Das „un“- perfekte Mamaleben – Vorsicht lang!

Eines vorweg, wollen wir nicht alle nur das Beste für unsere Kinder? Kamen unsere Babys nicht alle mit Liebe zu Stande und wurden mit Liebe und Sorge 9 Monate unter unserem Herzen getragen?

Wieso ist es so schwer, bestimmte Dinge zu akzeptieren, zu respektieren, auch wenn wir sie persönlich „aus Liebe“ ganz anders tun, als andere Mütter? Warum sind wir in unserem Handeln oft unsicher und fragen andere Mütter um Rat, anstatt einfach das zu tun, was wir für richtig halten?

Ich muss mir einfach mal was von der Seele schreiben. Wer sich das nicht antun möchte, weg klicken...aber vielleicht erkennt sich die eine oder andere Mama ja auch wieder.

Ich gehe nur von mir aus, fange ganz von vorne an mit meinen Fehlern, Meinungen und Ansichten.

Die Schwangerschaft 2012:

Im 4 ÜZ schwanger geworden. Nein, ich bin nicht jede Woche beim Arzt gewesen und habe panisch um einen Ultraschal gebeten, auch wenn ich es nach zwei Fehlgeburten gerne getan hätte. Ich habe Salami gegessen wenn mir danach war, trotz Toxoplasmose negativ. Ich habe im Garten herum gebuddelt, viel zu viel Schokolade gegessen und es mir gut gehen lassen. Ich hatte Stimmungsschwankungen und Heulphasen. Ich habe mich in der Schwangerschaft gegen Grippe impfen lassen und habe eine Kopfschmerztablette genommen, wenn ich Kopfschmerzen hatte.

Ich habe keine Schwangerschaftsgymnastik gemacht und war nicht beim Yogakurs.

Ich habe keinen Geburtsvorbereitungskurs besucht und den Kreißsaal vorher nicht begutachtet. Ich war überhaupt nicht gerne schwanger, habe gejammert und meinen Mann damit sicherlich oftmals genervt. Ich wollte dieses kleine Wesen unbedingt haben, aber ich habe die Nebenwirkungen der Schwangerschaft gehasst.

Ich lief nicht strahlend durch die Gegend und habe mich nicht pudelwohl gefühlt. Ich hatte Wassereinlagerungen, viel Sodbrennen, passte super schnell in keine einzige meiner alten Jeans , hatte Schambein schmerzen, musste ständig Nachts raus zum pinkeln. Hatte oft am Anfang Kopfschmerzen und Übelkeit. Hatte mit dem Kreislauf zu tun und die Schwangerschaftsstreifen taten auch nicht zum Allgemeineinwohlbefinden bei. Ich war frustriert, da ich am Ende kaum mehr alleine hoch kam und in der Badewanne Busen Bauch und Knie immer ohne Wasser auskommen mussten.

NEIN, ich war nicht gerne schwanger und habe mich trotzdem auf mein Baby gefreut.

Die Vorbereitung aufs Baby:

Neeee, es wurde nicht alles neu gekauft. Ich habe vieles bei Ebay gekauft, vom Kinderwagen über den Wickeltisch. Auch die Kleidung ist größtenteils nicht neu und auch der Vaporisator nicht. Ich habe keine Babymesse besucht und mich nicht vorab stundenlang über ein Tragetuch oder Bioklamotten informiert.

Die Geburt!

Natürlich hatte ich mir eine Traumentbindung gewünscht. Am besten schnell und schmerzfrei. Ein Kaiserschnitt kam für mich nicht in Frage, wenn es keine Notwendigkeit dafür gab. Haha!! Ich wollte nicht auf einen Geburtshocker oder in die Badewanne. Ich wollte das Ganze einfach schnell hinter mich bringen.

Letztlich hatte ich 2 Stunden Geburtsstopp, die Herztöne vom Kleinen gingen runter und schneller als ich gucken konnte lag ich schon im Op zum Notkaiserschnitt.

Ich hatte damit Probleme, kam mir schlecht vor, hatte ich doch irgendwie „versagt“? Der Kleine hatte die Nabelschnur um Brust und Hals geschlungen, wäre nie ohne die Op heil aus mir raus gekommen. Warum also harderte ich mit dieser Geburt? Die anderen Mamis auf den Fluren wirkten so frisch und selbstsicher. Ich hatte das Gefühl, ich schleiche mehr und watschel nach wie vor wie eine Ente. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen und fand das Gefühl des wabbelnden Bauches widerlich.

Der Wochenfluss machte mir zu schaffen, ich fand ihn unangenehm und die mega dicken Windelbinden stimmten mich nörgelich.

Das Wichtigste aber war, mein Sohn war gesund und darüber war ich sehr dankbar und glücklich. Trotzdem nahmen die Probleme nicht ab.

