Sohn 8 hört einfach nicht und macht was er will. Fehlende Empathie.

Hallo,

ich muss mich heute an Euch wenden, da ich mit meinem Latein am Ende bin.

Wahrscheinlich bin ich nicht die Einzige mit dem "Problem" aber doch ist es in unserer kleinen Welt ziemlich anstrengend. Wir sind kurz davor zum Psychologen zu rennen, wobei ich da auch nicht weiß wie dieser uns weiterhelfen möchte.

Kurz zu uns/meinem Sohn. Mein Sohn war schon als Baby "anders". Er war laut, hat viel geweint und konnte nie allein sein. Das hat sich bis heute eigentlich so beibehalten. Er spricht sehr laut, kann nicht alleine spielen und muss sich immer und überall dazwischen drängen und reinquatschen. Egal wie "erwachsen" die Gespräche z.B. auch sein mögen. Nach 2 Jahren haben sein Kindsvater und ich uns getrennt und mein Sohn und ich lebten 5 Jahre allein. Teilweise war das echt die Hölle. Seit 2,5 Jahren leben wir nun zu 3. Da ich mit meinem jetzt Mann zusammengekommen bin. Mein Sohn ist ein ganz lieber. Er ist nicht vorlaut oder frech oder böse, er haut nicht, oder ist fies zu Kindern aber er hört nicht. Gar nicht. Er macht was er will und wenn man ihn erwischt dann schaut er einen nur an, weiß nichts zu sagen, heult eventuell mal los weil er sich ungerecht behandelt fühlt und macht es am nächsten Tag wieder.
Mein Mann meint dass ist eine Trennungsfolge (Scheidungskind) und dann neuer Mann aber mein Sohn war schon immer so. Sicherlich hat jedoch die Trennung, dass lange allein zu zweit sein und dann der neue Mann, seine Spuren hinterlassen.

Ich habe es schon auf allen mir möglichen Ebenen versucht mit ihm. Verständnis, versuchen auf gleicher Augenhöhe zu reden, nicht schimpfen sondern sprechen, natürlich nach dem 10. mal werde ich auch laut, ich verbiete ihn dann Sachen oder nehme Sie weg, in der Hoffnung, dass ihm das dann eine "Lehre" ist wie man so schön sagt. Nur leider redet auch mein Kind nicht mit mir. Das hat er noch nie. Andere Kinder rebellieren mal gegen die Eltern indem sie Sauer werden, dass passiert bei ihm nicht. Er schaut einen an, lässt das geblubber über sich ergehen und 2 Minuten später ist bei ihm alles wie ausgelöscht, dann tut er so als wäre nichts. Manchmal kann er sich keine 5 Minuten später daran erinnern, warum man ihn überhaupt geschimpft oder ermahnt hat.

Am nächsten Tag macht er wieder blödsinn. Es geht hier in übrigen um "bagatellen" und allgemeine Dinge die im gemeinsamen Leben wichtig sind. Zum Beispiel fragt er mich ob er seinen Nintendo mit in die Schule nehmen darf, ich erkläre ihm in einem normalen und ruhigen Ton, dass wir ausgemacht haben, der DS bleibt zu Haus, einfach damit er nicht verloren geht oder kaputt. Am nächsten morgen sehe ich den Jungen komisch rumschleichen, der Ranzen neben dem Regal wo der DS liegt und das Gerät ist weg. Natürlich hat er ihn einfach eingesteckt. Auf die Frage warum kommt immer: "Ich wollte den halt mitnehmen" oder "Ich wollte das unbedingt spielen..."

Dann kommt von mir die ewige Leier, dass er doch hören sollte und das mich das traurig macht und so weiter, der DS ist weg, das Kind heult. Fertig. Am nächsten Tag genau das gleiche mit einer anderen Sache. Ich kapiere den Jungen nicht. Er darf wirklich viel aber auch nicht alles. Wir leiden keine Not, uns geht es gut und er wird auch mal zwischendurch "beschenkt" mit Büchern oder einem neuen Spiel. Wir haben regeln, dass er über die Verfügung des DS selbst entscheiden darf, usw. Es ist also nicht so, dass der arme Junge von Regeln erdrückt wird und deswegen rebellieren muss. Aber natürlich darf er nicht alles. So ist das nunmal und von Antiautoritärer Erziehung halte ich wenig. Aufgrund dessen das wir zu 2. gewohnt haben, hat er sowieso ein Mitspracherecht und darf Entscheidungen treffen, wird mit einbezogen, usw.

