Was sollen wir nur tun? Trotzkopf - 3,5 Jahre alt

Hallo!

Vielleicht habt Ihr ja ein paar Tipps für uns - wir wissen einfach nicht mehr weiter.

Unsere Tochter ist seit mindestens 2 Jahren ein heftiger Trotzkopf und versucht wirklich IMMER ihren Willen durchzusetzen. Mein Mann und ich sind sehr konsequent und teilweise auch streng aber liebevoll in der Erziehung und trotzdem wird es einfach nicht besser. Es scheint so als wäre sie gegen jegliche Erziehungsregeln immun.
Also haben wir uns vor ca einem halben Jahr Hilfe in Form einer Heilpädagogin gesucht. Sie bezeichnet unsere Tochter als "sehr extrem" und arbeitet mit ihr (und uns) an ihrem Sozialverhalten. Aber wirkliche Besserung ist nicht in Sicht. Als wir sie kürzlich darauf ansprachen, bat sie uns um noch etwas mehr Geduld.
Wir lesen und beherzigen Erziehungsbücher, holen uns Ratschläge an allen möglichen Stellen, aber nichts fruchtet.
Auch anderen, wie den Großeltern, Freunden, etc. fällt das Verhalten unserer Tochter mittlerweile auf. Ich habe wirklich viel Erfahrung mit Kleinkindern (kleinere Geschwister, Babysitting-Jobs, kleine Nichten, Kinder im Freundeskreis etc) aber ein Kind mit einem solch enormen Dickschädel ist mir bisher kein zweites Mal begegnet. Wir sind mit unserem Latein am Ende und haben das Gefühl, auf ganzer Linie versagt zu haben. Ich bin traurig, weil ich ständig meckern und ermahnen muss und dabei möchte ich doch einfach nur Spaß am Umgang mit meiner Tochter haben.
Beispiele:
1) Joana ist eines von diesen Kindern, dass sich im Supermarkt auf den Boden schmeißt und schreit, weil es seines Willen nicht bekommt. Ich ignoriere ihr Theater und lasse sie stehen. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie schreit noch mehr und das sehr lange und sehr laut (wird dann auch irgendwann auch peinlich) oder aber sie haut ab und flitzt allein durch den ganzen Supermarkt. Sie sucht mich dann auch nicht sondern rennt solange rum bis ich sie mir kralle. Meistens aber passiert das erste und ich gebe auch nicht nach. Ich habe in den letzten beiden Jahren Nerven wie Drahtseile bekommen glaube ich :-) Als Konsequenz für ihr Theater bekommt sie dann nichts Süßes, kein Brötchen oder sonstiges, was sie gerne gehabt hätte.
Und trotzdem theatert sie beim nächsten mal aufs Neue los.
2) Wenn ich ihr etwas verbiete, z.B. auf der Couch zu hüpfen, hört sie selbst dann nicht auf, wenn ich eine Konsequenz, wie z.B. dass sie dann für ein paar Minuten alleine in ihr Zimmer gehen muss, oder dass sie nicht Fernsehen darf, nicht auf. Wenn ich die angedrohte Konsequenz dann durchziehe, dauert es nicht lange und sie macht es wieder. Sie provoziert richtig. Da sie zudem eine enorme Ausdauer hat können wir das Spielchen auch 10 x wiederholen. Irgendwann "sucht" sie sich dann eine andere mich provozierende Beschäftigung. Und so ziehen sich die Tage dahin.

So kann es einfach nicht weitergehen. Ich hasse mich selbst, weil ich nie so eine Mecker-Mama sein wollte.

Ich freue mich auf Eure Meinungen und Ratschläge.

LG Yvonne mit Joana*08.09.2005 und Babyboy inside (20. SSW)

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Hallo Yvonne,

sei erstmal #liebdrueck

Warum Konsequenzen, wenn Du es vlt. schon vorher abwenden kannst?

Habt Ihr es schon mal mit Ablenkung versucht?

