Hallo,
gibt es hier außer mir noch jemanden, der es NICHT schlimm findet, wenn die Vorstellungen zur Erziehung bei den Eltern auseinander driften?
Ich lese hier immer, man müsse sich einig sein.
Muss man das?
Darf man nicht auch unterschiedlicher Meinung zu verschiedenen Themen sein?
Welchen Nutzen zieht das Kind aus Eltern, die sich immer einig sind?
Gruß Marion
Unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung
Hallo Marion,
ich finde, es gibt da einen Unterschied.
Zum einen gibt es Eltern, die sich nicht einig sind und dann diskutieren, bis sie eine Linie gefunden haben, die sie gemeinsam vertreten können.
Zum anderen gibt es Eltern, die nicht diskutieren sondern zwei verschiedenen Linien verfolgen.
Das erstere find ich optimal, da niemand der perfekte Erzieher ist und wenn zwei es versuchen ist das schonmal gut.
Das zweite finde ich nicht gut, da es für das Kind verwirrend ist und es keine Regeln und Verhaltensweisen lernt, wenn es sie nicht innerhalb der Familien konsequent beigebracht bekommt.
Viele liebe Grüße,
Ella
allerdings gibts noch ne 3. gruppe meines erachtens:
2 meinungen bzw 1 meinung die nicht diskutiert wird und auch keine linie verfolgt, weil es eigentlich keine klare erziehungsmeinung gibt (zb manch antiautoritäre "erziehung" - das letzte wort wird dann geflissentlich übersehen). da beide sich bemühen einer meinung zu sein und nicht drüber zu diskutieren wird nichts hinterfragt und keinem fällt auf dass eigentlich irgendwie gar keine linie verfolgt wird
lg
Hallo
wir sind uns eigentlich ( fast ) immer einig
bis auf einige minimale Abweichungen, die dann aber von der Tagesform des jeweiligen Elternteils abhängig sind
Welchen Nutzen meine Kinder daraus ziehen
wir können Beide unsere ganze Energie darauf verwenden mit ihnen zu streiten
und verlieren keine Energie auf dem Weg zu einer Einigung
war aber schon immer so
ohne das wir das so abgesprochen haben
und wenn es anders wäre, müßten wir uns halt damit auseinander setzen
Grüße Silly
In meinen Augen kommt es auch drauf an, WO die Meinungen auseinander gehen.
In manchen Punkten unterscheiden sich die Ansichten sicherlich bei allen Eltern. Ich sehe auch einige Dinge anders als mein Mann.
Ich glaube aber schon, dass die generelle Tendenz ähnlich sein sollte. Ich könnte mir nicht vorstellen, meine Kinder von einem stark autoritären, gewaltbereiten Menschen erziehen zu lassen.
lg
Ich finde es auch nicht schlimm, mein Mann und ich sind vom Naturell her sehr verschieden, und das zeigt sich natürlich z. T. auch in Erziehungsansichten.
Wichtig finde ich nur, dass ein Kind nicht die Eltern gegeneinander ausspielt, also argumentiert: " Bei Papa dürfte ich das aber", und es gibt sicherlich grundlegende Dinge, über die man sich einig sein muss.
Unser Sohn weiß schon ganz gut, das mein Mann und ich unterschiedlich ticken, und das ist auch gut so - im Leben ganz allgemein hat man es ja auch mit verschiedenen Menschen zu tun und muss sich auseinandersetzen ...
LG
Anja
Einen Nutzen ziehen die Kinder DANN daraus, wenn die Eltern dennoch hinter den Entscheidungen stehen, die der andere getroffen hat.
Wenn es aber so ist, dass Mama sagt, Kind 1 darf jetzt keine Schokolade, weil es vorhin frech war, und Kind 1 geht zu Papa, und der sagt: "Ja, so ein Blödsinn, natürlich darfst du jetzt die Schokolade haben, was Mama da sagt, finde ich auch doof", na, dann zieht es keinen Nutzen. Zumindest nicht langfristig. Es lernt dann vielmehr, dass man Eltern gegeneinander ausspielen kann und die jeweilige Meinung vom anderen nicht respektiert wird.
Wenn das Kind jedoch beobachten kann, wie sich Eltern bei Uneinigkeiten miteinander auseinandersetzen, gemeinsam zu einer Lösung, einem Kompromiss kommen, dann lernt es, dass es auch geht, wenn man NICHT immer einig ist.
So denke ich.
Das ganze Leben geht so, dass man sich eben NICHT immer einig ist, und es Kompromisse gibt.
Um so besser ist es, wenn sie das gleich in der Familie am Beispiel lernen können.
