Hallo!
Unser Sohn ist 12. Vor einem Jahr habe ich mich von meinem Mann getrennt.
Wir sind ein hochstrittiges Paar.
Ich habe meinem Sohn zuliebe mit meinem Noch-Mann ein Wechselmodell erarbeitet. Seit Januar wechselt unser Sohn zwischen uns.
Ihm geht es nicht gut.
Jeden Montag (Wechseltag) hat er Migräne. Heute schon am Sonntag.
Ich habe gefragt, ob es ihm mit einem anderen Wechseltag besser gehen würde. Das hat er verneint. Er möchte gar nciht wechseln. Aber er kann sich nciht entscheiden. Der Satz tat mir richtig weh. Unser Sohn soll sich nicht entscheiden müssen.
Mir tut mein Sohn gerade unheimlich leid. Wie kann ich ihm helfen? Nestmodell geht nicht. Eben wegen der Hochstrittigkeit und auch aus finanziellen Gründen.
Einen Abbruch des Wechselmodells zurück zum Residenzmodell halte ich für äußerst problematisch. Zum einen mag sein Vater ihn nicht ständig bei sich haben, ihn überfordert schon, dass er 14tägig für eine ganze Woche Vater ist. Und zum anderen muss unser Sohn befürchten, dass er von seinem Vater verstoßen wird, wie sein großer Bruder, wenn er sich nicht zu ihm bekennt...
Ich gebe mir unheimlich Mühe, unserem Sohn das Gefühl zu geben, dass er beim Papa genauso gut aufgehoben ist, wie bei mir, aber sein Vater leistet sich immer wieder Dummheiten, Ungenauigkeiten, Nachlässigkeiten unter denen unser Sohn am Ende leidet und ich möchte diesen Mann nicht in Schutz nehmen. Ich halte mich ganz sehr mit Kritik zurück, aber dass mich manches wütend macht, kann ich nciht immer verbergen.
Wie helfe ich unserem Sohn beim Wechsel?
Psychologe möchte er noch nicht. Wir hängen bei einer Therapeutin in der Pipeline, aber er möchte erst mal nicht.
Ende März haben wir ein Gespräch bei der Beratung. Da werde ich das ansprechen, aber ich weiß nicht, wie ich es unserem Sohn leichter machen kann. Am Papa unseres Sohnes kann ich nichts ändern. Der ist so und bleibt so.
Kind leidet unter Wechselmodell
Als Ergänzung:
Ich habe meinem Sohn den Vorschlag gemacht, dass ich seinen Papa frage, ob es für ihn okay wäre, wenn ich unseren Sohn morgens zur Schule bringe - es wäre auf dem Weg und unser Sohn hat schon mehrfach geäußert, dass es ihn belastet, dass sein Papa ihn morgens weckt und dann sofort zur Arbeit fährt. Er ist nicht gern morgens alleine, hat das dem Papa auch gesagt, aber der frühstückt halt auf Arbeit.
Nun, sein Papa will nicht, dass ich unseren Sohn morgens zur Schule bringe. Dann eben nicht.
Mir tut es weh, dass das Wechselmodell genau zu dem wird, was ich befürchtet habe.
Mein Ex spielt mir unserem Sohn "rent a kid", kümmert sich um nichts, gibt keine Infos weiter und vernachlässigt den Jungen. Als unser Sohn noch im Residenzmodell gelebt hat, war mein Ex der Superdaddy, der immer tolle Sachen mit unserem Sohn unternommen hat, aber jetzt wird nichts mehr unternommen und den ganzen Tag fern gesehen.
Ja, Sohnemann ist 12. Da ist man schon selbstständiger. Aber seit dem Wechselmodell ist er eben wieder sehr anhänglich und ich mache mir unheimliche Sorgen, dass er "kaputt" geht. Unser Sohn ist unglücklich und das tut mir so leid
Mich stresst der Gedanke sehr.
Meine persönliche Meinung ist altmodisch und vielen gefällt das nicht, aber ganz ehrlich, Kinder gehören zur Mutter. Ich würde daher immer gegen ein Wechselmodell sein. Du sagst selbst, dass er vorher immerhin mit eurem Sohn Ausflüge etc gemacht hat und ihm somit mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat. Wechselmodell finde ich auch sehr problematisch, wenn der Kv im Umgang schwierig ist und nicht mitarbeitet. Wäre für mich inakzeptabel.
