Sohn ist zuhause aggressiv,in Schule gelangweilt, Verhaltensstörung?

Hallo,
bin langsam echt am ende. Mein Sohn 7 1/2 reagiert sehr oft, wenn er seinen Willen nicht bekommt, aggressiv. Eine Glastür ist schon zu bruch gegangen, weil er sie eingetreten hat. In der Schule ist er total "normal" auch so im Hort. Nichts auffälliges, nur dass er im Unterricht mehr aus dem Fenster schaut, anstelle sich zu beteiligen. Die Lehrer darauf angesprochen, dass er vielleicht gelangweilt sei, wurde nur abgeblockt. ER wolle ja keine Zusatzsblätter. Wenn ich sie so hingeknallt bekomme, hätte ich auch das Gefühl es ist eher Strafe, als eine Herausforderung. Beim Elterngespräch kam dann der Verdacht auf ADSro.ä. weil er auch abgelenkt sei. War dann beim Arzt, der das nicht nachvollziehen konnte. Die entsprechenden Formulare wurden von allen Lehrern als "normal" ausgefüllt, nur die entsprechende Lehrerin mit der Verdachtsäußerung hat sich geweigert das Formular auszufüllen. Mein Sohn hat eine schnelle Auffassungsgabe in Mathe, fast ein fotografisches Gedächtnis bein Geschichten oder auch bei Zahlen. Dinge die ihn interessieren, da beschäftigt er sich stundenlang mit, andere Hausaufgaben sind Pflicht und werden schnell und meist auch schlampig erledigt. Fernsehen gibt es zuhause schon gar nicht mehr. Wir haben auch einen Wochenplan eingeführt - auf seine Anregung. Der einzige der sich nicht daran hält ist er! "Ist mir doch egal!" "Dann ist es halt so.." Ein ruhiges Gespräch ist dann gar nicht möglich. Er schmeißt dann Türen oder auch Sachen. Bezahlt sogar seine kleine Schwester, dass sie sein Zimmer aufräumt, damit er es nicht machen muss. Freunde hat er viele, Mädchen und auch Jungen - auch aus der 3. Klasse. Die spielen alle super zusammen, total harmonisch - ohne Streit. Wir haben das Gefühl, sein Selbstwertgefühl ist gering, Gedichte aufsagen z.B. vor der Klasse geht nur sehr schwer, obwohl er das Gedicht auswendig kann. Vortunen widerum - weil er es kann - langweilt ihn dann schon wieder. Auf neue Dinge läßt er sich nur schwer ein. Mein Mann "verkricht" sich am Wochenende, wenn er dann da ist, in sein Arbeitszimmer, weil ihm sein Verhalten zu anstrengend ist. Er würde ja viel in der Woche arbeiten und auch seine Ruhe brauchen - als hätte ich nicht auch den Bedarf nach Ruhe... Muss jetzt in Verbindung mit der U10 beim Kinderarzt nochmals hin. Weiß nicht mehr was ich machen soll. Es hat sich ja nichts verändert- Gibt es nicht irgendwelche Tests? Bachblüten? Wie kann ich IHM helfen, denn ich denke, dass er sich bewußt ist, dass er mit sich un der Welt nicht im Reinen ist. Hat jemand einen Tipp? DANKE

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Hallo,

was sagt der IQ-Test?

Wie hast du auf die zerstörte Glastür reagiert?

Welche Konsequenzen hat das "Aus dem Fenster sehen" in der Schule?

Welche Konsequenz hat das Nichteinhalten des Wochenplans?

Wie viel Bewegung bekommt das Kind in der Woche?

Was unternehmt ihr, um sein Selbstwertgefühl zu stärken?

Überleg dir die Antworten auf diese Fragen genau.

Und letztlich: Warum glaubst du, er sei mit der Welt nicht im Reinen? Nur, weil er nicht angepasst ist? Er ist 7. 7jährige Jungs sind manchmal einfach so, weil sie so sind und trotzdem mit sich und der Welt total im Reinen.

Gruß

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Hallo joshesphina,
ich kann deine Verzweiflung verstehen, gerade weil du deinem Sohn helfen möchtest, von den Fachleuten in deiner Umgebung aber keinerlei Unterstützung erfährst.

Ich denke, dass sowohl für dich als auch für deinen Sohn, momentan am wichtigsten ist, dass ihr den richtigen Ansprechpartner findet. Es bringt nämlich keinem von euch beiden etwas, wenn ihr immer wieder die Erfahrung macht, dass gut gemeinte Tipps (wie die der Lehrerin bezüglich der ADS) im Sande verlaufen. Die Motivation sinkt und der Frust wird nur größer.

Das Verhalten von deinem Sohn kann unglaublich viele Ursachen haben. Eine ADS ist eine Möglichkeit, genauso gut könnte dein Sohn aber auch in der Schule unterfordert sein. Das von die beschriebene deutet zunächst mal darauf hin. Es kann aber auch eine völlig andere Ursache geben, welche z.B. in eurem Familiensystem liegt und auf das dein Sohn mit seinem Verhalten aufmerksam macht.