1) Drück ihr beim Einkaufen (wenn sie im Wagen sitzt, dann kann sie nicht weg ;-)) Deinen oder einen von ihr selbst gemalten Einkaufszettel in die Hand. Wenn ihr dann etwas in den Wagen packt, kann sie es durchstreichen. Oder schicke sie selbst, das Klopapier holen oder ähnliches.

2) Verbiete ihr nicht auf der Couch zu hüpfen, sondern biete eine Alternative. "Was hälst Du davon, wenn wir malen?" "Hilf mir doch bitte beim Aus-/Einräumen vom Geschirrspüler." (Muss ja nicht gerade der Besteckkasten sein ;-)).

Versuche, die Alternativen zu bieten, sobald Du das Gefühl hast, dass sie auf "dumme Gedanken" kommen könnte.

Ich drücke die Daumen #pro

Gruß

Karen + Luna (5,5 Jahre) + Baby inside (11. SSW)

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....lernen die durch Alternatives nicht so an das zu kommen was sie wollen?

So nach dem Motte: "Ich schreie, damit Mama mit mir malt und wenn sie nicht mit mir malt schreie ich noch lauter" oder so.
Erziehung ist schon ´ne komplizierte Sache

LG
Christel

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hallo yvonne,
unsere tochter ist 3.5 und zeitweise ein trotzkopf. im normalen bereich würde ich sagen, sehr dickköpfig aber. meist aber auch sehr lieb und anhänglich. ich weiss teilweise wovon du redest und ich denke, das A und O ist in diesen zeiten, als mutter ruhig zu bleiben. du regst dich auf----> sie spürt deine unruhe und greift die auf und macht noch besser weiter. manchmal befinden wir uns auch in so einer spirale. da ist schwer, wieder herauszukommen. ich denke aber auch, dass ihr ein wenig mehr mit "vermeidung" arbeiten müsst. ich würde sagen, fast alle kinder schmeissen sich früher oder später im supermarkt hin. wie gemein das da aber auch gemacht ist, alles schöne in kinderhöhe, natuerlich an der kasse usw. ich spreche mit meiner tochter vorher ab, dass wir rein gehen und sie sich eine sache (kleinigkeit) aussuchen darf. meist landet si bei ü-ei oder kinderriegel. das ist ok für mich, wenn sie an dem tag noch nichts genascht hat und wir sind beide zufrieden. wenn sie an dem tage schon viel genascht hat, dann verschiebe ich den einkauf auf morgen, sage meinem mann, dass er gehen muss oder wir leben den einen abend noch aus dem tiefkühler. so erspare ich uns ein grösseres theater. die kinder sind im supermarkt heillos überfordert. meine meinung. eine andere sache ist hüpfen auf der couch. bei uns darf sie das, die couch ist nicht gerade neu. dürfte sie es nicht, würde ich ihr die alternative vorschlagen, dass sies im ehebett tun darf. unseres ist flach am boden, da kann sie auch nicht runterpurzeln. verstehst du, was ich meine? denke nicht, du müsstes jede situation erzieherisch meisterhaft mit ihr hinlegen. du bist nur ein mensch, eine mama. mach dir das leben etwas leichter. umgehe die unschönen dinge ne weile, irgendwann gibt sich die sache und eine andere kommt. kinder müssen heute sehr viel aushalten. viel information, überforderung, medien von allen seiten, lärm, die natur ist auch nimmer das, was sie mal war, eltern haben oft sorgen oder existenzängste...... ich glaube, das ist oft nicht einfach. wenn du doch wieder in die meckerspirale rutschst, dann ruf dir das mal ab. mir hilft es immer. zumal die meckerei eben alles nicht besser macht. versuch, nicht aus jedem ding einen machtkampf zu machen. erziehung gut und schön, ich bin auch oft streng, wenns not tut. aber man muss auch mal nachgeben können und dem kind das gefühl geben, dass nicht alles so bierernst laufen muss. dass es auch mal gewinnen darf. natuerlich nicht ständig. in zeiten, wo josefa sehr "renitend" ist, bin ich dann auch sehr streng. wenig bis gar kein fernsehen, dafür viel beschäftigung mit lesen und spielen. viel raus, hilft immer. draussen sind die meisten kinder viel entspannter. schnapp sie und geh zum spielplatz, nimm dir ne zeitung mit und lass sie mal ne weile machen. meine kann das auch noch nicht so lange. aber es klappt immer besser. ich denke, du bekommst es hin, wenn du dich selber wieder etwas entspannen kannst. verteile auch die arbeiten besser, du brauchst auch mal ruhe!!!!!!!! ist die mama glücklich, ist es meist auch das kind.

alles liebe von sina mit trotzkopf

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Guten Morgen!

