Bin verzweifelt! Bockig, launisch, einfach unerträglich, Sorry lang!

Hallo liebe Mütter und Väter,

ich bin mit meinem Latein am Ende und wende mich nun an dieses Forum und erhoffe mir an dieser Stelle Hilfe.
Meine Tochter (im April 3 geworden) ist seit ca. 3 Monaten ein anderes Mädchen. Vorweg: in unserem Umfeld hat sich nichts geändert. Kein Umzug, kein geänderter Tagesablauf, NIX!
Wir haben ein geordnetes Leben, sie hat soziale Kontakte. Wir gehen zum Kinderturnen und treffen uns regelmäßig mit anderen Kindern. Alles geordnet.

Nun zu ihrem Verhalten:
Sie wird morgens wach und schon geht es los. Beispiel: das Sofakissen liegt nicht an seinem Platz und schon ist es Grund genug zu bocken, sich bockig vom Sofa rutschen zu lassen und wehe ich sage, dass sie sich das Kissen doch holen kann. Ihre Antwort: NEIN, DU!!! Um des lieben Friedens willen, gebe ich ihr das Kissen. Ist vielleicht ein komisches Beispiel aber dieses Verhalten zieht sich wie ein roter Faden durch den Tag!!!! Bis zu 10x bocken am Tag liegt locker drin. Ich halte es nicht mehr aus.

Eines morgens wollte sie sich nicht anziehen lassen. Ich habe ihr die Wahl gelassen, sich selbst anzuziehen, mit dem Hinweis, dass sie so lange Zeit hat bis ich ihren Bruder fertig habe. (ca. 10min.) Sie bockte und bockte. Ich habe ihr immer wieder mal angeboten, ihr zu helfen und ihr deutlich gemacht, dass ich sie ansonsten, so wie sie ist, in den Kindergarten zu bringen. Da ist sie komplett durchgedreht. Ich habe sie dann halb angezogen, brüllend ins Auto gesetzt. Dieses ganze Szenario zog sich bis in die Gruppe, wo ich dann fix und fertig heulend vor der Erzieherin stand und einfach nicht mehr weiter wusste. Es tut mir nicht mehr gut und meiner Tochter bestimmt schon mal gar nicht. Was ist mit ihr los???

Nein, ich will dies nicht. Nein, ich will das nicht. Den ganzen lieben langen Tag. Jede meiner Handbewegung muss ich vorher genau überlegen, damit sie nicht wieder ihren dicken Bock bekommt.

Ich muss nur mal, ausversehen natürlich, die Autotür öffnen. Sofort schreit sie. ICH WOLLTE!!! OK, mache dann sogar die Autotür wieder zu. Aber auch das passt ihr nicht!!! BOCK!
Ich gebe den Katzen fressen. ICH WOLLTE!!! OK, dann mach. BOCK!!!
Ich mache mir einen Kaffee: ICH WOLLTE!!! OK, dann mach. BOCK!!!
Ich drücke den Knopf der Mikrowlle: ICH WOLLTE!!! OK, dann mach. BOCK!!!
Ich gehe ans Telefon. ICH WOLLTE!!! Zu spät. Kann ja schließlich nicht wieder auflegen. PECH. Richtig Theater.
Alles versucht. Reden, erklären, auch schimpfen und auch mal richtig laut werden. Ich bin auch nur ein Mensch und funktioniere nicht jeden Tag 100%. Wenn ich das schreibe, könnte ich weinen, weil ich auch keiner in meinem Freundeskreis die Lösung des Problems hat.

Ich habe schon versucht, wenn sie wieder bockig wird, in ihr Zimmer zu setzen, damit sie sich beruhigt. Sie pullert dann vor Wut in die Hose. Ich sage ihr dann auch, dass sie sich austoben soll und wenn der Bock weg ist, kann sie gerne wieder zu mir kommen. Wir haben auch schon die Masche erfunden, den Bock einfach wegzuschmeißen oder in die Toilette zu spülen, wenn der Bock sie wieder ärgert!! Klappt manchmal, ist aber auf Dauer alles ziemlich zermürbend. Zumal ich auch noch einen Sohn habe, der schließlich auch meine Zuwendung benötigt. Er ist auch gerade mal 4,5 Jahre alt. (Er macht das alles ganz tapfer mit)
Mein Mann arbeitet in der Woche in einer anderen Stadt und kommt erst Donnerstag oder Freitag zurück. (Ist aber schon immer so, die Kinder kennen es nicht anders).

