Mein dreijähriger ist Einzelkind und er redet sehr viel. Ihn stört es, wenn andere Reden (oder ich z.B. mit meinem Mann am Tisch und er nichts dazu sagen kann, weil erwachsenen thema) und er nichts dazu sagen kann oder er nicht im Mittelpunkt der Unterhaltung steht. Er redet dementsprechend viel dazwischen. Ich glaube, mit drei kann man ihn langsam beibrigen, dass die anderen auch Zeit zum ausreden brauchen und nicht er immer dazwischen reden muss bzw. dass er auch die anderen ausreden lassen muss. Ich bin dafür, dass Kinder am Tisch reden sollen und dass man sich mit ihnen unterhält, aber es kann und muss sich nicht alles um ihn drehen. er muss auch zuhören können, wenn die anderen was erzählen und die anderen ausreden lassen. Aber es klappt nicht so gut. Wir machen es z.B. so, dass wir ihn am Tisch was erzählen lassen, dann wenn er fertig ist, darf der Papa reden und er darf nicht dazwischen reden, dann ich und so weiter. Es ist etwas künstlich, aber es klappt zunehmend besser ohne das er sich ärgert. Aber außerhalb vom Tisch, also im praktischen Leben, klappt das nicht so gut.
Hat jemand auch so ein Kind und hat Tipps für mich? Wie können wir ihn das beibringen? Vor allem, wenn man mit Fremde bzw. in der Öffentlichkeit (z.B. Erzieherin, Nachbarin, Verkäuferin) redet.
Dazwischen reden/andere zuhören
Als "nur" Stiefmutter alle 14 Tage kann ich dir schon mal herzlich gratulieren, dass du deinem Kind das überhaupt beibringen möchtest.
Das ist eine Sache die mich immer und überall stört. Die Kinder - egal wie alt - quatschen einfach und Mama oder Papa hören sofort auf sich mit dem Gegenüber zu unterhalten. Es geht hier um banale Unterhaltungen. Ich hab sowas ziemlich früh beigebracht bekommen und finde das zeugt auch einfach von Respekt andere ausreden zu lassen. Der Sohn meines Mannes (12) empfindet das heute noch als selbstverständlich drauf los zu quatschen, obwohl man sich grad anderwertig unterhält. Selbst in der Familie (insgesamt 6 Kinder) wird das so gehandhabt. Ich werd da auch schon mal schief angeguckt, wenn ich dann sage, dass das Kind reden kann wenn wir fertig sind. Auf solche Dinge wird heutzutage leider überhaupt keinen Wert mehr gelegt.
Tips kann ich dir leider keine geben, aber ich find es ehrlich toll, dass dir das wichtig ist.
Na die Ansage, dass ein Kind erst dann reden kann, wenn die Erwachsenen fertig sind, finde ich aber auch etwas von oben herab...
Unsere dreijährige Tochter frühstückt scheinbar regelmässig Radios. Wenn die mal im Auto sitzt mit uns, brauchen wir kein Autoradio mehr anmachen, weil sie ständig redet.
Wir erklären ihr, wenn Sie uns ins Wort fällt, dass sie kurz warten soll, weil zum Beispiel Ich gerade Mama was erzähle oder umgekehrt. Da wir aber im Gegenzug, wenn unsere Tochter was erzählt ihr auch nicht ins Wort fallen, akzeptiert sie das eigentlich sehr gut und auch recht schnell.
Dann hast du das ein wenig falsch verstanden. Ich meinte das genau so, wie du es beschrieben hast.
Mein Stiefsohn hat das früher auch immer gemacht. Grad im Auto war es ganz extrem. Bis zu einem gewissen Alter lässt man sie ja auch aber irgendwann kommt dann mal ein Punkt, wo man sagt "Jetzt warte bitte bis wir fertig sind und dann darfst du". Sowas sollte man frühzeitig anfangen. Zu Hause ist dies leider anders, da fällt jeder jedem ins Wort und das find ich schrecklich. Man merkt das immer, wenn einer anfängt was zu erzählen und der andere direkt dazwischen quatscht weil er es besser weiß. Macht man eben nicht.
Mein Stiefsohn (12) macht dies aber eben auch aus Provokation. Er weiß er soll es nicht und findet an sowas gefallen... muss nicht sein
Hm, also ich vermute, dass das Dazwischenreden bei "langweiligen/unverständlichen" Themen daher rührt, dass das Kind noch kein Verständnis dafür hat, dass für andere Gesprächsteilnehmer diese Dinge vielleicht interessant und wichtig sind.
Darum würde ich versuchen, genau das zu thematisieren. Also nicht so sehr das Verbot betonen ("Bitte rede nicht, wenn jemand anderes spricht"), sondern eher den Sinn und die Logik, warum reden jetzt gerade blöd wäre. ("Der Papa erzählt mir etwas von seiner Arbeit und ich möchte mir das gerne anhören. Danach kann ich dir zuhören.")
Wie immer völlig ohne Gewähr und ohne Erfahrungen. :-P
ja, so machen wir das. klappt aber nicht so gut. also manchmal schon, aber zu 70% nicht. er kreischt dann und weint oder im besten falls schreit er: ich will aber auch reden oder redet einfach weiter in noch lauter lautstärke. klar kann man da so tun, als ob man nicht zuhört und weiter reden (so tun wir es nach ankündigung) aber irgendwann geht das nicht, weil es einfach zu laut ist.
Dann finde ich eure Variante mit dem "künstlichen" Gespräch, wo jeder der Reihe nach dran ist, eine gute Idee. Dort kann er die Frustrationstoleranz aufbauen, die er dann braucht, um auch in echten Gesprächssituationen den Frust auszuhalten.
