Gleichwürdige Erziehung bei wilden Kids

Hallo zusammen,

mein fast 5-jähriger Sohn war schon immer eher extrovertiert und lebhaft, was auch sehr viele schöne Seiten mit sich bringt.

Aber in letzter Zeit weiß ich auch nicht, ob es alles nur die berühmte Phase ist oder ob ich etwas falsch mache.

Er befindet sich in der "Schimpfwortphase". Soweit so normal in dem Alter, denke ich. Hab mich auch damit ein Stück weit beschäftigt und wollte es ignorieren, um den Worten nicht noch mehr Macht zu geben. Seine kleine Schwester (2 Jahre) begreift meine Taktik aber nicht und kreischt wie verrückt, wenn er sie Pups-Kaka-Kopf oder sowas nennt... Also bin ich doch eingeschritten, ich muss sie ja schützen, aber egal wie oft ich ihm sage, erkläre, schimpfe, befehle,.... Er beleidigt sie. Eigentlich nur sie. Klar fallen im Spiel mit Freunden auch die Worte, aber nicht gegen jemanden gerichtet.

Ich würde mir wünschen, dass er etwas öfter auf mich hört. Er muss wirklich nicht der stumme Befehlsempfänger sein, aber zur Zeit, naja. Vorgestern badete er im Planschbecken auf dem Balkon. Er hatte seine Spritzpistole dabei. Ich sagte noch zu ihm, pass auf, dass die Fenster / Häuser der Nachbarn nicht angespritzt werden. Erklärte noch kurz warum. Was war nachher nass? Ja. Oder gestern stellt er sich oben ins Treppenhaus und lässt seine Spucke runter zu den Nachbarn tropfen. Oder ich sag noch beim Federballspielen im Hof, der Ball darf nicht gegen die Fenster der Nachbarn knallen. Gegen später setzte ich mich zu meiner Tochter und was macht er, er probiert erstmal den Ball gegen die Fenster zu schießen...

Wenn jetzt die Frage aufkommt, was passiert dann wenn er sowas macht - nicht allzu viel. Ich sag es ihm wie blöd ich das finde. Je nach meiner Stimmung auch nicht gerade freundlich und wir schauen ob man noch was bereinigen muss oder das ich jetzt keine Lust mehr auf Federball hab oder sowas eben. Mir ist eine gleichwürdige Erziehung sehr wichtig. Daher kommen auch keine Strafen. Und das ist meine Frage. Ab und zu les ich hier von Eltern, die ihre Kinder ebenfalls nicht bestrafen. Reicht mein Feedback? Ist es also nur eine Phase?

Er ist im Kindergarten beliebt, hält sich an Regeln. Wenn er abliefern muss, dann kann er das ohne Probleme (Schuluntersuchung, Arzt, Entwicklungstests im Kiga,....). Auch beim Entwicklungsgespräch im Kindergarten wurden mir mehrere Situationen erzählt, in denen er jüngeren gegenüber sehr einfühlsam reagiert hat. Ich stelle also meinen Erziehungsstil nicht grundsätzlich in Frage, aber da mir die Vorbilder fehlen, würde ich mich über erfahrene Elternmeinungen freuen.

Liebe Grüße

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Kennst du den Satz mit "Denk nicht an einen rosa Elefanten? Und, woran hast du gedacht - an einen rosa Elefanten!".

Vielleicht wäre es auch ein Ansatz, dass du ihm NICHT alle Verbote auflistest, sondern genau sagst, WAS er tun darf. Also z.B. "Spritz nur unsere Wand oder unsere Pflanzen nass!", "Der Federball bleibt in unserem Garten!" und so weiter. Manche Kinder kommen allein schon durch Verbote in Verlockung und "müssen" das dann ausprobieren.

Bei der Wasserpistole könntet ihr vorher zusammen einen Turm aus Joghurtbechern bauen, den er umschießen kann und mit Edding Zielscheiben oder Treffpunkte draufmalen. Vielleicht sind die Fenster der Nachbarn dann auch schon gar nicht mehr interessant.

