Mein Kind akzepziert kein "Hör auf"

Mein Kind akzeptiert einfach kein "Hör auf".
Immer wieder stoße ich an meine Grenzen, ich sage zu meinem Kind, dass es aufhören soll, aber es hört einfach nicht auf.

Jetzt wurde es sogar schon in der Schule zur Direktorin gerufen, weil er einfach nicht aufhört, wenn man ihm etwas sagt.,

Wenn er mir dies zuhause erzählt, dann lacht es sogar dabei.

Mein Kind tut nichts schlimmes, aber es gibt andere Kinder, die es nicht mögen was er macht und wenn sie zu ihm sagen, dass er damit aufhören soll, dann tut er es einfach nicht.

Wieso macht er das?

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Weil er es kann...

Wie sehen denn bei euch Konsequenzen aus?

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In Ergänzung zu Nele: hast du ihn mal fühlen lassen, wie das ist?

Mach doch mal etwas, was er nicht mag. Und wenn er sagt, du sollst aufhören oder das anderweitig ausdrückt, machst du einfach weiter. Und dann sprichst du mal mit ihm darüber, wie mies sich das anfühlt, wenn Grenzen nicht geachtet werden. Nein heißt nein...

Alternativ würde ich mal mit dem Kinderarzt darüber sprechen, ohne dass er dabei ist. Manchen Menschen fehlt einfach in der Wahrnehmung ein Sensor dafür. Dafür gibt es auch einen Fachbegriff, der mir gerade partout nicht einfallen will. Das kann man, so meine ich mich zu erinnern, ergotherapeutisch behandeln.

Das wären so meine Ideen.

LG

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Ich würde auch sagen: weil er es kann.

Er ist es ja scheinbar gewohnt, das er da freie Hand hat. Die Konsequenzen, wenn es denn welche bei dir gibt, scheinen ihn nicht zu treffen. Ich würde ihm ebenfalls mal den Spiegel vorhalten und ihm sein eigenes Verhalten vor Augen führen. Und definitiv über andere Konsequenzen nachdenken, damit die wirken.

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Einerseits Charakterbedingt... sprich das Kind hat leicht sadistische Züge und es macht ihm Freude wenn andere sich durch ihn gestört/bedrängt etc fühlen.

Zum anderen auch Erziehungssache. Frage... wie bist du mit ihm in der Kleinkindphase umgesprungen. Hat er viel mitentscheiden dürfen oder würde viel bevormundet nach dem Motto "friss oder stirb" klar letzteres ist nicht immer vermeidbar... Aber es macht schon ein Unterschied ob man permanent oder nur Situationsbedingt übergangen wird. Irgendwann kommen sie dann in das Alter (5-8) wo dieses Verhalten abgekupfert wird weil sie sich dann langsam auch durchsetzen können. Erst gegen gleichaltrige und später versuchen sie es auch bei Erwachsenen.

Zum anderen wie bist du in der Vergangenheit eingeschritten wenn er Grenzen überschritten hat? Hast du dann Dinge auch mal konsequent weggenommen oder nicht nur geschimpft oder es laufen lassen sondern auch erklärt warum es nicht in Ordnung ist Grenzen anderer zu überschreiten und wenn jemand XYZ macht... die Person das nicht möchte was du tust. Das jeder andere Grenzen hat und er auch akzeptieren muss... wenn jemand weniger belastet werden kann als er (und er verkraftet bei uns schon wenig)... oder reflektiert "wie würde es dir gefallen wenn ich das gleiche bei dir mach?"

Nicht selten fördert Übergriffig bevormundende Erziehung (Autoritär) gepaart mit mangelhafter erklärungsbereitschaft der Eltern (und damit verbunden Unverständnis warum ein Verbot ausgesprochen wurde) dazu das Kinder die vom Wesen eher dominant daher kommen... das selbe respektlose verhalten was ihnen zuteil kommt an andere zu tragen. Mit 6 Jahren ist der Einfluss von außerhalb noch zu schwach um es auf andere Kinder und Umgang zu denen rückzuschliesen... das fängt erst in der Pubertät ausgeprägt an das sich unterwürfige ggf charismatischen dominanten Freunden hörig zeugen und dank Fehlverhalten entwickeln.

