Hallo,
meine Tochter ist 7 Jahre. Ihr großer Bruder 11 Jahre.
Sie ist verwöhnt, das weiß ich. Sie ist aber sehr engstirnig und hat eine wahnsinnige Durchsetzungskraft. Sie konnte schon immer wegen etwas, was ihr nicht passte stundenlang schreien. Wirklich wahr. Ich habe immer wieder versucht sie zu erziehen, aber erstens mal kann das nur ich aushalten, dass sie über so lange Zeit schreit und zweitens sind es oftmals Dinge, die sich drumherum verändern lassen, so das sie zufrieden ist.
Beispiel: Sie will etwas, das ihr Bruder hat. Der ist herzensgut. Sie schreit, er gibt es ihr und weis genau, wenn sie ihren Willen hat dauert es nicht lange, dann ist es für sie uninteressant und er kann es wieder nehmen. Lerneffekt für sie: Null
Mit uns Erwachsenen treibt sie das Spiel auch oft genug. Manchmal beißt sie bei mir auf Granit. Meist weiß sie aber ganz genau um die Situation, man hat einen dringenden Termin, muss auf die Arbeit, hat gerade Freunde da oder so und das nutzt sie gnadenlos aus. Sie bekommt nicht unbedingt immer das was sie will, aber immerhin einen Kompromiss schlägt sie raus.
Auch tut sie ganz oft so, als wäre sie noch kleiner als sie ist. Wischt sich auf Toilette den Po nicht ab, nimmt sich Getränke nicht selbstständig etc. Das ist nun gerade in der Schule (zweite Klasse) ein echtes Problem. Sie kennt die Regeln und missachtet sie (Klassenregeln und auch Rechtschreiberegeln) und sie sagt einfach "Das kann ich nicht" und tut dann nichts, weil sie Hilfe erwartet. Wenn keiner hilft wird sie oftmals total stur so wie bei oben genanntem Problem.
Ab wann weiß man denn, ob man mit/wegen seinem Kind mal irgendwo Hilfe holen sollte? Es gibt ja Erziehungsberatungsstellen, Ergotherapeuten etc. aber könnten die uns überhaupt helfen? Ab wann ist es mehr als das normale Verhalten von Kindern?
Zwar habe ich schon einen größeren Sohn, aber der ist von der Art her komplett so, wie man es erwarten würde. Gut erzogen, ruhig, liebevoll im Umgang und klar, jetzt wo er langsam in die Pupertät kommt auch mal aufmüpfig aber alles im normalen Rahmen.
Von der Lehrerin habe ich im ersten Schuljahr gesagt bekommen, meine Tochter hat ADS. Dies hat die Lehrerein allerdings revidiert und ich denke, die Diagnose kommt daher das meine Tochter zu macht, wenn es ein für sie unlösbares Problem gibt. Wenn sie bei Freunden ist, ist sie immer lieb und ich werde gelobt für das "wohlerzogene" Kind. *augenroll*
Über Tipps wäre ich echt froh!
Liebe Grüße
Jenny
Ab wann sollte man sich Hilfe holen?
Eine Erziehungsberatungsstelle oder Familienberatung kannst du immer aufsuchen, wenn du dir in Sachen Erziehung unsicher bist oder es in der Familie Probleme gibt. Jederzeit.
Mach das! Es kann dir nur helfen. Die kennen sich aus und können dir wertvolle Tipps geben. Wenn ich das so lese, könnt ihr ein paar Tipps gut gebrauchen. Es kostet nichts und ist anonym. Mach einen Termin, erstmal ohne Kinder. Eventuell kann es sinnvoll sein, auch mit den Kindern oder einem Kind zusammen hinzugehen, aber darüber kannst du dann mit dem Berater/ der Beraterin sprechen.
Ich kann es nur empfehlen.
Kinder können nur so weit die Grenzen überschreiten, wie man es selbst zuläßt.
Würde auch eine Erziehungsberatung aufsuchen, die dich mit pädagogischen Rat und Tat unterstützen, um dagegen zu lenken. Wichtig ist nur deren Unterstützungshilfe auch ernsthaft und haargenau umzusetzen und anzuwenden.
Hallo,
meinen Mann habe ich bereits zu so einem Kurs geschickt.
Habe weiter oben schon geantwortet, dass es zumindest besser läuft, wenn ich mit den Kindern alleine zuhause bin, denn da halten sie sich an die Regeln und da gibt es weniger Grund zum Schreien und zum Streit.