Geklärt werden könnte dies durch eine ausführliche Diagnostik. Zu einer guten Diagnostik in dem Bereich würde eine Leistungsdiagnostik gehören, in der z.B. geklärt werden könnte, ob eine Über- oder Unterforderung vorliegt oder aber Defizite im Bereich der Konzentration und Aufmerksamkeit vorliegen. Neben der Leistungsdiagnostik würde z.B. eine Beobachtung innerhalb des Unterrichts und zuhause Sinn machen, um sich das beschriebene Verhalten im jeweiligen Kontext anzuschauen. Zudem würden Gespräche mit deinem Sohn statt finden und eine projektive Diagnostik, in der man schauen könnte, was ihn emotional beschäftigt.

Wichtig wäre auch, wann hat das von dir beschriebene aggressive Verhalten angefangen? Mit Eintritt in die Schule? Schon im Kindergarten? Gab es ansonsten Besonderheiten/Auffälligkeiten (Schwangerschaft, Geburt, Krankheiten...). Gab es parallel wichtige Entwicklungen (Tod von Angehörigen, Umzug, Geburt eines Geschwisterkindes?). Was funktioniert gut, wo sind seine Stärken? Wann kann er ruhig bleiben, was ist dann anders?

All das wäre wichtig abzuklären, um eine Aussage darüber zu machen, warum dein Sohn sich so verhält, wie er sich verhält.

Ich denke, dass du Recht hast und dein Sohn auch unter seinem eigenen Verhalten leidet. Denn etwas scheint ihn ja zum explodieren zu bringen.

Aus welcher Region kommst du? Vielleicht gibt es in der Gegend jemand passenden, der eine solche Diagnostik durchführen könnte.

Mein Tipp an dich ist in jedem Fall, nach der richtigen Stelle zu suchen. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass Familien erst einmal an vielen Fachleuten vorbei kommen, bis sie an der richtigen Stelle angekommen sind. Zum einen geht dadurch kostbare Zeit verloren und zum anderen verlieren insbesondere die Kinder (verständlicherweise) das Vertrauen darin, dass jemand ihnen helfen kann.

Daher lohnt es sich ein wenig zu suchen und nicht beim erstbesten zu landen.

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super geschrieben, dem schließe ich mich voll an :-)

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hallo
ich kann dir zwar keine tipps geben aber mir geht es da genauso wie dir mein sohn ist auch 7 jahre...ich hab das ganze theater aber schon seit der trennung von seinem vater ....wir waren auch schon in psychologischer behandlung aber gebracht hat es nicht viel....ich weiss auch nicht mehr weiter und ehrlich ich hab angst das es noch schlimmer wird wenn sein geschwisterchen auf der welt ET hab ich am 25.07. und irgendwie bin ich am überlegen wie es weiter gehen soll.....und ich weiss mir keinen rat mehr.....lg sorry77

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Ich habe deinen Beitrag sehr interessiert gelesen!

Als erstes möchte ich dir sagen, wenn du kannst nimm Abstand von AD(H)S Diagnosen. Die einzige Konsequenz die dir diese Sichtweise gibt ist, dass dein Sohn Medikamente bekommt!

Ich erkläre mir Auffälligkeiten anders. Vielleicht kann ich das hier kurz darlgen! :-) Zum einen muss man annehmen, das Verhalten nie sinnlos ist, also es wird immer aus einem Grund gezeigt. Das würde bedeuten, auffälliges Verhalten ist immer Verhalten was man sich nicht erklären kann. Und zweitens Verhalten wird nur gezeigt, wenn es erfolgreich ist.

Vielleicht kannst du deine Wahrnehmung etwas schärfen und mal schauen, wann dein Sohn das Verhalten nicht zeigt! Orientiere dich an diesen Phasen und schau was an diesen Situationen anders ist! Ich bin mir sicher das du Phasen finden wirst.

Eine zweite Möglichkeit ist eine systemische Familienberatung, das würde ich dir wirklich ans Herz legen, um auch deinen Mann mit einzubeziehen. Dann könnt ihre verfahrene Strukturen und Verhaltenskreisläufe auflösen. Ich bin mir sicher, dass es euch helfen wird. Denn ich glaube, dass man ein Kind nicht losgelöst vom System Familie betrachten kann.

Ich weiß es ist eine etwas andere Sichtweise, aber vielleicht hilft sie mehr, als die Übliche!

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Danke, für die Antworten. Wir (mein Mann und ich) haben nächste Woche mit unserem Sohn erstmal ein Erstgespräch bei einer Psychologin. Die wird hoffentlichganz neutral an die Problematik herangehen.

Gruß Josha

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Chronisch gelangweilte Kinder kann man nicht mit "Phasen" abtun. Ich würde ernsthaft mal über Hochbegabung nachdenken, zumindest ist es ein Ansatz.

Ein großer Teil der Kinder die mit ADS betitelt werden haben eine Hochbegabung und kein ADS. Diese Fehldiagnose kann extreme Auswirkungen haben.

Ich würd mit dem Kinderarzt sprechen. Isolation ist für die Kinder schwer zu verkraften. Dass er sich an die Regeln nicht hält sagt mir, dass er den Sinn gar nicht verstanden hat. Er ist viel zu schlau dafür. Wenn er einen hohen Anspruch erkennt ist er begeistert. Das spricht absolut nicht für ADS oder ADHS.

Mach Regeln mit Deinem Kind, aber mach sie so, dass er sie versteht. Emotional sind viele begabte Kinder nicht ganz so weit wie die Altersgenossen. Sie reagieren viel extremer, emotionaler (Wutausbrüche) und sind am Boden zerstört schon bei Kleinigkeiten.

Eine klare Linie und immer gleiche Rituale können Dir helfen.