Ich denke, dass ein Dreijähriger das einfach noch nicht leisten kann. Die Frustrationstoleranz ist niedrig, das Kind ist der "Nabel der Welt" und seine Bedürfnisse gehen vor allen anderen (so sieht das Kind in dem Alter das).
Da es bei diesem Thema ja um Respekt geht und darum ein gutes Sozialverhalten zu entwickeln, wäre es nicht unbedingt logisch, seinerseits dazwischen zu quatschen, wenn es das Kind gerade tut und es dafür anmeckern. Vielmehr sollte man dem mit Respekt, Höflichkeit und Geduld begegnen, immer wieder erklären und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Geht dein Kind in den Kindergarten? Dort wird es ja auch Erzählrunden (Morgenkreis etc.) geben und oft gibt es da bestimmte Gesten, z. B. Zeige- und kleinen Finger nach oben strecken. Das bedeutet "Ohren spitzen". Es ist sinnvoll diese Gesten zu verwenden, weil das Kind sie schon kennt. Man kann auch einen Reissverschluss am Mund andeuten und so dem Kind zeigen, was gerade angebracht ist ohne selbst dazwischen zu reden. Und letztlich kann man sich mal selbst beobachten. Viele Erwachsene quatschen nämlich auch dazwischen ohne es zu merken. Z. B. kommentieren wir eine Erzählung mit "Aha." oder "Ja ich verstehe." Das ist zwar kein Dazwischenquatschen im eigentlichen Sinne, aber das Kind muss diese feinen Unterschiede noch lernen. Und das braucht Zeit.
Wie Du sagst, sind Eure Tischgespräche gerade etwas gezwungen. Davon halte ich nicht so viel, eben weil es auf den Alltag nicht übertragbar ist. Man kann so eine Erzählrunde zwar ganz bewusst als Ritual einführen, aber als Dauerlösung ist es einfach sehr unnatürlich.
das mit den gesten ist eine gute idee. er geht in den kindergarten und kennt sie ja teilweise auch und wendet sie ab und zu an. ich werde es demnächst versuchen.
ach ja, dort redet er auch ununterbrochen. die erzieherin/der erzieher (einmal weiblich, einmal männlich) erzählt, dass er alle beim mittagessen unterhält und ununterbrochen quatsch und deswegen selber sehr langsam isst und sie ihn immer daran erinnern muss, dass er weniger reden und mehr essen soll.
Hallo,
meine Tochter ist auch so eine Quasselstrippe und wir haben ihr von Anfang an beigebracht, daß sie warten muß, bis der Redende fertig ist, egal ob Erwachsene oder andere Kinder, genau so warten wir, bis sie fertig erzählt hat. Das klappt nicht gleich auf Anhieb, inzwischen ist sie fast 10 und ab und an reicht ein ernster Blick Aber im Großen und Ganzen funktioniert es.
danke, das gibt mir hoffnung!
Hallo,
wir bringen es der Motte (3) auch bereits bei - "es kann immer nur EINER sprechen!"
Natürlich muss man bei kleineren Kindern auch ab und zu nachsichtig sein, da kann eine Spinne im Garten oder eine Folge Yakari etc so interessant sein, dass diese Sache sofort, aber wirklich sofort, erzählt werden muss.
Aber sie ist bereits drei, und da kann man das Thema auch mal ansprechen.
Im Kindergarten ist es auch so (Morgenkreis, Stuhlkreis, Buch lesen, etc), dass immer EIN kind spricht oder erzählt und die anderen haben dann "Sendepause".
Wenn ein Kind etwas sagen möchte, darf es die Hand heben aber muss warten, bis die Erzieherin sagt "Ja, XY, bitte?"
Das klappt sehr gut.
Bei älteren Kindern (10, 11) finde ich es schon etwas störend, wenn man sich unterhält, und die andauernd dazwischenquatschen.
Bei Erwachsenenen ist es ein No-Go, da kann ich auch mal grantig werden.
LG
Moin
Da wir 3 Töchter haben die alle gerne ohne Punkt und Komma reden, mussten alle drei früh lernen, dass sie nicht rund um die Uhr (wie bereits zitiert:) DER NABEL DER WELT SIND.
Jeder hat nur soviel Freiraum, dass ALLE dran kommen! Die anderen beiden würden es sich auch nicht gefallen lassen, wenn immer nur einer dran wäre oder wenn Ihnen ständig jemand ins Wort fällt.
Natürlich passiert das öfter mal, aber das muss man lernen und ich finde das ist ein Grundpfeiler von gutem Sozialverhalten und sollte auf jeden Fall ein Erzeihungsziel sein. Also hast Du ganz Recht!
Wenn mein Mann und ich reden, toleriere ich auch nicht, dass jemand ohne Not dazwischenquatscht.
LG
Kenne ich nur zu gut. Ich gehe da seit sie 3 Jahre ist konsequent gegen an und ermahne sie jedes Mal wenn sie jemanden unterbricht dass sie reden kann wenn der jenige der gerad spricht fertig ist.
Es klappt ungefähr in 50% der Fällen (nur). Sie ist 4,5 Jahre alt.
Auch unterbreche ich meine Unterhaltung nicht sondern rede gegen an. Leider hat meine Tochter einen ziemlich langen Atem und wird auch noch immer lauter dabei.
Echt stressig so was. Ich hasse es.
Na ja einen Tipp gibt's da ja schon, sich einfach nicht unterbrechen lassen.
(Ohne ein Fass aufzumachen bzgl. Respekt oder Kinder-müssen-warten.)
Notfalls am Anfang noch kurz der Hinweis "Merk dir was du sagen willst, wir sind gleich fertig."
Wenn die Erwachsenen ihr Gespräch fortsetzen und ganz normal beenden, dann lernt das Kind schnell, dass es nicht jederzeit im Mittelpunkt steht.
LG doremi