Hallo ihr Lieben,
mein Mann und ich sind Einzelkinder, daher bin ich etwas unsicher.
Lena ist 4,5 und Karl 1,5.
Es ist alles toll zwischen ihnen, 90% Harmonie und ein ganz rührender Umgang miteinander.
Ich denke also, wir machen hier nicht allzu viel falsch
Mir fehlt allerdings ab und zu die Geduld, wenn Lena eine "Gerechtigkeit" einfordert, die in dem Moment in meinen Augen Quatsch ist. Was nicht oft vorkommt, aber ab und an.
Beispiel heute Abend. Beide im Bett (gemeinsames Zimmer), Karl schläft fast, Lena darf noch leise CD hören. Ich will gerade rausgehen, als Karl sich meldet und ich merke, dass er bis zum Hals klitschnass ist (Pipi-Alarm).
Also mache ich ein bisschen Licht, lege ihn auf den Wickeltisch und fange an, ihn umzuziehen. Lena springt natürlich auch auf: "Wenn einer aufsteht, darf der andere auch!"
Ok, meinetwegen, guck halt zu. Ich mache den Heizlüfter an, richte ihn auf Karl, weil er nackt und nass ist.
Lena: "Mir ist auch eisekalt!" Ich: "Dann kuschel dich doch wieder ins Bett." Lena: "Nein, ich will nicht ins Bett." Mir ist schon klar, dass sie auch vor den Heizlüfter möchte.
Ich war dann aber bockig und habe gesagt, dass sie entweder ins Bett gehen soll, oder frieren muss, denn Karl braucht jetzt den Heizlüfter, sie aber nicht.
Ich fand es einfach total blöd, dass sie jetzt auf Teufel komm raus auf den Zug aufspringen musste.
Das sah Lena ganz anders und es schaukelte sich natürlich hoch. Nicht schlimm, aber der Abend endete in einem Konflikt, der in meinen Augen und mit Erwachsenen-Logik völlig unnötig war.
Von ihrer Seite unnötig, denn sie hätte einfach liegen bleiben können.
Von meiner Seite unnötig, denn wenn ich sie eine Minute bepustet hätte, wäre sie glücklich gewesen und wir hätten nicht gestritten.
Jetzt mal meine Frage: Wie geht man am schlausten mit diesen Situationen um?
Gehe ich auf ihre Gerechtigkeits-Forderungen ein, auch wenn ich sie absurd finde? Weil das bei Geschwistern nun mal so 'ne Sache ist und sich das am ehesten entspannt, wenn ich keine Gegenwehr zeige?
Lasse ich mir also von den beiden sagen, was gerecht ist? Oder bestimme ich das und lasse mich auf unnötigen Zirkus - so wie heute Abend - nicht ein?
Ehrlich gesagt glaube ich im Nachhinein, ich hätte sie des lieben Friedens willen einfach bepusten sollen.
Mich würde aber mal interessieren, wie ihr das seht.
Liebe Grüße
Jana mit Lena + Karl
Einzelkind-Mama hat Geschwister - Frage (Kleinkram-Problem ;-))
HAHA!!!
Nachdem ich nun 2 Stunden gegrübelt habe, wie das Pipi bis zum Hals kommen konnte, obwohl der Schniedel nach unten "gelegt" war, habe ich die Lösung: Es war gar kein Pipi!
Das Milchfläschchen war nicht richtig zugeschraubt und beim "In Mamas Arm liegen, trinken und Gutenachtlieder singen" habe ich ihm die Hälfte übergeschüttet, ohne es zu merken
Ich weiß, tut nichts zur Sache, aber ich musste es kurz loswerden...
hallo jana,
ich finde das immer sehr schwierig mit der gerechtigkeit und ein richtig gibt es wohl nicht. in deinem fall hätte ich warscheinlich darauf bestanden, dass sie im bett bleibt, aber so ganz sicher bin ich mir nicht.
ich bin selbst kein einzelkind, sondern eine große schwester. oh man bei uns ging das irgendwann so weit, dass wir das essen abgewogen haben, damit es ja gleich viel ist.(pupertät)
ich hab echt keine ahnung, wie man dem begegnet. ich merke auch, dass wenn das bei meinen beiden anfängt, dass ich wirklich sehr allergisch darauf reagiere. meist bin ich richtig ärgerlich.
klar versucht man gerecht zu sein, aber wie du schon sagst ist es ja nicht immer gerechtigkeit, um die es da geht. es kann ja nicht jedes kind immer das gleiche haben.
also mir geht es wie dir, ich entscheide es in jeder situation neu.
lieben gruß
mona, die dir nicht weiter helfen konnte.