Mit meinem Mann kommt es auch immer wieder zum Streit, weil er sich um den Finger wickeln lässt. Zum Beispiel bei der Toilettengeschichte: Ich habe mit ihr die Vereinbarung getroffen, sie soll sich selbst abputzen, darf dann mit den extra dafür ins Bad gelegten Waschlappen sich nochmal nass abwischen um zu sehen ob es mit dem Papier sauber wurde oder nicht. Wenn der Papa da ist schreit man so lange nach ihm bis er kommt. Und er mault dann regelmäßig mit mir rum, warum denn ich nicht geholfen habe, ich sei doch da...
Lernen tut aber auch er es nicht...
Ich habe ja schon geschrieben, aber nachdem ich deine anderen Antworten gelesen habe, will ich es nochmal betonen: Lass dir helfen!
Es geht hier nicht um deinen Mann, sondern um dich und deine Beziehung zu deinen Kindern. Ja, evtl läuft bei ihm auch das ein oder andere nicht rund, aber das kannst du erstmal nicht ändern. Klar ist es wichtig, dass ihr an einem Strang zieht, aber auch da kann es helfen, wenn euch eine in solchen Sachen ausgebildete Person Tipps gibt, die ihr beide annehmen möchtet.
In meinen Augen kannst du einiges an deiner Sichtweise auf deine Tochter verändern, was euch helfen würde. Ich rate außerdem ganz klar davon ab, einigen der oben genannten Ratschläge zu folgen, aber ich bin nur eine anonyme Userin, der du wahrscheinlich nicht unbedingt mehr Gehör schenken würdest als einer anderen. Aber ich wüsste teilweise schon, was unsere Beraterin zu dir sagen würde. Aber sowas muss individuell besprochen werden, das bringt sonst nichts.
Ich würde dir das Buch " Wie anstrengede Kinder zu grossartigen Erwachsenen werden" empfehlen.
Dort geht es darum, vermeintlich "schwierige" Kinder im postiven Licht zu sehen und sie ihrem Temperament entsprechend zu "händeln".
Meine Tochter ist zwar erst 4 1/2 Jahre, aber durchaus temperamentvoll, und das Buch hat einige gute Tipps.
Aber Familienberatung oder ähnliches wäre mit Sicherheit auch mal eine Überlegung wert.
Ohne auf den ganzen Text einzugehen will ich dir nur deine Frage beantworten:
A B J E T Z T !!!!!
Gibt es ein Familienzentrum in deiner Nähe? Meist sind das Kindergärten.
Sonst mal nach einem Beratungszentrum o.ä. in der Nähe googlen
Ich denke, ab dem Zeitpunkt, wo man drüber nachdenkt, OB man externe Hilfe benötigt, ist es soweit . Deine Tochter klingt nach der Prinzessin auf der Erbse, die mit Tyrannei ihren Weg beschreitet, egal, wer/was auf ihrem Weg liegt. Dass sie dieses Verhalten anscheinend nur innerhalb der Familie zeigt, sagt mir, dass ihr Eltern und der Bruder darin verwoben seid. Ja, ich würde mir vom Kinderarzt eine Überweisung für prof. Hilfe holen. Alles Gute für euch 4!
P.S.: Eine Lehrerin überschreitet deutlich deutlich ihre Kompetenzen, wenn sie bei einem Kind AD(H)S "diagnostiziert". Sie kann einen vorsichtigen Verdacht äußern oder fragend einen Begriff in den Raum werfen aufgrund ihrer Erfahrung, aber mehr nicht.
Hallo
ich würde sagen, der Zeitpunkt, sich Hilfe zu holen, ist jetzt.
Es klingt, als sei dein Sohn der Gute, deine Tochter die Böse.
Sie manipuliert, ist „verwöhnt“, erziehungsresistent, usw.. Sie klingt, und das finde ich wirklich schlimm, wie ein kleines Miststück.
Und das ist sie sicher nicht!!
Sie ist der Buhmann. Nicht schön.
Für mich ist nicht „Konsequenz“ das Zauberwort. (Das bekämpft höchstens Symptome, aber nicht die Ursache, wenn überhaupt.) Sondern „Beziehung“. Die Beziehung zwischen dir und deiner Tochter.
Glaube ihr doch einfach auch mal was.
Ich glaube, eine Ursachenforschung wäre angebracht. Und hör auf, sie mit ihrem grossen Bruder zu vergleichen. Jedes Kind hat ein Recht auf seine eigene Persönlichkeit.
