Darf ich so fühlen? Enttäuschung? Wut?

Hallo Zusammen,

Weil mich dieses Thema so sehr beschäftigt, habe ich mir extra einen Account angelegt, weil ich in diesem Forum schon oft hilfreiche Beiträge und Antworten gefunden habe. :)

Also folgendes:
Ich lebe seit 7 Jahren vom Vater meiner Tochter (9) getrennt. Sie ist regelmäßig bei ihm, was ihr mal mehr mal weniger Freude bereitet. Oft sagt sie, sie möchte nicht hin, Papa wäre eh nicht da. Er arbeitet neben seinem Hauptjob viel und meine Tochter ist dann häufig bei seinen Eltern. Wobei auch dort noch 2 andere Kinder sind, die seine Mama betreuen muss und so dort nichts bestimmtes mit den Kindern gemacht wird.

Ich kümmere mich vollständig alleine um schulische Dinge, Verabredungen mit Freundinnen und sogar um die Geburtstage die auf sein Wochenende fallen (Kind hinfahren, abholen, zu Papa bringen und Geschenk besorgen). Wenn meine Tochter eine Klassenarbeit schreibt, dann geht sie nicht zu ihm, weil er nicht mit ihr lernt/lernen kann. Wenn sie dort Hausaufgaben macht, werde ich angerufen, falls sie Hilfe benötigt.

Alles in allem ist das für mich okay, auch wenn jetzt hier jemand sagt "er hat auch Verantwortung". Ich möchte mich darüber nicht beschweren.

Aber jetzt irgendwie doch.... und das belastet mich, weil ich meine Gefühle als falsch empfinde. Meine Tochter möchte nun an einem bestimmten Tag zu ihm, das wäre aber mein Wochenende (sonst kein Problem, aber es ist kein alltäglicher Tag) und ich hätte diesen besonderen Tag gerne mit ihr verbracht, weil es jedes Jahr abwechselt. Ihr Vater hatte sie aber gefragt, sie hat ja gesagt und dann haben die beiden mich angerufen um mich darüber zu informieren. Und irgendwie macht mich das wütend, wollte ich doch mal diesen Tag mit meinem Kind verbringen, was schönes machen, was spaßiges, nicht immer nur den schnöden Alltag den man mir da überlässt. Ich bin wütend, enttäuscht, fühle mich ausgenutzt. Es ist so blöd, ich weiß.

Für diesen Tag muss auch wieder was gekauft werden und ich weiß jetzt schon, dass ich das trotzdem machen muss. Wie jedes Jahr, denn "Papa kauft mir niemals das schöne, der kauft dann was doofes Mama". Und auch das sehe ich irgendwie nicht ein.

Genug geschrieben, ich fühle mich furchtbar, bitte sagt mir, dass ich mich beruhigen soll. Bitte holt mich zurück auf den Boden der Tatsachen.

Aber bitte bleibt freundlich :)

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Moin,

kein Gefühl ist falsch, du darfst alles fühlen, und hier konkret verstehe ich dich, glaube ich.

Du machst alles, auch in seiner Umgangszeit, die eigentlich deine freie Zeit zum Durchatmen wäre. Du beschwerst dich nie, du funktionierst immer. Dabei gärt es in dir, weil du weißt, dass dein Ex es sich auf deine Kosten leicht macht. Aber du schluckst das runter, beißt die Zähne zusammen und machst. Und jetzt will deine Tochter den speziellen Tag, auf den du dich gefreut hast und den du mit deiner Tochter genießen wolltest, mit ihrem Vater verbringen. Das fühlt sich für dich doch sicher wie eine Ohrfeige an!

Wie reagieren? Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, wenn deine Tochter ein wenig gründlicher als ohnehin schon hinter Papas Maske schauen müsste; so sehr klein ist sie nicht mehr, sie wird die Wahrheit verkraften. Nimm doch diese Sache als deinen Startschuss, dich aus seinen Umgangszeiten zurückzuziehen: "Für diesen Tag muss auch wieder was gekauft werden und ich weiß jetzt schon, dass ich das trotzdem machen muss. Wie jedes Jahr, denn "Papa kauft mir niemals das schöne, der kauft dann was doofes Mama". - Das würde ich kurz vor dem Tag (der Vater soll ruhig in Stress geraten!) ganz freundlich ansprechen und ihn daran erinnern, dass er sich um die nötigen Besorgungen für SEINEN Tag mit seiner Tochter kümmern muss. Du wirst ihm das sicher eurer Situation entsprechend begründen können, und er soll sich zukünftig immer um das kümmern, was in seiner Zeit anfällt. Ja, deine Tochter wird möglicherweise enttäuscht sein. ABER: Sie ist schon neun Jahre alt. Sie weiß, dass sie mit Papas Art, die Dinge zu regeln, nicht immer zufrieden ist. Sie hat sich gewünscht, euren Tag lieber mit Papa zu verbringen. Ihre Enttäuschung hast also nicht du verursacht, sondern erstens, was für sie vorhersehbar war, Papa und zweitens ihre eigene unglückliche Entscheidung.