Hallo
Mein Mann und ich sind uns oft nicht einig. Meine Mama hat mir mal erzählt, dass das früher DER Streitpunkt Nr. 1 mit meinem Papa war, die beiden waren sich auch oft nicht einig. Das hatte weder Vor- noch Nachteile, außer, dass man als Kind wusste, bei wem man in bestimmten Situationen besser beraten war. Hat doch jeder Mensch so seine Stärken und Schwächen, das spiegelt sich in allen Bereichen des Lebens nieder.
Es gibt nur wenige Dinge die der Vater meiner Kinder genauso sehen sollte wie ich und das tut mein Mann auch. Die Grundlage ist somit gegeben. Eltern die sich immer einig sind stelle ich mir gruselig fürs Kind vor. Da stehen sie, die erhabene Einheit die nicht an sich rütteln lassen...
LG
Hallo Marion
bin deiner Meinung!
Allerdings mit einer Ausnahme: Wenn das Kind dadurch die Eltern gegeneinander ausspielt geht das natürlich nicht.
Deshalb gilt bei uns: Derjenige, der grade mit dem Kind beschäftigt ist hat das Sagen. Der andere hält sich raus. Einige Grundregeln halten wir beide zusammen ein, da MÜSSEN wir uns einig sein.
LG
Melanie
Hallo und guten Abend!
Das ist wohl ein (kleiner) Vorteil, wenn man getrennt lebt und geteiltes Sorgerecht hat .
Mein Sohn - bald 5 - darf zb beim Papa sehr selten einen Film schauen. Bei mir schauen wir jeden Abend zusammen etwas (Teil einer DVD auf PC haben keine Glotzenmaschine). Das hat er vollkommen akzeptiert - Papa Wohnung fast nie Film - Mama Wohnung zusammen flimmern ....
Umgekehrt, wenn er mal sagt "... aaaaber bei Papa bla bla ", sag ich ihm lieb aber entschieden, dass bei Papa eben andere Regeln gelten und bei mir auch. Und wir es bei MIR eben so machen, wie ich es sag und daran gibt es nichts zu rütteln. Das Quengeln hört dann schnell auf, weil er es einfach mittlerweile so gewohnt ist.
ABER, selbst wenn die Beziehung zwischen mir und EX nicht auf Rosenblättern gebettet ist, treffen wir uns regelmässig zu einem Kaffee - ohne Elias unseren Sohn - um sich auszutauschen. Was geht ab in letzter Zeit, für was interessiert er sich gerade besonders, wo gibt es oft Stress etc.
Dann sagt auch jeder, wie er damit umgeht und gegebenenfalls was für eine Konsequenz dies für Elias hat. Mit dem Ergebnis kann jeder von uns beiden anfangen was er will. Mitmachen oder eben nicht.
Wichtig ist, dass dein Sohn genau weiss, woran er bei DIR ist und woran bei seinem Papa. Deine Regeln seine Regeln, DEINE Freiheiten, seine Freiheiten und daran müsst ihr euch halten. An was soll sich dein Sohn sonst orientieren?? Auch wenn die Regeln sich nicht überschneiden...
Eins ist aber wichtig: Dem anderen vor dem Kind die Autorität untergraben ..... NO GO! Das bedeutet eben Orientierungslosigkeit für Euren Kurzen.
Das mit böse Mama durfte ich mir auch schon anhören, aber ich weiss genau, dass es sicher nie so ist, wie er es sagt. Im Kindergarten höre ich oft zwischen Kumpels, die sich gerade gezofft haben: "Ich bin nicht mehr dein Freund!". Will eigentlich heissen, ich mag im Moment gerade nicht mehr mit dir spielen. Schau dann mal 15 Minuten später, da wird der grösste Bauklotzturm seit zu Babels Zeiten gebau. Von Streit keine Spur mehr.
Andere Frage: Was sagst du deinem Sohn, wenn du mit ihm draussen unterwegs bist und ein Erwachsener spaziert seelenruhig bei Rot über die Strasse. Und du hast dir einen Zahn abgebrochen, deinem Kleinen die Regeln zum Ueberqueren der Strasse zu erklären???
Es kommt alles gut. Und vor allem, VERTRAUE deinem Kind!!
Bonne nuit von der Maya aus Paris
Ich finde es auch so wichtig, das Kinder auch mal erleben, dass Mama (oder Papa) sich auf ihre Seite schlagen und sich mit dem anderen Elternteil eben nicht einig sind.
Wie frustrierend muss es denn sein, wenn die Eltern wie eine geschlossene Wand vor einem stehen...
LG