Wenn mit manchen Gegenständen zu viel Quatsch gemacht wird und man es auch nicht mehr in positive Bahnen lenken kann, dann wäre die Wasserpistole bei mir aber auch erstmal weg.

lg

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Danke für deine Antwort. Ich versuche das mit der Sprache zu beachten. Klappt sicher nicht immer. Meistens sag ich ihm auch am Anfang, z. B. beim Planschbecken, nur bei uns darfst du spritzen, die Pflanzen etc. . Erst wenn ich merke, es geht in die Richtung der Nachbarn sag ich explizit: Nur hier! Da und da darf kein Wasser hinkommen. Aber deine Idee mit dem gezielten abschießen ist gut. Das habe ich glaub ich tatsächlich öfter übersehen, also um was es ihm eigentlich geht.

LG

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Ein Spritzer an die Nachbarswand->
Ermahnung mit dem Hinweis "beim nächsten Mal ist die Wasserpistole weg."
Macht er trotzdem weiter würde ich die Wasserpistole konfizieren und er kann sicj ne andere Beschäftigung suchen.

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Hallo,

ich glaube man muss seinen Erziehungsstil dem Charakter, Alter oder der jeweiligen Phase anpassen.
In manchmal reicht ein Feedback einfach nicht. Mein Sohn ist auch einer von der "unbelehrbaren" Sorte. Ihm fallen auch andauernd irgendwelche dummheiten ein.
Er lernt manche Dinge erst nach oft wiederholten Konsqenzen oder Strafen. Das ist auch nicht unbedingt mein Stil. Aber ich habe gemerkt, dass er einfach eine gewisse Strenge braucht.
Bei meiner Tochter dagegen reicht ein Feedback aus und sie weiß Bescheid.

Ich würde es an deiner Stelle mit mehr Konsequenzen versuchen. Z. B. nicht mehr ins Plasnchbecken an diesem Tag, Federballschläger wegnehmen etc.
Wahrscheinlich ist die Phase dann schnell vorüber.

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Bestrafen ist etwas anderes als logische Konsequenzen ziehen.
Auch wenn es natürlich sinnvoller ist, zu betonen was er darf, als ihm vor Augen zu führen, was er lassen soll, bringst du deinem Sohn gerade bei, dass egal was er tut, nicht mehr als ein "Dududu" von Mama zur Folge hat.

Was spricht denn dagegen, die Wasserpistole einzukassieren, wenn er damit Unsinn treibt? Was spricht dagegen, dass er sich, für Beleidigungen gegenüber seiner Schwester, bei ihr entschuldigen soll?

Er ist gerade in einer Phase, in der Grenzen ausgetestet werden, also fang bitte an, auch Grenzen zu setzen.

Wir hatten so ein Kind im Kindergarten, Mutter kommt zum Abholen, als der Sohn ein anderes Kind gerade mit einem Stock schlägt. Reaktion der Mutter in fast säuselndem Ton "Schätzchen, warum bist du denn so böse, das finde ich nicht nett"
Tja, Schätzchen hat täglich andere Kinder getrietzt, geschlagen, geärgert, weshalb Schätzchen dann im Kindergarten nur noch neben den Erzieherinnen bleiben durfte.

Schätzchen hat zu Hause auch versucht alleine den Kamin anzumachen, Mama dazu "ich hab ihm extra gesagt, dass er das nicht darf." Der zweite Versuch, den Kamin anzuzünden endete im Feuerwehreinsatz.

Als es in die Schule ging, gab es nach einem halben Jahr die große Schulkonferenz, das Kind wurde an eine Schule mit Förderschwerpunkt sozial-emotionale Verhaltensstörung überwiesen - in der Regelschule nicht beschulbar.

Du musst nicht strafen, aber logische Konsequenzen sollte dein Kind schon kennenlernen.

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Das Problem ist doch, das "Erziehung" altmodisch geworden ist.
Es werden viele Fachbücher, Foren (...) gelesen und alles wird wegen Phasen entschuldigt.
Wenn man genug gelesen hat, jeder Monat seine eigene Phase....bis hin zur Vor-Vorpubertät, Vorpubertät, Pubertät, Nach-Pubertät, etc. etc.

Grenzen zeigen, Nein klar ausdrücken oder auch mal die Bestrafung ist heute total out.
Manche wundern sich dann, warum die Kids so austicken.
Dann sind es hslt wilde, besondere, laute, aktive (...) Kinder....aber das sie vielleicht unerzogen sind, darauf kommen die Eltern nicht.

lg
lisa

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Ich erkenne mich in deiner Beschreibung der Schätzchen-Mutter null wieder. Von einer sozial-emotionalen Verhaltensstörung ist mein Sohn weit entfernt.

