Hallo,
derzeit gibt es jeden Tag Ärger und ich habe manchmal wirklich das Gefühl daß mein eigenes Kind mich nicht mag. Es klingt viell. wirklich lächerlich, aber er ist derzeit so anstrengend. Er hört einfach nicht darauf wenn ich ihm was sage daß er tun soll. Ich muß immer laut werden, ansonsten wird es einfach ignoriert. Ich nennt mich dumme Kuh/ dumme Sau wenn er wütend ist. Er knallt Türen und will in seiner Wut sogar mich schlagen. Ich habe ihn früher nie geschlagen-nie, weil ich es nicht richtig finde. Heute jedoch wenn er mich schlagt, dann sage ich ihm daß er in dem Alter wissen muß daß man niemandem weh tut und ich zurück haue wenn er mir weh macht.
Er geht immer von 0 auf 100 und von 100 auf 0. Pubertät kann daß aber in dem Alter doch noch nicht sein??
Wegen Kleinigkeiten geht er dermaßen in die Luft. Vorhin kam er nach Hause und wollte seinem Papa auf der Arbeit anrufen und mitteilen wie der Bundesligaverein gespielt hat. Dann sagte ich daß ich ihm daß schon gesagt hatte als wir telefoniert haben zuvor. Dann war er so wütend-knallte das Telefon aufs Regal, beschimpfte mich in einer Lautstärke und knallte seine Zimmertür. Wegen sowas!! Ich bin gerade wirklich ziemlich überfordert weil ich nicht mehr weiß wie ich darauf reagieren soll.
Ich kann mir doch auch nicht alles gefallen lassen einfach, aber ich weiß auch nicht wirklich wie ich reagieren soll in dem Moment. Im 1. Moment macht es mich selbst wütend von ihm so behandelt zu werden und im Nachhinein dann richtig traurig.
Kennt jemand so ein jähzorniges Verhalten und weiß was es besser macht?
Viele Grüße
dida
10-jähriger Sohn so extrem jähzornig
Hallo, dida,
lass mal abklären, ob nicht ADHS dahintersteckt.
Linda
Danke für die Antwort!
Nein, aber ich hatte bisher auch nicht den Anlass zur Vermutung daß er ADHS hätte.
Und ich dachte schon, ich bin der Einzige Vater, der von seinem 3-Käse-Hoch angerufen wird, wenn Dortmund mal ein Spiel gewinnt
Also meiner ist mit 10 in die Pubertät gekommen. Vom Verhalten her hatte sich das u.a. dadurch geäußert, dass er super empfindlich wurde (war er eigentlich vorher auch schon), und sich sehr schnell angegriffen gefühlt hatte. Auch letzteres war eigentlich schon vorher der Fall, nur, konnte er vorher Situationen gänzlich anders deuten. Vorher war ein: „Sei bitte um 20 Uhr zu Hause“ ein „Okay“ oder „Och menno - bitte bis Viertelnachacht.“ Danach eher ein: „Jahaaaa, ich bin nicht bescheuert, du musst mich nicht daran erinnern, ich hab’s nach drei Monaten begriffen!“ Diese ganzen (eigentlich nur gut/lieb gemeinten) Fragen wie: „Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht? Zähne schon geputzt? Denkst du daran… etc. etc.“ hatte er eher gänzlich negativ aufgefasst. Also eher wie ein: „Meine Eltern trauen mir nach 4 Jahren Schule noch immer nicht zu, dass ich das Konzept mit den täglich wiederkehrenden Hausaufgaben verstanden habe“ oder „Meine Eltern behandeln mich wie ein Kleinkind, dass noch ans Zähneputzen erinnert werden muss“.
Was bei uns folglich ungemein geholfen hat, war, genau diese ganzen Kontrollfragen (mehr ist es ja nicht, auch wenn wir es nur gut gemeint haben und ihn sicherlich nie kontrollieren wollten) einfach nicht mehr zu stellen, sondern hier seine Selbstständigkeit zu akzeptieren.
Beleidigungen gab es nicht, wobei er sich - gerade in der Anfangszeit - schon ein paar mal ziemlich derbe in der Tonart vergriffen hatte und schon heftige Wortgefechte gefallen sind. Das wurde auch mit gut Zureden nicht mehr besser; irgendwann ist uns dann gänzlich der Geduldsfaden gerissen und, er hatte Stubenarrest bekommen . Danach - auch mit der elterlichen Fähigkeit, sich nicht mehr so schnell provozieren zu lassen und ein bisschen Verständnis für ihn aufzubringen - wurde das aber glücklicherweise schnell wieder besser.