Und du? Du machst irgendwas, bei dem du kein Handy dabei hast und was man mit Kind eher nicht machen kann (gerne was, bei dem ein Glas Prosecco eine Rolle spielt 😅). Du atmest einfach mal durch an einem kindfreien Tag. Du funktionierst mal nicht, du schluckst nichts runter, und du beißt nicht länger die Zähne zusammen. Und dann stick dir auf dein Kopfkissen "Ich hole nicht mehr für andere die Kohlen aus dem Feuer!".

LG, Kate

(Edit: Tippfehler)

Bearbeitet von katedublin
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Tolle Antwort 😃

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Oh, danke!

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Natürlich darfst du so fühlen. Ich kann deine Haltung gut nachvollziehen und sehe auch das Problem: Du bist für alles Mögliche zuständig und gefühlt pickt er sich die Rosinen heraus.

Was wäre denn gewesen, wenn du die Bitte bei dem Anruf abgelehnt hättest? Hast du demnach dein Einverständnis erklärt, dass deine Tochter dein Wochenende mit ihrem Vater verbringt?
Wahrscheinlich warst du überrumpelt, nicht wahr?

Ich denke, ich hätte die Entscheidung vertagt und erst einmal mit dem Vater allein gesprochen. Es ging ja nicht darum, dass deine Tochter dich ausspielen wollte, wenn ich das richtig verstanden habe, sondern dass sie von ihrem Vater gefragt wurde.

Habt ihr zu Hause einen Kalender, wo die Einteilung der Wochenenden sichtbar markiert ist? Falls nicht, würde ich zukünftig deiner Tochter so transparent machen, wann sie bei wem ist und dass dies auch bei deinen Wochenenden fest geplant ist.
Könnt ihr euch den besagten Tag trotzdem noch irgendwie einteilen, dass sie einen Teil davon bei dir verbringt, sozusagen als Kompromiss?

Fühl dich mal gedrückt!

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Erstmal ganz lieben Dank für diese Antwort ♡
Da kamen ein paar Tränchen, weil ich mit Verständnis kaum gerechnet habe.

Ich war überrumpelt ja und zum anderen hat sie selbst am Telefon gesagt, dass sie möchte. Sie kannte natürlich die Alternative nicht und ich denke auch nicht, dass sie ausspielen wollte. Wie du schon sagst, er hat sie gefragt, tolle Dinge gesagt, sie sagt ja und dann rufen wir mal Mama an. Ich habe ihm alleine danach auch gesagt, dass ich gerne vorher mit ihm gesprochen hätte und nicht so. Aber ich tue mich immer schwer damit nein zu sagen weil sie so oft nicht zu ihm möchte und ich trotzdem immer wieder versuche sie positiv zu bestärken. Man hat schließlich nur einen Papa.

Die Alternative wäre tatsächlich nur, dass wir (mein Partner und ich) dorthin mitgehen. Es ist noch etwas Zeit, evtl wäre das die Lösung, die dann für alle in Ordnung ist, wenn auch nicht meine Wunschvorstellung.

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Du machst das ganz toll und ich kann herauslesen, dass du nur das Beste für deine Tochter willst. Als Alleinerziehende/Patchworkfamilie hat man viele Dinge zu regeln und zu stemmen, ich kann verstehen, dass das manchmal sehr herausfordernd ist und du vermutlich oft deine Gefühle und Bedürfnisse zurückstellst.

Aber: Deine Tochter scheint ein tolles Verhältnis zu dir zu haben. Sie hat Vertrauen zu dir, wenn sie dir erzählt, dass sie manchmal nicht zum Papa möchte. Du kannst sie motivieren hinzugehen und das Schöne an den Papa-Wochenenden zu sehen. Damit tust du ganz viel für deine Tochter. Das ist so viel wert!

Deine Lösung, die du für den Tag gefunden hast, ist gut. Und das nächste Mal wappnest du dich für solche "Überfälle" seitens des Vaters und erklärst deiner Tochter vor dem Besuch, was du an deinen Wochenenden mit ihr vorhast, damit sie nicht so "anfällig" ist.

