selbst keinen Kontakt zu meinem Vater habe und es besser machen will."
Was mit dir in deiner Kindheit passiert ist, hat nichts mit deinem Kind zu tun.
Dein Mitgefühl ehrt dich, aber trenne das.
Ich habe das Gefühl, ihr verliert beide den Jungen aus den Augen. Du gibst ihn bewusst in eine Familie, in der Gewalt zur Tagesordnung gehört?
Wie wäre es dir denn gegangen, hätte dein Ex-Partner seine Frau geohrfeigt? Hättest du seine Wohnung immer noch als sicheren Platz für euren Sohn gesehen?
Nur weil eine Frau zuschlägt, macht das die ganze Sache nicht weniger Problematisch.
Ich würde allerdings keine Umgänge ohne Absprache aussetzen sondern schnellstmöglich beim Jugendamt um Rat fragen, fragen ob man hier schon von Kindeswohlgefährdung sprechen kann und ob das Auswirkungen auf die Umgänge haben sollte.
Viel Kraft für den neuen Kampf.
Meine - zugegebenermaßen abenteuerliche - Hypothese:
Dein Sohn verhält sich beim Vater, der Ehefrau und seiner Stiefschwester „unkooperativ“ und sorgt so für Spannungen zwischen dem Ehepaar.
Wenn es dir tatsächlich ums Kindeswohl geht, dann überprüfe bitte, ob du eine klammheimliche Freude empfindest, dass es beim (labilen) Ex und seiner Neuen aus dem Ruder läuft. 😉
Wenn dein 7jähriger es schafft, diese Beziehung zu torpedieren, dann warte mal ab, wie es DIR geht, wenn der 17 ist.
Hallo
Also mal unabhängig davon, dass das Verhalten des Kindes keine Gewaltausbrüche der Stiefmutter rechtfertigt und Kinderverhalten immer ein Symptom aber nie Ursache ist, möchte ich den Gedanken von dir gern aufgreifen.
Wir hatten gestern zu Hause auch die Situation, dass mein Sohn sehr aufdreht, wenn mein neuer Partner bei uns ist. Er kommt seit 3 Monaten mehr oder weniger regelmäßig vorbei und nun kommt langsam die Phase, in der er als ein weiterer Teil des Alltags angenommen wird und sich mein Sohn nicht mehr ultraangepasst verhält, sondern seine Anspannung, die die neue Situation hervorruft durch dieses Aufdrehen abbaut.
Ich kenne meinen Sohn so eigentlich nicht. Das aktuelle Verhalten kenne ich nur aus früherer Zeit, als mein Noch-Mann bei uns lebte und den ganzen Tag der Fernseher lief und mein Sohn seine Energie nicht loswerden konnte.
Also, ich möchte dazu sagen, dass sich die Kinder mit Sicherheit in einer anderen Umgebung deutlich anders verhalten können, als man es kennt. Wobei ich destruktives und unkooperatives Verhalten eher dahin verorte, dass Spannung erlebt wird, die nicht abgebaut werden kann.
So, wie die TE es beschreibt, gibt es eine enorme Diskrepanz zwischen dem Alltag in ihrem Haushalt und im Haushalt der Familie ihres Expartners. Das ist jetzt nicht wirklich ein Grund für Konfliktpotential, aber ich kann mir vorstellen, dass es große Probleme gibt, wenn die grundsätzliche Haltung gegenüber dem Kind in beiden Haushalten stark auseinander geht.
Also im Haushalt der Mutter wird das Kind als Kind wahrgenommen und darf so sein, wie es ist und im Haushalt des Vaters herrscht eine eher feindselige Haltung beim Thema Kindererziehung (so nehme ich es aus der Beschreibung wahr) und das Kind hat einfach zu machen, was die Eltern wollen.
Interessante Sichtweise. Aber nein. Ich möchte, dass mein Ex eine gute Beziehung führt und glücklich und zufrieden ist. Denn zufriedene Eltern, haben meist zufriedene Kinder. So sehe ich das.
Hallo zusammen,
erstmal vielen lieben Dank für die vielen Antworten.
Gestern am späten Nachmittag rief mich tatsächlich die Stiefmama meines Sohnes an.
Sie sagte mir, dass ihr der Disput von Samstag schwer im Magen läge und es ihr sehr leid tue.
Sie berichtete mir, dass sie sich sehr auf den Samstag gefreut habe, weil sie als Familie etwas tolles unternehmen wollten.
Unser Sohn wusste nicht was unternommen werden sollte.
Als er dann sagte dass er Bauchweh habe, sagte die Stiefmutter, dass sie das schade fände, denn so könne er nicht mit zu dem geplanten Indoor Spielplatz. Daraufhin stellte sich eine emense Besserung beim Kind ein, die dann leider das Fass zum überlaufen brachte und die Situation eskalieren lies.
