Kinder schlagen und die Folgen im Erwachsenenleben - zwei Beispiele aus meinem Leben

Hallo an alle (und Vorsicht wird länger!!!)

da das Thema klapsen bzw. schlagen und die Folgen hier ja momentan rege diskuskutiert wird, wollte ich auch mal anhand zweier Beispiele aus meinem Leben über die Folgen von Schlägen in der Kindheit berichten.

Das erste Beispiel ist mein Exfreund und Vater meines Kindes. Er ist ein sehr emotionsbetonter Mensch, der viel lügt und sich nicht unter Kontolle hat. Er kann phasenweise sehr nett sein und dann gibt es wieder Phasen, in denen er zum Monster wird. Ich weiß, dass er in seiner Kindheit viel geschlagen wurde, vielleicht rührt seine verkorkste Persönlichkeit mitunter daher.
In seinen schlimmen Phasen war es so, dass er wegen irgendetwas schlecht drauf war - das musste noch nichtmal etwas mit mir zu tun haben - und er hat es jedes Mal an mir ausgelassen, weil er einfach seine Wut nur bei schwächeren Opfern rauslassen konnte. Dann hat er sich stark gefühlt. Ich glaube, er hat ein ziemliches Selbswertproblem und fühlt sich nur stark, wenn er andere demütigen kann und ihnen psychisch und physisch wehtun kann. Man fragt sich vielleicht was war schlimmer... Und im im nachhinein kann ich aus meiner Sicht sagen, der Psychoterror war noch schlimmer als all die Schläge, die ich jemals von ihm bekommen habe. Ich hätte ihn schon viel früher verlassen müssen, das ist mir heute auch klar, aber ich bin froh, den Absprung überhaupt geschafft zu haben. Das habe ich auch nur meinem jetzigen Freund zu verdanken, aber zu dem komme ich später.
Mein Exfreund fühlte sich oft in Job-Angelegenheiten schlecht behndelt bzw. benachteiligt. Auch im Straßenverkehr kam es schon zu Gewalttätigkeiten seinerseits, weil er sich von anderen Verkehsteilnehmern nicht respektiert und provoziert gefühlt hat. Er ist wirklich leicht reizbar. Bei seiner Fahrweise bräuchte man sich auch eigentlich nicht wundern, wenn ihm mal von jemand anderem ein "Arschloch" nachgerufen wird, aber er nutzt solche Situationen direkt aus, um mit dem anderen eine Schlägerei anzuzetteln. Wenn der andere daraufhin aber einfach wegfährt, fühlt er sich stark und ist der Meinung, der andere hatte nur Angst vor ihm. Wenn er, wie z.B. in Job-Angelegenheiten, keinen hatte, an dem er seine gekränkte Eitelkeit auslassen konnte, musste ich durch vorgeschobene Streitgründe herhalten. Das konnte dann die sprichwörtlich offengelassene Zahnpastatube sein, oder das nicht geputze Bad, oder die draußen gelassene Butter oder was auch immer. Ich war immer das Opfer seiner Wut und immer schuld daran, dass es ihm schlecht geht. Im Nachhinein habe ich erkannt, dass er es ist, warum es mir schlecht ging. Er war der Grund dafür, dass ich keine Freunde mehr hatte, nicht einen einzigen. Ich konnte nie weggehen - mit wem denn auch - und wenn ich irgendwo war, es blieb mir ja nur alleine shoppen übrig, dann hat er auch mehrmals angerufen um zu kontrollieren wo ich bin und dass ich schon so lange weg sei und wieder nach Hause kommen solle. Wenn es ihm dann nicht schnell genug ging hat er mehrere Tage nicht mit mir geredet, oder er hat mich gleich geschlagen. Aber ehrlichgesagt war das ignorieren noch schlimmer, denn ich hatte ja außer ihm niemanden.
Ich bin dann durch Zufall schwanger geworden, er wollte natürlich kein Kind, ich schon. Ich wollte schon immer Kinder und ich glaube, ich habe mich einfach nach einer Aufgabe gesehnt, nach einem Kind, dem ich meine Liebe schenken kann, um das ich mich kümmern kann und das mich braucht. Als ich schwanger war, hatte ich die üblichen Probleme, die Frühschwangere so haben. Anstatt mich zu unterstützen durfte ich mir von ihm Sätze anhören wie "Ich will das Kind sowieso nicht" oder "Ich hoffe, dass du das Kind verlierst". Natürlich hat er mich auch während der Schwangerschaft körperlich und seelisch misshandelt. Kurz nach der Geburt habe ich ihn dann verlassen, weil ich mein Kind vor ihm schützen musste. Er hatte zu dieser zeit eine sehr schlimme Phase, in der er mir gedroht hat, mich mit dem Kind zu verlassen und ich würde es nie wieder sehen. Ich weiß natürlich, dass es nicht soweit gekomme wäre, denn er beruhigt sich auch schon wieder, aber es wurde mir klar, dass es meinem Kind und mir besser geht, wenn wir weggehen.
Ich hatte mich in der Schwangerschaft schon innerlich von ihm gelöst, weil ich im Internet auch jemanden kennengelernt hatte, der mich mental sehr unterstützt hat. Natürlich wusste mein Exfreund davon nichts, er war ja meistens nicht zu Hause und ließ mich immer in der leeren Wohnung allein zurück. Meistens hat er sogar von außen abgeschlossen, dass ich nicht wegkonnte.