Ganz liebe Grüße!

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Ich weiß ja nicht um welchen besonderen Anlass es geht, aber ich stell mir einen Tag vor wie Geburtstag ohne Gäste aber mit Geschenk.

Wie würde man entscheiden, wenn ihr nicht getrennt wärt?
Vielleicht so: Tochter verbringt den Tag mit Vater, aber er ist dann für das Geschenk in der Basic-edition zuständig. Da bist du raus.

So würd ich es machen und mir für den Tag etwas Schönes vornehmen.

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Ich bin da auch ganz bei meinen Vorschreiberinnen und finde, du hast jedes Recht auf deine/diese Gefühle.

Weiter sehe ich es auch so, dass sie 'schon' 9 ist und du sie wirklich, wie jemand anderes schrieb, hinter die Fassade vom Vater blicken lassen darfst. Was ICH tun würde: den Vater Anfang besagter Woche darauf hinweisen (am besten so, dass Töchterchen mithört), dass noch XY besorgt werden muss für diesen Tag. Denn seien wir ehrlich, wenn er nichts besorgt und du nicht springst, ist es ja vermutlich eure Tochter die darunter leidet. Und dann würde ich mich aber def. nicht bewegen, wenn er es doch vergisst und deine Tochter dann am Tag vorher zu dir kommt und dich darum bittet, etwas zu besorgen. Da würde ich dann strikt bleiben und sie an den Anruf Anfang Woche erinnern. Wie gesagt, sie ist schon 9..

Bearbeitet von DeSaria
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Ist das eine externe oder interne Veranstaltung? Also, so etwas wie ein Konzert oder ein Geburtstag?

Wenn es eine externe Veranstaltung ist, die jährlich stattfindet, würde ich zeitnah NACH dem Event Tochter und Vater sagen, dass nächstes Jahr DU mit ihr dahin fährst und das auch regelmäßig vorher dann ankündigen.

Wenn es eine interne Veranstaltung ist, würde ich einfach nachfeiern/ das gleiche mit ihr ein oder zwei Wochen später auch noch mal machen.

Und ja, sollte das noch mal passieren, würde ich lange im Vorfeld Papa eine Liste mit den nötigen Vorbereitungen/ Besorgungen schicken (nicht so, dass du ALLES für ihn übernimmst, sondern bspw. Wünsche und Vorlieben der Tochter nennen, statt konkrete Produkte in konkreten Läden zu nennen) und ihn daran erinnern, dass du EINE Nachricht dazu schickst und davon ausgehst, dass er sich selbstständig um alles Nötige kümmert.

Und ja, ich würde mir an dem Tag bewusst etwas Schönes vornehmen, vielleicht mit Freundinnen, also nicht ganz alleine.
Es gibt auch Tages- oder Halbtageskurse oder Veranstaltungen, auf die du vielleicht nicht gut mit Kind gehen kannst - das wäre eventuell eine Idee. Ausstellung, Museum, Hobby etc.

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Ich werde ja fast ein bisschen wütend, wenn ich deinen Text lese 😀 Also erst Mal, um dich wie gewünscht auf den Boden der Tatsachen zu holen: Hör auf deinem Ex die Verantwortung abzunehmen und genieß deine kinderfreien Wochenenden ohne schlechtes Gewissen! 🥳

Der Vater kann mit seiner Tochter genauso lernen. Ebenso kann er bei den Hausaufgaben helfen, ansonsten evtl seine Mutter, bei der sich das Kind ja auch viel aufhält.

Und um Himmels Willen: Kauf keine Geschenke, wenn sie aufs Wochenende des Vaters fallen. Und schon gar nicht die Fahrdienste, hä wie zur Hölle kam es denn überhaupt dazu?! Bei den Geschenken kann ich mir ja noch vorstellen, dass die Tochter vlt mit möchte zum Geschenk aussuchen, das kann dann knapp werden wenn die Party Freitag nachmittags steigt und der Vater noch mit ihr einkaufen muss. Aber das Kind hinfahren und holen?! 🙈🫣

Bevor ich mich zu sehr reinsteigere: Ja, du sollst dich beruhigen und nein, bitte fühl dich nicht furchtbar ☺️. Deine Tochter ist mit neun Jahren zum Glück auch alt genug um ihren Ärger oder ihre Enttäuschung beim Vater "auszuleben" und zu verstehen, dass es ein Papa-Tag war und der dann eben auch der Papa zu organisieren hat.