Stiefkind zeigt ausländerfeindliche Tendenzen....

Hi,

ich bin nicht so sicher, wie ich das in Zukunft handhaben soll:

das Kind meines Mannes ist 2 Wochen im Monat bei uns. Da bei uns gepflastert wurde, hatten wir einen großen Sandhaufen vor der Tür, den diverse Nachbarkinder mit Sandspielzeug bearbeiteten. Ich schlug dem Kind vor, auch dort zu spielen, worauf es völlig empört äußerte : "Ich spiele doch nicht mit Ausländern!". Das Kind bemerkte wohl meine schockierte Reaktion, es schnappte ein und antwortete nicht auf meine Frage, was an Ausländern denn so schlimm sei.

Jegliches Gespräch zu diesem Thema quittiert das 6-jährige Kind mit Schweigen. Uns ist klar, dass Äußerungen solcher Art nicht dem kindlichem Gedankengut entspringen.
Die Mutter findet dieses Verhalten und solche Äußerungen völlig richtig (jegliche Diskussionen sind hier vergebene Liebesmüh, über die Mutter kommen wir nicht an das Kind ran).

Besonders pikant an der Situation ist, dass ich selbst einen fremdländischen Vater habe und besonders empfindlich auf Intoleranz jeder Art reagiere.

Ich bin nicht so schlüssig ob es wohl Sinn macht ein kindgerechtes Buch über den 2 WK zu besorgen und mit dem Kind zu besprechen, wird es damit überfordert? Ich kann ein solches Gedankengut in meinem Daheim unmöglich dulden, aber der Einfluss, den wir an 1,5 Tagen in 2 Wochen nehmen können, ist natürlich sehr begrenzt...

Habt ihr vielleicht einen guten Tipp?

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Schenk dem Kind ein Buch wie dieses
http://www.amazon.de/Dorling-Kindersley-Kinderatlas-Angela-Obermaier/dp/3831005680/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1347897280&sr=1-1
Schaut es zusammen an und mach ihm klar, dass es in jedem Land außer Deutschland Ausländer ist. Es gibt deutlich mehr andere auf der Welt als Deutsche. Zeig ihm, was es auf der Welt alles tolles gibt. Geh mit ihm Pizza, Spaghetti, Burger und Döner essen, alles ausländisches Essen. Unsere Zahlen wurden von den Arabern erfunden. Erzähle von wichtigen Erfindungen und aus welchem Land sie kommen. Seine Lieblingsfilme sind sicherlich auch ausländische Produktionen? Erzähle, wie toll man in anderen Ländern Urlaub machen kann und wie schön es dort ist und was das besondere an dem Land ist. ....
Oder ladet doch ganz einfach mal Kinder aus der Nachbarschaft ein. ;-)

LG

Hanna

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Mir fällt jetzt der Name des Buches nicht ein, aber es gibt doch mehrere Bücher so ähnlich wie die Wieso Weshalb Warum Reihe, die Traditionen und Bräuche um die Welt bzw. Kinder um die Welt thematisieren. Ich fand das als Kind ganz toll. Ich würde die es wie Hanna angehen, ich glaube, das ist der beste Weg.

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Super Ideen, Danke!

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huhu

ich denke eher nicht, dass die intoleranz gegenüber den ausländischen kindern etwas mit dem 2ten WK zu tun haben, von daher wirst du mit solch einem buch eher nichts ausrichten können.

was sagt denn dein mann dazu?

lg simone

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Er hat bereits versucht mit dem Kind darüber zu reden, ebenso mit seiner Mutter. Aber etwas ratlos sind wir schon, aber wir sind uns einig, dass das nicht akzeptabel ist.

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ich bin erziehungstechnisch natürlich nicht so bewandert, wie manch andere mutti hier, da mein sohn erst 6monate ist.

aber ich würde ihn fragen, warum er etwas gegen ausländer hat, ob er selbst schlechte erfahrungen gemacht hat...ob er überhaupt versteht, was er da sagt?

würde ihn fragen, ob er nicht gerne pizza isst, wenn er bejaht, sagen, dass es dann eben zB auch keine pizza mehr zum essen geben kann, da diese ja vom "ausländer" kommt.

ich würde auch klipp und klar sagen, dass dich solche äußerungen verletzen, da du eben auch ausländische wurzeln hast und solche äußerungen ist deinem haus nicht erlaubt sind und ggf bestraft werden.

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Einem sechsjährigen Kind sollte man da nicht gleich mit dem zweiten Weltkrieg kommen - tolerant sein sollte man ja nicht "nur" wegen Auschwitz, wenn Du verstehst, was ich meine.

Erzähl ihm doch lieber erst mal von Deinem Vater, das ist ja viel nachvollziehbarer für das Kind!

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Das habe ich bereits, es kennt ihn ja auch. Es nimmt es aber mit Unglauben auf, wenn ich ihm sage, dass mein Pa und ich ja auch Ausländer seien. Und wie erwähnt, es macht sofort dicht und ich kriege es weder dazu sich zu äußern, noch mir zuzuhören.

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Hallo,

Du hast ausländische Wurzeln, betone es halt.

Der zweite Weltkrieg hat nichts mit Ausländerhass zu tun. Das Judentum ist ausserdem eine Religion...

Geht ihr Pizza essen, dann freut euch laut über das internationale Angebot... Nun gut, nicht genau nachfragen, ob ein Italiener wirklich da kocht... :-)

Sorry, gerade keine Zeit, aber der zweite Weltkrieg hat gar nichts mit dem Thema zu tun...

Manchmal gibt es internationale Feste, da einfach mal gucken...