Es gibt auch Menschen die neben charakterlicher Schwäche in diesem Fall auch tatsächlich ne emotionale Störung haben... die können selbst wenn sie wollen keine Rücksicht nehmen weil ihnen die Fähigkeit gänzlich fehlt Empathie zu empfinden. Die Grundlage für Respekt und Rücksicht.

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Der richtige Weg ist, Kinder verständnisvoll, aber konsequent zu erziehen.
Weder Sklavengehorsam, noch die Kinder grenzenlos mit unendlichem Verständnis für jedes Fehlverhalten laufen zu lassen, ist zielführend.

Das, was Du da als schädlich beschreibst, ist die Erziehung von ca. 1960 und davor, und die hat heute Seltenheitswert.
(Wenn man normale Familien betrachtet.)

Die Methode, nie durchzugreifen, sondern immer nur zu erklären und Verständnis zu zeigen und es dem Kind stets Recht zu machen, ist dagegen leider gerade schwer angesagt, und die meisten respektlosen Kinder kommen heutzutage aus solchen Familien und haben keineswegs zu strenge Eltern.
Besonders bei Jungs ist dieser Ansatz häufig fatal. Bei Mädchen klappt das z.T. noch, weil die öfter von sich aus ruhiger sind und nicht anecken wollen, aber die meisten Jungs brauchen klare Ansagen und Grenzen, sonst gehen die über Tische und Bänke (entweder im übertragenen Sinne oder sogar wortwörtlich).

Kinder, denen die Eltern es stets versuchen, Recht zu machen, lernen nicht, dass andere Menschen auch Bedürfnisse haben und erwarten, dass der Rest der Welt alles nach ihren Wünschen gestaltet und sich von ihnen nach Belieben kommandieren und unterdrücken lässt.
Wenn das nicht funktioniert, werden diese Kinder bockig. Das sind sie von zu Hause anders gewohnt!
Das fällt dann verstärkt in der Schule auf, wo man sich in eine Gruppe einfinden und Dinge tun muss, zu denen man gerade wenig Lust hat.
Hier an der Grundschule stellt die zunehmende Menge dieser egoistischen Prinzen und Prinzessinnen ein echtes Problem dar.

Im tiefsten Innern sind die Kinder aber unsicher, denn keine Grenzen bedeutet auch, kein Halt. Diese Kinder sind als Jugendliche ebenso anfällig für schlechte Gesellschaft, wie welche, die zu Hause unterdrückt werden. Auch die suchen Halt in einer Gemeinschaft und lassen sich leicht ausnutzen.

Ein derart "erzogenes" Früchtchen hat auch unser Sohn (4. Klasse) in der Klasse.
Da ich die Eltern kenne, weiß ich, dass das eigentlich eine ganz normale Mittelschicht-Familie ist. Die Kinder werden verhätschelt, und alles andere als streng erzogen.
Der große Sohn vergnügt sich mit 15 mit Saufen und ähnlichem Mist.
Der Klassenkamerad unseres Sohnes ärgert, klaut, lügt, wie gedruckt, schubst und schlägt.
Das beste daran ist aber, dass unser Sohn es sagen geht, wenn es ihm reicht und dass der Junge unseren Sohn anmotzt, dass er wegen ihm immer Ärger bekommen würde. #kratz
Dieser Prinz lebt offenbar in einer Realität, in der sich alle alles von ihm gefallen lassen müssen und sieht nicht einmal ein, dass ER sein Verhalten ändern müsste, um Ärger von den Lehrern und OGS-Betreuern zu vermeiden. #klatsch
Und nein, der hat kein ADHS oder ist Autist oder sowas. Der ist einfach nur verzogen.

