Liebe Leute,
leider bin ich vor einigen Wochen alleinerziehend geworden. Mir fällt die neue Lebenssituation sehr schwer, ich bin sehr gebrochen und bin nur im Überlebensmodus.
Ich werde in nächster Zeit vermutlich nicht umziehen, aber mein Ex zieht aus unserer bisherigen Wohnung aus und ich werde mich auf die neue Situation und die viele Zeit allein mit unserem Kind einstellen müssen.
Es ist leider so, dass ich so gut wie keine Unterstützung habe. Mein Ex wird unser Kind immer wieder nehmen aber den Großteil der Betreuung übernehme ich.
Ich studiere und ich habe Sorge davor, dass ich nicht Ansatzweise die Leistungen erbringen kann die ich eigentlich müsste um weiter Bafög finanziert zu werden. Auch die Zeit des Umzugs meines Ex Partners nächsten Monat wird für mich emotional zermürbend sein. Meine Konzentrationsfähigkeit derzeit ist so, dass ich nicht mal einen kurzen Textfragment verstehen kann. Ich bin extrem verlangsamt im Kopf und das Denken und Unterhaltungen fallen mir derzeit häufig schwer. Immer wenn ich schwierige Lebenssituationen bewältige, habe ich mit völligem Appetitsverlust zu kämpfen. Ich denke, dass das mich auch ziemlich schwächt aber ich bekomme einfach wirklich nichts rein. Aus all diesen Gründen habe ich Sorge davor, dass das nächste Semester eine einzige Qual für mich werden würde wenn ich neben den ganzen Belastungen auch noch für Prüfungen, Referate und co lernen muss.
Andererseits habe ich auch Sorge davor zu wenig kognitiv beansprucht zu sein wenn ich ein halbes Jahr aussetze, weil mir die alleinige Kindeserziehung noch nie besonders gut getan hat und ich da einfach zu wenig Input hatte. Gleichzeitig möchte ich auch einfach in meinem Studium vorankommen, ist als Alleinerziehende auch ganz beruhigend sich vorzustellen, dass ich vorankommen würde.
Also ich weiß nicht was ich machen soll. Ich weiß auch nicht wie ich mich in einem Monat (Semesterbeginn) fühlen werde. Kann ich garnicht einschätzen.
Was denkt ihr...?
Alleinerziehend geworden - Urlaussemester nehmen?
Hallo,
tut mir leid, dass du derzeit in dieser emotional schwierigen Lage bist.
An meiner alten Uni gibt es eine psychologische Beratungsstelle, sowas müsste es eigentlich an jeder Uni geben.
Vielleicht solltest du dich dorthin wenden.
Die können dich bestimmt auch gut beraten, was für dich / dein Studium ein Urlaubssemester bedeuten würde.
Erstgespräch ist hier mittlerweile auch per Videochat möglich.
Hey, ja ich habe schon eine psychologische Beratung wahrgenommen und bin weiterhin dort. Leider hat es nicht so sehr bei der Entscheidung geholfen. Es gibt für mich für beide Optionen Vor und Nachteile und nichts überwiegt für mich deshalb bin ich so unentschlossen.
Geh mal noch zur Caritas oder Diakonie. Vielleicht können die dir noch wegen Kinderbetreuung helfen und haben eine Treff für Alleinerziehende. Der Austausch mit anderen hilft, mit der Situation besser klar zu kommen.
Ich würde, falls noch nicht geschehen, Folgendes tun:
- Beim Bafög-Beauftragten fragen: Was bedeutet ein Urlaubssemester im Hinblick auf Bafög und im Hinblick auf die Möglichkeit, weiterzustudieren? Darf ich im Urlaubssemester eventuell kulanzhalber 1-2 Veranstaltungen besuchen? Wenn das nicht der Fall ist:
- Bei Lehrenden fragen: Darf ich mich in Veranstaltungen einfach dazu setzen und die zugehörigen Prüfungen dann im nächsten Semester ablegen? (Also entspannt Vorarbeit leisten im Rahmen des dir Möglichen)
- Bei der Gleichstellungsbeauftragten fragen: Welche Möglichkeiten der Kinderbetreuung bietet die Uni? (Auch mal Kurzzeitbetreuung abchecken). Können eventuell Kontakte vermittelt werden zu Studierenden in einer ähnlichen Situation, die an einer geteilten Betreuung interessiert wären? Gibt es Uni-Kindergärten und eventuell auch eine bevorzugte Aufnahme von Kindern Alleinerziehender?
- Gibt es eine Stelle an der Uni, die "Studieren mit Beeinträchtigung" oder so ähnlich heisst? Die könnten auch Ansprechpartner sein, konkret unterstützen diese Stellen Studierende, die krankheitsbedingt Nachteile erleiden könnten (also hier geht es nicht um den Aspekt "alleinerziehend", sondern um den Aspekt "psychische Beeinträchtigung").
Alles Gute dir.