Türen knallen gibt’s hier ebenfalls mal. Eigentlich dann, wenn wir ihm etwas verbieten respektive nicht erlauben (können), er sich das aber unbedingt wünscht. Ich würde das aber trotzdem nicht Jähzorn nennen, weil ich mir (zumindest bei meinem Sohn) sehr sicher bin, dass er sich dabei sehr gut unter Kontrolle hat und das sehr bewusst macht. Für ihn ist das eher ein „Grenze setzen (kommt mir jetzt nicht nach, sondern, lasst mich einfach in Ruhe und das erstmal verdauen)“, um uns zu zeigen, dass er mit etwas einfach nicht einverstanden ist. Noch so eine Fähigkeit, die er mit der Pubertät erworben hat: Seine Eltern nicht mehr nachvollziehen können, dass wir einem 11-Jährigen nicht erlauben können, mit seiner Cousine zur Love Parade zu fahren. Dagegen hilft bei uns nur viel Ruhe, Geduld und viel trösten, wenn er sich wieder beruhigt hat. Meistens hat er 2-3 Stunden in seinem Zimmer geschmollt, und, dann war er wieder ganz Handzahm und man konnte wieder „vernünftig“ mit ihm reden.
Gewalt gibt/gab es bisher nicht; da haben sich alle Beteiligten unter Kontrolle. Ich kann also nur hypothetisch Antworten, was ich tun würde, wenn er es mal versuchen würde. Ich würde ihn festhalten (um mich und ihn zu schützen), bis er sich wieder beruhigt hat. Ich bin 39 Jahre alt - mal im Ernst - warum sollte ich mich auf das Niveau eines 11-Jährigen herablassen und ihm drohen, zurückzuhauen? Das ein Kind in Situationen geraten kann, wo es sich nicht unter Kontrolle hat - kann ich noch nachvollziehen (schließlich heißt Pubertät nun mal auch ein großes Gefühlschaos), aber, unser Weg sollte hier eher sein, unseren Sprösslingen zu zeigen, wie sie stattdessen mit dieser neuen Situation umgehen können. Schlagen kann ihr Sohn offensichtlich schon, dass müssen Sie ihm also nicht mehr zeigen. Wie sollte er aus „Auge für Auge, Zahn für Zahn (2. Buch Mose (21), 23ff.) also lernen, keine Gewalt mehr anzuwenden? Sollten Sie als sein Vorbild hier nicht mit besserem Beispiel vorangehen?; schließlich wird er sich ihrer Reaktion am ehesten annehmen. Sie wollen hier schließlich Ihre eigene Grenze (ich möchte nicht geschlagen werden [selbst wenn der andere wütend ist]) wahren - nur - dann müssen Sie seine Grenze entsprechend auch wahren.
Was es bei uns zwar nicht-nicht gab, aber, zumindest war es eher die Ausnahme - waren Situationen, wo wir mal etwas von ihm wollten (wir ihm also etwas sagen mussten) und er dann darauf nicht gehört hatte. Denn eigentlich sollten einem 10-Jährigen sämtliche Pflichten, Regeln, Grenzen etc. klar sein. Was sind denn das beispielsweise für Situationen, wo Sie dann laut werden müssen? Was waren die letzten 3-4 Situationen und, warum sind sie überhaupt entstanden? Wenn man diesen Konflikten dadurch aus dem Weg geht, dass man sie gar nicht erst entstehen lässt, können sie auch folglich nicht auftreten. Oftmals habe ich hier eher das Gefühl, dass die meisten Situationen eigentlich (völlig grundlos) von den Eltern [wenn auch unbewusst und ungewollt] provoziert werden. Das sollte man natürlich vermeiden.
Bei Ihrem Telefon-Beispiel - ich würde den Kleinen (wenn er sich wieder beruhigt hat) in Ruhe (ohne Vorwürfe) fragen, warum er so ausgeflippt ist (eigentlich sollte es dafür einen Grund geben, wenn dieses „extreme Verhalten“ eher plötzlich gekommen ist und nicht schon die letzten 6 Jahre da war. (Wann fing das eigentlich an?)). Und ich würde ihn fragen, was Sie tun können und, was er tun kann, damit so eine Situation kein zweites Mal mehr vorkommt. Meiner war für so etwas am offensten, wenn wir ihn abends ins Bett gebracht hatten und sich alle Parteien wieder beruhigt hatten. Ein bisschen kuscheln/schmusen/verzeihen, so hatte er sich wieder sicher und geborgen gefühlt, und, dann konnte er eigentlich ziemlich offen (und aufrichtig) über solche Dinge reden. Ich will nicht ausschließlich, dass mein Sohn mal wegen einer Banalität so überreagieren könnte, dann wüsste ich aber zumindest, dass irgendetwas an diesem Tag (oder in der Woche [oder bereits länger]) gewaltig schief gelaufen sein müsste. Dem würde ich auf dem Grund gehen, denn, normal finde ich ein solches Verhalten bei einem 10-Jährigen nicht mehr. Auch hier kann man generell mal über Grenzen (Ich möchte von dir nicht beleidigt werden, da du von mir/uns auch nicht beleidigt wirst) sprechen. Bieten Sie ihm Alternativen an - wie kann er sich stattdessen artikulieren, wenn die Mama es mal wieder geschafft hat, ihn auf die Palme zu bringen? Das ist eigentlich nur der Umgang mit Wut und Frustration.