LG

Heike

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Irr dich da mal nicht. Bis heute hat die schwarze Pädagogik aus der Nachkriegsgeschichte noch eine hohe Anhängerschaft. Weil es von Generation zu Generation weitergegeben wird und nicht jeder hinterfragt seine Kindheit. Bis heute gibt es noch einige die selbst körperliche züchtigung in der Erziehung verharmlosen. Und auch wenn klapsen und schlagen Welten verschieden sind... ist auch klapsen nix was in der Erziehung zu suchen hat. Den Respekt lernt sich nicht wenn man selbst keinen bekommt.

Die komplett alles laufen lassen ohne Grenzen ist auch nix neues. Sondern gab es bereits großflächig in den 70er Jahren.

Das was heute sehr etabliert ist und ich mich da auch hinzu zähle. Ist Bedürfnisorientierte Erziehung die mit keine Grenzen setzen nix gemein hat. Sondern im Gegensatz zum autoritären Erziehungsstil... wird das Kind als vollwertiger Mensch angesehen... der geführt aber nicht gebrochen werden soll. Und Kompromisse überall ok sind wo eine Mitbestimmung keine negative Auswirkungen annehmen lässt. Und die Erziehung wird an das Alter...Charakter und Entwicklungskurve angepasst und wächst mit. Das ist das übliche und die allermeisten Kinder heute sind keine anarchisten sondern häufig viel respektvoller und Verantwortungsbewusster als im gleichen Alter frühere Generationen. Jene die ausm Rahmen fallen... sind Kinder aus extremen Stilrichtungen die nicht zum Kind passen. Das kann das autoritär erzogene Kind sein der persönliche erlebte grenzüberschreitung auf andere überträgt... oder die permanent Grenzen suchen und nicht bekommen oder nicht in der Form wie sie es individuell brauchen. Denn ja Grenzen zu bekommen ist auch ein unbewusstes Bedürfnis eines jeden Menschen. Man will wissen wie weit man gehen kann und da kein Mensch die gleichen Grenzen hat. Werden diese ausgereizt bis man welche bekommt. Das bedeutet aber auch das Lehrer ebenfalls konsequent durchgreifen müssen denn dank Gruppendynamik... können selbst Kinder... die sich daheim benehmen können... unverschämt werden...weil die Grenzen in der Schule müssen von dieser umgesetzt werden. Nicht von Eltern...wie Auch... man ist als Eltern ja nicht mal dabei.

Von ersten Erziehungsresultaten reden zu können... müssen die Kinder aber schon deutlich über 6 Jahre alt sein. Denn davor legt man die Grundlagen. Aber nur weil man zb ein leichtführiges pflegeleichtes Kind hat... hat das nix mit eigenen Verdiensten der Erziehung zu tun. Sondern nur mit dem Wesen. Das eine Kind kommt schon mit Fähigkeiten zur Welt die andere erst mühsam lernen müssen. Denn die Trotzphase ist zwischen 3-6 und in der Zeitspanne dürfen sie noch wutanfälle bekommen um mit Frustration umgehen zu lernen. Ist das aber bei älteren Kindern noch gegeben... deutet es drauf hin das sie zb irgendwann doch ihren Willen bekommen haben wenn sie toben und das keine natürliche Reaktion mehr ist wie mit 4 Jahren... Sondern sie haben gelernt... sich dadurch durchzusetzen.

Mein Sohn ist 2,5 und manchmal stellt er bitten wie Befehle... dann reagier ich zb gar nicht sondern sag nur "wie sagt man das" und schon wird aus dem Befehlston eine freundliche bitte. Denn mir ist zb wichtig das der Tonfall passt. Stimmt dieser... und wird nicht geheult bekommt er fast alles was möglich ist. Und wenn nicht kann er dank kindgerechtes erklären schnell Akzeptanz entwickeln.