Ich danke Euch beiden für Eure Nachrichten. Ich habe gestern Abend noch mit meinem Mann über die Sache gesprochen und wir wollen nun versuchen Stresssituationen zu meiden. Ich hoffe, es hilft #schwitz

LG Yvonne

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ich drück dir die daumen.


wenn man genervt ist, überträgt sich das auch noch auf das kind und alles eskaliert stärker.
wenn man es schafft, ruhig und einigermaßen entspannt zu bleiben, klappt es meist echt besser, ist natürlich oft nicht leicht.

und vllt könnt ihr auch kompromisse finden, zb statt eines riesen schokoriegels nur ein kleines stückchen.

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Ich danke Dir! Ich werde mir Mühe geben, denn Du hast Recht.

LG und ein sonniges Wochenende für Euch

Yvonne

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Hallo,

erstmal #liebdrueck

Zum Supermarkt:
geh ohne sie einkaufen!!
Warte bis dein Mann von der Arbeit kommt oder geh am WE wenn das zu spät ist oder lass deine Tochter bei den Großeltern.
Und ich würde ihr dann auch sagen, dass du jetzt ohne sie einkaufen gehen wirst und warum.

Zur Couch etc.
Ignorier es.
Alles andere klappt ja bisher nicht.
In einem Buch habe ich mal gelesen: unerwünschtes Verhalten soll man ignorieren.
Wobei man natürlich jetzt keinen kleinen "Satansbraten" die Wohnung demonlieren lassen sollte.

Wenn sie merkt, sie bekommt auf disem Wege keine Aufmerksamkeit mehr, wird sie es vielleicht lassen.

Oder du probierst das hier mal aus:
Letzes Jahr habe ich im Herbst ein Seminar zum Thema Erziehung besucht.
Die Leiterin erzählte, dass man erwünschtes Verhalten über Belohnung und Lob aufbaut.

Du brauchts dafür eine leere Dose und 10 Wäscheklammern, die du auf den Rand steckst. Diese Dose stellst du in die Nähe der Couch aber so dass sie nicht dran kommt.

Deine Tochter springt nun auf der Couch herum. Du sagst, du sollst aufhören. Tut sie nicht. Daraufhin nimmst du die erste Klammer vom Rand und wirfst sie in die Dose und sagst wieder sie soll aufhören. Tut sie nicht, also fällt die zweite Klammer. usw. usw.

Sind alle Klammern in die Dose gefallen, bekommt sie die Belohnung nicht. Z.B. einen Sticker, oder einen Lutscher, oder ähnliches, was kleines halt.

Sind alle Klammern gefallen, bedauerst du dies und wendest dich von ihr ab.

Diese Dose lässt sich auf alle anderen Situation auch anwenden, sei es dass sie beim Essen nicht ruhig am Tisch sitzt, abends im Bad trödelt usw. bzw. was ihr sonst noch so an provozierenden Situation einfällt.

Dieses "Spiel" musst du ihr in einer ruhigen Minute erklären und ankündigen, dass du das ab jetzt machen wirst.

Zur Couch zurück:
sie hört auf und es steckt noch mind. 1 Klammer am Rand. Sie bekommt die Belohnung und du lobst sie dafür, dass sie jetzt aufgehört hat und dass du das ganz toll findest.

Das Lob ist immer ganz wichtig.

Ständiges Meckern ist einfach nur anstrengend, besonders wenn man schwanger ist.

Sie muss lernen, dass sie mit diesem Theater keine Aufmerksamkeit mehr bekommt.