Meine Eltern stammen beide nicht aus Deutschland.

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Hi,

ich verstehe, dass du besorgt bist, aber allzu ernst würde ich das nicht nehmen. Also irgendwie ernst nehmen schon, aber du solltest dich nicht angegriffen fühlen und so kommt es mir rüber.

Das Kind ist 6 Jahre alt, das hat es irgendwo aufgeschnappt und weiß sicher gar nicht so genau, was es bedeutet! Wie schon geschrieben ist eine Lektion über Döner und co sicher gut und dann frag doch mal ob es schon im Ausland war oder wo es am liebsten hinreisen möchte?! Dann kannst du erklären, dass es in dem Land auch Ausländer ist und es dort ja gut behandelt werden möchte. Und eben wie schade es wäre, wenn wir keine Pizza mehr essen könnten und kein Mc Donalds und keinen Döner.... kein eis... keine Chips... denn wenn keine Ausländer kommen die uns die guten Rezepte dalassen, gibt es kein gutes Essen...

Und als ich ca. 9 war hab ich auch fremdenfeindliche Parolen durch die Gegend geschrieben, heute bin ich echt erschrocken darüber, aber selbst in dem Alter habe ich noch nicht begriffen, was es für Auswirkungen haben kann. Und das obwohl meine Oma aus Ungarn stammt :-) ich also selber einen Ausländeranteil in mir trage!

Ein Gespräch wird sicher helfen.

Maren

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Ich persönlich fühle mich nicht angegriffen, ich sorge mich nur darum, dass sich das weiter entwickelt, das war nicht der erste Ausspruch in die Richtung. Mir ist klar, dass dies vorgelebtes Gedankengut der Mutter ist. Aber danke für die beruhigenden Worte!

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Hallo,

es gibt keine kindgerechten Bücher über den Krieg.

"Ich kann ein solches Gedankengut in meinem Daheim unmöglich dulden"
Doch, kannst du. Das Kind ist 6.

""Ich spiele doch nicht mit Ausländern!". Das Kind bemerkte wohl meine schockierte Reaktion, es schnappte ein und antwortete nicht auf meine Frage, was an Ausländern denn so schlimm sei."

Du hast falsch reagiert. In dem Alter kommen Gegenfragen schlecht an. Besser wäre gewesen zu sagen: "Da sind keine. Das sind alles Inländer"

LG

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"es gibt keine kindgerechten Bücher über den Krieg."

Das stimmt so nicht, das hier

http://www.amazon.de/Papa-Weidt-bot-Nazis-Stirn/dp/3766602101/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1347906339&sr=8-1

ist durchaus für Grundschüler geeignet. Aber ich denke, beim Thema Ausländerfeindichkeit braucht man nicht den "Umweg" über den zweiten Weltkrieg, sondern kann erst mal von heute aus erklären, daß alle Menschen gleich viel wert sind, daß es in allen Ländern nette und doofe Leute gibt, daß Kulturen viel voneinander gelernt haben und noch lernen können etc. etc.

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Klar und dann erklärt man einem 6jährigen gleich noch im Nachgang, wie ein KZ funktioniert.

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Hi.
Was man nicht kennt, läßt sich leichter mit Vorurteilen begegnen...
Kinder geben oft wieder, was sie zuhause hören und wenn Ihr jetzt massiv dagegen angeht, wird es sie in einen Zwiespalt bringen -bei Euch hört sie dieses, bei der Mutter jenes - wem soll sie glauben und wer hat Recht?
Und würde sie ihre Mutter infrage stellen?
Ganz schwer für Kinder...

Ich würde den Spieß umdrehen - derartige Äusserungen sind nicht erwünscht, da niemand was für seine Herkunft kann; Menschen dürfen nur nach ihrem Verhalten beurteilt werden - egal, wo jemand herkommt, kann er sich gut oder schlecht benehmen...
Und sie einpacken und oft etwas unternehmen, wo verschiedene Kulturen zusammentreffen - in Museen, Kulturvereinen usw gibt es oft Veranstaltungen, die nationenübergreifend sind.
Das wird erst langfristig Wirkung zeigen, aber wenn sie Menschen mit Migrationshintergrund kennenlernt und sieht, dass die Unterschiede im Leben (durch Traditionen und Gebräuche) eher interessant sind, wird es sie zum Nachdenken anregen - dabei aber nicht vergessen, dass sie sich wahrscheinlich trotzdem nicht gegen die Mutter stellen wird!
D.h., sie wird wahrscheinlich nicht vor der Mutter stehen und ihr widersprechen - aber die Erlebnisse mit Euch werden im Gedächtnis bleiben...
Ich wünsche Euch viel Erfolg,
GlG, Locke

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Ein sehr guter Einwand, das wäre sicherlich dem Kind gegenüber unfair! Danke!

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Ignorieren, meine Stiefkinder zeigen Abneigung gegen dicke Menschen z.b. die Mutter erzieht sie das das Aussehen das wichtigste ist, ich ein wenig mobelig bekomm das immer gut ab, aber ich ignorier es und geh aus der Situation raus. Ich find es auch schade wenn man Kinder zu so Oberflächlichen Wesen erzieht, wir haben die Kinder nur 4 Tage im Monat und da umerziehen habe ich aufgegeben, es ist schade aber es ist so.

Sie werden leider dann zu Menschen von denen ich nicht viel halte Oberflächlich und hochnäsig....

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Ganz ignorieren werde ich das nicht können, aber du hast Recht, etwas dicker sollte mein Fell vielleicht werden.... Dank dir!

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Hi, euch allen danke ich für viele gute Tipps!