Das das alles falsch war, sieht sie ein und es tut ihr unglaublich leid. Sie sagte mir weiter, dass sie unseren Sohn als ihr Bonuskind sehe und ihn wirklich gern habe. Sie gebe ihm auch immer das Gefühl, dass sie zwar nicht seine Mutter sei, aber doch immer für ihn da. Ich glaube ihr das. Allerdings ist es so, dass sie seit der Einschulung des Kindes bemerkte, dass er auf einmal eine massive Wand ihr und dem gegenüber aufgebaut habe. Er blicke ihnen nicht mehr in die Augen, sei komplett zurück gezogen etc.
Bei mir ist er so absolut gar nicht. Ich weiss, dass mein Ex und seine Frau in der Vergangenheit schon sehr oft Streitigkeiten hatten. Im Gespräch mit meinem Ex heute erklärte er mir, dass er sich seit langer Zeit total zerissen fühle, weil er es niemandem Recht machen könne. Er meinte damit nicht mich, sondern seiner neuen Familie und unserem Sohn. Er wirkte wieder sehr instabil und regelrecht verzweifelt.
In mir kommt das Gefühl auf, dass unser Sohn diese Instabilität natürlich bemerkt.
Auf Grund seiner Einschulung im September hat sich bei ihm eh schon so viel geändert. Aus dem Kindergartenkind wurde ein Schulkind, sein Leben ist auf einmal ganz anders. Da bin ich wohl aktuell seine Konstante. Ich lebe mit ihm alleine, hab mit nix und niemandem Stress und bin vom Typ her ziemlich grundentspannt.
Wie seht ihr das? Könnte das der Grund sein?
LG Nalahja
Mir würde ihr Statement gar nicht gefallen.
Auf den ersten Blick geht sie auf dich zu- aber dann ist die häusliche Gewalt ein "Disput", also ein Streitgespräch und irgendwie ist ja dein Sohn das Problem, weil er ihre Freude auf den tollen, nur für ihn geplanten Ausflug enttäuschte, weil er Bauchweh simuliert, was die Situation zur Eskalation führte .
Dann spricht sie von Differenzen mit dem Kind, die auf der Seite des Kindes liegen.
Nee, da bin ich raus. Mir fehlen da echte Reflexion und Einsicht und auf mich wirkt es so, als wolle sie die Wogen glätten, ohne sich selbst einen Schuh anzuziehen. Dabei ist die Gewalt gegen deinen Ex vor den Augen deines Kindes ganz alleine ihre Verantwortung und ganz sicher nicht mit simuliertem Bauchweh deines Kindes zu erklären.
Wenn es zuvor schon lautstarke Konflikte zwischen deinem Ex und ihr gab, ist diese Gewalt nicht vom Himmel gefallen.
Sein Verhalten spricht auch Bände. "Er kriegt, was er will" ist für mich auch eine Haltung- puh. Auf mich wirkt es, als wäre das Kind der Sündenbock für die Beziehungsprobleme der Erwachsenen. Ich finde die Bedürfnisse des Kindes völlig normal- von Exklusivzeit, die er gerne mit seinem Vater hätte angefangen. Wieso sollte das gegenüber seiner Partnerin und deren Tochter nicht zu rechtfertigen sein?
Ihm werden ganz normale Bedürfnisse negativ ausgelegt. In diesem ganzen Gerede fehlt mir einfach der Blick aufs Kind. Wieso spricht es von Bauchweh, wieso guckt es sie nicht mehr an?
Ich wäre da raus und würde im Jugendamt um Mediation bitten und dafür sorgen, dass die Zustände dokumentiert und der Vorfall aufgearbeitet werden.
Wenn Sie schon vor dem Kind zuschlägt, ist ihre Hemmschwelle schon tief (gesunken).
Die Bedürfnisse eures Kindes fallen in dieser Darstellung auch komplett hintenrüber.
Ansonsten liefert die Stiefmutter ja schon genug weitere Argumente für eine professionelle Beratung/Mediation: Sie nimmt Veränderungen in Verhalten des Kindes wahr, die geklärt werden sollten.
ich finde, schokofrosch hat das ganz gut zusammengefasst.
Ein Gedanke noch von mir:
Mein Sohn neigt dazu, bei Konflikten Bauchweh zu entwickeln. Das ist bei schönen Ereignissen dann auch weg.
Aber er erlebt das Bauchweh. Er simuliert nicht.
Einem 7jährigen aktives Simulieren vorzuwerfen ist ein absolut unangemessener Ansatz.
Die Beschreibung der Reaktion von der Stiefmutter hat nen ziemlich fiesen Dr. Jekyll und Mr. Hyde Beigeschmack.
Wer sich nach einer Backpfeife nicht trennt, dem ist nicht zu helfen. Erst recht nicht wenn das eigene Kind dabei zusieht
Bin da radikal, dass muss man sich weder als Mann noch als Frau gefallen lassen. In jeder Firma ist das nen Kündigungsgrund, deshalb wäre es das auch für mich in der Partnerschaft.
Dein Kind kannst du da nicht mehr hinlassen, bis diese Frau dort nicht mehr ist. Ich würde den Ex vorschlagen, sich allein mit dem Kind an einen neutralen Ort zu treffen oder eben bei dir.