Das Einzige, was Ihnen leider wenig helfen wird, ist wütend und traurig zu sein. Es reicht schon, wenn unsere Kiddies ab und an mal so reagieren. Eine „richtige“ Reaktion in solchen Situationen wird es nicht geben (eher nur viele falsche [zurückzuhauen (wenn auch nicht feste oder ernst), sich zu schnell provozieren lassen etc.]); auch keine, die verhindern wird, dass sowas die nächsten 8 Jahre nicht mehr vorkommt. Auch hierbei handelt es sich eher um ein Lernprozess; man lernt leider nur durch wiederholen und wiederholen. Und durch gute Lehrer; die Rolle sollten Sie einnehmen. Ein gutes Vorbild sein und ihrem Sohn helfen, auch durch diese Phase durchzukommen, um das nächste Mal besser/anders mit einer ähnlichen Situation umzugehen. Schließlich konnten wir denen schon lesen, rechnen und schreiben beibringen; auch das ging nur durch wiederholen und wiederholen. Können Sie sich noch daran erinnern, wie oft Ihr Sohn den Buchstaben ‚A‘ zeichnen musste, bis er ihn sicher beherrschte? Wenn 3 Striche bereits so lange dauern, wie lange muss dann wohl erst soziale Interaktion (ein Streit mit der Mutter/Wut/Frust) wiederholt werden, bis man das genau so sicher lösen kann, wie 3 einfache Striche zu setzen?
Vielen, vielen Dank für den langen Beitrag. Ich habe während dem Lesen viel nachgedacht und es steckt viel Wahres in den Zeilen.
Heute haben wir auch über die Telefonsituation gesprochen und er sagte daß er es immer macht-also den Papa anrufen und ihm den Spielstand sagen und er sich die ganze Zeit darauf freute wenn er heim kommt es ihm zu sagen daß sie gewonnmen haben. Ich sagte ihm daß ich es nicht mehr ewähnen werde wenn so eine Situation käme (ich sah es gerade im Internet während ich mit meinem Mann sprach). Aber es wird immer Situationen geben wo was anders läuft als man gerne hätte und man dennoch seine Wut nicht so lautstark von sich geben kann.
Aber es ist schon ein allg. Wirrwarr. Einerseits wenn man ihn fragt wie war das/wer war noch da?/Was habt Ihr dort gegessen....dann ist er genervt und sagt ich sei total neugierig. Wenn ich aber nicht fragen würde, dann wäre es auch nicht recht weil man sich dann nicht dafür interessieren würde.
Naja, schauen wir mal das die Sitation wieder besser wird.
Vielen Dank nochmal!
zum Thema Gewalt in eltern- kind beziehungen kann ich dir Haim Omers "Autorität ohne Gewalt" nahe legen.
Keinesfalls würde ich mich mit meinen Kindern auf eine Übereinkunft zur gegenseitigen Gewaltanwendung einlassen (wenn du haust, haue ich auch- ist ein deal, der gewalt von beiden seiten einschließt)
ansonsten würde ich dir eine Erziehungsberatungsstelle ans herz legen um für dich zu klären, wie du in solchen Situationen reagieren kannst und wie du in der Beziehung wieder die Mutterrolle einnehmen kannst, um deinen Sohn durch sein gefühlswirrwarr zu steuern.
lisasimpson
Danke für die Antwort!
Schon mehrere Bücher habe ich gelesen und ich war auch schon bei so Erziehungsvorträgen und theoretisch denke ich habe ich auch keine komplett falsche Einstellung. Meine Eltern meinten früher immer daß es nicht richtig sei wie ich es mache....früher bekam man halt ein paar auf den Hintern wenn man nicht gehorchte. Naja...also von meiner Mutter bekam ich es nie, dennoch kamen von ihr schon oft solche Worte daß man es so machen müßte denn früher haben die Kinder einfach noch gehorcht.
Für mich war es nie eine Option weil ich es nicht richtig fand/richtig finde. Doch mittlerweile finde ich daß mein Sohn es auch wissen sollte daß man niemandem weh machen darf und es ein demütigendes Gefühl ist. Und daß wollte ich ihm damit zeigen. Aber ich habe gemerkt daß es nicht die Lösung ist, er hat ja deshalb nicht aufgehört. Es ist nicht so daß er täglich schlägt. Aber wenn er wütend ist kann bei ihm derzeit alles kommen.