Ich habe einfach das Gefühl, ihm fehlt die nötige Empathie dafür. Wenn ich da so mit ihm rede, schaut er total kühl. Er versteht das glaube gar nicht. SO denke ich das zumindest. Mein Mann sagt, es ist einfach "Böswilligkeit". Er will uns mutmaßlich ärgern. Ich weiß es nicht, und kann es mir eigentlich auch nicht vorstellen, denn was hat der Junge davon? Er bekomm ärger, ein Spielzeug evtl. verboten und ewiges geblubber unsererseits.

Und dann ist es so, dass er die einfachsten Dinge einfach nicht kann oder können will. Nase schnäuzen ist da so eine Sache. Ordentlich pinkeln, den Hintern abwischen oder rechtzeitig auf die Toilette gehen. Er geht immer erst, wenn er fast platzt und schon einen Veitstanz aufs Parkett legt. So normale Dinge, die man eigentlich mit mittlerweile fast 9 Jahren beherrschen müsste. Vor Allem weil wir es ihm immer wieder sagen, zeigen, trainieren, im guten auch manchmal mit Verzweiflung.

Widerrum ein ganzes Gedicht merkt er sich mit 2 mal lesen auswendig. Es ist also nicht so, dass es ihm an Intelligenz fehlt. Er ist herausragend in der Schule und Mathematisch und Naturwissenschaftlich total fit.

Kennt Jemand "mein Problem"? Was kann ICH/WIR noch tun? Sollten wir zum Therapeuten deswegen? Die einzigen die behaupten er sei Auffällig sind eigentlich mein Mann und ich aber von Kindergärten oder der Schule haben wir noch nie etwas gehört. Zwar dass er auffällig ist in manchen Bereichen aber nicht das es nötig wäre es zu therapieren oder dergleichen. Meine Mutter, Therapeutin, meinte mal er hat Asperger. Aber er kann schon mitfühlen (wenngleich etwas "komisch"), zum Beispiel mit Tieren oder Spielzeugen, er hängt an ALLEM was er hat und will es nicht hergeben. Sei es ne Schlafanzughose oder ein Schrank. Wäre dies einem Asperger nicht egal?

Verzweifelte Grüße
Koko

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Hallo,

ehlrich gesagt weiß ich nicht, wo DEIN/EUER Problem liegt. Wobei ich glaube, dass es nicht an deinem Sohn liegt.

Folgendes schreibst du:

"Er war laut, hat viel geweint und konnte nie allein sein."

Das ist bei ganz vielen Kindern der Fall. Mein Sohn (8) ist heute noch ungern allein und sich allein zu beschäftigen fällt ihm schwer.

"Mein Sohn ist ein ganz lieber. Er ist nicht vorlaut oder frech oder böse, er haut nicht, oder ist fies zu Kindern aber er hört nicht. Gar nicht. "

Du sagst dass, als wenn das gar nicht zählen würde. Er ist lieb, liebevoll im umgang mit anderen. das einzige was er nicht macht ist "hören". Und dann bringst du das Beipsiel mit dem DS. soll ich dir was sagen: Das könnte mein Sohn sein. ein Kind, dass weiß, das Mama eigentlich "nein" gesagt hat, das aber auch mal so cool wie die anderen sein möchte. Das auch mal in der Schule zeigen möchte "Hey, ich habe auch einen DS und ich bringe den mit". Das muss man doch nicht überbewerten. Er hat es probiert und sich erwischen lassen. Na klar kannst du dann mal sauer sein. aber meine Güte: Er ist 8 Jahre alt und "eigentlich ein ganz lieber" Er haut nicht, ist nicht fies zu anderen. Er hat einfach versucht trotz des Verbotes seinen DS mitzunehmen. Das muss man doch nicht überbewerten oder gar von "Bösartigkeit" sprechen.