LG M
"und vielen gefällt das nicht, aber ganz ehrlich, Kinder gehören zur Mutter."
Wie kommst du darauf? Meine Tochter, absolutes Papakind, sowie mein Mann, Vollblutpapa, würden dir beide vehement widersprechen.
Ich glaube eher, Kinder brauchen EIN Zuhause. DEN Ort zum Wohlfühlen. Ob bei Mutter oder Vater ist da für mich gar nciht entscheidend - aber der Gedanke, jede zweite Woche woanders zu wohnen, stresst mich persönlich schon beim Drandenken, und ich bin erwachsen.
Es muss unglaublich stressig sein für ein Kind, jede Woche das Zuhause zu wechseln, sich auf den Gegebenheiten einzustellen, evtl. unterschiedliche Stiefeltern und Geschwister zu haben. Ich könnte mir das für unsere beiden überhaupt nicht vorstellen.
ABER (und das ist halt ein sehr großer Punkt): Wie entscheidet man, bei wem das Kind lebt? Alleine diese Entscheidung treffen zu müssen, würde unseren Sohn komplett fertigmachen. (Schon wenn er sich entscheiden soll, wer ihn ins Bett bringt, belastet ihn das, weil er sich bei der Entscheidung FÜR einen von uns GEGEN den anderen entscheidet. Undenkbar, sich auf Dauer zwichen Mama und Papa zu entscheiden)
Daher wäre ich auf jeden Fall auch gegen ein Wechselmodell. Wüsste aber einfach keine andere Lösung.
Wäre denn eine Rückkehr zum Residenzmodell nicht bei dir möglich?
Ist ausgeschlossen, dass es sich um einen Loyalitätskonflikt handelt?
Ob er eine Therapie möchte oder nicht, hat ein Kind nicht zu entscheiden, sorry, aber nein. Das entscheidet kein 12 Jahre altes Kind. Ich würde definitiv die Therapie beginnen.
Doch, genau das entscheidet auch ein 12 jähriges Kind.
Wozu soll denn so etwas gut sein, wenn das Kind das blockiert?
"Und zum anderen muss unser Sohn befürchten, dass er von seinem Vater verstoßen wird, wie sein großer Bruder, wenn er sich nicht zu ihm bekennt..."
Geht es denn dem großen Bruder so schlecht damit oder ist der fehlende Kontakt zu seinem Vater eine Erleichterung?
Mein Rat wäre, eine Erziehungsberatung oder vergleichbar mit hinzuzuziehen. Dort kann er seine Situation reflektieren.
Wenn er das WM nicht mehr möchte, würde ich ihn dazu ermuntern, das auch mitzuteilen.
Aber ich würde ihn nicht dazu bringen, wie auf Eierschalen um den Vater herumzulaufen, damit er ihn nicht verstößt.
Liebe Grüße
Schoko
Mein Ex schließt unseren großen Sohn seit September systematisch aus, will aber ständig, dass der ihm hilft.
Also er geht mit dem Kleinen auf ein Festival, auf das der Große auch gern gegangen wäre und erzählt dem nichts.
Er informiert den kleinen Sohn, dass die Uroma einen Schlaganfall hatte, aber der Große weiß von nichts.
Die beiden sehen sich regelmäßig in der freiwilligen Feuerwehr, trotzdem redet er kaum mit unserem großen Sohn. Er unterstützt ihn nicht, obwohl der Große neu in der Feuerwehr ist und lässt ihn auflaufen.
Explizit würde er unserem Sohn nie sagen, dass er nichts mehr von ihm wissen will. Er denkt einfach nicht an ihn. Nur, wenn er seine Hilfe braucht. Dann ist er gut.
Unserem Sohn geht es nciht gut damit. Er wendet sich jetzt vermehrt an mich. Wir unterhalten uns jeden Abend über seinen Arbeitstag und was er so am Tag gemacht hat. Der Große hat vor der Trennung nie irgendwas aus seinem Alltag erzählt. Das macht er erst, seit sein Vater ihn so vernachlässigt.
Wir meiden das Thema Papa und Trennung. Ich will ihn nicht zwingen was zu denken, wo er nicht selbst drauf kommt.