Hallo Mona,
irgendwie hilft deine Antwort trotzdem, auch ohne Patentrezept
Eben habe ich auch schon wieder gedacht, dass ich mich richtig verhalten habe und dass wir auch beim Thema Gerechtigkeit weitestgehend nach unserem Empfinden gehen sollten. Natürlich muss man sich so gut es geht in die Kleinen hineinversetzen. Aber manchmal "schikanieren" sie einen ja auch einfach nur
Wenn ich bei jedem Theater und jeder Laune mitmache, wo kommen wir denn da hin?
Das ist übrigens super:
oh man bei uns ging das irgendwann so weit, dass wir das essen abgewogen haben, damit es ja gleich viel ist.(pupertät)
Hallo,
ganz ehrlich: ich würde kurz darauf eingehen. Oder sagen, wenn der Kleine fertig ist, darfst du auch mal kurz.
Ich selbst bin Geschwisterkind und bei uns machten die Eltern immer so einen Machtkampf drauß. Ergebnis ich hasse solche Ungerechtigkeiten noch mehr und explodiere noch heute, wenn ich mein großes Geschwister nur sehe.
In dem Moment ist es nicht einfach nur eine Ungerechtigkeit, sondern auch ein kleiner Weltuntergang.
Merke ich auch bei meiner 3jährigen (noch Einzelkind). Ich stelle ihr den gelben Becher hin, sie wollte sich aber den blauen nehmen. Was soll's. Davon geht meine Welt nicht unter, wenn ich sie das kurz machen lasse. IHRE geht aber sehrwohl unter.
Außerdem hört und akzeptiert sie Regeln und Aufforderungen besser, wenn ich mich auch auf sie einlasse!
Denn sie weiß schon ganz genau: wenn ich bei etwas bleibe, dann hat das seinen Grund! dann akzeptiert sie das auch.
Wenn ich aber nicht mal solche Lappalien durchgehen lasse, weil sie nicht in meine Logik passen, dann wird sie es so machen wie ich als Kind: ALLES in Frage stellen, gegen ALLES rebellieren.
Stell Dir vor, dein Mann kocht sich etwas zu essen, setzt sich neben dich auf's Sofa. Du möchtest nur ein einziges Löffelchen probieren. Nicht mal mehr und er schickt die weg: dann koch dir doch selbst was! Stimmt, du bist alt genug und kannst dir selbst etwas kochen. Dabei möchtest du doch im Grunde nur einen winzigen Bissen probieren.
Wie einigt ihr euch? Wie ist danach deine Laune?
Ich denke, dass das ein Problem ist, das nicht nur Eltern mit mehreren Kindern haben. Kinder haben einfach manchmal Forderungen, die aus unserer Sicht total unlogisch sind. Und je nach Tagesform reagieren wir Eltern darauf. Manchmal total gelassen, manchmal genervt. Und dann gibt es eine entsprechende Reaktion des Kindes. Manchmal eskaliert es, manchmal kriegt man den Bogen.
So oder so: Wenn wir als Eltern dabei ein "ordentliches" Streitverhalten an den Tag legen, nicht demütigend und verletzend werden, dann überstehen die Kinder solche Situationen unbeschadet.
Konkret hätte ich vermutlich meine Tochter nicht noch einmal aufstehen lassen und ihr als Ersatz etwas anderes angeboten, z. B. eine Wärmflasche. Mit der Begründung, dass der Heizstrahler fürs Baby ist.
was bei meiner auch sehr hilft und mir (in den wenigen Momenten, in denen man es wirklich sagte!) geholfen hat:
ich verstehe dich. das ist jetzt im Moment ungerecht für dich. Bitte bleib im Bett. Du durftest dafür heute....
oder
ich verstehe, dass du wütend bist!!! (das ist das entscheidende!) ... aber das Wickeln muss jetzt sein. AUSNAHMSWEISE nach dem Hinlegen und geht jetzt leider nicht anders.
Die Betonung der Ausnahme und ganz wichtig das ernst nehmen. Wenn sich das Kind emotional verstanden fühlt aus Kindersicht, dann verzeiht es fast alles oder versteht auch Ausnahmen.
Wenn sie nur sieht, dass das Geschwisterkind darf und sie nicht und dann noch einen Befehl von oben bekommt, brechen gleich mehrere Ungerechtigkeiten gleichzeitig auf.
Ich hätte sie kurz unter den Heizstrahler gelegt und dann wieder runtergenommen. So kann man sich den Stress vermeiden.
Mein Sohn hätte beim Runternehmen vom Wickeltisch dann protestiert, dass er viel zu kurz unter dem Heizlüster war.
Damit hätte sich das eigentliche Problem nur um einen kurzen Augenblick nach hinten verschoben und nichts dadurch gewonnen.