Eine logische Konsequenz gibt es natürlich auch bei uns. Ich hab ihm die Wasserpistole erstmal weggenommen und ihn an die Regel deutlich erinnert. Er versprach darauf sich von jetzt daran zu halten, worauf er sie wieder bekam. Hätte er sich nicht daran gehalten, wäre ich vielleicht mit ihm zum Wasserspielplatz, wo er sich besser ausleben kann. Wenn zeitlich dafür keine Möglichkeit besteht, dann hätte ich ihm wohl tatsächlich die große Pistole weggenommen und nur die kleinen mit geringer Reichweite dagelassen. Also ich finde schon, dass ich Grenzen ziehe und in sofern konsequent bin, dass ich es nicht ignoriere, wenn er sich nicht an Regeln hält.

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Das erinnert mich sehr an eine Phase bei meinem Sohn vor längerer Zeit.
Bin stutzig geworden, weil er sonst nie so verbal "gemein" zu seiner Schwester war.
Das war genau zu der Zeit, wo sie sprachlich nen wahnsinnigen Sprung gemacht hat, trocken wurde und gleichzeitig super anhänglich war.
Er hat sich dann zurückgezogen, viel allein gespielt und gar nicht von sich aus Nähe gefordert, was ihm wohl aber gefehlt hat. Hab dann öfter mal Zeit bewusst nur mit ihm verbracht (als die Kleine Mittagsschlaf gemacht hat, etc.), gekuschelt, vorgelesen und danach war er wieder ganz ausgeglichen, hat viel besser gehört und die Beschimpfungen hörten auch auf.
Weiß nicht, ob es bei euch auch daran liegen könnte, ist aber vielleicht ne Überlegung wert...

Liebe Grüße und viel Geduld#winke

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Danke dir! Mir ist bei deinem Post auch eingefallen, wie viel sich hier bei der kleinen Schwester gerade entwickelt, was natürlich von allen Familienmitgliedern bemerkt wird. Das wird mit Sicherheit ein großen Anteil haben, an den Versuchen meines Sohnes Aufmerksamkeit zu bekommen.

Liebe Grüße

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Was ist eine "gleichwürdige" Erziehung? #kratz Noch nie davon gehört.
Ich finde, dass heutzutage viel zu viel Heckmeck gemacht wird und alles zu Tode analysiert wird, ob die Reaktion der Eltern jetzt pädagogisch wertvoll ist oder nicht.
Kinder haben Rechte und Pflichten. Es gibt ein paar wichtige Regeln, die einzuhalten sind. Der Umgangston sollte freundlich und respektvoll sein. Das Zusammenleben sollte liebevoll sein. Aber wer sich nicht an wichtige Regeln hält, der muss mit den Konsequenzen leben. So einfach ist das für mich.
Zu Deinen Beispielen:
Wer andere beleidigt, muss sich entschuldigen (je nach Alter) und im Wiederholungsfall bekommt er eine klare Ansage, dass ich solche Worte hier nicht dulde. (Deine Entscheidung, NICHT zu reagieren, wenn er Schimpfwörter sagt, verstehe ich nicht.)
Wer mutwillig andere Häuser/Fenster anspritzt, muss die Wasserpistole abgeben.
Wer mutwillig Bälle gegen Fenster schießt, der muss den Ball abgeben.
Wer im Treppenhaus seine Spucke verteilt, bekommt eine deutliche Ansage und darf die Spucke selbst wegwischen.
Das alles hat für mich nichts mit Strafe zu tun, sondern ist für mich konsequentes Handeln. Mir kommt es aber auch nicht auf ein "Feedback" an, so wie Du schreibst, sondern darauf, dass meine Kinder klar und deutlich wissen, welche Regeln wir haben und dass sie sich daran halten müssen.

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Ich würde auf jeden Fall hinterfragen, warum dein Sohn deinen Weisungen Folge leisten sollte, wenn ein Missverhalten keinerlei Konsequenzen hat...