Und nicht ihm fehlt Empathie, sondern eher euch. Empathie für einen 8 jährigen. Für sein Denken und Handeln. Das heißt nicht, das man alles durchgehen lassen muss. aber meine Güte... du warst auch mal Kind. Hast du nie Dinge heimlich gemacht? Dich über ein Verbot deiner Eltern hinweggesetzt? Oder bist du schon zu "anständig" zur Welt gekommen? Mensch sei doch froh, dass es nur das ist.

Und alle anderen Dinge: Mein Sohn schmatzt. Er räumt nie seine Sachen weg, lässt im Bad alles einfach fallen, wenn er duscht und schafft es, das klo "mistig" zu hinterlassen Das nervt mich. Das kann ich ihm sagen und beim nächsten Mal macht er es wieder. Ja, ich bin auch mal sauer. aber das ist doch kein Grund, mit ihm zum Psychologen zu gehen. Ich rufe ihn dann zurück, leiere meine Sätze runter (die er schon kennt) und hoffe, dass meine Erziehung irgendwann Früchte tragen wird. Und das wird sie. Das sehe ich an mir. Ich war auch mal klein und lang nicht so "perfekt" wie heute.

Was ihr tun könnt? Seht euer Kind an und erfreut euch an den Dingen, die er so prima macht. Lasst dieses "aber" weg, wenn ihr ihn wahr nehmt und wenn sie doch mal hochkommen, dann denke an dich und daran, was du nicht perfekt kannst. Und dann wirst du feststellen, dass auch dein Sohn nicht perfekt sein muss sondern in meinen Augen völlig normal ist.

vg, m.

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Hallo!

Ist er denn nur mit Dir bzw. in der Familie so, oder verhält er sich so auch in der Schule, Verein, etc.? War das auch im KiGa so?
Hat er Freunde? Eckt er dort auch mit seinem Verhalten an?
Bevor Du zum Therapeuten gehst (was soll der therapieren???), geh mal lieber zum Ki-Psychiater - der hat i.A. etwas mehr Ahnung von Krankheitsbildern und Diagnosen hat und nicht nur von Symptomen.
Ich denke, das ist angesichts des langen Leidensweges einfach nicht nur eine Phase und es ist gerechtfertigt zum Arzt zu gehen.

LG, I.

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Hallo,

ob er in der Schule seine Freunde anschwindelt oder "veräppelt" kann ich nicht sagen aber was das "Vorlaute" verhalten betrifft, so ist er überall so. Das macht keinen Unterschied. Ich würde sagen bei mir am wenigstens, bei meinem Mann wenn ich nicht da bin schon arg und auch überhaupt bei Personen mit denen er nicht so viel zu tun hat, kann er schon ganz schön barsch werden. Er will immer wie ein erwachsener reden und das tut er stellenweise auch und "maßregelt" dann zum Beispiel seine Lehrer oder Erzieher. Zwar nicht böse aber schon recht frech. Ich kenne mich da nicht aus, wahrscheinlich meinte ich Psychiater.

Liebe Grüße

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Tjj, welcher nun der richtige ist, ist so eine Frage ...
Normalerweise würde ich zum Kia gehen - bei unserem erwarte ich einen gute Rat. Der Hausarzt wäre, zumindest bei mir die falsche Adresse, dem seine Antwort würde ich schon kennen .... also bleibt der Ki-Psychiater der richtige.

Was sagt die Lehrerin zum Kind : unerzogen, vorlaut, aber im Normbereich, oder eher verhaltensauffällig?

Lg, 2.

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Hallo,

es geht ja nun schon sehr lange Zeit so, dass Du dir Gedanken machst und es zu Hause Schwierigkeiten gibt. Aus der Ferne kann man Dir leider so gar keine Rückmeldung darüber geben, was die Ursachen sein könnten und wie ihr das am besten angehen solltet. Dazu müsste man Euch als Familie kennen.

Was mich sehr stutzig macht: Dein Mann sagt, Euer Sohn würde das aus Böswilligkeit machen. Den Satz musste ich zweimal lesen. Ich bin mir ganz sicher, dass Dein Sohn die Haltung Deines Mannes ihm gegenüber spürt. Ich finde es schon heftig, einem 9-jährigen Böswilligkeit zu unterstellen, zumal die Probleme Euch alle betreffen und nicht er das Problem ist. Auch ihr müsst den richtigen Umgang mit ihm lernen, am besten mit professioneller Unterstützung.