Das zweite Beispiel eines geschlagenen Kindes ist mein jetziger Freund. Er wurde als Kind auch häufig von seinem Vater und seinem großen Bruder verprügelt, aber er ist ganz anders als mein psychisch gestörter Exfreund. Er hat mich nie psychsich oder physisch gequält, er ist mir immer eine Stütze im Leben, er ist mein Berater und bester Freund. Er macht mir keine Vorschriften oder Einengungen mehr und er ist für jede "Schandtat" (Im positiven Sinne) zu haben. Ein echter Typ zum Pferdestehlen. Er baut mich auf, wenn wieder irgendwelche Intrigen meines Exfreundes kommen - und es kommen immer mal wieder welche - und erträgt es an meiner Seite, damit unsere Beziehung nicht durch meinen Exfreund zerstört wird.
Dass er als Kind geschlagen wurde, setzt ihm insoweit schon noch seelisch zu, dass er zu seinem großen Bruder den Kontakt abgebrochen hat. Er sagt, der habe ihm so viel angetan und er hat immer alles ausgehalten, weil sie doch Brüder sind, aber im Moment braucht er einfach Abstand. Vielleicht komen sie irgendwann mal zusammen auf einen grünen Zweig, aber im Moment will er von ihm nichts wissen. Seinem Vater hat er soweit er es kann verziehen, er sagte, das waren andere Zeiten damals und er weiß, dass sein Vater viele Probleme (auch finanzieller Art) hatte, die ihn u dem gemacht haben war er war. Heute ist sein Vater auch ein alter Mann, der meinen Freund nicht mehr als Kind sondern als Mann ansieht. Trotzdem haben die beiden nicht viel Kontakt.

Ich glaube, man kann sowas nie wirklich vergessen und es bleibt der Schmerz einfach im Unterbewusstsein zurück. Es ist nur eine Frage, wie man damit umgeht.
Entweder man zerbricht daran und wird so ein Psycho wie mein Ex und gibt die Gewalt immer weiter, oder man distanziert sich innerlich davon und versucht aus seiner negativen Erfahrungen etwas Positives zu ziehen und behndelt andere Menschen nicht so schlecht, wie man selbst behandelt wurde, weil man weiß, wie man sich dann fühlt. Aber dazu braucht es viel Charakterstärke und Reflexionsvermögen sowie Empathiefähigkeit.

4

Es ist viel zu einfach...Geschlagene Kinder werden schlagende Erwachsene. Das ist Quatsch und wirklich Laienpsychologie.
Ja, dass es das gibt, bestätige ich, aber es ist keinesfalls alles so leicht zu erklären.
Da spielen meist noch viele andere Dinge mit.
Ich wurde über viele Jahre verprügelt, dass Blut floß, das hab ich meinen Kindern ganz sicher NICHT angetan !!!
Mein Exmann wurde definitiv nicht verprügelt und schlug mich im Suff, bis ich im Krankenhaus landete.....
Meine Nichten wurden von ihrer Mutter auch geschlagen - und haben ihre Kinder niemals verprügelt.

Und, wenn hier das auch niemals einer zugesteht. Ich finde Psychoterror Kindern gegenüber wesentlich schlimmer, als wenn einer Mutter EINMAL die Hand ausrutscht und sie ihrem kleinen Zornteufel eine auf die Pampers gibt..... Meistens erschrecken die Mütter mehr als die Kinder über ihre Reaktion...
Aber was ich hier manchmal lese - so á la "Mama hat dich nicht mehr lieb" - oder dass in Frage gestellt wird, ob man sein Kind noch mag (DAS spürt das Kind ganz sicher) oder abends als Strafe nichts mehr vorgelesen wird - oder das ewige Gezerre zwischen sich in Trennung befindlichen Eltern, das gegeneinander Ausgespiele, dann das teilweise Affentheater um Oma und Opa, bei dem schon kleine Kinder total verunsichert werden - das soll alles keine Rolle spielen ? DAS ist oft wirklich schlimm für die kleine Seele.
Ich bin auch kein Psychologe, aber ich mag Kinder.....
LG Moni

5

<< Psychoterror Kindern gegenüber wesentlich schlimmer >>

Ich wurde als Kind selten geschlagen. Dabei spürte ich, dass mir meine Eltern nicht weh tun wollten. Immer war mir klar, dass die Schläge die Folge meines Verhaltens waren.

