Hallo,
mein Sohn, 4,5 Jahre, ist ein sehr dominantes Kind! Im Kindergarten versucht er immer anderen Kindern zu sagen was sie spielen und wie sie spielen sollen. In der Beurteilung von der Kindersportschule steht: Sehr Dominant!! Er kommandiert sogar andere Mütter auf dem Spielplatz herum und die machen mit. Z.B.: Gib mir die Schaufel! Und er bekommt sie.
Wir waren bei einer Beratung. Da hieß es nur: Er braucht eine stärkere Hand. Aber wir lassen uns nicht von ihm so rumkommandieren. Er will immer der erste bei allem sein, er kann bei spielen nicht verlieren, dann spielt er nicht mehr. Wenn er nicht bekommt was er will weint er und er hat kein Respekt vor einem Nein oder vor fremden Sachen! Er ärgert gerne Kleinere und schämt sich vor nichts! Wir verzweifeln. Wie kann ich ihm das nur abgewöhnen? Bestrafungen wie nach dem Abendessen ins Bett, Spielplatzverbot und heimgehen wenn er sich nicht benimmt haben bisher nicht geholfen.
Wisst Ihr wo wir uns hilfe holen können oder wie wir ihm helfen können?
Danke im Voraus
Cristina
Hilfe! Dominantes Kind!!!
"Aber wir lassen uns nicht von ihm so rumkommandieren."
Wie reagiert Ihr denn konkret? Angenommen er sagt: "Gib mir was zu trinken!!!" Ich würde dann sagen: "Hol es dir selbst!" oder "Gib mir BITTE was zu trinken heißt das!" Was tut Ihr?
Hallo,
ich klinke mich hier mal ein, weil ich ein sehr ähnliches Exemplar habe.
Wir reagieren genau auf die Art und Weise, wie du vorschlägst, dann macht er es auch (aber ziemlich motzig).
Das hält fünf Minuten vor, und dann geht es von vorne los.
Das Problem ist, denke ich, dass er so oft damit durchkommt, wie die TE schon sagte: Die anderen Kinder und Mütter machen einfach mit und er kriegt nicht genug Gegenwind.
Meiner hat als nicht mal dreijähriger Knirps im KiGa schon die Vorschulkinder rumkommandiert...
Ich habe Sorge, dass sich die anderen eben doch irgendwann nicht mehr alles bieten lassen und er dann der Außenseiter wird und keiner mehr mit ihm spielen möchte.
Vielleicht kommen ja noch hilfreiche Tipps?
LG Isa
Hallo,
also ich sage ihm entweder er soll es sich selbst holen oder berichtige ihn dass man bitte sagt. Je nach Situation!
Grüße
Cris
Hallo,
dominanz ist zunächst einmal eine Charaktereigenschaft und daher fest mit der Persönlichkeit verknüpft. Die Persönlichkeit eines Menschen wird in frühester Kindheit geprägt, so dass sie bei einem 4,5-Jährigen neurologisch bereits so tief in das Nervensystem eingebrannt ist, dass er sie nicht mehr wird ablegen können.
Das ist ziemlich einfach nachzuvollziehen, indem man sich neben einem Fahrrad stellt und versucht, dass Radfahren wieder zu verlernen. Da sie aber auch das bereits als Kind gelernt haben, und die Nervenbahnen dafür nun einmal gelegt sind, wird ihnen das nicht gelingen. Darum können wir alle auch Backe-Backe-Kuchen Lieder, aber die Lateinvokabeln haben wir alle schon längst wieder vergessen
Damit das Fahrrad als Allegorie nicht ganz umsonst war: Sie können als Erwachsener natürlich für sich entscheiden, kein Rad mehr zu fahren. Bei Kindern kann man einen ziemlich ähnlichen Effekt durch Erziehung erreichen. Wobei man hier von Motivation spricht, was sich aber wunderbar im normalen Erziehungsprozess einbauen lässt.
Das wird natürlich schwierig, wenn Ihr Sohn es hinkriegt, auf den Spielplatz andere Mütter zu kommandieren und Sie als Mutter das dulden. Das meinte die Beratungsstelle dann auch mit: Er braucht eine stärkere Hand. Hier hätte Ihr Verhalten sein müssen, dass Sie Ihm die Schaufel wieder wegnehmen und ihm erklären, wie er das nächste Mal an eine Schaufel kommen kann, ohne, dass Sie ihm diese direkt wieder wegnehmen. Entweder, sie sich selbst zu holen oder freundlich darum zu bitten. Danach bedarf es auch keiner weiteren Diskussion oder Machtkampf mehr mit einem 4,5-Jährigen. Die Schaufel bleibt weg.
