Dominantes Verhalten von 4jähriger

Hallo,

ich wende mich heute in dieses Erziehungsforum, weil ich glaube ich einen Anstoß von außen brauche.

Sehr würde ich mich über eine Antwort vor allem von den Experten unter euch (z.B. jazzbassist ;-)) freuen.

Meine Tochter V. ist im Oktober 4 Jahre alt geworden. Seit Sie klein ist, war sie immer ein sehr umgängliches Kind, was nie Ärger gemacht hat. Ich bin alleinerziehend und unser Alltag ist ziemlich straff durchorganisiert und stressig, da ich halbtags arbeiten gehe und nebenbei Diplomarbeit schreibe. V geht von ca 8 Uhr morgens bis ca 16-17 Uhr abends in den Kindergarten. Alle 14 Tage ist sie am Wochenende bei Ihrem Papa.

Gestern hatte ich Elterngespräch im Kindergarten und bin etwas erschrocken wieder nach Hause gekommen. Die Erzieherin und Gruppenleiterin (in meinen Augen sehr kompetent) meinte, dass sich V zwar bestens entwickelt, sie ist sprachlich und feinmotorisch ihrem Alter weit voraus. Was sich jedoch zunehmend negativer entwickelt, sei das Sozialverhalten. V hat in ihrer Kindergartengruppe zwei beste Freunde im gleichen Alter. Sie ist ausschließlich fixiert auf diese zwei Jungs und im Umgang mit diesen auch nicht gerade zimperlich. Sie ist im Spiel sehr dominant und bestimmend und hindert die zwei nach Möglichkeit sogar daran, mit anderen Kindern zu spielen. Kommt es doch einmal zu Spielsituationen mit anderen Kindern, ist sie die Bestimmerin. Sie muss bestimmen, wie gespielt wird, wer was darf etc. Dadurch haben viele Kinder natürlich keine Lust mit ihr zu spielen oder sie reagiert beleidigt ("dann spiel ich nicht mehr") wenn ihr ein Kind contra gibt.
Teils scheint sie richtiggehend böse zu sein, sie findet oft nichts zum spielen, weiß nicht was sie tun soll. Dann stört sie bewusst das Spiel anderer Kinder.
Eine Situation war, dass sie mit einer Erzieherin ein Brettspiel spielt. Auf die Frage eines Mädchens, ob sie mitspielen dürfe, kommt von meiner Tochter ein klares "nein!" und sie dreht sich weg.

Da ich ja nie miterlebe, dass solche Situationen passieren und wir durch unsere kurze Freizeit kaum Kontakt zu anderen Kindern im Privaten haben, kenne ich mein Kind so gar nicht. Wie gesagt, ich war richtiggehend schockiert und frage mich natürlich nun, warum das so ist. Und vor allem, wie ich dem ganzen entgegenwirken kann. Meiner Meinung nach ist das nur im Kindergarten möglich, wo man direkt in betreffender Situation einwirken kann. Aber bei 25 Kindern eine Spezialbehandlung für jedes einzelne ist natürlich auch schwierig.
An was kann es liegen, dass sie sich so verhält? Gibt sich das wieder? Ist es Charaktersache? Ich habe ein wenig Angst, dass sie zur Außenseiterin wird.
Ich bin dankbar für Denkanstöße in jede Richtung!
Danke und lg
Alissa

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Wie lange ist sie denn schon im Kindergarten?

Meines Erachtens ist dafür ein Kindergarten da - dass die Kinder Sozialverhalten lernen. Meine Tochter war ab 2 Jahren zuerst in der Krippe, dann im Kindergarten. In der Krippe - sie war die älteste dort - war es schon so dass sie dazu geneigt hat, die anderen "herum" zu kommandieren.

Das hat sich im "normalen" Kindergarten gebessert, da war SIE nämlich die Kleinste und musste sich unterordnen.

Versuch doch mal auch zuhause, ein wenig mehr mit ihr zu interagieren, Brettspiele zu machen und ein wenig "Toleranz" und weniger "Dominanz" zu vermitteln. Bspw. mit gegenseitigem Helfen, Teilen, etc.