Wenn Du nun mit ihm zum Psychologen gehst, wird auch wieder er zum Problem deklariert. Ich würde mir professionelle Hilfe holen, aber als komplette Familie. Da müssen Dein Mann und Du auch mit ins Boot geholt werden.

Ich würde mich mit der Lehrerin austauschen, evtl. habt ihr auch einen Sozialpädagoge an der Schule? Das wäre mal ein erster niedrigschwelliger Ansprechpartner.

Außerdem würde ich eine Erziehungs- und Familienberatungsstelle aufsuchen. Kostenlos, unverbindlich und die Mitarbeiter dort sind zum größten Teil auch therapeutisch oder systemisch geschult. Wenn sich daraus ergibt, dass eine Diagnose oder Testung in irgendeiner Form nötig ist, wissen die Mitarbeiter dort genau, an wen sie Euch weiter vermitteln müssen.

Da wartet man auch nicht monatelang auf einen Platz, wie beim Psychologen.

Was sagt Deine Mutter denn genau, wenn sie auch vom Fach ist?

Viele Grüße,
patsche

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Hallo,

ich finde sein Verhalten meinem Sohn gegenüber auch oft nicht in Ordnung und es gibt deswegen sehr oft Streit und ich denke auch das dies mein Junge spürt. Jedoch war sein Umgang mit Recht und Unrecht auch schon so, bevor es meinen Mann in unserem Leben gab. Tatsächlich habe ich jedoch oft das Gefühl, dass er zumindest was Dinge gegenüber meinen Mann betreffend aus Trotz und absichtlich macht. Das empfinde ich meinem Sohn aber nach und stehe da auch immer zu ihm.

Ich bin auch sehr für eine Art Familientherapie, weil ich nämlich auch nicht möchte das mein Kind zu einem Problem gemacht wird. Ich empfinde ihn nicht als Problem, allerdings mache ich mir große Gedanken und habe Sorge wie es wird, wenn er älter wird. Gerade in Hinsicht auf weiterführende Schulen, neues Umfeld, Jugend...Kinder können echt blöde sein.
Den Rat meiner Mutter hole ich nicht freiwillig ein. Das hat sie mir vor Jahren an den Kopf gehauen, weil mein Sohn - das hat sich jetzt "gebessert" oder geändert - früher z.b. kaum Bezug zu seinen Bezugspersonen hatte oder gesucht hat obwohl er immer Präsent sein wollte. Er kam nie knuddeln, kuscheln, hat Trost gesucht oder dergleichen. Er ist auch ohne weiteres mit anderen Leuten mitgegangen ohne sich um Mama oder Papa oder Oma zu sorgen.
Und Lehrer oder andere Pädagogen haben zwar immer gesagt, dass mein Junge etwas "sonderbar" ist aber nie das er besonders negativ auffällt oder das da Behandlungsbedarf besteht.

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Wenn weder Kindergarten, noch Schule Handlungsbedarf sehen kann ich mir gut vorstellen, dass ihr vielleicht doch zu hohe Erwartungen an ihn habt. Aber da Du schon seit so langer Zeit unsicher bist, wird Dir die Sicherheit sicher weiter helfen. Daher statt Psychologe auch Sozialpädagoge, Lehrer oder Beratungsstelle.

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Hallo,

Mensch, als ich das las dachte ich, dass du einen ganz tollen und normalen Jungen hast! Freu dich über seine guten Leistungen in der Schule, freu dich darüber, dass er in keinerlei Streitigkeiten verwickelt ist! Dass er mal was "verbotenes" tut oder sich im Bad wie ein Ferkel benimmt ist doch völlig normal!

Unser Sohn ist zwar erst 6, aber auch ich rege mich auf über nicht gewaschene Hände, Überschwemmungen im Bad, nicht abgezogene Toiletten, nicht aufgehängte Jacken... Aber: ich halte das für völlig normal und denke, dass es sich sicherlich irgendwann gibt. Außerdem sehe ich die ganzen tollen Dinge, die er kann und macht!