Obwohl ich schon einen großen Sohn von 10 Jahren habe, stellte ich mich beim ersten und zweiten Wickeln an wie der letzte Mensch. Gefühlte Stunden bastelte ich an meinem Kind herum, um ihn irgendwie in das Wickelhemdchen zu bekommen, ohne einen Arm zu brechen. Friemelte umständlich an der Windel, immer in Sorge ich reiße versehentlich den noch nicht verheilten Nabel ab.

Das Stillen, ...die natürlichste Sache der Welt,... brachten mich an den Rand der Verzweiflung. Es klappte gar nichts. Jede Schwester die zu mir rein kam hatte andere Tips und Ratschläge. Und immer wieder der Satzanfang: Bei anderen Frauen....jajaja, andere ...ICH aber nicht.

Nein, ich habe mich NICHT durchgebissen. Ich war frustriert und genervt und habe zum Abpumpen gegriffen. Mir war wichtig, mein Sohn bekommt überhaupt Muttermilch. Ich hatte keine Freude beim stillen, fühlte mich damit nicht wohl, hatte ständig die Sorge mein Kleiner bekommt nicht genug. Er nahm auch schnell ab und ich sollte zu füttern.

Also pumpte ich artig ab und ignorierte die teilweise unverständlichen Blicke. Er wächst und gedeiht auch so ( 61cm und satte 5500) - ich bin weniger gestresst. Alles gut!

Ich habe Anfangs versucht mich und mein Handeln zu verteidigen, warum weiß ich selbst nicht.

Das Baby!

Nein, unser Sohn hat nicht eine einzige Nacht bisher in unserem Ehebett geschlafen. Das „auf der Brust“ einschlafen, haben wir nicht zugelassen. Er schläft in SEINEM Bett alleine ein. Und das problemlos. Warum? Ich gehe davon aus, weil er es nicht anders gewöhnt ist. Hatten wir bei unserem Großen damals auch nicht anders gemacht!

Warum bin ich so herzlos und lasse mein Baby alleine schlafen? Ganz einfach, weil es mir vom Krankenhaus, von der Hebamme und vom Kinderarzt nahe gelegt wurde. Weil es den plötzlichen Kindstod verhindern kann und ich egoistischerweise mein Bett auch gerne für mich habe. Ich bin nicht gewillt Wochenlang nur auf dem Rücken zu schlafen, um dann irgendwann vor dem Problem zu stehen, wie ich den Kleinen denn nun doch mal an sein eigenes Bett gewöhnen kann, am besten vielleicht noch erst mit 5-6 Jahre? Nein!

Fazit des ganzen „mein Kind schläft von Anfang an in seinem Bett“ - der junge Mann ist nun 8 ½ Wochen und schläft bereits durch. Der Große schlief nach 6 Wochen damals durch. Ob es daran liegt? Das weiß ich nicht, aber für mich und meine Kinder ist es der richtige Weg.

Was bekomme ich da zu hören? Rabenmutter. Wie kannst du den Kleinen nicht stundenlang in deinem Arm herumschuckeln bis er schläft? Wie kannst du ihn herzlos in sein eigenes Bett legen und ihm deine Nähe verweigern?

Mein Kind schläft durch und wacht morgens fröhlich glucksend gut gelaunt auf.

Nee, ich habe nicht das Gefühl etwas falsches zu tun und doch gibt sich das Umfeld (u.a. auch hier in Urbia) alle Mühe, mir dahingehend ein schlechtes Gewissen einzureden.

Ich finde es umgekehrt völlig ok wenn andere Mamas ihre Kinder in ihrem Bett auf der Brust oder an der Seite schlafen lassen. Es ist doch nicht mein Bett und mein krummer Rücken. Wenn andere derart aufopfernd sind, ok. Ich bin es nicht.

Ich besitze kein Tragetuch und trage ihn demnach auch nicht jede Minute an meinem Körper mit mir herum. JA, mein Kind quengelt auch mal. Nein, ich springe dann nicht sofort.

Beispiel aus meinem Alltag gefäälig zum besseren Verständnis?

Er schläft, ich schiebe ihn in seinem Wägelchen mit ins Bad. Ich steige unter die Dusche, er wacht auf und schreit. Ich dusche zügig, aber ohne Hektik zu Ende. Steige aus der Dusche und beruhige erst einmal nur mit dem Schnuller. Ich mache mich in Ruhe fertig, auch wenn er den Schnuller schon wieder ausgespuckt hat und meckert. Erst wenn ich angezogen bin mache ich die Flasche fertig, oder wickel ihn, oder was auch immer der Grund für sein Schreien ist. Mein Kind hat bisher keinen Schaden genommen, auch wenn er mal warten muss. Letztlich habe ich auch nur zwei Hände.