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Mein Kind ist ähnlich und mein Gedankengut ist ganz ähnlich, obwohl ich in letzter Zeit tatsächlich manchmal Strafen (also die als Konsequenz getarnte Version) angewendet habe, weil ich nicht mehr weiter wusste. Er ist auch so, dass er sich in vielen Situationen anpassen kann, wenn es sein muss Straßenverkeht, Kita etc.
Ich hab ein paar Sachen gemacht, die zumindest teilweise helfen:
1. Ich hab ihm mehr Freiheiten gelassen, Sachen selbst zu machen. Er durfte sich mal selbst etwas kaufen, hat für uns alle den Nachtisch vorbereitet...
2. Ich hab Regeln mehr als meine eigenen persönlichen Grenzen formuliert, also ich möchte nicht, dass die Nachbarn sich von dir gestört fühlen.
3. Ich hab an Situationen gearbeitet, die besonders dazu tendieren, aus dem Ruder zu laufen.

Wir sind hier noch ein ganzes Stückchen davon entfernt, dass ich es entspannt nennen würde, aber es hat sich schon gebessert.

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Hallo,

Ich finde deinen Ansatz, ohne Strafen zu erziehen, super!
Mein Kind ist zwar noch jünger und kennt noch keine Schimpfworte, daher hab ich keine Erfahrungswerte dazu, aber vielleicht klappt es ja, eine bestimmte Zeit und Ort auszumachen, zb abends beim Zähne putzen, um dort gemeinsam die wildesten Schimpfworte rauszuhauen und darüber zu lachen. Der Rest des Tages ist (weitesgehend) schimpfwortfrei.
Vielleicht ist er ja auch tatsächlich eifersüchtig auf die kleine Schwester. Nimm dir jeden Tag exklusiv Zeit nur für ihn.
Bei seinen anderen "Ausfällen" würde ich mich fragen, welches Bedürfnis dahinter steckt und ihm Alternativen aufzeigen.
Ihr könntet auf eine Brücke gehen und in den Fluss spucken, du kannst Dinge suchen, die er mit dem Ball bewerfen bzw abspritzen darf.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

Alles Gute!

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Sorry, nimm s mir nicht übel, aber man merkt Deinen liebgemeinten Tipps an, dass Du keine Erfahrung mit älteren Kindern hast.
Gemeinsam mit Mama von der Brücke spucken machtg aber nicht halb so viel Spaß, wie verbotener Weise im Treppenhaus.
Schimpfwörter abends in einem vorher festgelegten Zeitfenster rauslassen, interessiert Kinder im Vorschulalter wohl eher... ähm... nicht.

"Bei seinen anderen "Ausfällen" würde ich mich fragen, welches Bedürfnis dahinter steckt und ihm Alternativen aufzeigen."
Sorry, nett gemeint, aber Vorschul- und Kindergartenkinder wollen nicht mit jedem Pups irgendwelche fehlenden Bedürfnisse aufzeigen.
Sie testen einfach Grenzen aus und provozieren gern.
Das ist ganz simpel und keine hochwissenschaftliche Erziehungspsychologie.

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Gut, das kann durchaus sein.
Mein Kind wird im September erst drei, in dem Alter sind meine Vorschläge wohl noch spannender.
Schade ;-)

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Hallo


„Reicht mein Feedback?“

Also dir reicht das Ergebnis, welches du damit erzielst offensichtlich nicht:

„Ich würde mir wünschen, dass er etwas öfter auf mich hört.“

Grundsätzlich finde ich den Ansatz gar nicht oder so wenig wie möglich zu bestrafen, gut und richtig. Vorausgesetzt das Kind passt zu dieser Methode und Familie und Umfeld können gut damit leben.
Nicht zu betrafen setzt ja voraus, dass das Kind sein eigenes Verhalten durch Einsicht anpassen kann, dass es kooperiert, weil es für alle Beteiligten das Vernünftigste ist.

Es muß Lust und Impulse also bewußt steuern, um das sozial erwünschte Verhalten zu zeigen. Frustabbau, indem man andere ärgert, gehen nicht und das Kind soll aus Einsicht und Empathie damit aufhören.

Kann man das von allen Kindern erwarten?

Manchmal machen Dinge einfach nur saumäßigen Spaß und wenn man damit auch noch ein wenig von innerem Stau und dem bißchen Alltagsfrust loswerden kann.......
super, dann höre ich doch nicht freiwillig auf, das Nachbarfenster zu bespritzen,
das macht einfach zu viel Spaß!!!

Du erwartest aber, dass er das schafft und wenn das nicht funktioniert bist du enttäuscht.

Gerade die temperamentvollen und lustgesteuerten Kinder überfordert man mit diesem Erziehungsansatz, glaube ich.

lg