Viele Glück
awk

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hi awk,

was war das für ein erziehungsseminar, dass du besucht hast?

solche methoden mögen in extrem ausweglosen situationen und einer schwachen bindung zwischen den beteiligten und einer starken materiellen abhängigkeit des kindes funktionieren. sollten meiner meinung nach aber nicht erziehungsmittel in einem durchschnittlichen familienleben sein müssen.
ein kind muss man im idealfall weder konditionieren noch mit erpressung zu einem erwünschten verhalten "pressen".
mit kindern zusammenleben bedeutet beziehung aufbauen und gemeinsam den alltag bewältigen, vor allem bei kindern über zwei jahren ist die sprachliche kompetenz derart ausgereift und die fähigkeit logische konsequenzen zu verstehen, dass man "schwierige themen" anders angehen kann.

mich interessiert sehr, welche ausbildung die frau hatte und auf welches konzept diese methode baut, um zu wissen was so im umlauf ist und mit welchem fachlichen fundament dies eltern verkauft wird.


danke!

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Vielen ank, für Deine Tipps.

Grundsätzlich klingen Deine Ratschläge nicht schlecht, aber - sorry - ich weigere mich einfach mein Kind für ein ordentliches Verhalten zu belohnen. Sie soll sich benehmen können ohne dafür eine Belohnung zu erwarten. Verstehst Du, was ich meine?
"Ignorieren" finde ich in vielen Situationen auch nicht angebracht (in einigen, harmlosen jedoch schon). Beispiel Couch: Ich habe Angst, dass sie, wenn sie herunterfällt (sie hüpft nicht sicher) mit dem Kopf auf den scharfkantigen Couchtisch fällt. Meine Nichte war dadurch jahrelang sprachbehindert. Deshalb KANN ich die Sache nicht ignorieren. Oder wenn sie wie wild auf meine PC-Tastatur haut, muss ich handeln. Sie darf auch nicht dem Hund am Schwanz ziehen, Hundefutter essen, den Wassernapf auf dem Boden entleeren, mit der Klobürste den Boden schrubben usw. Auch da schreite ich ein.

Ich danke Dir trotzdem für Deine Mühe!

LG Yvonne

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es ist super spät und daher nur kurz ein paar einwürfe, die nett gemeint sind:

- jeder bekommt die aufgabe, die er bewältigen kann
- ich glaube nicht, dass die aufgabe dadurch bewältigt wird, in dem ihr den willen eurer tochter brecht
- sondern etwas an eurer sicht verändert
- ich würde überprüfen lassen, ob evtl. eine wahrnehmungsstörung vorliegt, ob sie gut hört, sieht, etc. pp.
- ich würde fernseher, pc und ZUCKER komplett streichen, nicht als bestrafung, sondern um den körper und geist ins gleichgewicht zu bringen
- ich würde versuchen mehrmals täglich mit ihr raus zu gehen
- ich würde versuchen das vorgehen radikal umzustellen (handlungen, konsequenzen, wortwahl, kommunikationsmuster) und ihr zeit geben darauf reagieren zu können ... eine liebevolle umstellung sollte schon fünf tage dauern dürfen bis die erste veränderung eintritt
- ein gesundes kind, dass in eine derartige negativspirale gekommen ist kann meiner meinung durch eine veränderte haltung der eltern dort herausgeholt werden

- hast du schon mal so bücher gelesen wie "mensch kind" (aus dem anahita verlag) oder "zeit für kinder" ... eins von beiden oder beide wäre vielleicht ganz gut, damit du in dich hören kannst

- kinder wollen kooperieren ... in einem umfeld, dass nicht kooperation mit selbstaufgabe verwechselt

- und kinder wollen harmonie, wenn sie derartig ausflippen versuchen sie etwas auszudrücken was die eltern lösen können

- bei allem gehe ich von einem kind aus, dass keine gesundheitlichen einschränkungen hat (hypersensibilität, wahrnehmungsstörung, etc.)