Ich wünsche mir so sehr, dass ich wieder das lustige, gutgelaunte Mädchen wieder bekomme, was ich einmal hatte. (HEUL, HEUL, HEUL, verdammter Mist!!!!!!)
Ich hoffe, dass ich ein wenig Verständis von euch da draussen bekomme. Bin aber auch für jede Kritik an meinem Verhalten offen. (Bitte nicht zu doll treten, liege nämlich schon am Boden)

Lieben Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben!#blume

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Hallo

Vielleicht hilft es Dir, dass Du nicht alleine bist??? Bei uns ist im Moment fast das gleiche Theater daheim. Egal was wir machen, es ist nie richtig und es wird geheult, getobt und rumgesponnen. Bei uns geht dass ganze auch seit mehreren Monaten so und irgendwann wird die Spitze des Berges erreicht sein. Denke einfach, dass es eine Phase ist, die hoffentlich bald ein Ende.

Liebe Grüsse
Sabrina

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Ja, es ist in der Tat beruhigend zu wissen, dass es noch andere kleine Teufel gibt.;-) Wenn ich nur wüsste, auf welcher Höhe des Berges wir uns befinden! An dieser Erklärung; es ist nur eine Phase, klammere ich mich jetzt auch in der Hoffnung, dass sie bald vorüber ist. :-)

Danke, für die Antwort!

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Hallo, diese Phae kennt ja bestimmt jeder, bei Dir scheint sie sehr ausgeprägt zu sein. Mir hat geholfen, das Buch : "Das kompetente Kind" von Jesper Juul zu lesen...
Ich schreibe Dir mal eben eine wichtige Passage ab (S. 23-24)

"Mit ungefähr 2 Jahren beginnen Kinder langsam, sich von der totalen Abhängigkeit von den Eltern zu befreien. Sie fangen an, selbständig zu denken, fühlen und handeln zu wollen und zu können. Die Erwachesenen brauchen nie zu zweifeln, dass dieses Selbständigkeitsalter einsetzt.
Eines Morgens, wenn man sie anzieht, wehren sie den elterlichen Arm ab und sagen: Kannn alleine!! oder Will alleine!!!
An diesem Punkt werden viele Eltern trotzig und sagen: Nein, das kannst Du nicht! oder "Nein, hör jetzt auf, wir haben keine Zeit zum Speilchenspielen! oder ähnlich.
Die Kinder werden selbständig und die Erwachesenen werden trotzig!
Diese Monate im Leben der Kinder geben zugleich eines der klarsten Beispiele dafür, wie gekonnt Kinder kooperieren. Wenn der Versuch von Zweijährigen, eine selbständige Kompetenz zu entwickeln, bei den Erwachsenen auf Wederstreben und Trotz stößt, werden die Kinder schon innerhalb weniger Monate entweder trotzig - und begegnen Trotz mit Trotz- oder sie werden abhängig und entwickeln keine Initiative.
Der Begriff Trotzalter ist eine typische Beschreibung derjenigen, die die Macht haben für beschwerliche Untergebene.
Dass kleine KInder immer selbständiger werden, ist ein notwendiger Teil ihrer Entwicklung und nur ein totalitäres System kann daran interesiert sein, diese kontinuierliche Entwicklung einer einzigartigen, sich entfaltenden Persönlichkeit zum Problem zu machen."


Versuche einfach ihre Selbständigkeit mit einzuplanen, plane mehr Zeit und versuche sie und ihre Hilfsversuche mit einzuplanen.

"Magst Du heute die Katze füttern?"
"Kannst Du mir bei XY helfen?"
"Komm, wir putzen, kochen, gärtnern gemeinsam!" etc.
Und sie ist ja echt noch klein, lass ihr nicht zu viele Wahlmöglickeiten..
Und wenn es eben ein NEIN von Dir zu verarbeiten gilt, schieb sie nicht ab ins ihr Zimmer sondern hilf ihr, wieder raus zu kommen aus der Not.