Wie wäre es, wenn du mal alles Positive auf eine Liste schreibst und das Negative daneben. Und dann schau, ob das Positive nicht die negaten Dinge überwiegt.
Ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass dein Sohn einen Psychiater benötigt!

Lg

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Hallo,

bitte versteht mich nicht falsch. Ich finde meinen Sohn toll. Ich schätze was er kann absolut. Ich mache mich lediglich Sorgen, dass er später Probleme bekommen wird und mich macht es traurig, dass er trotz "Ermahnungen" immer tut was er möchte und ihm gegebene Konsequenzen total egal sind.
Bei vielem denke ich auch das er halt ein Junge ist und da gehören halt Lausbubdinge dazu aber so manches ist schon etwas sonderbar.

Gruß
Koko

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Mein Sohn bricht auch nicht in Tränen aus, wenn ich irgendwas verbiete oder wegnehme. Es ist ihm nicht egal, aber er weiß ja, worum es geht und warum ich so handle. Er ist auch nicht ewig sauer und beleidigt und muss auch nicht stundenlang danach noch schamvoll "angekrochen" kommen. Nein. Er nimmt die Strafe/Konsequenz an und dann ist es für ihn in Ordnung so. das funktioniert bei Erwachsenen doch auch nicht anders. wenn du auf Arbeit einen Fehler machst, dann folgt die Konsequenz durch deinen Chef und die Sache ist erledigt.

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Wenn du das verhalten deines Sohnes Auffällig findest dann handele.

In vielem deiner Beschreibung erkenne ich meinen Sohn wieder. Allerdings fällt er auch im Sozialverhalten auf. Er schlägt und tritt usw. zwar auch nicht, aber es reicht manchmal ne Kleinigkeit und er schreit rum, schimpft wie ein Rohrspatz und lässt sich dann auch kaum beruhigen.

Dieses klar verbieten, er macht es trotzdem, natürlich normal bei einem 8Jährigen. Aber findet ihr alle es wirklich auch noch normal für einen 8 Jährigen das trotz Konsequenzen, Schimpfen, Strafe.....auch zum 10. mal hintereinander zu machen oder zumindest zu versuchen? Und sich dann noch fürchterlich ausflippen (so Kleinkind-Trotzanfall-Artig) wenn auch beim 10. mal die selbe angekündigte und ja schon bekannte Konsequenz folgt?
Ich hab oft gedacht "Mein Gott, ist der Kerl erziehungsresistent? Irgendwann MUSS er es doch mal verstehen"

Und dieses erst auf Klo gehen wenn es schon tröpfelt. Erst zum Klo wenn es schon fast zu spät ist und dann eben keine Zeit mehr haben 2 Minuten auf zu halten bis man mit dem Auto anhalten kann oder bis man in der Stadt zumindest ein Eckchen hat wo sie hin pinkeln können...bei meinem Sohn ist es so das er den Reiz erst dann wahrnimmt wenn er so stark ist.

Wir waren in einem SPZ. Dort sind halt alle Fachrichtungen gemeinsam involviert. Mein Sohn wurde sowohl vom Psychiater als auch vom Psychologen, von der Physiotherapeutin und der Ergotherapeutin und vom Kinderarzt getestet und begutachtet. Da kam raus das er ADHS hat und Wahrnehmungsstörungen.

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Oh, was heißt Wahrnehmungsstörungen? Das hört sich ja gruselig an? Was nimmt er denn gestört wahr?

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Tja, was sind Wahrnehmungsstörungen. Ich glaube das das schwer vorstellbar ist wenn man eine normale Körperwahrnehmung und Geräuschwahrnehmung usw hat.

Wahrnehmungsstörung bedeutet das er eben Reize anders wahr nimmt als "Ottonormal" heißt manche Reize müssen stärker sein damit er darauf reagiert.

Am Beispiel Klo gehen heißt das wir merken "Och ja, bald mal zum Klo wandern", unterbewußt. Er merkt überhaupt erst das er mal muss wenn wir schon denken "Wo war noch das nächste Klo? Lange geht das nicht mehr" Auch mit 8 kann es uns z.B auf der Autobahn durchaus passieren das wir vor der Raststätte fragen "Muss wer?" und von beiden "Nö" zur Antwort bekommen. 2 Km hinter der Raststätte, natürlich ewig vom nächsten Parkplatz entfernt "Ich muss" und dann kann das echt eng werden bis zur nächsten Anhaltemöglichkeit.