Die Gesundheit!

Meine Kinder sind geimpft. Alle beide und mit fast allem was es gibt. Natürlich bin ich trotzdem besorgt. Ich weiß ja das es Nebenwirkungen geben kann. Aber die Frage: Ja warum impft du dein Kind, wenn du doch weißt wie schlimm das sein kann? Verstehe ich nicht. Ich denke ein wenig Fieber und ein knatschiges Kind sind alle mal besser, als ein Kind was mir an Masern oder Keuchhusten stirbt. Das ist meine Meinung und daran kann auch niemand etwas ändern. Verständnis für Impfgegner habe ich in diesem Fall nicht! Dennoch muss das jeder selbst entscheiden was er tut.

Der Lütte ist vor 4 Tagen mit der 6fach geimpft worden und ich erwartete eine blöde Nacht und ein fiebriges Kind. Passiert ist nichts. Kein Fieber und wieder hat er durchgeschlafen, war alles wie immer. Kann beim Nachimpfen anders aussehen, aber auch das nehme ich dann so hin.

Der Alltag mit Kind ist jeden Tag anders. Es gibt gute Tage und schlechte. Ich gebe zu, ich gehe NICHT jeden Tag spazieren, obwohl ich mir das in der Schwangerschaft fest vorgenommen hatte. Aber es gibt Tage, da habe ich schlichtweg keine Lust im Nieselregen oder bei klirrender Kälte draußen rum zu schleichen.

Ich bin sogar ab und an mal genervt und nicht gut drauf. Dennoch kümmere ich mich liebevoll um meine Kinder.

Ich habe 8 Wochen nach der Geburt meines Kindes noch nicht wieder meine normale Figur! Skandal! Ich passe noch in keine meiner alten Jeans und trage noch immer fleißig meine Schwangerschaftshosen. Sehen wir es mal anders, die Dinger waren scheiß teuer und müssen halt aufgetragen werden, so sieht es nämlich aus.

Der Blick in den Spiegel kotzt mich trotzdem an und ich halte auch nicht damit zurück, mich selbst als fette Kuh zu betiteln, wenn niemand anders um mich herum ist.

Dennoch, Schokolade mein Seelenheil. Ja ich esse sie nach wie vor und mir ist völlig bewusst, dass ich so schlecht abnehmen kann. Ich meckere an meinem noch immer schwabbeligen Bauch herum und auch der Busen könnte kleiner sein. Ich werde nicht zur Rückbildungsgymnastik gehe, schlechtweg weil ich dazu keine Lust habe. Selbst schuld! Ja, ich weiß.

Ich werde auch kein Babyschwimmen besuchen. Ich hasse Schwimmbäder und zeige mich nicht gerne in Badeanzug oder Bikini. Habe auch keine Lust schlanke Mamas anzusehen und mich mit ihnen zu vergleichen. Mir ist bewusst das es so „Glücks-Mamas“ gibt, die Kinder kaum geboren und schon wieder gertenschlank. Ich gehöre aber nicht dazu und brauche dann auch keine --- guck mal was ich schon wieder für einen flachen Bauch habe --- Anblick.

Konsum!

Nach wie vor kaufe ich viel zu viel Klamotten für meine Kinder. Ich habe genug Bodys, Hemdchen und usw. Trotzdem kann ich die Finger abends, wenn die beiden schlafen, es nicht lassen zu Ebay und Co rein zusehen. Auf der anderen Seite bin ich dann aber wieder genervt, weil ich eigentlich nicht soviel Platz habe.

Urbia fragen!

Ich hatte letztens hier in Urbia gefragt, ob jemand mir einen Tip geben kann, weil ich nicht möchte das der Kleine am Daumen nuckelt.

Als Antwort bekam ich unter anderen, wie ich meinem Kind das Saugbedürfnis untersagen kann – kurzgefasst, was ich für ne Rabenmutter sei? Ich kuschel sehr gerne mit meinen Kindern und gebe ihnen all meine Liebe, verbiete aber unstrittigerweise den Daumen zum nuckeln. Sofort wurde mir unterstellt (auch per PN), meine Kinder bekämen zu wenig Liebe, poche ich weiter auf ein Daumennuckelndes Kind

Mit minimal schlechtem Gewissen beim Kinderarzttermin (zum Impfen) mal nachgefragt wie Frau Ärztin das sieht. Nein, ich bin doch keine Rabenmutter. Der Schnuller sei 100mal besser als der Daumen. Der Daumen verbiegt einfach den Kiefer und ist immer präsent. Der Schnuller sollte auch mit 2 wieder abgewöhnt werden, sei aber einfacher als der Daumen. Ha! Also fliegen nun an die 6 verschiedene Schnuller in unserem Haushalt herum. Den Daumen muss ich ihm dennoch immer wieder aus dem Mund fischen und werde es auch weithin tun.