Hallo
ich bin nicht deiner Meinung. Ich liebe beide Kinder sehr. Jedes hat seinen eigenen Charme und seine Talente. Es ist dieser Punkt in der Erziehung, in dem sie so unterschiedlich sind. Der große ist der ruhige und hört besser, sie ist die wilde und zehrt mehr an unseren Nerven. Aber das heißt doch nicht, das ich ihn mehr lieb habe als sie.
Dafür ist sie mein absoluter Knuddelbär. Wir kuscheln immer abends vor dem Schlafen und das geht mit ihrem großen Bruder gar nicht mehr (anfängliche Pupertät lässt grüßen)
Hilfe holen sollte man dann, wenn es für einen selbst oder für das Kind zum Problem wird. Wenn man selbst nicht mehr weiter weiß.
Welche Hilfe das ist, kann sehr unterschiedlich sein!
Erziehungsberatung
therapeutische Beratung
Diagnostik
Kinderarzt
Auszeiten um selbst Kraft zu Tanken
uvm.
Manchmal braucht man auch mehrere Anläufe oder andere Ansatzpunkte.
Wie kommt die Lehrerin auf ADS und wie kommt sie darauf, dass es das nicht ist?
Gab es hierzu mal eine Diagnostik oder waren es nur Vermutungen?
Das eine schließt das andere nicht aus.
ADS, Autismusformen, verwöhnt sein, selbst keine Kraft haben als Eltern, eigene Unsicherheit.
Manchmal ist es nur eines, manchmal sind es zwei-drei-vier Faktoren, die zusammen fließen.
Hilfe von außen kann hilfreich sein. Dann, wenn jemand mal von außen drauf schaut.
Dann, wenn man selbst unsicher wird oder das Gefühl hat Hilfe zu brauchen
oder eben auch, wenn das Kind Hilfe braucht, um "wieder in die Spur zu kommen" oder "in der Spur zu bleiben"
Welches Angebot ihr zuerst nutzt, hängt von der Grundproblematik ab und was es bei euch in der Umgebung so gibt und wie lange die Wartezeiten sind. "Einfach" bei einer Stelle anfangen und dann weiter sehen. Wenn ihr Glück habt, ist es die richtige/passende für euch. Wenn nicht, bekommt ihr evtl. Tipps wo ihr weiter suchen könnt.
Danke.
Das mit dem ADS hat die Lehrerin nach einem halben Jahr über meine Tochter gesagt. Die Lehrerin hatte in der Zeit viele Fehlzeiten, wegen Fortbildung. Ich habe die zwei anderen Lehrerinnen und sogar nochmal im Kindergarten gefragt und es gab keine Anhaltspunkte. Es lag wohl am Verhalten meiner Tochter. Wo sie bei uns die Dinge voll in der Hand hat, ist sie woanders sehr schüchtern. Wenn sie etwas nicht verstanden hat - oder auch den Sinn dahinter - hat sie nicht etwa gefragt, sondern in die Luft geschaut - eben zu gemacht, wie ich es schon schrieb. Das war der einzige Grund, warum die Lehrerin ADS diagnostiziert hat. Sie wurde darauf hin an einen anderen Platz gesetzt, zu einem Kind das sie positiv beeinflusst hat und den die Lehrerin mehr im Blick hat und siehe da: weg war das ADS.
Ein Lehrer kann vorab kein ADS oder ADHS diagnostizieren sondern Ärzte. Aber sie können einen Anstoß geben sofern sie eine Testung darauf als sinnvoll betrachten.
Jedes Kind ist anders und das eine pflegeleicht und leichtführig das nächste ist eher Kaliber anstrengend und ein Kind für Fortgeschrittene. Mein Sohn ist erst 2 aber wenn er etwas nicht möchte kann er schnell und lange schreien. Hab ihn einmal unter Begleitung zwingen wollen um 20 Uhr zu schlafen weil das ja alle Kleinkinder so tun würden. Folge 40 Minuten rumschreien... klitschnass geschwitztes und umziehen müssen. Ich stand innerlich nicht hinter meiner Entscheidung und das hat er gespürt. Der riecht innere Unsicherheit! Bin ich hingegen überzeugt von meiner Sicht und der Art auftreten. Motzt und brüllt er zwar auch... beruhigt sich aber binnen kürzester Zeit sofern ich ihm mein verhalten verständlich erklären kann. Danach ist er zwar Marke beleidigte Leberwurst und ignoriert mich weiter 10-15 Minuten aber reguliert sich selbst runter dadurch.