Ebenso bei taktilen reizen. Je nach Tagesform mag er z.B. keine sanften Berührungen. Streicheln ist für ihn nicht angenehm. Dann lieber nur Hand auflegen aber das mit nem gewissen Druck.

Es gibt Geräusche die ihm ein Graus sind. Aber das sind nicht diese die jeder so kennt wie Kreidequietschen auf Tafel oder Besteck auf Teller, da verdreht die ganze Familie am Tisch die Augen und stöhnt, er lacht darüber. Das kann ein Rauschen in einer bestimmten Tonlage sein oder Brummen oder so, da hält er sich die Ohren zu und fängt sogar an zu weinen "mach das aus!!" wenn man nicht schnell genug Abhilfe schafft.
Aber auch im Sozialen. Er merkt nicht wenn die Stimmung kippt, wenn aus spaß ernst wird. Man kann mehrmals sagen das es reicht und er aufhören soll, auch mit entsprechender Mimik und Gestik. Trotzdem setzt er noch eins drauf und noch eins und wenn dann Punkt X überschritten ist und man lauter wird "Warum schreist du mich gleich an" ?????? Gleich???? Ich habe es schon 3x klar und deutlich gesagt.

Ebenso bei verboten. Es ist ganz schwer für ihn die zu Akzeptieren. Und es folgt IMMER eine Konsequenz wenn er sich über Verbote hinweg setzt ("30 Minuten TV-Zeit, du kannst die Uhr. Mach dann aus!" Macht er natürlich oft nicht, wenn er denkt ich merke es nicht. Und jedes mal folgt die Konsequenz "Ok, nicht an die Vorgabe gehalten, also morgen gar kein TV" und genau so oft schreit er mich an wie blöd und gemein ich sei und das ich ja sehen werde das er sehr wohl morgen gucken wird....und jedes mal kracht es am nächsten Tag wenn ich das natürlich sehr wohl durchsetze.....ich bin mal gespannt wie oft das noch passieren muss ehe er geschluckt hat das er besser nach 30 Minuten aus macht

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Hallo!

Zunächst mal, ich bin keine Psychologin oder Therapeutein und kann dir keine Diagnose geben, erst recht nicht ohne euch zu kennen, aber... wirklich alles was du schreibst erinnert mich erschreckend an einen Jungen, der mal bei uns in der Wohngruppe gelebt hat (insgesamt ca. 2,5 Jahre lang). Fast alles was du beschreibst, auch das schulische, war identisch. Er wurde aus seiner Familie genommen, weil er einfach nicht gehört hat, auch diese scheinbar "mir ist alles egal"-Reaktionen usw. Erst dachte wir er habe ADS. In der Schule war er übrigens auch in manchen Fächern super, allerdings hatte er immer wieder Probleme mit Schülern und Lehrer und sollte deswegen auf eine Schule mit Schwerpunkt auf Erziehungshilfe. Wir konnten es aber nicht glauben und schickten ihn zu einer Ärztin in der Kinder- und Jugendpsychatrie, mit der wir gemeinsam arbeiten. Das Ende vom Lied war, dass er einen sehr hohen IQ hatte und schlichtweg unterfordert war.

Will jetzt nicht heißen, dass es bei euch genauso ist, aber möglich wäre es doch...

Und ja, böswillige Kinder, sowas gibt es wirklich nicht....... wäre ja zu einfach es so zu begründen #aerger