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Danke, für Deine Denkanstöße und Tipps. Ich habe alles mit großem Interesse gelesen, ich frage mich allerdings, wie ich Deine Tipps umsetzen könnte. Dazu muss ich mir bzw. müssen wir uns noch Gedanken machen. Grundsätzlich aber nehme ich Deine Ratschläge gerne an.

Kurz zu Deinen Punkten:

- wir wollen nicht den Willen unserer Tochter brechen sondern wir erwarten Benimm und in gewissen Dingen auch Gehormsamkeit. Es geht hier nicht nur um Bagatellen wie "Couch hüpfen" sondern auch schwerwiegendere Situationen wie Weglaufen, lautes Schreien in der Öfffentlichkeit, Höflichkeitsflosken etc.
- Joana hört hervorragend. Es wurde getestet. Ich habe den Eindruck, dass sie auch sehr gut sieht.
- Die Heilpädagogin schließt eine Wahrnehmungsstörung aus
- Die Heilpädagogin sprach vor einer Weile das Thema ADHS an. Ein Test ist aber noch nicht möglich und ich weigere mich ehrlich gesagt (noch) mich mit diesem Gedanken zu befassen
- Der Veracht, dass Joana auf TV und Zucker reagiert (Zuckerzeugs ißt sie Gott sein Dank nur sehr selten - sie mag es kaum), ist mir auch schon gekommen. Ich werde es genauer beobachten und austesten
- wir sind sofern es die Zeit zulässt oft und gerne draußen
- die von Dir genannten Bücher habe ich noch gelesen. Danke, für die Tipps. Ich schaue gleich mal im Netz danach

LG Yvonne

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Hi Yvonne,

ich finde super wie offen du mit dem Thema umgehst und wie genau du die Situation beschreiben kannst. Ich denke, die Bücher können dir einen Idee von dem vermitteln was ich meine und wie es sich in der Praxis umsetzen kann.

Deine Tochter ist 3,5 Jahre - man kann IMMER viel Basisarbeit leiste und die Beziehung wieder verändern, je älter die Kinder sind und je verfahrener die Situation ist desto länger dauert es natürlich bis die Kinder umschalten.

Ich habe kein Bild von euch, keine Idee wie ihr lebt, wann deine Tochter rebelliert und in der Situation überfordert ist, was ihr zu eurer Tochter sagt und wie ihr euch nonverbal verhaltet.

Wichtig ist in allen schwierigen Situationen - sofern man es schafft - erstens das Tempo rauszunehmen und zweitens Kontakt zum Kind zu bekommen. D.h. nicht sagen "hör jetzt sofort auf ... du hörst jetzt sofort auf ... wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, dann ..." ... sondern auf den Grund der Handlung eingehen, warum verhält sich das Kind gerade so, will es hüpfen oder ist es gerade "quer" und nicht in seiner Mitte. Je nachdem bedarf es einer unterschiedlichen Handlung. Der Kontakt muss hergestellt werden, seht ihr euch in die Augen, hast du das Gefühl es besteht eine Verbindung zwischen euch ... wenn dies nicht so ist kann die Situation nur eskalieren ... also ist es wichtig den Kontakt zum Kind zu bekommen.
Wärst du nicht schwanger würde ich sagen, in letzter Instanz ist sie zu nehmen und festzuhalten und soll ihre ganze Wut und Verzweiflung in deinem Arm austoben. Um dies schwanger zu tun ohne wütend auf ihre Verhalten zu werden mußt du sie einfach so halten können, dass sie dich nicht in den Bauch boxt oder du dich mit der Situation überfordert fühlst.