Mein Tipp... Fang schon vor der Eskalation das Verhalten ab. Sei nur dort konsequent wo du auch hinter deinen Entscheidungen stehen kannst und bleib dabei. Erklär warum und das tust. Wenn das zu ner Steigerung führt ignorier das Fehlverhalten.
Es ist durchaus normal Kompromisse zu finden. Mach ich auch überall wo es möglich ist. Aber nur aufgrund von Kooperation. "Du bekommst xyz nur wenn du aufhörst" oder "nur redenten Menschen kann geholfen werden... keinen heulenden und schreienden"... "Du möchtest was von mir... gerne... Aber nur wenn du normal mit mir sprichst... schreist du... bekommst du aus Prinzip nicht was du möchtest"
Aber auch erklären warum nicht immer alles umgesetzt werden kann! Sofern das Kind überwiegend seinen Wunsch erfüllt bekommt... wird es eher fähig sein auch mal zu verzichten. Das muss man dennoch üben und wenn es nein heißt.. bleib beim nein. Du machst dich sonst unglaubwürdig und je älter sie wird desto ausufernder wird sie sich benehmen. Sie ist mit 7 absolut in dem Alter wo Frustrationstoleranz zu erwarten ist. Aber das entwickelt man nur wenn man es auch aushalten muss. Das ist hart. Aber bringt nix. Ich merke bei meinem gerade mal 2 jährigen das er ähnliches Verhalten entwickeln würde wenn ich inkonsequent reagiere. Kompromisse ja aber nicht immer ist das möglich.
Und mein Sohn reagiert selten von jetzt auf gleich über sondern wenn er ne Schnute zieht ist er kurz vorm brüllen. Dann geh ich sofort hin wenn ich das sehe und frag ihn "was ist los? Ich hör dir zu... Ich bin da und nimm dich ernst. Aber bitte nicht schreien. Ich kann dir nicht helfen wenn du jetzt weinst und brüllst weil ich dann auch kein Wort verstehen würde. Red mit mir. Was möchtest du und ich schau ob es umsetzbar ist." ... Wenn das nicht möglich ist "Schatzi ich weiß du findest das jetzt total blöd... Ich versteh dich. Aber das kann ich nicht umsetzen weil...."
Dann überspringt ich das brüllen. Er bockt dann zwar und ignoriert mich kurze Zeit aber er eskaliert nicht komplett. Ist zwar gefrustet weil sein Wunsch nicht umsetzbar ist... ist aber gnädig mir gegenüber...weil ich ihm immerhin gezeigt hab das ich ihn ernst nehme und gewillt bin zu vermitteln. Sprich wenn sie Vorzeichen gibt... reagier schon hier. Nicht erst wenn sie bereits am eskalieren ist.
Ab wann man Hilfe suchen sollte? Generell immer dann wenn einem die Situation über den Kopf wächst. Das hat nix mitm Alter zu tun sonder mit deiner Belastbarkeit! Einfach mal beim Jugendamt oder Erziehungsberatungsstellen informieren. Die können gut informieren darüber was sinnvoll ist wie man was umsetzen könnte.
Ich bin mir nicht sicher ob es mir über den Kopf wächst.
Ganz viel von dem was du beschreibst mache ich schon.
Mein Auftreten ist Konsequent und ja, ich habe schon vor längerem angefangen immer vorher ein Ja und ein Nein zu entscheiden und dabei bleibe ich dann auch. Ehrlich gesagt hat das bei meinem Sohn viel besser funktioniert als bei der kleinen. Sie hat eine Möglichkeit gefunden immer einen Kompromiss herbei zu führen.
Zum Beispiel: Sie will Süßigkeiten vor dem Abendessen. - Natürlich ist meine Antwort Nein. Dann stresst sie mich solange beim Kochen, bis sie ein Toastbrot oder eine Scheibe Wurst oder etwas ähnliches in der Hand hat (nichts süßes, aber sie isst schonmal was ) Beim essen bleibt sie trotzdem gut sitzen, denn sie ist eine gemütliche Esserin. Aber mich nervt es - hat sie ja doch wieder ihren Willen bekommen...
Gut die Beschriebene Situation ist aber wirklich nicht schlimm! Kompromisse sind überall dort eine gelungene Lösung, wo man auch drauf eingehen kann! Ja wirklich!!! Es geht nicht permanent darum, wer ist der Stärkerer, wer setzt sich durch, wer hat das letzte Wort. Sondern wenn es möglich ist. Wie kann ich eine Lösung haben die uns beide irgendwie zufriedenstellt.