Meine Mutter war konsequent. Einer erfolglosen Bitte folgte die Aufforderung mit Androhung einer Ohrfeige. Ich lernte schnell, bis 2 zu zählen.

Viel schlimmer war die Drohung, in ein Erziehungsheim gesteckt zu werden, wenn ich nicht folgsam bin.

Wenn ich mit meinem Sohn allein war, musste ich ihm nie Schläge androhen. Er liess sich von Argumenten überzeugen. In Anwesenheit meiner Frau oder gar meiner Schwiegermutter provozierte er bis zum Äussersten.

Damals gab es urbia noch nicht #schmoll

6

...Immer war mir klar, dass die Schläge die Folge meines Verhaltens waren....

Das habe ich schon öfter von Erwachsenen gehört. Leider war es in meinem Fall nicht so, meine Mutter war eine vom Leben frustrierte Frau, die den Frust einfach gerne an Schwächeren ausließ. Das seh ich heute so, ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass SO keine Liebe beim Kind erzeugt wird. Ich mochte sie nie.
Die Drohung mit dem Erziehungsheim kenn ich auch, aber mir gings so dreckig, dass mir das sogar als Ausweg erschienen ist. Ich schrieb sogar mal einen Brief ans Jugendamt, sie sollen mir rausholen - aber leider fand sie ihn vorm Abschicken, puuuuh - ab da krachte es richtig. Immerhin hätte das Jugendamt dann ja schlecht von ihr gedacht - und das musste ich bitter büßen.

Ich musste lachen, wie schnell Du bis 2 zählen lerntest.... Meine Tochter zählt auch gerne mal bei ihrer Maus....bei 3 muss Leonie reagiert haben und das macht sie "sicherheitshalber" auch :-p Aber da gäbe es keine Ohrfeigen, sondern höchstens einen Brüller - aber den mag Leonie ja auch nicht erleben.
ICH muss bei ihr nicht zählen, komischerweise reicht bei mir ein bestimmter Ton, dass sie weiß, das Omis Langmut gerade am Abschmieren ist :-p

Konsequenz würde bei vielen urbia-Müttern sehr viel helfen, die sich zu Tode diskutieren und dann halb durchdrehen vor Zorn und Hilflosigkeit.
LG Moni

weitere Kommentare laden
1

Hallo,

sag mal, wurde bei deinem Ex-Freund je die Schildrüse untersucht?

Wie war es in deiner Kindheit? Da scheint ja auch was schiefgelaufen zu sein...

Gruß Marion

2

Ich denke mal dass es jedem halbwegs klardenkenden Menschen klar ist, dass Schlaege falsch sind. Aber koennen wir nicht mal endlich diese ganze Lieschen-Mueller-Laien-Psychologie sein lassen?

3

Hallo, ne größere Abwertung eines Menschen als Schlagen gibt es nicht, ich denke, jeder gesunde Menschenverstand kann das unterschreiben.

In meiner Kindheit gabs "Ohrfeigen" oder auch mal nen "Klaps"
Würde ich das bei meinen Eltern ansprechen, würden die lachen und sagen: Na, die 3-4 Male, lächerlich da von Schlagen zu reden.
Ja-ähm und das "auf die Finger"- getatsche?

Sehen ja viele als überhaupt nicht schlimm an, wobei mir der Sinn dahinter komplett fehlt, was sinnloseres gibts für mich kaum.

Allerdings finde ich es auch schwierig schlagen zu bewerten, deine Beispiele sind schlimme Geschichten, es gibt auch Menschen, die relativ gut mit sowas leben (wie du ja auch schreibst).In Frankreich gehören Ohrfeigen z.B. zur Erziehung dazu, das ist da einfach so. Letztens sprach ich mit ner Kollegin, die an ner Schule als Erziehungsberaterin und Vertrauenspädagogin arbeitet und da war n Mädchen, wo rauskam, dass sie geohrfeigt wird- das ist schlichtweg meldepflichtig, da muß sich das Jugendamt kümmern. Wir beide sind nur mal durchgegangen, wie sie mit den Eltern sprechen könnte, weil sie Franzosen sind und sich wirklich nicht bewusst sind, dass es hier in Deutschland eben nicht normal ist. Der Vater ist wohl auch ziemlich ausgeflippt beim 1. Gespräch.

Keine Kinderseele sollte so kaputt gemacht werden, dass Narben bleiben (seelisch), dabei rede ich nicht vom richtigen Verprügeln, sondern von-in vielen Familien beliebten- Ohrfeigen und Klapsen.