Ich habe hier so ein Kind, dass eher dazu tendiert hätte ein kleines, haltloses, tobendes, auf den Boden schreiendes Etwas zu werden, dass in Überforderungssituationen eher dazu geneigt hätte den Platz durch Schupsen oder Hauen zu verteidigen etc. pp.
Ich finde schon, dass es "Arbeit" ... ich habe z.B. mit ihr einen Gebärdenkurs besucht (da war sie elf Monate) unter anderen damit sie mehr Blickkontakt zu mir aufnimmt (das hat sie wenig gemacht, sie konnte zu dem Alter schon laufen und hat sich eher selbststimuliert, wenn es ihr schlecht ging und ist der Beziehung ausgewichen). Sie hat Schmerz eher mit sich ausgemacht, aber sie war ein kleines Kind, also habe ich mit ihr eingeführt, dass man sich ausweinen kann und es hat sie unglaublich befreit und unsere Beziehung vertieft. Momentan hatte ich wieder weniger Zeit für die Beziehungspflege und ich merke, dass sie es braucht, sie wendet sich sonst eher ab ... kann z.B. nicht gut in meiner Gegenwart einschlafen, sondern eher alleine, etc.
Viel Kontakt ... viel Kontakt bedeutet aber nicht viele Worte, sondern Kontakt mit dem Herzen. Eine Ja-Umgebung, d.h. im häuslichen Bereich möglichst ein Leben, dass dem Kind viel Autonomie ermöglicht (Hocker, in jedem Zimmer eine Kinderecke, Aufgaben im Haushalt - meine Kleine ist z.B. eine zeitlang zuständig gewesen leere Flaschen wegzubringen und volle zu holen ... jetzt deckt sie den Tisch) ... Raum zu experimentieren, aber auch um Verantwortung zu tragen. Mein Kind zieht sich schon ewig selber an (da war sie noch nicht 1,5jahre) und wenn was verdreht war habe ich sie nicht korregiert, sondern ihr das Gefühl gelassen, dass sie es geschafft hat.
Wenn wir einkaufen gehen dürfen sich die Kinder eine Sache auswählen ... Zucker und Fernseh gibt es bei uns nicht ... sie haben viele Freiräume und ICH habe auch viele Freiräume und sie müssen auf mich hören, wenn ich was sage ... ich bin oft in meinen Augen zu streng, aber jeder kann nur wie er kann und versucht sein bestes.

Bei einem "gesunden" Kind habe ich die Meinung, dass auffälliges Verhalten ein Zeichen von Beziehungsstörungen sind ... und nein, ich kenne kaum jemanden bei dem keine Beziehungsstörungen vorliegen ;-)

Das Leben mit Kindern bietet uns die Chance uns selbst bis in unsere Kindheit zurück zu reflektieren, Rollenmuster und Systeme zu durchbrechen, damit unsere Kinder freier werden ... oft übernehmen sie Rollen und tragen Lasten gegen die sie in einer bestimmten Weise rebellieren.

Ich wünsche euch alles Gute auf eurem Weg ...


P.S.: Die besten Ziele erreicht man übrigens meiner Meinung, wenn man nicht am (gesunden) Kind rumerzieht, sondern seine eigenen Biografie aufarbeitet ... dann wird vieles ganz leicht und klar und die Kinder frei und die Eltern-Kind-Beziehung kann frei von Verdrehungen und Projektionen leben.

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Hallo Yvonne,
sorry, ich möchte Dich nicht kritisieren, aber kann es sein, dass ihr mglw. ZU konsequent seid? Ich würde an Eurer Stelle viele Dinge einfach mal überhören und vielleicht auch mal nachgeben, damit sie sieht, dass sie auch als kleiner Mensch etwas bewirken kann. Entweder ohne sie einkaufen oder einen Deal machen, dass sie sich was Kleines aussuchen darf oder bestimmen kann, was es zu essen geben wird etc. Eine Heilpädagogin, die ein Kind als "sehr extrem" bezeichnet, finde ich persönlich nicht gut. Vielleicht verzichtet Ihr mal darauf, Bücherwissen etc. anzuwenden und vielleicht lasst ihr die Zügel mal etwas schleifen? Das hört sich fast an wie Drill, ich würde da auch allergisch reagieren.
Bitte nicht krummnehmen,
LG
coco