Ein Kind das permanent anderer Grenzen überschreitet und im schulalter angekommen ist... hat entweder eine Entwicklungsstörung oder emotionale "Behinderung"... sprich mangelhaftes Empathieempfinden... oder nie gelernt was Respekt bedeutet.

Jungs wird oft mehr Fehlverhalten zugestanden... daher wird hier häufig später oder zu spät gehandelt. Bei mir ist egal ob Sohn oder Tochter... Regeln/Grenzen sind für alle gleich und ein Junge muss bei mir genauso in den Haushalt integriert werden wie ein Mädchen. Das hat aber nix mit Jungs oder Mädchen zu tun. Mädchen denen alles durchgelassen wird... sind nicht selten selbst reinste Furien. Hat eher was mit Charakter zu tun... der eine kompensiert Fehler von Eltern (die im übrigen alle Eltern machen... uns eingeschlossen) besser und andere schlechter.

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Wie alt? Wenn ein Grundschüler nicht hört, ist dies was anderes als wenn ein 14jähriger meint, sein Ding zu machen...

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Hallo,

entweder hat dein Kind sadistische Züge und spielt seine Macht gerne aus, oder er hat keinerlei Empathie oder in eurer Erziehung ist irgendwas schief gelaufen.

In der Regel sind Schulkinder, eigentlich schon Kindergartenkinder, in der Lage so empathisch zu sein, dass sie die Grenzen ihrer Mitmenschen achten. Ich musste meinen Kindern nicht gesondert erklären, dass ein NEIN auch NEIN bedeutet und ein STOPP auch STOPP meint. Ein "soweit und nicht weiter" ist im Prinzip für die meisten Menschen verständlich. Als erstes lernen Kinder dies durch banales Vorleben. Werden ihre Grenzen akzeptiert oder wurden sie bisher stets übergangen? Das ist die eine Seite der Medaille. Die Kehrseite wiederum, wurden dem Kind bisher Grenzen deutlich aufgezeigt und die auch konsequent verteidigt. Oder sagten die Eltern zwar "Hör auf", duldeten aber schließlich doch sein Tun? Das beides sind Sache der Erziehung und die würde ich als erstes durchdenken. Habt ihr klare Grenzen gesetzt, oder habt ihr alles mit euch machen lassen? Wart ihr vielleicht zu autoritär und habt seine Grenzen nicht gewahrt und er kopiert euch jetzt einfach, weil ihm das Verhalten als normal erscheint?
Kommt dies in Frage, würde ich mir psychologische Hilfe oder Hilfe bei einer Erziehungsberatung holen.

Könnt ihr oben genanntes ausschließen, wäre mein erster Weg zum Kinderarzt und dann zum Kinderpsychiater um eine Diagnostik zu bekommen. Es könnte durchaus eine Störung seines Empathieempfindens vorliegen. Er kann die Grenzen seiner Mitmenschen nicht bewusst wahrnehmen. Da gibt es bestimmte Therapiemöglichkeiten. Der Schulkamerad meiner Tochter hat das und Ergotherapie hat bei dem Jungen schon gute Erfolge gebracht. Mit einer Diagnose wisst ihr woran ihr seid und ihr wisst, dass es weder euer Versagen oder Böswilligkeit eures Sohnes ist.

Sadismus war oben überspitzt dargestellt. Das glaube ich eher weniger. Das würde anders auffallen.

Da ich gerade den Fall des Mitschülers meiner Tochter vor Augen habe und auch zu dessen Mutter guten Kontakt habe, würde ich am ehesten auf so etwas tippen und würde wirklich eure bzw. die Probleme eures Kindes ernst nehmen und darauf eingehen. Ohne Strafen. Erst Ursachenforschung betreiben. Das Kind kann vielleicht gar nichts für sein Verhalten und wird bestraft. Sprecht mit euerm Sohn, erklärt immer wieder, spiegelt sein Verhalten.

LG
Michaela