Alles Gute

Mamili83

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Hallo,

warum "nimmt" man ein Kind aus der Familie weil es auffällig ist? Konnte die Familie sich nicht um Ihr Kind kümmern? Im Leben würde ich meinen Jungen nicht aufgeben oder weggeben weil er schwierig ist. Ich denke auch stellenweise er ist unterfordert. Da liegt es dann an mir/uns ihn zu fordern. Das ist nicht immer so einfach, da man selbst nach 8 Stunden Arbeit ziemlich gefordert wurde aber das soll natürlich keine Ausrede sein.
Ich finde auch nicht das mein Sohn böse ist, denn das ist er überhaupt nicht. Er ist nur "anders", was nicht heißt das es schlecht ist nur bin ich halt am Ende mit meinem Latein, da ich ihm ja helfen will. Wir leben leider in einem gewissen System wo man gewisse "Regeln" beachten muss. Mein Junge möchte auf ein spezielles Gymnasium wo man sich bewerben muss und Aufnahmetests bestehen muss...wenn er da den Professor oder wen auch immer belehrt kommt das wahrscheinlich nicht sehr gut an. Und das kann man ihm auch 2 Sekunden vorher sagen und trotzdem tut er es dann. Alles schon erlebt. Das war wo er noch kleiner war recht putzig aber mittlerweile tritt er Leuten damit auf die Füße.

Gruß
Koko

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Hi,

im Falle des Jungen von dem ich erzählt habe war die Mutter wegen Depressionen in Behandlung und hat außerdem in der Zeit ihr 3. Kind bekommen und war heillos überfordert. Sie bekam erst Familienhilfe, die riet dann aber dem JA zur Kinder- und Jugendhilfe, da die Situation immer schlimmer wurde. Die Mutter blieb aber trotzdem Personensorgeberechtigte. Will jetzt nicht heißen, dass es bei euch soweit kommen kann, um Gottes Willen, nein, es war einfach ein Beispiel, was das Verhalten betrifft :-)

LG

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Ich sehe das ähnlich wie Mamavonyanik. Auf die Entfernung klingt das wie ein normaler 8 jähriger mit Flausen im Kopf. Im Böswilligkeit zu unterstellen finde ich aber heftig.

Holt euch Hilfe bei einer Erziehungsberatung, aber nicht für ihn sondern euch.

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Hallo,

Du nimmst vieles viel zu ernst!
Warum macht Dich das traurig wenn er seinen DS in die Schule schmuggelt?
Mein Sohn wäre da genauso. Bei mir läuft das aber anders ab.
Ich sage ihm, er soll ihn wieder raus tun und außerdem werde ich den DS 1 Woche wegsperren, sollte ich das nochmal mitbekommen das er ihn schmuggeln will. Und beim 2. mal wird es dann so werden. Und ob es ihn ärgert oder nicht, mir egal. Finde es auch nicht schön wenn man als Mutter sagt, dass man da traurig ist. Traurig bin ich wenn jemand stirbt, wenn ich krank bin oder ähnliches, aber bestimmt nicht wegen nen DS...Ich finde so abgebrüht muss man als Mutter schon sein, damit man auch mal ne Ansage machen kann zu der man 100% steht. Zum Therapeuten??? Dann könntet ihr meinen Sohn auch mitnehmen, der ist auch so. Aber ich dachte nie das es ein PROBLEM ist, sondern ganz normal! Es sind Kinder!
Meiner geht auch mit fast 10 spät aufs Klo, einfach weil er nichts verpassen will. Alles Easy!

LG

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Hallo,

naja, wenn Du Dir solche Gedanken machst, dann lass' ihn halt mal untersuchen.

Neben Autismus gibt es ja auch noch Hochbegabung oder ADHS oder was weiß ich noch was.

Zu Asperger muss man ausserdem sagen, dass es da Abstufungen von "merkt man kaum" bis Rain Man gibt.

Wir haben z.B. einen Freund, dessen Bruder sehr offensichtlich Autist ist. Er selbst hat auch so ein paar Besonderheiten, aber keiner, der ihn nicht gut kennt, würde ihn für einen Autisten halten. Anfangs dachten wir immer, ihm seien die Gefühle anderer einfach nicht so wichtig, aber andererseits bemühte er sich dann doch wieder auf seine Art, einem zu helfen. Mittlerweile denken wir, dass er es eigentlich gut meint, aber eben z.T. Schwierigkeiten hat, sich in andere hinein zu versetzen. Er hat diesbezüglich auch viel dazu gelernt in den knapp 20 Jahren, in denen wir ihn kennen. Er ist übrigens sehr intelligent, ich würde schätzen, sogar hochbegabt, arbeitet als leitender Oberarzt und hat ein fast photographisches Gedächtnis. Er liest sehr langsam, aber dafür kann man ihn noch 10 Jahre später danach fragen. #schwitz

LG

Heike