Mein Sohn ist 2 und meint mir am Wochenende vorm Frühstück weiß machen zu wollen, das Lutscher oder Bonbons das perfekte Frühstück darstellen. Da sag ich natürlich auch wie du "NEIN - erst wird was gescheites gegessen und dann darfst du was Süßes haben, nicht vorher!" Ob er jetzt am Ende das selbe zum Frühstück isst wie mein Mann und ich - ist völlig gleichgültig! Von mir aus kann er zum Frühstück auch Gurkenstücke mit Trockenbrot essen oder einfach nur ne nackerte Semmel ohne nix. Fakt ist, es ist keine Süßigkeit! Wenn dein Kind also, weil es schon vorm eigentlichen Essen, was noch ewig dauert bis es fertig ist, hunger hat und was zu essen benötigt. Ist es doch ehrlich gesagt völlig egal, wenn sie als Zwischenmahlzeit eine Scheibe Wurst oder eine Toastscheibe ist. Solange sie zum nachfolgenden richtigen Essen mit am Tisch sitzt und es ist auch in Ordnung wenn ihre Portion dadurch dann kleiner ausfällt weil etwas vorgesättigt. Das ist doch eine gelungene Kompromisslösung. Ganz ehrlich selbst ich als Erwachsene handel so. Wenn mir der Abstand zum Abendessen noch zu lang erscheint und ich JETZT hunger habe, schmier ich mir auch kurz eine Brotscheibe. Natürlich hau ich mir nicht eine nach der anderen hinein, aber um nicht in den Unterzucker zu fallen und Kreislaufprobleme zu bekommen um nicht durch den Unterzucker dann unleidig und meckerlich zu werden, ess ich dann auch mal eine Kleinigkeit vorweg. Das ist doch überhaupt nix schlimmes. Warum sollte also bei meinem Kind ein anderer Maßstab gelten als bei mir?
Auch leg ich z.b. die Klamotten raus. Mal funktioniert das ohne meckern. Mal will er partou irgendwas davon nicht anziehen. Dann biete ich ihm alternativen an und frag ob er dann lieber dieses oder jenes anziehen würde. Solang er mir im Winter nicht in Shorts raus geht ist mir am Ende doch herzlich egal ob er nun ne rote oder blaue Hose trägt und ob die Kleidung wirklich zueinander passt von der Optik. Das ist eine Kompromissfindung und die ist in solchen Fällen möglich.
Wenn natürlich Termindruck da ist und man los muss... dann muss er sich beugen, ob er es nun toll findet oder nicht. Und nein ICH entscheide ob er nun heute in die Krippe geht oder nicht und nicht er, der Morgens an manchen Tagen "kein Bock" hat. Ich hab auch nicht immer Bock zur Arbeit zu gehen und muss mich dennoch beugen.
Auch Zähneputzen.... es muss gemacht werden. Ob er das nun neben mir stehend selbständig macht (gestern das 1. mal) oder ich ihn zur Not auf den Rücken liegend fixiert gegen seinen Willen die Zähne putze um das extreme Gegenbeispiel zu haben. Ist mir herzlich egal. Die einzige Kompromissbereitschaft die ich hier habe. Ist das er das putzen abends verzögern kann und z.b. erst noch was fertigspielen darf ehe ich das durch zähne putzen unterbreche. Wenn er sich aber meint an die Kompromissregel nicht halten zu müssen und auch nach der Beendigung seiner vorangegangen Tätigkeit nicht bereit ist, mitzuwirken und sich an Abmachungen zu halten. Dann wird Zähne geputzt komme was wolle.