Er ist enttäuscht und er versteht nicht, was da passiert. Sein Vater sagt, dass er ihn mag und wie stolz er auf unseren großen Sohn ist, aber es ist für unseren großen Sohn nicht spürbar.
Das habe ich auch erleben müssen und es ist schwer, darauf zu kommen, dass nicht man selbst der Fehler ist, sondern dass der andere den Fehler macht.
Deinen Rat finde ich sehr hilfreich. Wie immer
Danke! Ich bin gerade dabei mir einen guten Plan zurecht zu machen.
Ich finde es erschreckend, dass der Große aus derselben Beziehung wie der Kleine kommt. Ich dachte, er wäre womöglich ein Halbgeschwister. Echt widerlich, sein Verhalten.
Ja, wenn du ihn zur Beratung schickst, nimmst du dich aus der Schusslinie und der Ex kann da nicht mit Bindungsintoleranz oder so kommen. Und der Kleine hat einen neutralen Ansprechpartner. Hat der Kleine vielleicht eine gute Schulsozialarbeit? Es muss schon eine unheimliche Belastung für den Kleinen sein zu sehen, wie der Große leidet.
Ach, danke 😊
Meine Erfahrung ist, dass Kinder das Wechseln an sich hassen, nicht zwangsläufig das ganze Modell. Mein Sohn war an Wechseltagen immer extrem schlecht gelaunt. Wir haben die dann sehr bewusst positiv gestaltet - etwa dass das Elternteil, zu dem er gewechselt ist, ihn abgeholt hat und sie auf dem Weg noch was schönes gemacht haben. Da kann man sich viele Dinge überlegen. Wichtig war bei uns auch, dass die Sachen, die er gern bei sich hatte, auch verlässlich mitgewechselt sind.
Du wirst in eurer Konstellation ja die Aufgabe des Modells eher nicht erreichen. Da würde ich lieber Kraft in die Ursachenforschung stecken, warum diese Tage so unangenehm sind, und dort nach Lösungen suchen. Alles, was auf deiner Seite auf das ganze Modell als Ballast noch obendrauf kommt (der Ex ist ungenau, dumm, kümmert sich nicht) müssen da nicht zwangsläufig eine Rolle spielen. Bisher hast du ja auch immer geschrieben, dass dein Sohn das Modell will und damit auch klarkommt.
„Wie helfe ich unserem Sohn beim Wechsel?“
Vielleicht wäre es sinnvoll, dem Wechselmodell eine Chance zu geben, Gelassenheit vorzuleben und nicht bereits nach kurzer Zeit die Kopfschmerzen zu pathologisieren.
Wenn ich es recht verstehe, seit ihr beim kleinen Sohn (12) auf das Wechselmodell gewechselt. Alle 2 Wochen 1 Woche? Der Große lebt nur bei dir? Ohne Umgang? Und der Vater hat irgendwas zum Großen gesagt, sodass dieser jetzt vom Vater gemieden wird. Also hat der Vater sich gegen seinen Sohn, auf Grund dessen Entscheidung zum Umgang, gestellt? Das ist das Problem. Der Vater macht seinen Sohn fertig! Er schadet ihm. Und ich würde das auch deinem kleinen Sohn sagen! Er ist nicht dafür verantwortlich, dass sein Vater sich gut fühlt. Er ist nämlich das Kind. Und der Vater hat dafür zu sorgen, dass es seinem Kind gut geht!
Und Mut diesem Wissen würde ich das Kind nochmal fragen, bei wem es wohnen will und wann und wo es wechseln will. Er ist 12! Er wird Gott sei Dank! endlich berücksichtigt wenn er seine Meinung kund tut. Bestärke ihn darin. Oder mach es am Besten gemeinsam mit dem JA oder einer Beratungsstelle.
Du hast schon sehr gute Antworten erhalten. Alles in dir sträubt sich dagegen, den Sohn zum Vater zu geben. Darüber streust du oberflächliche Ermutigung und Harmonie. Du selbst lässt beim Wechseln den Sohn nicht los - du ringst dir mühsam ab, ihn in eine aus deiner Sicht sehr suboptimale Welt zu entlassen, in der die nächsten 7 Tage hoffentlich keine Bomben hochgehen und der Sohn unverletzt bleibt.