Liebe Grüße,
sternchen#stern

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Hi.
Willkommen im Club#winke
Immer, wenn einer meiner Bagaluten aus der Phase 'raus war, dachte ich "Hey, Kinder sind was schönes" und bekam noch eines.. (letztes Mal Doppelpack, Mutter Natur hat Sinn für Humor#klatsch)...
Meine Kleinen werden jetzt vier Jahre und ein Ende dieser Phase ist in Sicht#ole
Okay, genug der urbinis!
Die Zeit ist normal - treibt Eltern in den Wahnsinn, weil man es ihnen ja "recht" machen möchte - und es nicht kann...
Sagt man "Mach' DU es" - ist es falsch.
Sagt man "ICH mach' es" - genauuuu, auch falsch.
Was hilft?
Humor auf jeden Fall - ich versuche dann immer innerlich Abstand aus der Situation zu nehmen (Mantra: "Es ist nur eine Phase, sie brauchen das, um selbstständige Menschen zu werden..") und auch mal konsequent bleiben; sprich: Sie will nicht? Okay, dann nicht. Sie will dann doch? Machen lassen - bockt sie dann, selber zu Ende bringen, was angefangen wurde...
Allerdings ohne langes Reden und einfach ruhig sagen, nächstes Mal bist Du dran.
Dauert etwas, sie wollen die Sicherheit, daß die Eltern zuverlässig bleiben - also auch, wenn das Kind schreit, bei dem bleiben, was gesagt wurde.
Auch wenn sie dann "bocken" - innen drin lernen sie, Mama ist zuverlässig, auch, wenn ich jetzt selber nicht weiß, was ich will, SIE weiß, was zu tun ist.#pro
Ins Zimmer bringen klappte bei meinen auch nie, sie waren schneller wieder da (und wütender) als ich gucken konnte... Meistens entferne ich mich dann aus der Situation bzw setze mich ruhig hin und mache etwas, was garnichts damit zu tun hat (bin einfach präsent, aber eben nicht mit dem Ausbruch beschäftigt). Und wenn sie sich "runtergefahren" habe, frage ich sie, ob es ihnen besser geht,war ja eine ordentliche Wut in ihnen...
Aber liebevoll, nicht sarkastisch!
Kopf hoch, diese Zeit durchlebt jedes Kind anders intensiv, manchmal hilft es schon, sie vorher aus dem Konzept zu bringen (etwas unerwartetes tun) oder sie auch mal toben zu lassen, während man still Präsenz zeigt.
Ich behaupte dann auch gerne, daß (mein jüngster Sohn ist auch sehr temperamentsvoll **gg**) es ein Zeichen für einen freien Geist ist - nur der Mainstream ist angepaßt:-p
Keine leichte Zeit für Euch - aber versprochen: Sie geht vorbei! Sonst müßte ich wirklich mal in mich gehen, ob ich nicht vielleicht masochistisch angehaucht bin, weil ich vier Bagaluten hier herum rennen habe;-)
Lg, Locke

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#rofl

Echt jetzt, Du solltest ein Buch schreiben! Ich wär die Erste, dies kaufen würde.....

LG aus der Schweiz
Dani mir nur 2 Bagaluten, die mich auch des öfteren an den Rand des Wahnsinns treiben....

PS: Hättest Du noch Verwendung für 2 weitere Bagaluten, so ferienhalber meine ich #winke

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Dein Kind wirst du wieder zurück bekommen, wenn das "Grenzen testen" abgeschlossen ist - wie schnell das geht liegt an deinen Nerven und Durchhaltevermögen ;-)

Selbst wenn du dein Kind mit einbeziehst, wie von Sternchen vorgeschlagen kann passieren - Kind will auf Anfrage die Kaffeemanschine nicht einschalten und kaum hast du den Knopf gedrückt wird wieder geblöckt "ich wollte das doch"

Ich denke du wirst es deinem Kind momentan nicht Recht machen können, egal wobei ich würde mich an deiner Stelle gar nicht auf Diskussionen einlassen.
Beim z.B Katzenfüttern nicht sagen ok mach du doch. Damit gibst du ihr schon nach.

Lass sie bocken und erkläre ihr, wenn sie wieder "aufnahmefähig" ist, dass sie in Zukunft gerne das Katzenfüttern übernehmen darf, wenn sie in einem normalen Ton fragt. Zeige ihr somit, dass sie mit ihrem Geschreie gar nichts erreicht.

Bis sie das gelernt hat, wird seine Zeit vergehen. Lass dich nicht irritieren von den mitleidigen Blicken anderer Mütter (die das alles schon hinter sich haben ;-)), versuche die Nerven zu behalten und bleibe vor allem Konsequent.

Wenn du jetzt schon überlegen musst, keinen falschen Handgriff zu machen, damit sie nicht wieder bockt - ne du, mach dein Zeug wie immer und wenn sie schreit geh nicht darauf ein, indem du Vorschläge bringst und somit versuchst, es ihr Recht zu machen.

Nein, das geht nicht, frage bitte in einem normalen Ton. Ende der Diskussion.

lg bambolina

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Das gibt mir Mut und verstärkt mich diese Richtung, die ich ja auch ab und zu eingeschlagen habe, beizubehalten und auch mal konsequent durchzuziehen (da haperts nämlich auch)#schwitz

Auch die Antwort von "locke" war sehr hilfreich und klang vernünftig! (sehr humorvoll geschrieben, dat jefällt ma!)


Danke an alle.

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immer gerne!
Ohne Humor würde ich hier wahrscheinlich dreimal täglich die Tür als Kopfklopfer benutzen;-)

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helfen kann ich dir nicht wirklich - aber ich kann dir sagen: du bist nicht allein. bei uns geht es im moment genauso zu. ich bin ebenfalls mit meinem latein am ende und teilweise richtig fertig. das zerrt einfach an den nerven.

das einzige, was mich noch etwas aufbaut, ist, dass bei kindern, die die trotzphase sehr heftig durchmachen, die pubertät umso"leichter" ausfallen soll. immerhin etwas, oder? ;-)

lg, astrid mit trotzkopf rafael