Hallo,
dein Problem mit dem Heizlüfter war ja eigentlich eher ein Problem à la "meine Tochter stellt gerade eine unsinnige Forderung" (Heizlüfter statt warmes Bett) und das kenne ich auch als Mutter von nur einem Kind.
Ich denke, bei den meisten Eltern ist es tagesformabhängig, wie sie auf diese unsinnigen Forderungen ihrer Kinder reagieren.
Und meistens lässt die Tagesform nach, je länger der Tag schon gedauert hat.
Und keiner weiß, ob deine Tochter wirklich zufrieden gewesen wäre, wenn du sie mal kurz mit dem Heizlüfter bepustet hättest. Vielleicht hätte sie danach auch gesagt "puh, jetzt ist mir soooo warm geworden, jetzt muss ich erst was trinken" und danach "oh, jetzt hab ich so viel getrunken, jetzt muss ich nochmal aufs Klo" etc.
Ich hätte in Anbetracht der absurden Situation "Tochter friert, weigert sich aber ins wärmende Bett zu gehen" wohl auch meinen Kopf durchgesetzt, einfach weil ich abends irgendwann auch mal froh bin, wenn mein Kind im Bett liegt.
Und ich denke, es schadet einem Kind auch nicht, wenn es nicht jeden sinnigen oder unsinnigen Wunsch erfüllt bekommt. Das Problem Geschwisterneid löst man eh nicht durch eine einmalige "du darfst auch kurz an den Heizlüfter"-Aktion.
Da wäre eher eine Erklärung "als du noch ein Wickelkind warst, habe ich für dich auch den Heizlüfter angemacht, aber jetzt braucht denn eben Karl, dafür darfst du jetzt Sachen machen, die Karl noch nicht machen darf" angebracht.
LG,
J.
Hallo Jana,
ich glaube auch, ich hätte ihr gar nicht erst "erlaubt" aus dem Bett zu kommen. Meine bewohnen zwar nicht ein Zimmer aber natürlich haben auch wir ständig diese Diskussion über gerecht und ungerecht. Und ich kann dir sagen: richtig lustig wird es, wenn ein Kind zur Schule geht und das andere in den Kindergarten.
Leonie ist 7, geht in die zweite Klasse. Ben ist 4 und genießt seine letzten beiden Kindergartenjahre.
Leonie muss nachmittags oder auch am Wochenende ab und zu etwas für die Schule tun, bleibt nunmal nicht aus. Was also tut Ben in der Zeit? Spielen.
Findet Leonie total ungerecht, weil sie natürlich auch viel lieber spielen würde, als Hausaufgaben zu machen. Und dann KANN ich nicht sagen: okay, dann mach halt deine Aufgaben nicht. Andererseits kann ich auch von Ben nicht verlangen, Aufgaben zu machen. Sie hat eben das "Pech" die Ältere zu sein.
In anderen Fällen ist es andersherum. Was hat Ben sich aufgeregt, als Leonie zum Schwimmkurs gehen durfte und er noch nicht, weil er eben erst knapp 3 war... war auch total ungerecht.
Der Spruch: "Ich verstehe dich da total, es ist ungerecht, aber es ist nicht zu ändern" hilft tatsächlich in vielen Situationen weiter. Und wenn Kinder schon früh lernen mit "scheinbarer" Ungerechtigkeit zurechtzukommen, und nicht immer nachgegeben wird, fällt es ihnen, denke ich, später leichter...
Das Leben ist nunmal nicht immer "fair"
Lieben Gruß
Nina
Hallo Jana!
Du hat ja schon einige hilfreiche Antworten bekommen. Aber da die "Gerechtigkeit" bei uns auch immer ein grosses Thema ist, wollte ich dir auch noch mal kurz schreiben.
Die absolute Gerechtigkeit gibt es (m.M.) nach nicht. Immer nur so eine Art ausgleichende Gerechtigkeit. Einmal hat der eine einen Vorteil, manchmal der andere. Um so kleiner die Kinder, um so schwieriger verstehen sie es. Aber auch mit unseren 6- und 10-Jährigen ist es nicht immer leicht.
Ganz wichtig finde ich immer, über eventuelle Ungerechtigkeiten zu reden. Wenn die Grosse wieder mal das Gefühl hat, dass die Kleine bevorzugt wurde, spricht sie es direkt an. Wenn es wirklich so war, bekommt sie an anderer Stelle einen kleinen Vorteil. Wenn sie einsieht, dass es kein Bevorzugen gab, sondern das sie es nur so empfand, haben wir das Missverständnis aus der Welt geräumt.
Insgesamt fahren wir ganz gut damit und ich hoffe, das es so bleibt.
Liebe Grüsse!