Das er bei allem der Erste sein möchte, ist charakterlich noch schwer einzuordnen. Für Ihn wird das Gefühl, zu verlieren, noch immer unerträglich sein. Das ist für einen 4,5-Jährigen aber nichts, was besorgniserregend ist. Daher würde ich es an Ihrer Stelle einfach erstmal hinnehmen und nur versuchen, dass Kind zu motivieren, es noch einmal zu versuchen, ihn aufzubauen und eventuell seinen Ehrgeiz wecken. Aber hier bitte keinen Druck aufbauen. Wenn ihr Sohn nicht will, dann will er eben nicht.
Wenn er mit 4,5 noch kein Respekt vor einem Nein hat, sagt er Ihnen damit ganz offen ins Gesicht, dass er Ihr „Nein“ noch nicht als Grenze akzeptiert hat. Das er sich für nichts schämt, liegt ganz einfach daran, dass Scham ein Gefühl ist, was er erst noch entwickeln muss, da er es noch gar nicht kennt. Daher schrieb Orson Scott Card auch sehr schön, dass nur ein Kind in der Lage wäre, in einem Spiel eine ganze Species auszulöschen, ohne auch nur ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
Wie Sie Ihren Sohn helfen können, sollte ziemlich einfach sein. Zunächst einmal sollten Sie einsehen, dass man Kinder mit Bestrafungen weder erziehen noch motivieren kann. Man bestraft Kinder, wenn man ihnen etwas grundlegendes Verboten hat und das Kind es dann trotzdem tut. Z.b., mit dem Feuer zu spielen. Sie ist sogesehen das Ultima Ratio, das letzte Mittel, und sollte nicht für eine Alltagssituation missbraucht werden.
Das Warum ist ganz einfach: Eine Bestrafung hält ein Kind nicht davon ab, ein von Ihnen nicht gewünschtes Verhalten immer und immer wieder an den Tag zu legen. Ihrem Beitrag entnehme ich aber, dass Sie das mittlerweile auch festgestellt haben.
Von daher sollten Sie versuchen, Ihren Sohn mit Konsequenzen zu erziehen, die zur Situation passen, die Ihr Sohn nachvollziehen kann und die ihn dazu motivieren, dass nächste Mal anders zu handeln. Und das wichtigste sollte bei Ihnen sein: Die Konsequenz muss geeignet sein, um das Verhalten Ihres Sohnes DIREKT zu beenden. Ein Androhen, ihm nach dem Essen ins Bett zu schicken, wird Ihren Sohn nämlich von nichts abhalten. Er ist neurologisch noch nicht einmal in der Lage, diesen Zeitraum (heute Abend) sowie die Bedeutung (eher schlafen gehen) in so einer Situation überhaupt verstehen zu können. Er kann also die Tragweite Ihrer Drohung bei seiner Entscheidung, weiterzumachen, gar nicht abwägen. Ein Kind entscheidet sich dann immer dafür, weiterzumachen.
Auch wichtig ist, wenn Sie ihrem Sohn eine Konsequenz androhen, dass Sie diese dann nach dem nächsten Verstoss auch durchziehen. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Ihr Sohn langsam ändert.
Da Sie leider keine Beispielsituation genannt haben, gehen wir einfach mal davon aus, Ihr Sohn ärgert auf den Spielplatz andere Kinder. Ob die nun Jünger oder Älter sind, ist egal, da ihr Sohn mit 4,5 weder Scham kennt (jüngere Kinder) oder Risiken abwägen kann (ältere Kinder). Sobald Sie das sehen, gehen sie hin, nehmen ihren Sohn an die Hand und gehen mit ihm zurück zur Bank. Dann muss er erstmal ein paar Minuten neben ihnen sitzen bleiben. Ist eine super Konsequenz: Sie hindert ihren Sohn direkt daran, dass andere Kind zu ärgern. Da er sich bei ihnen auf der Bank langweilt, wird er motiviert sein, nicht noch einmal bei ihnen auf die Bank sitzen zu müssen. Er ist mit 4,5 Jahren in der Lage, nachzuvollziehen, warum er gerade auf der Bank sitzen muss. Wenn er sich dann wieder beruhigt hat, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass er jetzt weiterspielen kann. Wenn er heute aber nochmal ein anderes Kind ärgert, fahren Sie sofort nach Hause. Diese Steigerung der Konsequenz wird er mit 4,5 Jahren verstehen und nachvollziehen können.