Ich glaube aber, es ist müßig darüber zu diskutieren oder Beispiele zu bringen, denn diejenigen, die sowas in ihrer Erziehung praktizieren, bräuchten Unterstützung und genau die werden sich keine holen, es sei denn, das kommt in KiTa oder Schule raus und das Amt muß eingeschaltet werden.
Erwachsene Menschen, die darunter leiden haben glücklicherweise die Möglichkeit, eine Therapie zu machen.

L.G

8

So langsam reicht es mit diesem Thema. Es wurde schon genügend darüber diskutiert.
Ich wurde auch verprügelt als Kind, es gab auch ordentlich Psychoterror von meiner Mutter, das heißt aber nicht, daß ich mich meinem Kind gegenüber genau so verhalte. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, was ich machen darf und was nicht. Und schon garnicht mache ich die Dinge falsch, die meine Eltern an mir falsch gemacht haben.

11

wenn es dir reicht, schreibe und lese nicht weiter.

dein problem hätten wir dann gelöst.

anico

13

Deines anscheinend nicht #augen

weitere Kommentare laden
10

Hallo,

ich habe als Kind auch mal eine Ohrfeige bekommen oder (wenn auch selten) was auf den Hintern. ABER: Ich habe keine Schäden davon getragen undliebe meine Eltern dennoch.
Das ist also für mich nicht der Grund, warum meine Kinder dennoch nicht geklapst werden. Vielmehr ist es die Tatsache, dass ich es unvereinbar finde, meinem Kind beizubringen, dass er andere nicht hauen darf, ich aber gleichzeitig "klapse", wenn er irgendwas gemacht hat. Das ist für mich der größte Widerspruch an sich und für mich (abgesehen davon, dass ich keine köperliche Gewalt ausüben möchte) der stärkste Grund, es anders zu machen als meine Eltern.

vg, m.

21

Stimme dir völlig zu. Ich habe auch mal mit dem Teppichklopfer eine auf den Hintern bekommen oder ein auf den PO . Aber ich bin meinen Eltern nicht böse , früher war das normal und außerdem haben wir daraus gelernt, in welcher hinsicht: Es gibt sachen die ich nicht tun darf. Ich schlage mein kind nicht und mag auch niemanden der seine Kinder verprügelt. Ich bin ein sehr herzlicher und einfühlsamer mensch,

12

Das Thema Schlagen wird es immer geben und es gibt auch immer genug Menschen die das als "harmlos" ansehen. Das ist eine Tatsache. Viele schreckt es nichtmal ab das das mittlerweile eine straftat und dementsprechend geahndet werden kann (leider erstatten zu wenig "Mitwisser" Anzeige).
Ich denke es wissen mittlerweile viele das es definitiv nicht gut ist und ein Kind davon schwer geschädigt werden kann (körperlich sowohl psychisch). Leider werden immernoch genug kleine Kinder Totgeprügelt, weil die Eltern ausklinken weil das Kind kein Roboter ist der brav ins Bett geht wenn manes ihm sagt.
Ich persönlich finde es schlimm das Familien meinen so ihre Probleme zu lösen. Das Kind wird durch Schläge "kleingemacht" ..... die Probleme bleiben bestehen.

Leider zieht sich das dann bis ins Erwachsenenalter fort, allerdings will ich dann so frei sein und mir erlauben den Geschlagenen zum Vorwurf zu machen, dass sie selbst auch nicht in der Lage sind ihre Probleme zu lösen. Ich meine geht es mir schlecht muss ich mir Hilfe holen, so ist das doch. Und ich kann nicht erwarten das man mir als Erwachsenen nachsieht das ich schnell auflippe weil meine Eltern das auch schon so taten. Im Prinziep weiss ich doch das es falsch ist.

14

Was sagt dein Psychologengehirn dazu das du dir von einem Mann der dich psychisch und körperlich misshandelt hat ein Kind wünscht? Das du dich nicht nach dem ersten oder zweiten Schlag getrennt hast?

Bevor du Thesen aufstellst was bei anderen schief gelaufen ist solltest du mal überlegen was bei dir nicht stimmt...

15

"Was sagt dein Psychologengehirn dazu das du dir von einem Mann der dich psychisch und körperlich misshandelt hat ein Kind wünscht?"

Das ist doch ganz einfach #gruebel.

Sein Immunsystem hat sich von ihrem Immunsystem deutlich unterschieden. Eine solche Kombination verspricht außerordentlich gesunden Nachwuchs. Da Frauen nur ein bis zwei Schwangerschaften pro Jahr erfolgreich austragen können, ist das besonders wichtig.

16

Dein Fazit ist mir ein bissceh zu unausgegoren...
Die Palette ist da sicherlich etwas weiter.