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Hallo coco!
Es kann natürlich sein, dass sich mein Beitrag wie DRILL liest. Aber so ist es wirklich nicht. Joana darf viele Dinge mitentscheiden, wie z.B. was es zu Essen gibt, was wir am Sonntag unternehmen, was sie anzieht (ich gebe ihr eine Auswahl vor), was wir spielen etc. Aber bestimmte Dinge dürfen einfach nicht sein, wie z.B. weglaufen, im Supermarkt auf den Boden schmeißen und schreien, auf der Couch hüpfen, mit Malstiften auf den Laminatboden malen, Mama und Papa hauen oder anschreien... verstehst Du? Wir wollen sie nicht drillen, wir wollen sie erziehen. Aber sie lässt sich nicht erziehen. Die Heilpädagogin hat leider recht. Joana ist extrem, denn auch sie findet kaum einen Zugang zu ihr. Z.B. versucht sie Joana schon seit Monaten beizubringen, dass nach der Therapiestunde aufgeräumt werden muss. Joana weigert sich vehement und theater fast jede Woche aufs Neue los. Sie lernt nicht dazu. Ich glaube, ich kann das auch schlecht beschreiben. Du müsstest einfach mal dabei sein.
Fakt ist, dass wir beide, meine Mann und ich, sehr liebevoll im Umgang mit Joana sind. Aber es gibt einfach Grenzen (nicht viele aber ein paar), die sie einfach permanent überquert. Ich meine immer, dass sie es doch irgendwann mal "gerafft" haben müsste, wenn ich zu einer Sache zum 20. male nein sage. Und dennoch testet sie immer wieder.
Ich sage ja beispielsweise nicht "räum jetzt Dein Zimmer auf", sondern "komm, wie beide räumen jetzt mal auf". Reaktion: "ich will aber nicht!", auf den Boden schmeißen und schreien oder aber hauen, mich "beschimpfen" ("du bist eine böse Mama") etc.
Sie darf sich im Supermarkt fast immer etwas aussuchen (Ü-Ei oder ein kleines Käsebrötchen. Etwas anderes möchte sie nie). Aber nur, wenn sie sich beim Einkaufen zu benehmen weiß. Es geht nicht, dass sie wie eine Wilde rumläuft (so, dass ich sie auch nicht mehr sehen kann), Waren aus den Regalen nimmt oder Leute belästigt. Da wirst Du mir sicher zustimmen. Ohne sie einkaufen gehe ich sooft wie möglich. Aber das geht leider nicht immer, weil sie a) auch oft einfach mitgehen möchte und b) ich nicht immer einen "Babysitter" für die Zeit habe. Mein Mann ist selbstständig und kommt oft sehr spät nach Hause.
Wir wenden auch nur aus Verzweiflung Bücherwissen an - wir hatten uns so einfach Hilfe erhofft.
Und bevor das falsch ankommt: Joana ist natürlich nicht nur anstrengend. Zwischendurch hat sie Stunden oder gar Tage, da ist sie wie ausgewechselt und so ein süßer Schatz. Aber dann ist es wieder, als brennt eine Sicherung durch. Und das bleibt dann auch leider für mehrere Tage so.

Ich nehme Dir Deinen Beitrag übrigens nicht krumm. Ich danke Dir dafür. So habe ich noch einmal darüber nachgedacht, ob wir nicht doch zu streng sind. Manchmal vielleicht JA, aber grundsätzlich NEIN. So, wie es wahrscheinlich überall ist!

LG Yvonne

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Über diese AUtonomiephase habe ich kürzlich in der ELTERN-Zeitschrift gelesen.
Da mein Kleiner erst 7 Monate alt ist kann ich Dir keine Hilfe geben. Aber lese doch mal im Internet. Da gibt es einige Tipps.

LG
Christel

http://wiki.familieninsel.de/index.php/Trotzalter
http://www.abipur.de/hausaufgaben/neu/detail/stat/250263244.html
http://www.urbia.de/topics/article/?id=9139%C3%83%C6%92%C3%A2%E2%82%AC%C5%A1%C3%83%E2%80%9A%C3%82%C2%A8o=kleinkind
http://www.hallofamilie.de/familienleben/erziehung/artikel/1/397-trotzalter-eine-wichtige-entwicklungsphase.html
http://www.medizin.fu-berlin.de/StudentenCafe/klausuren/pdf/PsySom/Referat_Depr_GKF.PDF

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Danke, für den Tipp!


LG Yvonne