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Ich finde es nicht schlimm, wenn man "Nein" sagt, wenn jemand fragt, ob er mitspielen darf.

Manchmal geniessen es die Kinder auch, mal eine Erzieherin für sich alleine zu haben.
Ich ermuntere "meine" Kinder auch Nein zu sagen, wenn sie etwas nicht wollen. Es kommt halt auch auf den Tonfall an.

Stell dir vor, sie sagt immer Ja, wenn sie Nein meint.

Kinder erziehen sich auch ganz gut gegenseitig, und wenn sie jetzt die Anführerin ist, wird sie irgendwann auch einmal zurückstecken müssen.

Nur eine Bitte noch: Versuch ihr auch privat den Umgang mit anderen Kindern zu ermöglichen!

Kinder brauchen soziale Kontakte auch außerhalb der Kita!!!

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Hallo,

das bestimmen wollen, kenne ich von meiner.

Sowohl zu anderen Kindern, als auch bei mir.

Versucht sie es bei mir, verweise ich sie darauf, dass ich die Mutter bin und ICH bestimme, weil ich die Verantwortung trage.

Bei anderen Kindern ist sie nicht die einzige.
Manche Kinder lassen sich von ihr bestimmen.
Andere Kinder geben ihr Kontra und wollen selbst bestimmen. Das gibt Streit, Diskussionnen und (meistens) eine Einigung "heute bestimme ich, morgen bestimmst du".

Allerdings spielt meine mit verschiedenen Kindern.

Es gibt auch Kinder, die nur mit ihrer/ihrem besten Freund spielen und nur mit dieser/m.

Allerdings halten diese Kinder oft auch nachmittags Kontakt.

Dass sie "nein" sagt und sich weg dreht, wenn sie gefragt wird, finde ich ok. Sie wurde gefragt und die Erzieherin mal alleine zu haben, ist auch was tolles und seltenes.

Dass sie andere Kinder stört, ... wie gehen die Erzieherinnen damit um?
Lassen sie sie gewähren? Holen sie sie aus der Situation raus?

Bei uns beobachten sie oft, wie Kinder das untereinander regeln. wenn es aber zu weit geht oder zu oft vorkommt, dann greifen sie ein und begleiten die Kinder in der schwierigen Situation. Sowohl die, die nicht gestört werden wollen, als auch das Kind, das stört. Sie begleiten die Kinder dabei, die Situation zu lösen.

Kennst du die beiden Jungs?

Wäre es möglich einen von ihnen mal einzuladen? Oder mal ein anderes Kind?

Meine braucht es, sich nachmittags auch mal mit anderen Kindern zu fetzen, zu bestimmen oder zu diskutieren, in einer anderen Umgebung.
Sowohl bei uns zu Hause, wo es ihr Territorium und Revier ist.
Als auch bei anderen Kindern zu Hause, wo es für sie ein völlig neues Territorium ist und das andere Kind das Reviervorrecht hat ;-)

Da kommt es dann darauf an, wie die andere Mutter reagiert!
Locker? Dann sagt sie zu mir, Ich darf aber, weil sie hat es erlaubt!
die Mutter vertritt ihre Meinung und Regeln. Das passt meiner zwar nicht, aber sie akzeptiert sie voll als Weisungsbefugte und "Platzhirsch".

Die verschiedenen Situationen in verschiedenen Revieren mit anderen Bestimmern, ist für meine sehr wichtig!