Im übrigen ist mein Haushalt alles andere als perfekt. Ich verschwende gerade meine Zeit damit, hier diesen Wortschwall in das Laptop zu hämmern, während in der Küche der Geschirrspüler wartet ausgeräumt zu werden. Ich muss noch ne Ladung Wäsche waschen und ganz nebenbei ist es jetzt 12:57 Uhr und ich bin noch immer nicht geduscht und angezogen.

Ich müsste mal wieder saubsaugen und was ich zu essen mache weiß ich auch noch nicht. Mein großer Sohn hatte heute morgen schlechte Laune. Was ein Glück das es die Schule gibt und der Kleine schläft schon wieder friedlich in SEINEM Bettchen mit frischer Pämpi.

Im übrigen verniedliche ich sehr gerne. Pämpi, Flaschi und gutschi gutschi. Gibt ja Leute die sagen, wie furchtbar das sei. Warum? Es schadet doch niemanden und mein großer Sohn spricht klar und deutlich. Er hat es also trotz „gutschi gutschi“ gelernt. Man muss das Leben auch mal niedlich sehen. Muss aber auch nicht jeder machen.

Ich bin nicht perfekt, überhaupt nicht. Aber trotzdem bin ich glaube ich sehr liebenswert und eine normale Frau. Ich habe nur oft das Gefühl trotz allem in dieser Welt nicht zu reichen.

Ich mache mir Sorgen ob meine Kinder mal einen guten Schulabschluss bekommen und ob sie gesund bleiben. Ich hätte gerne noch mehr Kinder, möchte aber keine weitere Schwangerschaft mit machen. Außerdem wird man auch nicht gerade jünger.

Ich habe eine wundervolle Ehe, in der geliebt und gestritten wird. Mein Mann ist ein liebevoller, fürsorglicher Vater, der Windel wechselt und gerne auf dem Spielplatz herum tobt, wenn er die Zeit dazu hat. Wir schwimmen nicht in Geld, kommen aber gut über die Runden und ich habe den Luxus, dass ich vorerst nicht arbeiten gehen muss. Ich bin dafür sehr dankbar, brauche aber auch keine neidischen Seitenhiebe von Müttern, die das nicht so können.

Ich bleibe mit meinem Kleinen 3 Jahre zuhause. Nicht wegen des neuen Betreuungsgeldes, nein, nein. Ich habe es schon bei meinem Großen so gemacht. Warum? Weil ICH erleben möchte wie sie aufwachsen. Ich will nicht mein Kind in einer KiTa abholen und hören: Oh Frau *** ihr Sohn hat heute den ersten Schritt gemacht oder etwas anderes. Ich will das selber erleben. Wie egoistisch von mir!

Andere Mütter mögen es anders machen, ich mache es so und halte es für richtig. Mein Großer ist hilfsbereit, Sozial sehr gut eingestellt, freundlich und lacht viel. Trotz 3 Jahre Mama Power ohne Kindergarten. Für andere Kinder mag es wichtig sein früh in den Kindergarten zu kommen. Streite ich nicht ab, muss mich aber auch nicht dafür rechtfertigen, warum ich zuhause bleibe, wenn ich es doch kann.

Ihr lieben Urbia Mamas, wenn ihr bis hierhin gelesen habt, dann täte mich ja mal interessieren, ob ihr den Text eher kopfschüttelnd, lächelnd, schockiert oder wiedererkennend gelesen habt.

Letztlich haben wir alle unsere Schwangerschaften anders erlebt, genau wie die Geburten und jede Erzieht ihr Kind anders und tut Dinge, die andere nie tun würden. Trotzdem denke ich doch sind wir uns einig, das Kinder LIEBE brauchen und keine Schläge. Aber doch auch mal Konsequenz und strenge, wenn es angebracht ist. Wir brauchen nicht immer perfekt zu sein und wir machen Fehler.

Wir sind Mütter und wir sind auch nur Menschen! Wir haben uns für unsere Kinder entschieden, weil wir sie wollten. Weil wir uns gerne kümmern und später mal alle Großeltern werden wollen oder? Ich möchte später meine Söhne ansehen können und sagen könne: Sie sind nette, freundlich, hilfsbereite Erwachsene geworden. Die ihr Leben meistern können und einen Beruf erlernt haben. Die selbst Kinder bekommen und ich diese dann als Oma verwöhnen darf!

Auch wenn wir nicht alles richtig machen, wir lieben unsere Kinder und wollen nur ihr Bestes. Ein klein wenig toleranter anderen gegenüber sein, auch mal nein sagen, wenn es angebracht ist und auf unser eigenes Herz hören....ich wünsche euch alles Liebe und Gute und danke fürs lesen!

Eure Joanni