Essen oder auch Schlafen biete ich zu gewissen Uhrzeiten an. Ob er das Angebot annimmt oder nicht ist ein anderer Stiefel. Ich kann und will ihn weder zum Essen zwingen noch zum schlafen. Am vollen Tisch ist noch kein Mensch verhungert - fakt ist nur, wer Abends nix mitisst, bekommt danach auch keine Süßigkeiten oder andere Dinge mehr die nix mit "normalem" essen zu tun haben. Er dürfte aber durchaus 2 Stunden später den Wunsch äußern das nun kalte Essen von vor 2 Stunden jetzt doch essen zu wollen. Nur halt kalt. Manchmal hat man noch kein Hunger zu festen Zeiten. Und das selbe ist mit Schlafen. Wenn er müde ist... funktioniert der Ablauf immer gleich und ohne Stress. Ein Prozess von 5-30 Minuten und er ratzt weg. Wenn er nicht müde ist, ist er nicht müde! Ich werd ja schließlich auch nicht jeden Abend per se zur selben Uhrzeit müde. Manchmal lieg ich um 1 Uhr noch wach im Bett und kann nicht einschlafen (selten aber kommt vor) und genauso ist es bei meinem Sohn. Normal funktioniert es in 9 von 10 Fällen ohne Probleme zur ungefähr immer gleichen Uhrzeit. Aber genauso wie er mir auch schon vor der Uhrzeit auf der Couch wegpennt und ich ihn dann halt ins Bett trage und das der einzige Ausnahmefall darstellt wo er nicht Zähne putzen muss weil ich ihn nicht nochmal wecken würde... so kann es auch ebenso selten vorkommen das ich vor ihm einschlafe und er sich bis 24 Uhr mit sich selbst beschäftigt und spielt weil keine Anzeichen von Müdigkeit da sind. Ist nicht alltäglich, er hängt am nächsten Tag auch tatsächlich überhaupt nicht nennenswert durch (morgenmuffelig ist er fast immer, egal wie viel Stunden schlaf er bekommen hat) und es ist menschlich. Was sollte ich auch tun? Ihm die Augenlieder zukleben, Alkohol oder andere betäubende Drogen geben? Denn anders würde es nicht möglich sein.
Kompromisse sind nicht "der andere bekommt seinen Willen" sondern BEIDE Seiten müssen in ihren Forderungen Einschränkungen vornehmen um einen Nenner zu finden. Sie bekommt keine Süßigkeit = dein Wille ist erfüllt - Sie hat dennoch was zu essen in der Hand = ihr Wille wurde erfüllt.
Und manche Kinder sind einfach Anfängerkinder! Die benötigen nicht wirklich viel Einfluss von Außen um "gelungen" und "gesellschaftstauglich zu sein. Ein hoch für jeden der ein solches Exemplar daheim sitzen hat. Und nein das ist kein Verdienst der Eltern sondern einfach "ein gemachtes Nest" in das man sich setzen kann. Andere Kinder sind Resoluter, Selbstsicherer, Willensstärker, haben weninger Geduld oder Frustrationstoleranz, besonders sensibel, manche sind einfach schwieriger im Umgang und schwerer zu bändigen. Jene benötigen mehr Führung und Konsequenz - aber dennoch auch meistens wesentlich mehr Aufmerksamkeit als ein Anfängerkind, was mehr ein Selbstläufer ist. Natürlich braucht auch jenes Kind Aufmerksamkeit. Aber eben nicht so im übermaß wie ein anstrengendes. Nicht jedes Kind benötigt gleichviel. Und manche benötigen mehr Reglementierung als ein anderes. Ein Kind hat eine sehr gute Selbstbeherrschung und merkt wenn es ihm zu viel wird - ein Anderes Kind hat ohne Reglementierung kein Limit und geht ständig über sein eigenes oder das anderer hinaus. Beim einen Kind hat eine erhöhte Mediennutzung, Süßigkeitkonsum oder Inkonsequenz bei der elterlichen Erziehung keinerlei Folgen und können lockerer gehandhabt werden... ein anderes Kind braucht hier feste Zeiten, feste Mengenrationierungen und feste Strukturen. Kinder sind nicht wirklich vergleichbar oder über einen Kamm zu scheren und an Zahlenwerten auswertbar. Man muss immer individuell auf die einzelnen Eigenschaften eingehen.
Und Dinge die mein Sohn selbständig kann und meint sich z.b. auf Baby zu stellen... da bin ich tatsächlich auch jemand der dann sagt "ohhh bist du mein Baby"... dann wird Protestiert... "Kuba kein Baby"... letztens meinte er im Hausflur auf allen vieren Krabbeln zu müssen... ich so "Naja Babys krabbeln, Babys können dies nicht und das nicht (was er gerade an Verhalten zeigt). Und große Jungs können laufen." Booom und schon steht er wie ne eins und läuft wieder. Auch bin ich jemand der z.b. wenn er sich künstlich auf hilfsbedürftig stellt jemand der sagt "du kannst das alleine" und wenn er dann auch so ein Spruch bringt ala "Nein Kuba kann nicht/schafft nicht" dann sag ich ihm "DOCH! Ich hab es schon gesehen wie du das kannst und ich glaub an dich das du das alleine schaffst" Ich helfe nur zur Selbsthilfe! Sprich erkläre ihm Step by Step nochmal wie es läuft und funktioniert, nimm ihm aber das was er will nicht per se ab.