Ihr Sohn wird das andere Kind natürlich binnen weniger Minuten wieder ärgern. Dann ist es für Sie nur wichtig, dass Sie Ihre angedrehte Konsequenz DIREKT durchziehen und mit ihm sofort nach Hause fahren. Wenn Sie das machen, heißt das natürlich nicht, dass er sich dann am nächsten Tag nun endlich auf dem Spielplatz besser benehmen wird. Wie alles im Leben Ihres Sohnes sind auch Grenzen ein Prozess, den er erst langsam und mühseelig erlernen muss. Aber, er wird es. In 2-3 Tagen, oder 1-2 Wochen oder vielleicht auch erst in einem Monat.
Für sein restliches, dominantes Verhalten, kann ich Ihnen nur raten, abends, wenn Sie mit ihrem Sohn im Bett liegen, darüber zu reden. Sie sollten dabei nicht vorwurfsvoll klingen oder ihm Horrormärchen aufmalen, dass er dann bald keine Freunde mehr hat. Alles, was Ihrem Sohn Angst macht, wird er verdrängen. Das ist die Natur eines Kindes um sich selbst zu schützen. Einfach nur reden, kuscheln und kitzeln. Sein sie aber nicht überrascht, dass Kinder soziale Interaktion nur untereinander erlernen können. Wie alles im Leben durch Erfolge und durch Misserfolge. Wenn sie etwas sehen und gerecht eingreifen können, greifen sie ein. Ansonsten lassen sie die kids das untereinander regeln. Die Perönlichkeiten unserer Dreikäsehochs sind noch so unterschiedlich, aber bereits so ausgeprägt, dass sie sich in richtiger Kombination ganz automatisch zusammenfinden werden. Vergessen Sie dabei niemals, dass Demokratie etwas ist, wofür die Menschheit viele tausende Jahre gebraucht hat, um von alleine darauf zu kommen. Erwarten Sie daher von 4,5-Jährigen nicht, dass die das von alleine hinkriegen können. Dafür brauchen sie ihre Eltern und einfach nur Motivation.
Hallo,
vielen Dank für Ihre Antwort. Natürlich versuchen wir das mit dem "auf der Bank sitzen und 5 Minuten Auszeit" oder beim zweiten Mal heimgehen schon. Leider hat es nur noch nicht funktioniert, dass er sich bessert. Aus Ihrem Beitrag konnte ich aber viel von mir erkennen, was ich in den letzten Jahren falsch gemacht habe. Ich war zu lasch, habe ihm zu viel Gewährt.
Mein Mann und ich haben uns gestern Abend zusammengesetzt und haben die zukünftige Vorgehensweise abgesprochen. Konsequent sein. Androhungen auch war machen. Und ihm erklären wieso weshalb warum. Ich hoffe es wirkt bald.
Vielen Dank nochmal.
Cris
Hallo,
danke für die ausführliche Antwort...
in manchen Bereichen wirkt so was auch (bei uns z.B. bei dem beliebten Spiel, andere Kinder mit Sand zu bewerfen), da sind die Konsequenzen ja auch logisch.
Nur, wie sehen logische, direkte Konsequenzen auf "blöde Mama" aus? Oder auf die gefühlte Rangordnung im Kindergarten: Zitat meines Sohnes: "Ich bin der Chef im Kindergarten, X (die Leiterin) der zweite Chef, und Y (die Gruppenleiterin) der dritte Chef." Und das sind eigentlich keine Frauen, die sich die Butter vom Brot nehmen lassen.
Man kann einen 4,5 jährigen in der Interaktion auch nicht ständig überwachen und auf jedes Dominanzverhalten reagieren...hier in der Siedlung laufen sie in dem Alter ohne Aufsicht in Kinderhorden draußen herum, und man schnappt nur ab und zu etwas auf.