Dein Sohn spürt erstens, dass du innerlich ganz anders fühlst, als du nach Außen vorgibst. Das ist für Kinder wirklich schädlich, weil das, was sie authentisch an Stimmungen und Gefühlen wahrnehmen, nicht das ist, was die Erwachsenen als „offizielle Story“ verkaufen. So „lernen“ sie leider, ihren eigenen Gefühlen nicht zu vertrauen.
Zum Zweiten steckt dein Sohn schon bis über die Ohren im Loyalitätskonflikt. Dein Groll, des Vaters Groll, der große Bruder, gegenseitige Verurteilung auf allen Seiten - er kann es nur falsch machen, irgendwem fällt er immer in den Rücken.
Ich würde dir ganz stark ans Herz legen, daran zu arbeiten, deinen Sohn loszulassen beim Wechsel und ihn jeweils in seine Beziehung/Zeit beim Vater gehen zu lassen. Jeder Gedanke, den du an das Wie, Wo, Was, Warum des Vaters und beim Vater verschwendest, bist du sozusagen schon auf dem Holzweg.
Wenn dein Sohn wechselt, geht er zu seinem gleichwertigen Elternteil. Das liegt außerhalb deines Zuständigkeitsbereichs - auch gedanklich. Du überschreitest Grenzen. Das Vater-Sohn-Ding geht dich nichts an. Not your circus, not your monkey.
Ich beschreibe das hier sehr deutlich - an deiner Reaktion (falls zb Wut, Empörung, Panik o ä hochsteigen) auf dieses Bild erkennst du, wie du wirklich zum WM und Vater stehst. Und sei dir gewiss, dass dein Sohn genau spürt, wie du innerlich stehst.
Du wünschst dir intellektuell, dass dein Sohn sich nicht entscheiden muss. Das bedingt aber, dass du dich nicht über den Vater stellst, ihn insgeheim als nicht validen, unverlässlichen Elternteil beurteilst, sondern den Sohn „in die Arme des Vaters loslässt“. Du musst den Vater nicht gut finden. Aber du musst dich raushalten lernen - symbolisch und konkret. Nur wenn du als Mutter hälftig einen Schritt zurücktrittst, kann der Vater parallel da sein und dein Sohn kann irgendwann wirklich beide haben - statt wie jetzt nahezu keinen (weil er nicht losgelassen wird).
Leicht gesagt, langer Weg. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Du bist eine sehr starke und emphatische Frau!
Mega Antwort... du könntest die Psychologin sein, die ich damals gefragt hab
Perfekt auf den Punkt gebracht...
<<<So „lernen“ sie leider, ihren eigenen Gefühlen nicht zu vertrauen.<<<
<<<Nur wenn du als Mutter hälftig einen Schritt zurücktrittst, kann der Vater parallel da sein und dein Sohn kann irgendwann wirklich beide haben - statt wie jetzt nahezu keinen (weil er nicht losgelassen wird).<<<
Hierzu ergänze ich noch, dass das wirklich ein Problem ist. Denn das Kind ist somit alleine mit seiner gefühlten Realität, die es ja angeblich nicht gibt, da nach Außen hin von den Erwachsenen etwas anderes gezeigt wird, als auf der emotionalen Ebene transportiert wird.
Und das ist blöd....denn es ist blöd, wenn Kinder alleine sind mit ihren Gefühlen. Wenn sie sie nicht thematisieren können, weil es das Gefühlte ja angeblich nicht gibt.
Und der Sohn könnte auch nicht gefahrenlos ansprechen, wenn in einem Elternhaus etwas nciht passt. Weil es immer eine zu heftige Reaktion erwarten müsste und Sorgen haben müsste was sich da draus entwickelt. Also, wenn der Sohn eigentlcih mal gerne mit Mama besprechen würde, dass es am WE doof war bei Papa, weil.....dann kann er das nicht gefahrenlos tun, weil nicht abzusehen ist, was für ein Fass Mama da draus macht. Wie sehr Mama aufspringt und durchblicken lässt, wie doof Papa ist usw. Am Ende spricht sie Papa sogar an und es gibt Streit...also lieber Mund halten und mit sich selbst ausmachen...