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Ich würde es gut finden, wenn die erzieherinnen sie vom Spiel kurzzeitig ausschließen, wenn sie die anderen Kinder stört, aber nur dann. Bei uns gibt es dazu einen ruhigen Stuhl mit Lesebüchern im Raum....
dass sie bestimmen will , ist bestimmt auch charaktersache oder kann es sein, dass sie dich spiegelt ?? Unser kleiner ist auch so...
Grundsätzlich würde ich mir keine sorgen machen, denn irgendwann eckt sie mit ihrem verhalten bei den anderen Kindern an und die lassen sie nicht mehr mitspielen.... Dann ist sie wütend, traurig und irgendwann macht es Klick, sie wird darüber reflektieren, bei dir nachfragen, ggf. Weinen, warum sie z.b. Nicht bei xy auf dem Geburtstag eingeladen ist und dann ist der Spuk vorbei...
#schein
Es ist ein wichtiger entwicklungsschritt. Wichtig wäre, dass die Erzieherinnen ihr etwas einhalt gebieten, wenn sie übertreibt ....

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Klar kann man jetzt sagen, dass es nicht schlimm ist, und dass es aufgabe des kindergarten ist, das kind zu integrieren und ander vor dem kind zu schützen.

aber ich finde, so einfach kann man erziehung nicht delegieren.

und es ist einfach zu sagen, dass es nun mal dominantere kinder gibt. die gibts. in einem rahmen, den der kindergarten durchaus kennt.

aber dein kind grenz sich mit seinem verhalten ja selber aus. und je älter sie wird, desto stärker wird der gegendruck.

du hast einen stressigen tag - aber es ist offenbar klar angezeigt, dass du zusammen mit deinem kind situationen suchst, in der du sie mit anderen kindern sehen kannst. sie anleiten kannst. damit sie auch sieht, dass auch du das verhalten nicht toll findest.

dazu kann es nicht schaden, wenn du einige male mit in den kindergarten gehst, damit du einfach still beobachten kannst, wie dein kind ist, wenn es nicht in deiner durchorganisieren erwachsenen welt funktioniert.

ihr dominantes verhalten führt meiner meinung nach daher, dass du selber sehr organisiert sein muss. du sagst "so und so geht es", "dann und dann sind wir dort", "ich muss jetzt lernen", "jetzt können wir spielen". Denn in stress- und notsituationen reagieren menschen so. in stress- und kriegsituationen werden sogar ganze demokratien gekippt und der kriegszustand ausgerufen (sorry die terminologie, aber ich versuche dir das bild zu zeigen...). wir neigen dazu, in solchen situationen demokratie und gespräch nicht mehr zuzulassen. Oder nur in bahnen, in denen es das ziel (pünktlich bei der arbeit sein, lernen können, kinder-qualitäts-zeit-einhalten) erreichen.

damit du deinen alltag meistern kannst, muss sie mitfunktionieren. nicht lieblos, du nimmst dir sicher zeit. aber es ist alles innerhalb des marschplans.

nun imitiert sie im spiel genau das - sie versucht, alles unter kontrolle zu haben. den marschplan durchzugeben. du lebst ihr das auch teilweise so vor. sie sieht, dass es so funktioniert. das es einen starken leader braucht, und dass die andern mitlaufen. da keiner so den lead an sich reisst, fühlt sie sich vielleicht fast gezwungen, das zu übernehmen.

und es kann auch sein, dass sie unter kontrollverlusten leidet. bei dir ist alles organisiert. im kindergarten montesorie-mässig alles offen, spielideen sind offen, es gibt freies spiel etc. das verunsichert sie.

und es ist nicht aufgabe des kindergartens, das zu ändern. das geht nämlich nicht.

du musst ihr zeigen, dass man auch andere ideen zulassen kann, dass es bereichernd ist, ideen von anderen anzunehmen etc. es gibt im fachbuchhandel auch bilderbücher zum thema "mitmachen". du musst ihr zeigen, dass zeit und unorganisiertheit genussvoll sein kann. andere ideen wertvoll und bereichernd und nicht es genussvoll ist, anderes auszuprobieren.

aber eben: kindern was erzählen ist das eine... wirklich verstehen können sies nur, wenn sie es abschauen. daher musst du deine welt vielleicht auch etwas weniger straff organisieren. sensibler sein, wenn sie deinen plan durchbricht - auch mal sagen: "okay was solls, HEUTE, und nur heute, schwänzen wir mal..."