Dass Dominanz eine Charaktereigenschaft ist, ist mir bei meinem Sohn sehr früh klar geworden, er war schon mit neun Monaten so veranlagt. Nur - wie erzieht man ein Baby oder Kleinkind in dem frühen Alter, damit sich das Ganze eben nicht so verfestigt? Meine Kleine scheint nämlich dieses Gen auch geerbt zu haben.
LG Isa
also klipp und klare ansagen und klipp und klare reaktionen. wenn du den xy haust, gehen wir rein. - und das durchziehen.
îmmer. ohne zweite warnung.
und wenn du weisst, welche erwachsenen ihm einfach nach der pfeiffe tanzen - diese bitten, das nicht zu machen - es sei denn, dass er höflich fragt. weil dann finde ich das nicht schlecht.
dominanz ist charaktersache. und wenn andere einen anführer suchen, ist das okay. wenn er andere aber haut, bedroht oder unterdrückt, dann natürlich nicht.
Meiner ist auch so. Und was sagt eine erfahren Tagesmutter in unserem Stadtteil dazu: "Es gibt Kinder, die Führen und es gibt Kinder die geführt werden." Das ist ihr Mantra bei dominanten Kindern.
Was wir machen: Wir lassen uns nicht herumkommandieren, wir üben uns in Geduld, wir leben einen guten Umgangston vor, wir setzen Grenzen. Wir diskutieren, bis es uns reicht, wir bestimmen, wenn es nötig ist. Jeden Tag und immer wieder neu.
Viel Kraft wünsch ich dir!
Ganz wichtig:
Redet mit den Müttern auf dem Spielplatz und vor allem: mit den Kindergärtnerinnen.
Ich führe seit Monaten einen harten Kampf gegen Ellipsen wie: Mama, darf ich noch Kekse?
Ja? Noch Kekse was??? UND ER KAPIERTS EINFACH NICHT!!! Und heute? Sitze ich in der Kita beim Essen daneben und höre von einem anderen Mädel: Kann ich noch Saft? Und die Erzieherin gießt lammfromm ein... Klar, er ist dort länger am Tag, als zu Hause. Ich kann reden wie ich will, wenn immer alle außer mir reagieren, dann wird er sich da nicht ändern. Also muss ich mit den Kindergärtnerinnen reden, dass sie darauf achten sollen, dass er vernünftig spricht und zwar in ganzen Sätzen und höflich mit bitte und danke!
Genauso wird es bei euch auch sein, in der Kita bekommen sie viel nicht mit, oder tolerieren es, wenn ihr ihnen nicht klar sagt, dass sie bitte darauf achten mögen. Ob sie das dann tun...keine Ahnung...aber vielleicht nehmen sie es auch als Denkanstoß.
Wenn er weinen muss, wenn er etwas nicht bekommt dann muss er das halt tun. Wenn er bockt, dann soll er bocken. Such dir Freunde, mit denen du dich triffst, die ihm auch mal paar Takte sagen. Das hilft meist auch besser, als wenn nur du kritisierst. Mit denen würde ich mich die nächste Zeit dann häufiger treffen.
Ansonsten...wie immer...Konsequenz, klare Ansagen, etc.
LG
Jenny
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Mama, darf ich noch Kekse?
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ich finde es als frage gestellt schon höflic genug, okay, ein "essen" oder "haben" fehlt natürlich noch, rein von der satzstellung.
aber ich finde es übertrieben auf jedes wort zu pochen und das kind zu zwingen.
meinst du, sie lernen sonst nicht richtig sprechen?
Mein Stiefsohn redet auch mit 10 Jahren noch so. Es geht mir nicht um Höflichkeit, sondern um korrekte Grammatik. Genauso, wie ich auch eine fehlerhafte Aussprache korrigiere und ihn nachsprechen lasse, achte ich auch auf Grammatik. Ich korrigiere ja auch wenn er das Sonne sagt. Und bei dem fehlenden haben handelt es sich ja schlicht um eine Angewohnheit, sonst nichts.
Und bei fehlendem Bitte und Danke reagiere ich eben auch nicht. Ich bitte ihn auch und bedanke mich und erwarte eben auch, dass das Kind das ab einem gewissen Alter tut. Mit drei Jahren ist er eben auch alt genug für elementare Höflichkeit. Zwingen...das ist relativ. Er bekommt keine Strafe, wenn ers nicht sagt, er bekommt einfach nicht, was er will, sondern nur, was er "bitte möchte".
LG
Jenny